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Kaufberatung: Welche Speicherkarte ist die richtige für meine Kamera?

2024-11-30 SD, SDHC, SDXC, Class 6, Class 10, U1, U3, UHS II & Co – viele Bezeichnungen sorgen für reichlich Verwirrung insbesondere bei SD-Speicherkarten. Hinzu kommen bei High-End-Systemkameras XQD und CFexpress Typ A und Typ B. Doch was bedeuten diese Bezeichnungen und welche Speicherkarte ist die richtige für meine Kamera? Warum gibt es große maximale Schreibgeschwindigkeiten und warum garantierte Mindestgeschwindigkeiten? Unser Fototipp bringt Licht ins Dunkel und hilft bei der Kaufentscheidung, die richtige Speicherkarte für den jeweiligen Anwendungsfall zu finden.  (Benjamin Kirchheim)

Dieser Fototipp erschien erstmals am 29.12.2014 und wurde im September 2019 und November 2024 umfassend überarbeitet und ergänzt.

Die vielen Standards und Abkürzungen aufgeschlüsselt

Den SD-Kartenstandard für Flash-Speicherkarten gibt es bereits seit 2001, er wurde von SanDisk auf Basis der Multimedia-Card (MMC) entwickelt. SD ist dabei die Abkürzung für Secure Digital. SD-Speicherkarten haben sich inzwischen am Markt durchgesetzt und werden von der großen Mehrheit der Kameras verwendet. Der ursprüngliche SD-Standard sah Speicherkartenkapazitäten von maximal 2 Gigabyte (GB) vor. Fünf Jahre später war die Kapazitätsgrenze erreicht und immer höher auflösende Digitalkameras verlangten nach größeren Speicherkarten.

Die SDHC-Karte wurde geboren, wobei das Kürzel für Secure Digital High Capacity steht. Sie erlaubt Speicherkapazitäten von 4 GB bis hin zu 32 GB. Die meisten älteren Digitalkameras (vor zirka 2008) sind nicht zu SDHC kompatibel, obwohl die Karten dieselben Anschlüsse und Abmessungen wie SD-Karten besitzen. Die Formatierung ist jedoch eine andere (FAT32 und nicht mehr FAT16), nur für wenige Kameras gab es Firmwareupdates zur Unterstützung des neuen SDHC-Standards. Während die früheren SD-Karten heutzutage so gut wie ausgestorben sind, findet man SDHC-Karten noch sehr häufig.

Mit dem SDHC-Standard wurden so genannte Geschwindigkeitsklassen definiert. Sie garantieren eine Mindestschreibgeschwindigkeit, die unter allen Umständen erreicht wird. Es gibt Class 2, Class 4, Class 6 und Class 10. Die Zahl steht jeweils für die garantierte Mindestschreibgeschwindigkeit in Megabyte pro Sekunde (MB/s). Wichtig ist das vor allem für Videoaufnahmen, da die Kameras einen ständigen Datenstrom flüssig wegschreiben müssen. Bricht die Schreibgeschwindigkeit ein, so wird die Videoaufnahme beendet. Für Kameras mit Full-HD-Videofunktion wird mindestens eine Class 6 Speicherkarte empfohlen. Das Class-Symbol ist als eingekreiste Zahl auf der Speicherkarte zu finden.

Im Gegensatz zur garantierten Mindestschreibgeschwindigkeit geben die Hersteller auch gerne maximale Übertragungsgeschwindigkeiten an, wobei die Lesegeschwindigkeit die Schreibgeschwindigkeit oft übertrifft. Hier schummeln manche Hersteller gerne und geben den höheren Lesegeschwindigkeitswert an, während die niedrigere Schreibgeschwindigkeit oft nur im Kleingedruckten auf der Verpackung oder auf der Website des Herstellers zu finden ist. Relevant in der Kameara ist aber natürlich vor allem die Schreibgeschwindigkeit.

Manche nennen die Geschwindigkeit auch gerne als Faktor der einfachen CD-Lesegeschwindigkeit, die bei 150 Kilobyte pro Sekunde (KB/s) liegt. Eine Speicherkarte mit der Angabe 633x erreicht beispielsweise bis zu 95 MB/s. Im Gegensatz zur garantierten Mindestschreibgeschwindigkeit kann die maximale Lese- und Schreibgeschwindigkeit oft nicht konstant gehalten werden. Für Videoaufnahmen ist das kritisch. Geht es aber um das schnelle Wegschreiben von Serienaufnahmen oder aber das schnelle Auslesen der Speicherkarten im Kartenlesegerät, kann die Maximalgeschwindigkeit durchaus von Bedeutung sein.

