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Kaufberatung: Welche Speicherkarte ist die richtige für meine Kamera?

Seite 2 von 2, vom 2019-09-23 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

XQD und CFexpress

XQD- und CFexpress-Speicherkarten kommen bei einigen High-End- und professionellen Kameras zum Einsatz, bieten aber einige Vorteile gegenüber dem SD-Standard. Diese bestehen nicht nur in höheren Datenübertragungsraten und mehr Platz in der Karte für Flash-Speicherchips, sondern auch in einer höheren Robustheit und besserem Wärmemanagement, was bei schnellen Speicherkarten hoher Kapazitäten immer relevanter wird. Den XQD-Standard kann man als Nachfolger der CompactFlash-Speicherkarten (CF) verstehen. XQD-Karten sind größer als SD-Karten, aber kleiner als CF-Karten, die Dicke hingegen liegt zwischen CF Typ I und CF Typ II.

CFexpress wiederum ist der Nachfolgestandard von XQD und ersetzt auch CFast-Speicherkarten, die nur bei professionellen Videokameras zum Einsatz kamen. Der aktuelle CFexpress-Standard unterscheidet drei physikalische Größen: Typ A mit 28,0 × 20,0 × 2,8 mm (Länge × Breite × Höhe), Typ B mit 38,5 × 29,8 × 3,8 mm und Typ C mit 74,0 × 54,0 × 4,8 mm. Letzteres ist zu Groß für den Einsatz in Digitalkameras. Typ A und Typ B kommen dagegen in Digitalkameras zum Einsatz. Typ B ist mit XQD identisch, so dass manche Kameras beides unterstützen, gegebenenfalls auch erst nach einem Firmwareupdate.

Sowohl bei XQD als auch bei CFexpress kommt eine PCI-Express-Schnittstelle zum Einsatz, wobei es auch hier unterschiedliche schnelle Versionen gibt, die sich bei der maximalen Datentransferrate unterscheiden. Die ist nicht nur abhängig von der PCIexpress-Version, sondern auch vom Speicherkartentyp. Bei identischer Version ist Typ B doppelt so schnell wie Typ A und Typ C doppelt so schnell wie Typ B.

Seit 2019 kommt PCIexpress 3.0 im CFexpress-Standard 2.0 zum Einsatz. Das erlaubt bei CFexpress Typ A maximal 1 GB/s. Bei CFexpress Typ B sind es entsprechend 2 GB/s und bei Typ C 4 GB/s. 2023 wurde CFexpress 4.0 (3.0 wurde übersprungen) definiert, das mit PCIexpress 4.0 arbeitet und die maximalen Übertragungsgeschwindigkeiten nochmal verdoppelt. Stand November 2024 spielt das aber bei Digitalkameras noch keine Rolle, auch wenn inzwischen die ersten Karten mit CFexpress 4.0 erhältlich sind.

Während CFexpress Typ B bei Canon, Fujifilm, Hasselblad, Nikon und Panasonic zum Einsatz kommt, setzt Sony auf den kleineren CFexpress Typ A. Dieser ist sogar etwas schmaler als SD-Karten, wenn auch dicker. Das hat den Vorteil, dass Sony Speicherkartensteckplätze in die Kameras baut, die wahlweise eine SDHC/SDXC-Karte mit UHS II oder eine CFexpress Typ A aufnehmen. Mit CFexpress Typ B funktioniert so ein Dual-Slot hingegen schon rein physikalisch nicht. Dual-Slots haben bei Sony übrigens Tradition, denn vor CFexpress Typ A kam bei Sony der eigene MemoryStick zum Einsatz, dessen Duo-Variante sich in einem Doppelslot mit SD-Karten vereinen ließ – allerdings nicht mit UHS II.

Welche Speicherkarte soll man denn nun kaufen?

Bei der Auswahl der für die eigene Digitalkamera passenden Speicherkarte sollte man sich zuerst darüber informieren, welche Standards von der eigenen Digitalkamera unterstützt werden. Diese Information steht zumeist im Handbuch in den technischen Daten oder auf der Hersteller-Website. Auch auf dem Kamerakarton sind meistens die entsprechenden Logos zu finden. Heutige Kameras unterstützen eigentlich alle SD, SDHC und SDXC sowie UHS-I. UHS-II hingegen wird von weniger Kameras unterstützt.

Speicherkarten unter Class 10 sollte man heutzutage nicht mehr kaufen, zumal diese sehr preiswert geworden sind. Ist die Videofunktion wichtig, sollte man genauer hinschauen. Unterstützt die Kamera hohe Datenraten bei Full-HD, etwa 100 Mbit pro Sekunde (entspricht 12,5 MB/s), so wird bereits eine U3-Karte benötigt, bei 4K ist U3 ebenfalls erforderlich.

Sind hohe Serienbildraten und ein schnelles Leeren des Kamerazwischenspeichers wichtig, sollte man zu einer Speicherkarte mit einer hohen maximalen Schreibgeschwindigkeit greifen. Ist diese einmal zwischendurch etwas langsamer, so ist das bei Einzelbildern im Gegensatz zu Videos eher unkritisch. Interessanterweise sind Speicherkarten auf dem Markt, die die Klasse U3 haben, aber nur bis zu 60 MB/s schreiben, während eine U1-Karte gerne auch mit 90 MB/s maximaler Schreibgeschwindigkeit angegeben wird.

