Bildverwaltung und -bearbeitung vollständig Cloud-basiert
Testbericht: Adobe Lightroom CC (2017/2018)
2017-10-18 Adobe Lightroom CC basiert mehr auf auf den bisherigen Lightroom Mobile Apps als auf dem Desktop-"Dinosaurier" Lightroom, das jetzt in "Lightroom Classic CC" umbenannt wurde. Das moderne Programm ist vollständig Cloud-basiert und nur als Miet-Lösung inklusive 1 Terrabyte Cloud-Speicher erhältlich. Wie sich das neue Lightroom schlägt, klärt unser Test. (Jan-Markus Rupprecht)
Dieser Testbericht basiert auf einer Vorab-Version von Adobe Photoshop Lightroom CC, die aber schon die Versionsnummer 1.0 trug. Deshalb und auch aufgrund der Kürze der Zeit, in der wir das Programm bis zu seinem Erscheinen aktiv nutzen konnten, muss dieser Test als "First Look" betrachtet werden. Neue Erkenntnisse arbeiten wir in den nächsten Tagen noch ein.
Adobe Lightroom CC auf einem Macbook Pro. [Foto: Adobe]
Adobe Lightroom CC auf einem Android Smartphone. [Foto: Adobe]
Das Programm, das jetzt den vollen Namen Adobe Photoshop Lightroom CC trägt, ist komplett neu. Es trägt auf dem Desktop die Versionnummer 1. Direkt dazu gehören Apps für Smartphones und Tablet-Computer für iOS und Android. Die iOS-Versionen tragen die Versionsnummer 3.0, die Android-Version sogar 3.1, denn es gab ja schon Lightroom-Apps auf diesen Plattformen. Alle diese Programme ähneln in der Bedienung, sind aber auf die jeweilige Bildschirmgröße angepasst. Zumindest für iOS gibt es auch keine Universal-App, sondern getrennte Apps für iPhone und iPad. Beide erfordern übrigens iOS 10, laufen also auf älteren iPhones und iPads nicht mehr (im Gegensatz zu den bisherigen Apps, die noch mit iOS 9 liefen). Auch die Desktop-Version ist für Touchscreens optimiert, lässt sich also beispielsweise optimal auf einem Tablet oder Convertible-PC mit Windows 10 benutzen – aber ebenso gut mit der Maus bedienen. Die Desktop-Version kommt zudem gleichermaßen mit kleinen wie mit großen Bildschirmen zurecht. Wer gerade mal keinen PC zur Hand hat, kann Lightroom zudem als Web-App nutzen. Das ist ein Lightroom CC, das einfach online in einem Internet-Browser läuft. Anmelden am Adobe Creative Cloud Accout reicht, uns schon hat man Zugriff auf alle seine Fotos. So ist Cloud eben.
Damit das konsequent funktioniert gibt im Grunde gar keine lokal organisierten Fotos, wie man das bisher kennt, sondern grundsätzlich sind alle Fotos in der Cloud. Wie viele davon und welche auch lokal gespeichert werden kann der Anwender beeinflussen. Zum einen gibt es in den Einstellungen einen Schieberegler, mit dem man festlegen kann, wie viel vom verfügbaren Festplattenspeicher Lightroom für lokale Kopien verwenden darf. Je mehr Speicher man zur Verfügung stellt, desto seltener muss Lightroom Daten aus dem Internet laden. Zum anderen kann man jedem Bild (natürlich auch mehreren Bildern auf einmal) sagen, dass diese auf jeden Fall lokal gespeichert werden sollen. So hat man auch darauf Zugriff, wenn man mal keine Internet-Verbindung hat.
Synchronisierung pausieren Oben unter dem Cloud-Symbol (und nur dort) verbirgt sich die wichtige Möglichkeit das Synchronisieren zu pausieren. Das ist wichtig z. B. bei mobiler Nutzung (ohne WLAN) seine mobiles Datenvolumen nicht mit dem synchronisieren von Fotos zu verbrauchen.
