2025-02-23 Die französische Softwareschmiede DxO Labs feiert derzeit recht euphorisch das 100.000ste optische Modul. Diese mit aufwendigen Testreihen erstellten optischen Module sollen DEN Unterschied für Fotografen ausmachen. Wir haben Akki Moto, unseren Spezialisten für DxO-Software, gebeten, die Funktionsweise und den praktischen Nutzen für den Anwender einmal herauszuarbeiten. (Akki Moto)
Gastbeitrag Dieser Fototipp ist ein Gastbeitrag von Akki Moto, Autor des Buchs „DxO PhotoLab – Das Kompendium“.
Es war 2013, als ich noch Adobe Bridge und Photoshop für die Bildbearbeitung nutzte (Lightroom habe ich nie verwendet, da mein Workflow sich nicht mit einem Katalog verträgt). Damals war ich, besonders bei neuen Canon-Kameras, von der Farbinterpretation durch Adobe Photoshop nicht überzeugt. Als Referenz habe ich dann die Ergebnisse mit der Bearbeitung in Canons DPP-Software und mit JPG-Dateien aus der Kamera verglichen. Dazu kam, dass Adobe 2013 sein Abo-Modell im Markt etablierte, was bei mir zu allergischen Reaktionen führte. Es musste also Änderungen geben.
Zum Testen habe ich mir Demoversionen von mehreren alternativen Bildbearbeitungsprogrammen installiert (u. a. Affinity Photo, Capture One, ON1, DxO Optics Pro). Ziel war es, ohne Vorbereitung jeweils 2 meiner Raw-Bilder in wenigen Stunden zu bearbeiten und die Ergebnisse zu vergleichen. Meine erste Erkenntnis: Die Ergebnisse der verschiedenen Bildbearbeitungsprogramme unterscheiden sich stark. Mir wurde klar, dass bei Raw-Bildern die Interpretation der Dateien durch die Bildbearbeitungsprogramme eine zentrale Rolle spielt.
In die engere Wahl kamen nur Capture One und DxO Optics Pro und zum Schluss habe ich mich für DxO Optics Pro entschieden. Seitdem bearbeite ich alle Bilder mit DxO-Programmen. Nachdem im Jahr 2017 DxO PhotoLab erschien (der Nachfolger von DxO Optics Pro und erstmals auch mit lokalen Anpassungen), habe ich mein Adobe-Abo gekündigt.
Hinter DxO PhotoLab steht die französische Firma DxO Labs, die 2003 von Jérôme Ménière gegründet wurde. Seit über 20 Jahren beschäftigt sich DxO Labs intensiv mit Kameras und optischen Systemen. Kein optisches System ist fehlerfrei. DxO Labs hat sich von Beginn an intensiv mit solchen optischen Fehlern befasst und dabei abertausende von Kamera- und Objektivkombinationen analysiert. Ihre Erkenntnisse bündelten sie in sog. optischen Modulen. Das erste optische Modul erschien im Jahr 2004 mit DxO Optics Pro 1, das 100.000ste optische Modul wurde jetzt vorgestellt.
Wohl kaum eine andere Software bietet eine solch effiziente und herausragende Korrektur optischer Fehler wie DxO PhotoLab. Die Hauptursache ist meiner Meinung nach, dass die optischen Module, die dem Korrekturprozess in DxO PhotoLab zugrunde liegen, nicht auf der Basis von Herstellerdaten oder Softwareinformationen generiert werden (sog. generische Profile), sondern tatsächlich in einem sehr aufwendigen Prozess durch Labormessungen ermittelt werden. Diese Vorgehensweise ist m. E. einzigartig auf dem Markt der Bildbearbeitungsprogramme.
Erstellung von Messaufnahmen im Labor von DxO. [Foto: DxO Labs]
Erstellung von Messaufnahmen im Labor von DxO. [Foto: DxO Labs]
Erstellung von Messaufnahmen im Labor von DxO. [Foto: DxO Labs]
Erstellung von Messaufnahmen im Labor von DxO. [Foto: DxO Labs]
Erstellung von Messaufnahmen im Labor von DxO. [Foto: DxO Labs]
Erstellung von Messaufnahmen im Labor von DxO. [Foto: DxO Labs]
Erstellung von Messaufnahmen im Labor von DxO. [Foto: DxO Labs]
Jedes der optischen Module entsteht aus Aufnahmen bestimmter Testtafeln, die im DxO-Labor aufgenommen werden. Jeweils für Raw- und JPG-Dateien werden unter Veränderung verschiedener Aufnahmeparameter wie u. a. Blende, Brennweite, ISO und Entfernung Fehler des Objektivs identifiziert und danach in mathematische Modelle umgerechnet. Diese Werte sind notwendig, um später mit einem optischen Modul Korrekturen vornehmen zu können. In einer weiteren Phase werden je nach Kamera-Objektiv-Kombination zwischen 100 und 500 Aufnahmen unter Praxisbedingungen erstellt, um die im Labor ermittelten Messwerte zu überprüfen. Danach werden die Daten in einer Datei, dem optischen Modul, zusammengefasst.
