Günstige Festbrennweite
Viltrox AF 50 mm F1.8 FE im Test
2023-04-10 Im Juni 2021 wurde das günstige, lichtstarke Autofokus-Objektiv AF 50 mm F1.8 FE von Viltrox für Sony E-Mount vorgestellt. Das für Vollformat entwickelte Autofokus-Objektiv besitzt neben der hohen Lichtstärke einen manuellen Blendenring und eine USB-C-Schnittstelle für Firmwareupdates. Der optische Aufbau kommt ohne Sonderlinsen aus. Was uns neben der geringen Verzeichnung und den geringen Farbsäumen noch so am AF 50 mm F1.8 FE aufgefallen ist, erklären wir in diesem Testbericht. (Harm-Diercks Gronewold)
Viltrox AF 50 mm f/1.8 FE. [Foto: Viltrox]
Verarbeitung
Das schwarz eloxierte Metallgehäuse des Viltrox AF 50 mm F1.8 FE hat einen Durchmesser von sieben Zentimetern und ist etwa 8,8 Zentimeter lang. Dabei bringt es etwa 350 Gramm auf die Waage. Am vorderen Ende sind ein 55 Millimeter großes Filtergewinde und ein Bajonett für die Streulichtblende untergebracht.
Das Bajonett besteht, ebenso wie das Gehäuse, aus Metall. Ins Bajonett wurde eine USB-C-Schnittstelle eingelassen. Dank der Schnittstelle lassen sich Firmwareupdates problemlos über jedes USB-C-Kabel durchführen. Eine zusätzliche Software wird für ein solches Update nicht benötigt. Auf einen Spritzwasserschutz oder wenigstens Gummilippe am Bajonett wurde bei der Konstruktion des AF 50 mm F1.8 FE verzichtet.
Mit der USB-C-Schnittstelle an den AF-Objektiven von Viltrox Objektiven lassen sich Firmwareupdates sehr einfach durchführen. [Foto: MediaNord]
Zum Lieferumfang des Viltrox AF 50 mm F1.8 FE gehören ein Objektivschnappdeckel, ein Bajonettdeckel sowie ein Tragebeutel aus Stoff. Auch an eine Streulichtblende in Blütenform wurde vom Hersteller gedacht.
Ausstattung und Fokus
Am Objektiv sind genau zwei Bedienelemente zu finden: ein Blenden- und ein Fokusring. Der Blendenring ist auf 3/4 der Breite mit einer groben Riffelung versehen, um mehr Halt bei der Bedienung zu bieten. Der Ring läuft recht sanft, erzeugt aber manchmal Geräusche, besonders dann, wenn man ihn zu fest anpackt. Auf 1/4 des Rings sind die Blendenzahlen aufgedruckt, so dass man einen Anhaltspunkt hat, welche Blende man gerade eingestellt hat. Der Blendenring arbeitet stufenlos, so dass das Objektiv auch problemlos für Videoaufzeichnungen eingesetzt werden kann. Selbst die Kamera zeigt die Blende in feinen Schritten an.
Neben den Blendenzahlen ist auch ein rotes "A" auf dem Ring zu finden. Möchte man die Blendeneinstellung der Kamera überlassen, dreht man den Blendenring einfach auf diese Einstellung. Eine Sperre für die "A"-Position wäre schön gewesen, aber immerhin muss man einen kleinen Widerstand überwinden, um diese Position überhaupt verlassen zu können. In der A-Position kann die Blende aber nicht nur automatisch von der Kamera geregelt werden, sondern man kann sie auch über die Multifunktionsräder der Kamera manuell einstellen.
Der Fokusring nimmt mit 35 Millimetern Breite fast die Hälfte der Objektivlänge für sich in Anspruch. Anstelle einer Gummierung besitzt er eine feine Riffelung. Auch der Fokusring hat keine mechanische Kopplung zur Mechanik im Objektiv. Vielmehr liefert der angenehm drehbare Ring elektronische Signale zur Ansteuerung des Schrittmotors im Objektiv. Die manuelle Fokussierung arbeitet linear. Sprich: Nur der Drehwinkel entscheidet darüber, wie groß der Fokusabstand ist, der eingestellt wird, nicht die Drehgeschwindigkeit.