Die Toshiba Exceria Pro UHS-II mit 240 MB/s maximaler Schreibgeschwindigkeit und 260 MB/s maximaler Lesegeschwindigkeit schafft beispielsweise nur die Geschwindigkeitsklasse U1, während die UHS-I-Karte Exceria vom selben Hersteller bei 95 MB/s Lesegeschwindigkeit und 60 MB/s maximaler Schreibgeschwindigkeit U3 unterstützt.

Für eine Digitalkamera mit 4K-Videofunktion wäre also die normale Exceria die bessere Wahl, während die Exceria Pro in einer Kamera, die UHS II unterstützt, ihre Geschwindigkeitsvorteile bei Serienbildern ausspielen kann. Am besten greift man in so einem Fall aber zu einer UHS-II-Karte, die die UHS Speed Class 3 oder mindestens die Video Speed Class 30 unterstützt.

Bei der Speicherkapazität muss man nicht unbedingt zur größten erhältlichen Karten greifen, zumal sich ab einer bestimmten Kapazität der Preis pro GB meist deutlich nach oben bewegt. Eine 32 GB-Karte ist meistens völlig ausreichend und relativ preiswert zu bekommen. Eine 24 Megapixel auflösende Kamera speichert darauf beispielsweise fast 2.000 Fotos in JPEG. Speichert man hingegen gerne in RAW oder RAW und JPEG simultan, reicht eine 32 GB Karte nur noch für 800 Fotos oder weniger, dann greift man gegebenenfalls besser eine Kapazitätsstufe höher.

Speicherkarten haben übrigens eine begrenzte Lebensdauer, da sich Flash-Speicherzellen nicht beliebig oft beschreiben lassen, die Lesezyklen hingegen sind unbegrenzt. Die Karten verfügen jedoch über ein Management, um die Speicherzellen gleichmäßig auszulasten und defekte Speicherzellen nicht mehr zu verwenden. Zudem schaffen selbst die einfachen Speicherzellen 100.000 Zyklen, die guten sogar 1.000.000. Ein Indiz dafür, die Speicherkarte nicht mehr zu verwenden, ist ein deutlicher Kapazitätsschwund.

Man sollte beachten, dass die Kartenhersteller bei Kilobyte, Megabyte und Gigabyte mit dem korrekten dezimalen Umrechnungsfaktor 1.000 statt dem früher verwendeten binären Faktor 1.024 rechnen. Die binären Bezeichnungen heißen eigentlich korrekterweise Kibibyte (statt Kilobyte), Mibibyte (statt Megabyte) und Tibibyte (statt Terabyte). Selbst Betriebssysteme und Anwendungen bringen diese Bezeichnungen durcheinander. 1 GB entspricht also nicht etwa 1.024 MB, sondern 1.000 MB beziehungsweise nicht 1.048.576 KB, sondern 1.000.000 KB. So kommt es, dass eine 64 GB Speicherkarte beispielsweise unter Windows 10 als Karte mit 59,7 GB oder 64.139.296.768 Byte angezeigt wird. Die Karte hat nicht weniger Speicherkapazität als draufsteht, sondern sogar etwas mehr.

Um einem Verlust von einer großen Anzahl von Fotos vorzubeugen empfiehlt es sich trotzdem, lieber zwei kleinere als eine größere Karte zu verwenden und beispielsweise nach 400 Fotos die Karte zu wechseln. Für ausgedehnte Videoaufzeichnungen hingegen können Speicherkarten oft gar nicht groß genug sein, erst Recht bei 4K- oder sogar 8K-Auflösung.

Einige wenige Digitalkameras setzen heutzutage die wesentlich kleineren Micro-SD-Karten ein, die auch in Smartphones zum Einsatz kommen. Diese Karten sind im Gegensatz zu SD-Karten nicht dazu konzipiert, ständig aus der Kamera herausgenommen und in ein Kartenlesegerät gesteckt zu werden, dafür sind sie auch viel zu fummelig. Wie auch immer, die Geschwindigkeitsklassen Class 6, Class 10, U1 etc. sowie UHS-I, SD, SDHC und SDXC gelten dort analog zum normalen SD-Standard. Zudem gibt es Adapter, um Micro-SD-Karten in normalen SD-Kartenschächten zu verwenden.

Bei XQD- und CFexpress-Karten sind meist die maximale Lese- und Schreibgeschwindigkeit angegeben, oft auch die Mindestschreibgeschwindigkeit für Videoaufnahmen. So muss man sich nicht mehr mit Geschwindigkeitsklassen oder ähnlichem rumschlagen, sondern kann die Karten anhand dieser Angaben auswählen. Während es XQD-Karten ab 32 GB und bis hinauf zu 240 GB gibt, fangen CFexpress-Karten erst bei 64 GB an und reichen bis 4 TB (4000 GB) hinauf.

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