DxO Labs dürfte mit jetzt über 100.000 optischen Modulen über die größte Datenbank tatsächlich ausgemessener Eigenschaften von Kameras und Objektiven verfügen. Die optischen Module kommen in den Programmen DxO PhotoLab, DxO PureRAW und DxO ViewPoint zur Anwendung. Nachfolgend gebe ich einige Hinweise zur Implementierung der optischen Module in DxO PhotoLab. Im ersten Schritt geht es primär auf Objektiv-bezogenen Korrekturen.
Schärfen
DxO Photolab bietet mehrere Möglichkeiten, Bilder zu schärfen. Dazu zählen die „klassische“ Unscharfmaskierung und der Ausgleich von Objektivunschärfe. Die Unscharfmaskierung ist ein klassisches Verfahren, um Bilder zu schärfen. Hierbei wird der Eindruck von Schärfe eines Fotos durch das Verwenden einer unscharfen Kopie des Fotos erhöht. Die optischen Module werden hier nicht verwendet.
Das Werkzeug Optimierung der Objektivunschärfe kann nur verwendet werden, wenn ein zur Kombination aus Kamera und Objektiv geeignetes optisches DxO-Modul geladen wurde und das Bild im Raw-Format vorliegt. Ist kein Modul vorhanden oder handelt es sich um ein JPEG- oder TIFF-Bild, so kann das Bild nur über die Unscharfmaskierung geschärft werden.
Abbildung 2 Die beiden Funktionen dienen jeweils zum Schärfen, wirken aber sehr unterschiedlich. [Foto: Akki Moto]
Beide Funktionen dienen zwar dem gleichen Ziel, wirken allerdings intern komplett unterschiedlich. Die Optimierung der Objektivunschärfe hat signifikante Vorteile gegenüber der Unscharfmaskierung und ist dieser – wenn verfügbar – in jedem Fall vorzuziehen.
Durch das optische Modul „kennt“ die Funktion Optimierung der Objektivunschärfe die Eigenschaften des Objektivs sehr genau und kann darauf basierend an verschiedenen Stellen im Bild eine unterschiedliche Wirkung erzielen. So wird in der Regel am Rand des Bildes stärker geschärft als in der Mitte.
Eine gleichzeitige Verwendung beider Funktionen erscheint in der Regel nicht sinnvoll.
Verzeichnung
Eine Verzeichnung ist ein geometrischer Abbildungsfehler optischer Systeme, wie des verwendeten Objektivs. Verzeichnungen können beispielsweise tonnen- oder kissenförmig sein.
Abbildung 3 Beispiele für Verzeichnungen: tonnenförmig (links), kissenförmig (rechts). [Foto: Akki Moto]
Erstere treten häufig bei der Verwendung von Weitwinkelobjektiven auf. Das Bild sieht dabei aus, als sei es nach außen (zum Betrachter hin) gewölbt. Der umgekehrte Fall ist bei Teleobjektiven möglich, deren Bilder eher nach innen gewölbt sind. Hier liegen demnach kissenförmige Verzeichnungen vor.
Wie Sie anhand der Schemata in Abbildung 3 sehen können, führen Verzeichnungen dazu, dass eigentlich gerade Linien verbogen werden. Je nach Brennweite oder Objektiv kann dies mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Man kann an den Grafiken der Abbildung 3 auch gut erkennen, dass die Biegung der Linien in der Regel am Rand des Bildes stärker hervortritt als in der Mitte. Besonders bei Weitwinkel-Zoom-Objektiven kann man erkennen, dass die Verzeichnung auch von der eingestellten Brennweite des Objektivs abhängig ist. Denken Sie einmal an den Extremfall eines Fisheye-Objektivs – mehr Verzeichnung geht fast nicht mehr.
Abbildung 4 zeigt das Werkzeug Verzeichnung. Dieses Werkzeug ist eine sehr leistungsfähige Funktion in DxO PhotoLab. Die Einstellung Korrektur bietet zwei Möglichkeiten an: Automatisch mit optischem DxO Modul oder Manuell. Im ersten Fall wird DxO PhotoLab eine automatische Korrektur anhand der gemessenen Daten aus dem optischen Modul vornehmen. Der Korrektur mit optischen Modulen sollte man in der Regel den Vorzug geben, diese arbeiten sehr genau.
Abbildung 4 Das Werkzeug Verzeichnung in der Rubrik Geometrie. [Foto: Akki Moto]
Wollen Sie die Korrektur nicht DxO PhotoLab allein überlassen oder ist kein passendes optisches Modul installiert, können Sie selbstverständlich eine manuelle Korrektur vornehmen. Dann stehen Ihnen unter Typ drei Korrekturen zur Verfügung: Tonnenförmig (für Weitwinkelobjektive), Kissenförmig (für Teleobjektive) und Fisheye.
Die letzten Jahre waren sehr spannend im Bereich der Kameratechnologie. Canon, Nikon und Panasonic stellten ihre ersten spiegellosen Vollformatkameras vor, die sich gleichzeitig durch einen großen Bajonettdurchmesser und ein geringes Auflagemaß (das ist der Abstand zwischen dem Kameraanschluss für das Objektiv und dem Sensor) auszeichnen.