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Woran Schärfe leidet (Teil 1) – Kamera und Objektiv

Seite 2 von 2, vom 2017-07-10 (Autor: Sam Jost)Zur Seite 1 wechseln

Moiré-Effekt

Moiré nennt man eine bestimmte Sorte farbiger Muster, die entstehen, wenn eine Struktur im Motiv sehr fein ist, leicht schräg zu den Pixeln auf dem Sensor verläuft und scharf fokussiert wurde. Das stark vergrößerte Dach im folgenden Foto ist eigentlich einfarbig weiß, im Foto zeigt es gelbe und blaue Streifen.

Diese bunten Streifen sind keine Unschärfe, doch es gehen Farbdetails verloren. Die meisten Kameras (auch die Nikon D90, mit der das obige Dach fotografiert wurde) haben sogenannte Anti-Aliasing-Filter vor dem Kamerasensor, um Moiré zu verringern. Dies erreichen die Anti-Aliasing-Filter dadurch, dass sie das Foto direkt vor dem Sensor ein wenig unscharf machen. Doch auch dieses Wissen hilft Dir natürlich nur, wenn Du Dir eine neue Kamera kaufst, denn solche Filter kann man nachträglich nicht entfernen.

Objektivbedingte Unschärfe

Wird mit wechselnden Objektiven gearbeitet, so hat die Wahl des Objektivs natürlich ebenfalls Einfluss, und zwar sowohl auf die Genauigkeit und Geschwindigkeit des Autofokus, als auch auf die Schärfe und andere Abbildungseigenschaften. Um Objektive mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden, gibt es im Internet Datenbanken, die die Qualität von Objektiven vergleichen, beispielsweise bei Digitalkamera.de8 oder DxOMark.com9. Allerdings unterliegen Objektive einer gewissen Serienstreuung. Es kann durchaus sein, dass zwei baugleiche Objektive unterschiedlich gut sind.

Wenn das Objektiv den Fokus korrekt trifft, kannst Du auch mit günstigen Objektiven scharfe Fotos machen. Es folgen zwei Ausschnitte, die Drucken in jeweils der Größe 100x66 cm entsprechen. Verglichen werden links eine teure Festbrennweite (Nikon 85 mm f/1,4G) und rechts ein günstiges Zoomobjektiv (Nikon 70-210 mm f/4-f/5,6).

Wie Du sehen kannst, ist der Unterschied nicht groß. Beim günstigen Zoom ist das Bild trotz identischer Belichtung um knapp eine Blendenstufe dunkler und etwas kontrastärmer. Beides lässt sich in der Nachbearbeitung ausgleichen.

Allerdings haben die meisten günstigen Objektive einen Nachteil: Sie sind weniger Lichtstark als die teuren. Gerade die bezahlbaren Allround-Zoom-Objektive sind so lichtschwach, dass die Abstriche bei Belichtungszeit und ISO zu unscharfen Fotos führen können. Bei Konzerten, Hallensport und auch anderen Veranstaltungen mit wenig Licht arbeite ich mit lichtstarken Festbrennweiten. Beispielsweise habe ich bei Hallensport mit einem 85-mm-Objektiv bei f/1,4 fotografiert. Aus Neugierde tauschte ich mit einem Hobbyfotografen gegen sein 18-105-mm-Allround-Zoom. Bei 85 mm hatte dieses eine Offenblende von f/5,6. Zusätzlich war das Bild auch noch dunkler als meine Festbrennweite als f/5,6 – während ich mit der Festbrennweite bei ISO 1.000 fotografiert habe, musste ich bei dem Zoom-Objektiv auf ISO 25.600 hochgehen, um eine vergleichbare Helligkeit zu haben. Alternativ hätte ich auch die Belichtungszeit verlängern können, was beides in dieser Situation für sichtbar mehr Unschärfe sorgte als die offene Blende meiner Festbrennweite. Zusätzlich ist der Autofokus bei den günstigen Zoom-Objektiven häufig langsam und unzuverlässig.

