2017-11-27 In diesem zweiten Fototipp aus der dreitteiligen Reihe "Softproofing" erklärt Autor Sam Jost in verständlicher Art und Weise, wie mit Adobe Lightroom ein Softproof durchgeführt wird. Sam Jost erklärt den kompletten Weg vom Einrichten des Softproofs über die eventuell notwendigen Farbanpassungen bis hin zum Druck des Fotos aus Lightroom. (Sam Jost)
Dieser Fototipp ist ein Auszug aus dem Buch "Farbmanagement für die Digitalfotografie" von Sam JostJe nach verwendeter Technik zeigt jedes Gerät bei der Wiedergabe eines Bildes unterschiedliche Farben und hier kommt das bekannte und zu Unrecht gefürchtete Farbmanagement ins Spiel. Autor Sam Jost zeigt in seinem stark überarbeiteten und erweiterten Buch „Farbmanagement für die Digitalfotografie – zweite überarbeitete Auflage“ die Hintergründe des Farbmanagements und natürlich auch, wie man Farbmanagement richtig einsetzt. Zudem zeigt der Autor, wo Fallstricke lauern und wie diese zu umschiffen sind. Das Buch ist der ideale Ratgeber für alle, die die volle Kontrolle über die Farbe in ihren Bildern behalten wollen. Diese Publikation ist als E-Book für 9,99 € sowie als gedrucktes Buch für 24,90 € erhältlich. mehr …
Softproofing mit Lightroom
Lightroom hat ein sehr durchdachtes Softproofing-Tool. Es befindet sich im Entwickeln-Modul, wo Du es mit der Taste [S] aktivierst oder indem Du das Wort Softproof in der (mit [T] ein- und ausblendbaren) Werkzeugleiste anklickst. Bei aktiviertem Softproofing zeigt Lightroom das Bild auf einem papierweißen Hintergrund, davon ausgehend, dass das Foto auf weißem Papier gedruckt werden soll. Falls Du planst, es auf dunklem Hintergrund zu drucken, kannst Du die Farbe mit einem Rechtsklick auf den Hintergrund anpassen.
Softproofing einrichten
Als erste und wichtigste Aktion im Softproofing wählst Du das passende Profil für den Drucker und das Papier. Dafür klickst Du auf das Profil.
Bei erster Verwendung werden in diesem Profil-Popup nur sRGB und Adobe RGB gezeigt. Mit einem Klick auf „Andere...“ öffnet Lightroom eine Profil-Auswahl, in der Du aus den installierten Profilen auswählen kannst, welche im Softproofing zur Auswahl angeboten werden sollen. Je nach installierten Druckertreibern können hier sehr viele Profile zur Verfügung stehen. Um die Auswahl im Softproofing selber übersichtlich zu halten, wählst Du sinnvollerweise nur die Drucker und Papiere aus, die Du auch wirklich verwendest, und gibst den restlichen keinen Haken.
Nachdem das einmal eingestellt ist, wähle ich im Profil-Popup im Softproofing-Dialog das Profil für die gewünschte Ausgabe. Mit passendem Profil und aktiviertem Softproofing bearbeite ich mein Bild wie gewohnt.
Virtuelle Kopie für den Proof anlegen
Wenn Du bei aktiviertem Softproofing das Bild zum ersten Mal bearbeitest, kommt eine Abfrage, ob für diese Ausgabe eine extra virtuelle Kopie angelegt werden soll oder ob Du das aktuelle Bild zur Proof-Kopie erklären möchtest:
Wird ein Bild für mehrere Ausgaben unterschiedlich bearbeitet, so ist es sinnvoll, für jede Ausgabe eine eigene virtuelle Kopie des Bildes anzulegen, damit Du später die verschiedenen Versionen alle im Zugriff hast. Mit dem Knopf Proof-Kopie erstellen legt Lightroom eine virtuelle Kopie an und trägt dort das Profil als Kopienamen ein. Damit hast Du später sowohl das Originalfoto als auch die für diese Drucker/Papier-Kombi erstellte Proof-Version im Katalog und kannst jederzeit auf beide zurückgreifen. Wählst Du stattdessen Als Proof festlegen, so macht Lightroom das aktive Bild zum Softproof.
Falls das Bild bereits fertig bearbeitet ist, solltest Du Proof-Kopie erstellen wählen, um eine Kopie mit den ursprünglichen Bearbeitungen zu behalten und zusätzlich eine für die gewählte Ausgabe zu bekommen. Handelt es sich hingegen um die erste Bearbeitung des Bildes, so wähle ich Als Proof festlegen und lege mir erst später Kopien für andere Ausgaben an.
Tipps für die Bearbeitung im Softproofing
Selbst im Softproofing ist der Kontrast des Bildschirms stärker als der von Papier. Damit die Proof-Vorschau noch dichter am Papier ist, könntest Du den Haken bei Papier und Druckfarbe simulieren setzen, dann verringert Lightroom den Kontrast der Anzeige. Ich benutze diese Option nicht, denn beim Bildschirm sind wir andere Kontraste gewohnt.
Das Softproofing bietet ein paar praktische Hilfen bei der Bearbeitung eines Bildes. Eine davon ist der Vergleich des Softproof-Bildes mit dem, was auf dem Bildschirm möglich ist. Das bietet sich vor allem an, wenn Du das Bild schon für den Bildschirm bearbeitet hattest und erst nachträglich für eine Druckausgabe anpasst. Um diesen Vergleich aufzurufen, kannst Du mit der Taste [Y] die Bildschirmversion neben dem Softproof anzeigen lassen:
Auf diese Weise kann man gut sehen, welche Abstriche man für den Druck machen muss – so richtig helfen tut es einem aber nicht. Nützlich ist dieser Vergleich vor allem, um zu sehen, ob in der Bildschirmversion mehr Details sichtbar sind, die in der Druckausgabe verloren gehen.
Um zu zeigen, was beim Druck verloren gehen kann, zoome ich in das Bild hinein, damit Du auf den Screenshots mehr Details sehen kannst. Links: das Original auf dem Bildschirm. Rechts: die Version, wie sie mit meinem Profil für einen Epson Stylus Pro 9800 auf Hahnemühle Photo Rag Papier aussehen würde. Da es sich bei Photo Rag um ein mattes Papier handelt, sind die Unterschiede recht stark, bei Hochglanzpapier (Glossy) würden die Farben auf einem guten Drucker nahezu dem Original entsprechen, doch das wäre als Beispiel für die Bearbeitung im Softproofing uninteressant.
Deutlich ist zu sehen, dass der Drucker auf diesem Papier Probleme mit dem Violett hat. Genauer gesagt hat er Probleme mit dem Blau. Der Blauanteil in der Blüte ist übersättigt, wodurch die Struktur und die feinen Äderchen der Blüte verloren gehen. Dies bestätigt sich, wenn Du die Farbumfangswarnung aktivierst, indem Du die Maus über das kleine Symbol in der rechten oberen Ecke des Histogramms hältst:
Die Farbumfangswarnung malt die Bereiche rot aus, in denen Farben verwendet werden, die der Drucker laut Profil nicht drucken kann. Wenn Du diese Bereiche so übersättigt lassen würdest, hat das (wie in der Proof-Vorschau sichtbar) zur Folge, dass diese Flächen im Druck matschig aussehen. Wenn das nur kleine dunkle Ecken betrifft, macht es nichts, doch wenn es sich, wie in diesem Foto, bei der Struktur um einen wichtigen Bestandteil des Motivs handelt, sieht das Ergebnis nicht schön aus.