Lichtstark und preisgünstig
Viltrox AF 28 mm F1.8 FE im Test
2024-05-12 Knapp vor einem Jahr wurde das AF 28 mm F1.8 FE vom im chinesischen Shenzhen angesiedelten Hersteller Viltrox Ende Mai 2023 vorgestellt. Das klassische Vollformat-Weitwinkel ist als Bajonettvariante für Sony E-Mount und das Nikon Z Bajonett für weniger als 400 Euro erhältlich. Wie sich die lichtstarke Festbrennweite im Labor und in der Praxis geschlagen hat, verraten wir in diesem Testbericht. (Harm-Diercks Gronewold)
Viltrox AF 28 mm F1.8. [Foto: MediaNord]
Dank des Blendenrings könnte sich das Viltrox AF 28 mm F1.8 leicht in manuellen Modis einsetzen lassen, wenn sich das nicht so fummelig gestalten würde. [Foto: Viltrox]
Die Streulichtblende PL-20 gehört zum Lieferumfang des Viltrox AF 28 mm F1.8 und lässt sich für den Transport um 180 gedreht anbringen. [Foto: MediaNord]
Das Viltrox AF 28 mm F1.8 FE wird in einem voluminösen Karton ausgeliefert, der genug Platz für das 368 Gramm schwere Objektiv bietet. Auch für den weiteren Lieferumfang bestehend aus Streulichtblende PL-20, 55 Millimeter Schnappdeckel und natürlich einem passenden Bajonettdeckel ist genug Platz vorhanden. Den geringsten Platzbedarf im Karton hat der sehr dünne und nicht gepolsterte Transportbeutel.
Ergonomie und Verarbeitung
Das Viltrox AF 28 mm F1.8 FE besitzt ein lackiertes Vollmetallgehäuse, das etwa 85 Millimeter aus der Kamera herausragt. Inklusive E-Bajonett bringt es das Objektiv auf 88 Millimeter Länge. Der Durchmesser des AF 28 mm F1.8 FE beträgt 70 Millimeter, genug Platz also für ein 55 Millimeter Filtergewinde aus Metall. Auch das Bajonett für die Kunststoff-Streulichtblende besteh aus Metall. Die Streulichtblende lässt sich zudem um 180 Grad drehen, so dass sie für den Transport optimal verstaut ist.
Ausstattung
Dominiert wird das Viltrox AF 28 mm F1.8 FE vom etwa 35 Millimeter breiten Metall-Fokusring. Der verzichtet auf eine Gummierung und besitzt stattdessen eine feine Riffelung. Der Ring läuft sehr weich und ohne mechanische Geräuschentwicklung. Er arbeitet rein elektronisch, eine mechanische Kopplung zur Fokuseinheit besitzt er also nicht.
Aufgrund der hohen Lichtstärke ist das Viltrox AF 28 mm F1.8 ein ziemlich wuchtiges Objektiv. [Foto: MediaNord]
Neben dem Fokusring besitzt das Objektiv noch einen Blendenring, mit dem sich die Blende stufenlos steuern lässt. Das funktioniert aber nur im manuellen Modus oder der Zeitautomatik. Der Grund dafür ist, dass der Ring, so wie auch der Fokusring, keine mechanische Kopplung zu den mechanischen Bauteilen im Viltrox AF 28 mm F1.8 FE besitzt. Vielmehr geben beide Ringe elektrische Impulse ab, mit denen das Objektiv gesteuert wird.
Leider sitzt der Blendenring sehr fest, sodass man schon zupacken muss, um ihn richtig drehen zu können. Dabei kommt dann aber negativ zum Tragen, dass der Ring einerseits nicht durchgängig geriffelt ist und man andererseits um 90 Grad drehen muss, um den gesamten Blendenbereich zu durchlaufen. Das geht aber nur mit Absetzen, zumindest wenn man aus der A-Position des Blendenrings herausdrehen will, da man ansonsten an den Fingern der Hand hängen bleibt, die die Kamera am Griff festhalten. Ein deutlich kleinerer Drehwinkel für die Blendensteuerung hätte dem Viltrox AF 28 mm F1.8 FE wesentlich besser getan und wäre mit Sicherheit nicht unpräziser gewesen.
Eingelassen im Metallbajonett ist eine USB-C-Schnittstelle zu finden. Mit dieser lassen sich recht einfach und ohne gesonderte Software Firmwareupdates auf das Objektiv übertragen.
Fokus
Das Viltrox AF 28 mm F1.8 FE besitzt einen recht flotten Schrittmotor, der die Fokussierung übernimmt. Erkennungsfunktionen macht der Autofokus mit, ohne zu murren. Im manuellen Modus arbeitet der bereits erwähnte Fokusring linear, was Videofilmern besonders gefallen dürfte, da diese Form der Fokussierung sehr präzise ist. Bei der linearen Fokussierung verändert sich der Fokusabstand in Abhängigkeit des Drehwinkels und nicht in Abhängigkeit der Drehgeschwindigkeit wie bei der nicht-linearen Fokussierung.
