Aus dem digitalkamera.de-Testlabor
Bildqualität der Canon EOS 5DS R im Labor getestet
Seite 2 von 2, vom 2015-12-28 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Nutzbarer ISO-Bereich
Auch wenn die EOS 5DS R vergleichsweise handlich ausfällt, ist sie doch in erster Linie eine (mobile) Studiokamera, die dem Mittelformat den Rang ablaufen könnte (das meint auch Canon und schlägt die 5DS als alltagstauglichere Alternative vor). Sie bietet einen Standard-Empfindlichkeitsbereich von ISO 100 bis 6.400, der sich auf ISO 50 bis 12.800 erweitern lässt. Mit den bis zu deutlich sechsstelligen ISO-Werten mancher anderer, viel niedriger auflösender Vollformat-DSLR, kann die Canon also nicht konkurrieren. Dennoch stellt sich die Frage, wo der beste Arbeitsbereich liegt und wie gut die hohen ISO-Empfindlichkeiten tatsächlich nutzbar sind. Der Signal-Rauschabstand liegt von ISO 50 bis 400 im guten Bereich von über 40 dB, er kratzt bei ISO 50 und 100 sogar knapp unterhalb der 45 dB vorbei, wie unten im Diagramm aus dem Labortest zu sehen ist. Der gesamte Labortest mit allen Diagrammen und erläuternden Texten kann im Übrigen für 1,40 Euro abgerufen werden, Inhaber einer Prepaid-Labortest-Flatrate zahlen selbstverständlich nichts extra. Oberhalb von ISO 1.600 unterschreitet der Signal-Rauschabstand die kritische Marke von 35 dB, bei ISO 12.800 sind es gar weniger als 30 dB.
Das Luminanzrauschen hat die Canon EOS 5SD R indes gut im Griff, erst oberhalb von ISO 3.200 wird es leicht sichtbar. Farbrauschen spielt überhaupt gar keine Rolle. Das Rauschen ist aber insgesamt recht unauffällig, weil es einerseits sehr feinkörnig ausfällt und andererseits die Auflösung einfach sehr hoch ist. Man muss schon riesige Prints aus sehr geringem Abstand betrachten, um das Rauschen zu sehen. Dementsprechend fällt die Texturschärfe sehr gut aus, denn sie beschreibt, wie viele Details bei einem etwa DIN-A3-großen Print aus geringem Betrachtungsabstand zu sehen sind. Bei ISO 50 bis 200 wirken die Bilder leicht überschärft und bis ISO 1.600 scharf. Darüber nehmen die Details leicht ab, sind aber selbst bei ISO 6.400 noch gut. Nur bei der höchsten Empfindlichkeit von ISO 12.800 wirken die Bilder sichtbar weicher, ohne aber völlig vermatscht zu sein.
Mit ihrem abgedichteten Metallgehäuse scheint die Canon EOS 5DS R für die Ewigkeit gebaut zu sein. Dank großem Handgriff lässt sich der über 900 Gramm schwere Bolide ergonomisch halten. [Foto: MediaNord]
Mit über 50 Megapixeln löst die Canon EOS 5DS R aktuell höher auf als jede andere Vollformat-DSLR. Damit macht sie sogar dem Mittelformat Konkurrenz. [Foto: MediaNord]
Die Eingangsdynamik erreicht bei ISO 200 ihr Maximum mit etwas über elf Blendenstufen. Typisch für eine Kamera mit einer Grundempfindlichkeit von ISO 100, die mittels Signaldämpfung simulierte ISO 50 erreicht, liegt die Eingangsdynamik bei ISO 50 etwas niedriger, erreicht aber über zehn Blendenstufen. Erst bei ISO 6.400 werden die zehn Blendenstufen unterschritten, bei ISO 12.800 sind es sogar weniger als neun. Die Tonwertübertragung erfolgt leicht angesteilt für etwas knackigere Mittenkontraste und damit einen höheren Schärfeindruck. ISO 50 bildet hier mit einem deutlich flacheren Verlauf aufgrund der Signaldämpfung eine Ausnahme. Der Ausgangs-Tonwertumfang erreicht von ISO 50 bis 200 absolute Spitzenwerte und nutzt die zur Verfügung stehenden 256 Helligkeitsabstufungen nahezu voll aus. Auch bei ISO 400 ist der Tonwertumfang sehr gut. Darüber sinkt der Wert recht steil und unterschreitet bei ISO 3.200 den Wert von 7 Bit beziehungsweise 128 Stufen.
Farben stellt die EOS 5DS R im Mittel ziemlich genau dar, es gibt aber im Bereich von Cyan und vor allem in den Rot- und Violetttönen größere Abweichungen. Die Bilder sollen dadurch offensichtlich "schöner" wirken, etwa indem der Himmel blauer erscheint und das Rot kräftig leuchtet. Wie der Tonwertumfang, ist auch die tatsächliche Farbtiefe auf einem sehr hohen Niveau, vor allem bei niedrigen Empfindlichkeiten. Wieder stechen ISO 100 und 200 besonders positiv hervor, hier werden über acht Millionen Farben differenziert. Doch selbst bis hin zu hohen ISO 1.600 sind es mindestens vier Millionen Farben. Bis ISO 6.400 sind es noch zwei Millionen, bei ISO 12.800 etwas weniger als zwei Millionen Farben.
Die Auslöseverzögerung inklusive Autofokus stellt mit 0,45 Sekunden keine Rekordwerte auf, ist für eine Vollformat-DSLR mit großen zu bewegenden Glasmassen aber gut. Die reine Auslöseverzögerung beträgt lediglich 0,07 Sekunden. Im Live-View dauert es durchschnittlich 1,11 Sekunden vom Drücken des Auslösers bis zu dem Zeitpunkt, in dem das Foto im Kasten ist. Der Autofokus hat mit einer Sekunde den größten Anteil daran. Für eine DSLR ist das sogar gut, bei statischen Motiven kann problemlos mit dem, nebenbei bemerkt sehr akkurat arbeitenden, Kontrast-Autofokus gearbeitet werden. Der 61-Punkt-Phasen-Autofokus ist dem Kontrast-AF aber deutlich überlegen, erst Recht wenn das Motiv sich bewegt und es gilt, den Autofokus nachzuführen beziehungsweise den Fokuspunkt zum Zeitpunkt der tatsächlichen Auslösung vorauszuberechnen.
Fazit
Wie nicht anders zu erwarten, liefert die Canon EOS 5DS R eine hervorragende Bildqualität ab. In der Summe kann ihr aktuell kein anderes Vollformatmodell das Wasser reichen. Um diese Bildqualität nutzen zu können, sind allerdings einerseits sehr gute Objektive erforderlich, andererseits sollte der Fotograf sein Handwerk akkurat beherrschen und nicht zuletzt niedrige ISO-Empfindlichkeiten verwenden. Die beste Bildqualität erreicht die Canon EOS 5DS R bei ISO 200, dicht gefolgt von ISO 100. Bei ISO 50 mit der erforderlichen Signaldämpfung und bei ISO 400 geht die Bildqualität bereits leicht zurück, bleibt aber auf Spitzenniveau. Bis ISO 800 erhält man eine sehr gute Bildqualität, bis ISO 6.400 eine gute. Bei ISO 12.800 ist die 5DS R nicht wirklich schlecht, einige Einbußen muss man aber hinnehmen, die weniger die Auflösung und das Bildrauschen, sondern vielmehr den Dynamikumfang und die Helligkeits- und Farbdifferenzierung betreffen.
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.