Die Fotoraster-Ansicht ermöglicht einen schnellen Überblick. Die Bildgröße kann dabei fast stufenlos eingestellt werden. Bereits in dieser Ansicht können die Fotos auch mit Sternen und Angenommen/Abgelehnt-Fähnchen bewertet werden. [Foto: MediaNord]
Die Quadratraster-Ansicht zeigt ein wenig mehr Informationen an, z. B. die Anzahl der vergebenen Sterne, das Angenommen- bzw. Abgelehnt-Fähnchen sowie den Synchronisationszustand für jedes Foto. [Foto: MediaNord]
Auf der linken Seite klappt die Bedienfeld-Leiste "Meine Fotos" aus, in der die Alben organisiert werden. Dort kann man auch bereits die im Hauptfenster angezeigten Fotos filtern, indem man ein bestimmtes Aufnahme- oder Import-Datum auswählt. [Foto: MediaNord]
Vom Leistungsumfang her ist das neue Lightroom CC gegenüber der bisherigen Desktop-App reduziert. Das kommt aber der Übersichtlichkeit extrem zugute. Der Schwerpunkt liegt jetzt klar einerseits auf dem Sichten und Bewerten von Fotos, andererseits auf dem Optimieren und Bearbeiten von Fotos. Viele andere Funktionen, die das bisherige Lightroom aber sehr aufgebläht haben, hat Adobe einfach weggelassen. Dazu zählen die Programm-Module Karte, Buch, Diashow, Drucken und Web. Das mag für diejenigen, die diese Module nie genutzt haben eher günstig sein. Wer aber z. B. konsequent Geotagging betreibt (d. h. seine Fotos mit Geokoordinaten versieht) wird die Möglichkeit vermissen, Fotos jetzt anhand einer Landkarte auszuwählen. Er kann zwar danach per Volltextsuche suchen, indem er z. B. "Lübeck" als Suchbegriff eingibt, aber wenn man in abgelegenen Regionen fotografiert hat, findet man die Fotos vielleicht nicht so leicht. Angezeigt wird eine kleine Karte hingegen in der Detailansicht zum Foto, sofern das Bild Koordinaten hat.
Eine wirklich gravierende Neuerung ist die Suche über Adobe Sensei. Diese Technik wird schon seit rund einem Jahr in Adobe Stock verwende, der Stockfoto-Datenbank von Adobe. Laut Adobe funktioniert diese auf künstlicher Intelligenz basierende Suche, die die Bilder analysiert, besser als die manuelle Verschlagwortung. Nun gibt es Adobe Sensei auch in Lightroom CC. Allerdings versteht die Suche noch fast kein Deutsch. Wer nach "Hund" sucht, bekommt eine Fehlermeldung (zumindest war es in unserer Vorab-Testversion so), obwohl gerade dieses Beispiel dort genannt wird. Eine Suche nach "Dog" liefert die gewünschten Ergebnisse und das funktioniert durchaus gut. Auch z. B. eine Suche nach "Sailboat" liefert andere Ergebnisse als die Suche nach "Boat" ("Boot" funktioniert aber nicht, obwohl es das zweite in der Fehlermeldung genannte Beispiel ist). Eine manuelle Verschlagwortung (wer macht die schon gerne!) soll demnach nicht mehr nötig sein (ist aber möglich, wenn man es möchte).
Die Programmoberfläche von Lightroom CC (hier die Detailansicht) ist sehr aufgeräumt, der Filmstreifen lässt sich bei Bedarf noch ausblenden. [Foto: MediaNord]
Die benötigten Werkzeuge werden nur bei Bedarf ausgeklappt. [Foto: MediaNord]
Die Vorgaben klappen ebenfalls aus. Wählt man eine Vorgabe aus (oder gehtst auch nur mit der Maus darüber), siehtst man in Echtzeit welche Einstellungen die Vorgabe an den verschiedenen Reglern vornimmt. [Foto: MediaNord]
Die Vorgaben klappen ebenfalls aus. Wählt man eine Vorgabe aus (oder gehtst auch nur mit der Maus darüber), siehst man in Echtzeit welche Einstellungen die Vorgabe an den verschiedenen Reglern vornimmt. Hier noch eine andere Vorlage als Beispiel. [Foto: MediaNord]
Lightroom CC hält sich insgesamt mit Status-Anzeigen sehr zurück. Teilweise dient das der Übersichtlichkeit, ist also positiv zu sehen. Beispielsweise hat Adobe nun die EXIF-Informationen in einem kleinen Fenster zusammengefasst und sehr platzsparend und übersichtlich formatiert. Weniger wichtige Anzeigen aus dem klassischen Lightroom, wie "Blitz nicht ausgelöst", wurden eingespart. Dass man aber beim Synchronisieren mit der Cloud meist nicht so recht informiert wird, wie weit das alles ist und wie lange es noch dauern könnte, finden wir nicht so schön. Einmal sahen wir eine Anzeige "711 Fotos werden synchronisiert", aber das war eine Ausnahme. Normalerweise steht dort nur "Fotos werden synchronisiert" und ob das noch Minuten, Stunden oder Tage dauert, bleibt unklar. Unschön finden wir auch, dass beim Markieren mehrere Dateien nicht angezeigt wird, wie viele markiert wurden. Dafür haben wir aber keinen kleinen Trick: mit der rechten Maustaste bekommt man ja das Kontext-Menü (alternativ geht es über das Bearbeiten-Menü); dort steht dann z. B. "18 Fotos löschen". Auch wenn man die nicht löschen will, ist die "18" die Information, die man gerade gesucht hat.
Fortsetzung auf Seite 2