Mit dem Viltrox AF 28 mm F2.8 konnten wir ab etwa 36,5 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von rund 17,8 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:4,9 entspricht. [Foto: MediaNord]
Der Mindestabstand, den man einhalten muss, damit das Objekt noch fokussiert abgebildet werden kann, beträgt etwas mehr als 36 Zentimeter ab Sensorebene. Man kann also etwas dichter ans Objekt ran als die 37 Zentimeter, die der Hersteller in seinen technischen Daten angibt. Damit kann dann ein Bildfeld von maximal 17,8 x 11,8 Zentimeter formatfüllend abgebildet werden. Das entspricht einem Abbildungsmaßstab von 1:4.9 oder 0,2-facher Vergrößerung. Der Abstand von der Objektivfront beträgt etwa 27 Zentimeter, genug Platz also, um ausreichend Licht auf das Motiv zu bekommen.
Bildqualität
Wir haben das Viltrox AF 28 mm F1.8 FE an der 42 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R III in unserem Testlabor durchgemessen. Der komplette Labortest ist für ein geringes Entgelt hier auf digitalkamera.de erhältlich (siehe weiterführende Links).
Das Viltrox AF 28 mm F1.8 FE besitzt elf Linsen, die in neun Gruppen angeordnet sind. Im optischen System kommen keine Sonderlinsen zum Einsatz. Die Lichtregulation übernimmt eine Blende mit neun Lamellen. Das Bokeh, also der unscharfe Bereich vor und hinter der Schärfeebene, ist sehr homogen und die Lichtplättchen sind nahezu rund. Leider machen sich hier und da Farbsäume an den Plättchen bemerkbar.
Erfreulicherweise zeigt sich das Viltrox AF 28 mm F1.8 FE nur wenig beeindruckt von Streulicht und so macht sich ein Verlust von Kontrasten kaum bemerkbar. Trifft das Licht allerdings in einem Winkel von etwa 90 Grad auf die Frontlinse, so werden wild verteilte Blendenflecke sichtbar. Dank der mitgelieferten Streulichtblende lässt sich das Problem aber sicher und zuverlässig eliminieren.
Am 42-Megapixel-Sensor der Sony Alpha 7R III zeigt das Viltrox AF 28 mm F1.8 abgeblendet eine hohe Auflösung von der Bildmitte bis zum Bildrand. Bei Offenblende ist die Auflösung etwas schlechter und fällt stark zum Bildrand ab. [Foto: MediaNord]
Seine höchste Auflösung erreichte das Viltrox AF 28 mm F1.8 FE mit 87 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) in der Bildmitte bei F4. Zum Bildrand fällt die Auflösung auf etwa 70 lp/mm, was rund 20 Prozent entspricht. Damit ist der Randverlust nicht nur recht gering, sondern das Objektiv löst auch ordentlich hoch auf. Auch bei offener Blende ist die Auflösung mit 75 lp/mm im Bildzentrum noch okay, fällt aber zum Rand um fast 50 Prozent auf nur noch magere 39 lp/mm ab.
Die Randabdunklung ist bei offener Blende mit 1,6 Blendenstufen ziemlich hoch. Auch bei F2,8 ist sie mit 1 EV noch hoch. Erst oberhalb von F2,8 sinkt sie auf akzeptable 0,6 EV. Bei Farbsäumen gibt es nur bei offener Blende in Kombination mit starken Kontrasten leichte Farbsäume zu beobachten. Blende F4 zeigt das geringste Vorkommen von Farbsäumen, denn oberhalb nehmen Farbsäume wieder zu.
Bei der Verzeichnung ist das Viltrox AF 28 mm F1.8 FE nicht mehr ganz im grünen Bereich. Zwischen 60 und 70 Prozent radialem Abstand zeigt sich eine knapp ein halbes Prozent starke, für ein Weitwinkel ungewöhnliche kissenförmige Verzeichnung, die man durchaus sehen kann (siehe Diagramm aus dem Labortest unten).
Fazit
Das Viltrox AF 28 mm F1.8 FE ist ein günstiges Vollformat-Objektiv, das eine hohe maximale Auflösung bietet, aber nur bedingt für die Fotografie mit offener Blende geeignet ist. Die Haptik bietet Basisfeeling und verzichtet auf Spielereien wie eine Gummierung. Ein Highlight ist der elektronische Blendenring, der analoges Fotofeeling vermittelt. Leider ist der Ring viel zu fummelig aufgrund der nicht durchgängigen Riffelung und des großen Drehwinkels. Ansonsten kann man nicht viel falsch machen mit dem Viltrox AF 28 mm F1.8 FE.
Kurzbewertung
- Hohe Auflösung mit (abgeblendet) geringem Randverlust
- Manueller Blendenring
- Breiter Fokusring
- Hoher Auflösungsrandabfall bei offener Blende
- Fummeliger Blendenring
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.