Der aktuelle SDXC-Standard, UHS I und II sowie die Video Speed Class

Schon drei Jahre später, also 2009, bemerkte man, dass der SDHC-Standard mit bis zu 32 GB nicht ausreichen würde. Auch die Übertragungsgeschwindigkeiten, die der SD-Standard bis dahin erlaubte, reichte nicht mehr aus. Der SDXC-Standard wurde aus der Taufe gehoben (das Kürzel steht für Secure Digital eXtended Capacity). Er erlaubt Speicherkapazitäten von 64 GB bis hin zu 2 Terabyte (TB, 1 TB = 1024 GB). Als Dateisystem kommt hier exFAT zum Einsatz, denn FAT32 unterstützt nur maximal 32 GB große Speicher. Zudem sind mit exFAT Einzeldateigrößen von mehr als 4 GB kein Problem (bei FAT32 mussten große Videodateien in 4 GB große Segmente zerstückelt werden).

Hinzu kommt der Speicherbus: UHS-I und UHS-II wurden 2010 und 2011 im SD-Standard aufgenommen. SDXC-Karten sind physikalisch kompatibel zu SD- und SDHC-Karten, der Speicherbus von UHS-I sieht aus wie bei normalen SD-Karten. UHS-II hat zusätzliche Kontakte für höhere Übertragungsgeschwindigkeiten, wobei die Abwärtskompatibilität dafür sorgt, dass eine UHS-II-Karte auch in Geräten mit UHS-I funktioniert, dabei aber nicht ihre volle Geschwindigkeit entfaltet. Andersrum können selbst in Geräten, die SDXC UHS-II unterstützen, auch UHS-I-Karten und auch alte SD-Karten verwendet werden.

Während der normale SD-Kartenbus im Highspeed-Modus nur 25 MB/s übertragen kann, sind es bei UHS-I bis zu 104 MB/s und bei UHS-II sogar bis zu 312 MB/s. Wie bei der Einführung des SDHC-Standards müssen die Kameras (und auch die Kartenlesegeräte) kompatibel zu SDXC sein, womit diese Karten nur in neueren Geräten funktionieren.

Auch die Geschwindigkeitsklassen werden mit dem SDXC-Standard erweitert. Sie heißen nun nicht mehr Class 10, sondern UHS Speed Class 1 und 3, abgekürzt U1 und U3. U1 entspricht dabei der "alten" Class 10 und U3 garantiert 30 MB/s Mindestschreibgeschwindigkeit. Diese neuen Geschwindigkeitsklassen können also problemlos mit UHS-I abgedeckt werden, auch SDHC-Karten mit UHS-I sind inzwischen weit verbreitet. Benötigt werden die höheren Geschwindigkeitsklassen für 4K-Videoaufnahmen. Das Logo besteht aus einem großen U mit einer kleinen Zahl darin, es ist entweder anstatt oder zusätzlich zum alten Class-Symbol auf der Speicherkarte zu finden.

Seit 2016 gibt es weitere neue Geschwindigkeitsklassen, die eigentlich speziell für Videofilmer entwickelt werden. Sie nennen sich entsprechend Video Speed Class in den Bezeichnungen V6, V10, V30, V60 und V90. V6 entspricht der alten Class 6, V10 der Class 10 beziehungsweise UHS Speed Class 10 und V30 der UHS Speed Class 30. V60 und V90 garantieren sogar eine Mindestschreibgeschwindigkeit von 60 beziehungsweise 90 MB/s, womit auch 8K-UHD-Videos mit 60 oder 120 Bildern pro Sekunde gespeichert werden können. Zwar gibt es aktuell (2024) nur wenige Foto-Digitalkameras mit solchen Videoauflösungen, aber auch bei Serienbildern werden problemlos Datenübertragungsraten sogar jenseits dieser Spezifikationen erreicht.

Anfang 2017 wurde mit UHS III der Nachfolgestandard von UHS II vorgestellt, der die theoretische Übertragungsgeschwindigkeit nochmals verdoppelt, und zwar auf 624 MB/s. Bereits Mitte 2018 folgte der SDUC-Standard (Secure Digital Ultra Capacity) als Nachfolgestandard von SDXC. Damit sind Speicherkapazitäten von bis zu 128 TB möglich. Das dabei in einer ebenfalls zweiten, aber zu UHS II und UHS III nicht kompatiblen Kontaktreihe definierte SD Express erlaubt sogar Datenraten von bis zu 985 MB/s. Weder UHS III noch SDUC haben bisher (Stand November 2024) ihren Weg in kaufbare Speicherkarten oder Digitalkameras gefunden. Stattdessen findet nun CFexpress eine immer größere Verbreitung.

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