Aber das Viltrox AF 50 mm F1.8 FE kann natürlich auch automatisch fokussieren. Der Fokusmotor arbeitet dabei sehr leise und präzise, gehört jedoch nicht zu den schnellsten. Neben dem Single-AF funktioniert das Objektiv auch mit den Erkennungs- und Verfolgungsfunktionen der Testkamera Sony Alpha 7R III problemlos. Allerdings zeigt das Objektiv deutliches Fokusatmen. Das ist schade, denn dank stufenloser Blende und linearer Fokussierung wäre es eigentlich bestens für die anspruchsvolle Videografie aufgestellt.
Mit dem Viltrox AF 50 mm F1.8 FE konnten wir ab 54 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 33,2 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:9,2 entspricht. [Foto: MediaNord]
Der Hersteller gibt die Naheinstellgrenze des AF 50 mm F1.8 FE mit 55 Zentimetern an. Wir haben 54 Zentimeter ab Sensorebene fokussieren können, auch mit Autofokus. Das Bildfeld ist damit 33,2 x 22,1 Zentimeter sehr groß. Der daraus ermittelte Abbildungsmaßstab beträgt 1:9,2 und der Vergrößerungsfaktor 0,11-fach. Damit hat das Objektiv einen leicht besseren Abbildungsmaßstab als der Hersteller mit 1:10 angibt.
Bildqualität
Die optische Konstruktion des Viltrox AF 50 mm F1.8 FE besteht aus elf Linsen in zehn Gruppen. Asphärische Linsen oder Linsen aus speziellen Glassorten wurden bei der Konstruktion des Objektivs nicht verwendet. Bei punktuellem Streulicht machen sich Kontrastverluste im Bild deutlich sichtbar. Diese werden bei sich schließender Blende kleiner, lokal begrenzt und sind im Bildfeld verteilt zu sehen. Das ist auf einen unzureichenden Schutz des Gehäuses gegen Innenreflektionen zurückzuführen. Zudem sind bei bestimmtem Einfallswinkel auch hellgrüne "klassische" Blendenflecke zu beobachten. Glücklicherweise liegt dem Viltrox AF 50 mm F1.8 FE eine Streulichtblende bei, mit der sich die Gefahr des Kontrastverlustes reduzieren lässt.
Beim Bokeh, dem Aussehen des unscharfen Bereichs vor und hinter der Fokusebene, gibt es nichts auszusetzen. Es ist weich und Farben laufen fast wie bei einem Aquarell ineinander. Lichtplättchen zeigen sich recht rund, leiden aber leicht an "Zwiebelringen". Das bedeutet, dass Lichtplättchen ringförmige Helligkeitsunterschiede zeigen. Das ist eher ungewöhnlich für Objektive, die keine asphärischen Linsen im optischen Aufbau enthalten und weist auf eine ungleichmäßige Oberfläche der Linsen hin.
Sony Alpha 7R III mit Viltrox AF 50 mm F1.8. [Foto: MediaNord]
Im Labor zeigt sich das Viltrox AF 50 mm F1.8 FE erfreulich frei von Farbsäumen. Diese sind in ihrer stärksten Ausprägung minimal größer als ein Pixel. Sie treten nur an starken Kontrastkanten auf und sind ab F4 noch geringer. Ebenfalls tadellos ist die Verzeichnung auskorrigiert. Sie hat eine leichte Wellenform (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Sie macht sich aber erst ab 70 Prozent radialen Abstand leicht kissenförmig in der Messung bemerkbar. Am Bildrand erreicht sie eine maximale Ausprägung von geringen 0,5 Prozent. Bei dieser geringen Verzeichnung lohnt sich eine nachträgliche Korrektur fast gar nicht mehr.
Die Randabdunklung ist bei F1,8 und F2 mit 1,4 beziehungsweise 1,2 Blendenstufen recht hoch. Immerhin hat sie einen sanften Verlauf und macht sich damit nicht als spontane Abschattung in den Ecken bemerkbar. Erst ab Blende 2,8 sinkt der Helligkeitsverlust am Bildrand auf eine halbe Blendenstufe ab.