Verschmutztes und verkratztes Glas

Regentropfen, Schmutz oder Kratzer auf der Frontlinse des Objektivs sorgen für Unschärfe. Fällt zusätzlich auch noch Licht auf diese Stellen, so bekommt das Foto starke Flecken und Unschärfen. Dies kann, wenn es gewollt ist, ein wunderschöner Effekt sein. Wenn Du aber möglichst scharfe und klare Fotos möchtest, solltest Du die Frontlinse frei von Regentropfen, Schmutz und Kratzern halten. Die Gegenlichtblende hilft übrigens auch gegen Regentropfen.

Nicht nur die Frontlinse, sondern auch jedes Glas, das sich vor dem Objektiv befindet, kann das Foto verändern. Besonders fällt das bei Luftaufnahmen auf, wenn durch die verkratzten Scheiben eines Fliegers fotografiert wird. Beim linken Foto lag das Fenster des Fliegers im Schatten, beim rechten fiel Sekunden später ein Lichtstrahl auf die Scheibe. Was der Lichtstrahl bewirkt hat, ist deutlich zu sehen.

Hier war es nur ein Lichtstrahl in der Mitte des Fensters. Wenn das ganze Fenster in der Sonne gelegen hätte, wäre auch das ganze Foto trübe geworden. Wenn Du also durch ein Fenster fotografieren musst, achte darauf, dass kein Licht auf die Scheibe fällt.

Auch Filter, die man vor das Objektiv schraubt, können die Bildqualität verändern. Vor allem billige Filter verschlechtern bei Streulicht oft das Foto.

Blende

Die Blende verändert nicht nur die Schärfentiefe, sondern auch die allgemeine Schärfe. Die wenigsten Objektive sind offenblendig wirklich scharf. Wenn Du die Blende Klick für Klick schließt, wird das Bild Stück für Stück schärfer, bis irgendwann die Diffraktion einsetzt und es wieder Klick für Klick unschärfer wird. Ich habe meine Objektive mit der Software „FoCal Pro“1 durchgemessen. Meine Objektive erreichen ihre optimale Schärfe, wenn sie um zwei Blenden abgeblendet werden, also von f/1,4 auf f/2,8 oder von f/2,8 auf f/5,6. Und ab Blende f/8 werden sie messtechnisch langsam wieder unschärfer. Die Unterschiede werden aber erst bei großen Vergrößerungen oder bei wirklich schlechten Objektiven sichtbar.

Diffraktion

In Kapitel 3.1 habe ich bereits ein Beispiel gezeigt, bei dem ein Foto bei Blende f/32 unschärfer wurde. Es folgen zwei Ausschnitte aus zwei 90x60 cm großen Fotos, bei denen beim Foto mit F/32 der Effekt der Diffraktion zu sehen ist. Die Kanten sind unschärfer, das Bild verliert an Kontrast:

Die Auswirkungen sind kein Drama, doch Du solltest die Blende nicht ganz schließen, wenn Du die Schärfentiefe nicht brauchst.

Dieser Fototipp ist ein Auszug aus dem Buch "Scharfe Fotos" von Sam JostEin ganzes Buch nur über Schärfe! Der Autor Sam Jost zeigt verschiedene Möglichkeiten Schärfe zu verbessern. Er nennt die Faktoren, die sich negativ auf die Schärfe und damit auf die Bilddetails auswirken. Sam Jost erklärt in einfachen Worten verständlich, wie dieser die Verteilung von Schärfe und Unschärfe in einem Foto kontrolliert und wie man nicht Opfer der Technik wird, sondern selber entscheiden lernt, was scharf wird und was nicht. Auch Verfahren der Bildbearbeitung, um mehr Schärfe aus den Bildern zu holen, fehlen nicht. Das Buch ist erhältlich als E-Book (PDF und Kindle) sowie als gedrucktes Buch. mehr …


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