11 Megapixel im Kleinbild-Format
Canon EOS-1Ds kommt ohne Brennweitenverlängerungsfaktor aus
2002-09-24 Seit Tagen schon macht die – von Canon aus Versehen frühzeitig veröffentlichte – Nachricht die Runde. Es geht um die EOS-1Ds, eine 11-Megapixel-SLR-Kamera mit vollformatigem CMOS-Bildwandler. Endlich können (gut betuchte) Besitzer von Canon EF-Objektiven digital fotografieren – ohne dass sie eine Verlängerung der Brennweite ihrer Objektive in Kauf nehmen müssen. Auch wenn Canon gegen die Verbreitung der Info kaum noch etwas ausrichten konnte, ist erst heute der geplante offizielle Ankündigungstermin für den neuen Platzhirsch. (Yvan Boeres)
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Nicht weniger eindrucksvoll ist allerdings auch der Preis, den man bezahlen
muss, um in den Genuss der hohen Auflösung zu kommen und um den von anderen
digitalen SLR-Kameras bekannten – und meistens verfluchten –
Brennweitenverlängerungsfaktor zu vergessen. Denn die neue Canon EOS-1Ds kostet
mit knapp 10.000 EUR soviel wie ein Kleinwagen. Amateure, die von einer Kamera
wie die EOS-1Ds geträumt haben, werden wohl vorerst weiter träumen müssen und
Profis werden zumindest erst einmal kräftig schlucken. Doch gerade
Bildjournalisten, Mode- und Action-Fotografen sowie Studio-Fotografen werden
vielleicht doch den Schritt wagen, weil die Auflösung endlich für den
anspruchsvollen Hochglanzmagazin- bzw. Katalog-Druck reichen sollte und weil
eine digitale SLR-Kamera um einiges flexibler ist als eine Studiokamera mit
Digital-Rückteil. So lassen sich zum Beispiel über 50 verschiedene EF-Objektive
an der EOS-1Ds anschließen; vom 14 mm-Super-Weitwinkel-Objektiv bis zum
1.200 mm-Super-Tele-Objektiv. Ein Großteil der Objektive verfügt über einen
geräuscharmen USM-Ultraschall-Antrieb für die Fokussierung. Je nach
Verwendungszweck kann man auf Objektive mit optischer Bildstabilisation, mit
Dezentrierungs-Möglichkeiten (Tilt und Shift) oder mit so genannten diffraktiven
Linsenelementen (Canon DO-Technologie) zurückgreifen.
Was die Flexibilität solcher Kameras wie die EOS-1Ds ausmacht, ist unter
anderem die Möglichkeit, schnelle Bildserien zu produzieren. Trotz der extrem
hohen Auflösung von maximal 4.082 x 2.718 Bildpunkten kann die EOS-1Ds bis zu
zehn Bilder in Folge bei einer Geschwindigkeit von drei Bildern pro Sekunde
aufnehmen. Dabei erzeugt die EOS-1Ds auf Wunsch parallel RAW- und JPEG-Dateien
ohne Geschwindigkeitseinbuße. Eine kürzeste Verschlusszeit von 1/8.000 Sekunden,
eine Blitzsynchronzeit von 1/250 Sekunden, eine Auslöseverzögerung von nur 55 ms
und eine Dunkelphase (die Zeit, bei der der Sucher wegen des hochgeklappten
Spiegels dunkel bleibt) von 87 ms unterstreichen den Anspruch der EOS-1Ds eine
actiontaugliche Kamera zu sein. Empfindlichkeiten von ISO 100 bis ISO 1.250
erlauben Aufnahmen ohne Blitz auch unter schwierigen Lichtsituationen. Besonders
in diesem Zusammenhang dürfte man viel von der EOS-1Ds erwarten. Denn bereits
der CMOS-Sensor der kleinen Schwester EOS-D60 ist dafür bekannt, selbst bei
hohen Empfindlichkeiten ein ausgezeichnetes Signal-/Rauschverhältnis zu bieten
(siehe digitalkamera.de-Erfahrungsbericht zur EOS D60). Was dann noch an
Rauschen herauskommt, wird durch zusätzliche Rauschunterdrückungsalgorithmen
wirkungsvoll minimiert. Bei der Scharfstellung und bei der Belichtungsmessung
übernimmt die EOS-1Ds den 45-Punkt-Autofokus und die
21-Feld-Matrix-Belichtungsmesszelle der EOS-1D und der analogen EOS-1v. Der
Weißabgleich wird auf 64 Feldern gemessen. Natürlich bietet die EOS-1Ds alle
denkbaren Einstellmöglichkeiten für Belichtung und Bildqualität; unter anderem
auch wählbare Farbräume (sRGB in vier verschiedenen Farbschemata sowie Adobe-RGB),
in die Kamera "einspeisbare", individuelle Tonwertkurven und drei frei
konfigurierbare Parameter-Sets für die Bildeinstellungen (Scharfzeichnung,
Sättigung, Kontrast, Farbton usw.). Die automatischen Bracketing-Funktionen
unterstützen nicht nur automatische Variationen von Belichtungszeit und Blende,
sondern auch von Weißabgleich und ISO-Empfindlichkeit. Zahlreiche Personal- und
Custom-Funktionen erlauben es, die Kamera an die individuellen Wünsche
anzupassen. Eine dieser Personal-Funktionen mit dem Namen "Original Decision
Data" gestattet die eindeutige Kennzeichnung von digitalen Fotos, so dass diese
als Originalaufnahmen identifiziert werden können. Dabei werden die
aufgenommenen Bilder mit einer Art digitalem Wasserzeichen versehen, das von der
optional erhältlichen Software DVK-E1 (Data Verification Kit E1) erkannt werden
kann. Retuschierte Bilder, Fotos mit nachträglich veränderten Aufnahmedaten und
JPEG-Dateien, die außerhalb der Kamera geöffnet und gesichert wurden, sollen –
laut Canon – eindeutig als solche identifiziert werden.
Neben der Belichtungsmesszelle und dem Autofokus-Modul teilt sich die EOS-1Ds
noch andere "Organe" mit ihren Schwestern EOS-1D und EOS-1v. Unter anderem das
robuste Gehäuse – mit Schmutz- und Spritwasserschutz – aus einer
Magnesiumlegierung, den Spiegelreflexsucher mit 100 Prozent Bildabdeckung und
Dioptrieneinstellung, den System-Blitzschuh und das einheitliche
Bedienungskonzept. Wie die EOS-1D besitzt die EOS-1Ds einen
2"-LCD-Farbbildschirm mit 120.000 Bildpunkten zur Bildwiedergabe, einen
speziellen NiMH-Hochleistungsakku zur Stromversorgung, eine
Firewire-Schnittstelle zur Datenübertragung und einen Steckplatz für
CompactFlash-Wechselspeicherkarten des Typs I und II (inkl. Microdrive).
Speichermedien mit mehr als zwei Gigabyte Kapazität (falls es demnächst einmal
solche geben sollte), formatiert die EOS-1Ds automatisch im FAT 32-Standard.
Speichermedien kleiner als zwei Gigabyte werden weiterhin im FAT 16-Standard
formatiert. Weitere Einzelheiten zu Technik und Ausstattung der neuen Canon
EOS-1Ds findet man in unserem entsprechenden digitalkamera.de-Datenblatt. Die
Canon EOS-1Ds wird auf der morgen beginnenden Photokina ihren ersten
öffentlichen Auftritt haben; bis sie im Fachhandel zum oben genannten Preis von
rund 10.000 EUR erhältlich ist, schreiben wir den Monat November.