Bei der Auflösung bekleckert sich das Viltrox AF 50 mm F1.8 FE nicht sonderlich mit Ruhm. Bei offener Blende erreicht es bei 50 Prozent Kontrast lediglich knapp 67 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) in der Bildmitte. Zudem fällt die Auflösung zum Bildrand um über 50 Prozent auf 31 lp/mm ab. Während die Auflösung in der Bildmitte bereits beim Schließen der Blende auf F4 ihr Maximum von knapp 85 lp/mm erreicht, wird die höchste Randauflösung erst bei F11 mit gut 68 lp/mm erreicht. Da sich die Auflösung im Bildzentrum bis hierher bereits wieder auf 69 lp/mm verringert hat, ist hier der Auflösungs-Randabfall am geringsten und die Auflösung damit am gleichmäßigsten. Aber auch schon bei F8 ist der Randabfall mit unter 15 Prozent recht gering. Hier werden 77/68 lp/mm (Mitte/Rand) erreicht, was gute Werte sind.
Im Vergleich mit dem Canon RF 50 mm F1.8 STM schlägt sich das Viltrox AF 50 mm F1.8 FE ist bei F1,8 ziemlich gut. Die Auflösung beider Objektive liegt auf einem Niveau allerdings hat das Canon wesentlich weniger Auflösungsrandabfall. Vergleicht man das Viltrox AF 50 mm F1.8 FE ist bei F1.8 mit dem Sony FE 50 mm F1.4 GM, so steckt das etwa 1.700 Euro teure Sony das etwa 250 Euro teure Viltrox in allen optischen Aspekten in die Tasche.
Vergleich
Im Vergleich mit dem Sony FE 50 mm F1.8 schneidet das Viltrox 50 mm F1.8 in Sachen Auflösung nur unwesentlich schlechter ab. Die Vorteile des Sony 50ers liegen zum einen darin, dass die maximale Auflösung schon bei F2,8 erreicht wird und dass der Auflösungs-Randabfall geringer ausfällt. Dafür ist die maximale Auflösung des Viltrox etwa 10 lp/mm höher. Preislich liegt das Sony FE 50 mm F1.8 mit knapp 200 Euro auch etwas unter dem Preis es Viltrox AF 50 mm F1.8.
Sony Alpha 7R III mit Viltrox AF 50 mm F1.8. [Foto: MediaNord]
Da das Viltrox AF 50 mm F1.8 auch mit Nikon-Z-Bajonett erhältlich ist, liegt ein schneller Vergleich mit dem Nikon Z 50 mm F1.8 S nahe. Das Nikon Z 50 mm F1.8 S ist etwa doppelt so teuer, es weist das Viltrox aber auch in seine Schranken. Neben einer besseren Auflösung bei offener Blende überzeugt vor allem der geringere Auflösungs-Randabfall. Betrachtet man die reine maximale Auflösung, so liegen beide Objektive auf gleichem Level.
Fazit
Das Viltrox AF 50 mm F1.8 FE ist ein solide verarbeitetes Vollformat-Objektiv mit deutlicher Auflösungsschwäche bei offener Blende. Überrascht haben uns die gute Verzeichnungskorrektur und die geringen Farbsäume. Der Autofokus funktionierte gut und präzise mit den AF-Funktionen der Sony Alpha 7R III. Selbst die Augenerkennung und -Verfolgung funktionierten einwandfrei, wenn auch nicht ganz so flott. Das Viltrox AF 50 mm F1.8 FE ist eine prima Festbrennweite für budgetorientierte Foto- und Videografen, die mit den Schwächen der Festbrennweite leben können.
Kurzbewertung
- Gut verarbeitetes Metallgehäuse
- Einfache Firmwareupdate-Möglichkeit
- Weiches Bokeh
- Geringe Verzeichnung
- Gute Auflösung bei F4
- Auflösung bei offener Blende gering
- Hoher Auflösungs-Randabfall bis F4
- Kein Blendenring-Sperrschalter
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.