Performante Foto-Video-Hybriden

Canon EOS R1 und R5 Mark II mit Stacked-BSI-Sensoren vorgestellt

2024-07-17 Mit der EOS R1 und EOS R5 Mark II bringt Canon zwei neue spiegellose Flaggschiff-Vollformat-Systemkameras auf den Markt. Während sich die EOS R1 mit ihrem integrierten Hochformatgriff und der Beschränkung auf 24 Megapixel vor allem für die Sportfotografie eignet, konzentriert sich die EOS R5 Mark II auf 45 Megapixel hochauflösende Fotos. Dabei beeindrucken beide Kameras mit hoher Performance, einem fortschrittlichen Autofokus und sehr guten Videoaufnahmefähigkeiten. Mit 6K60 Raw-Videoaufnahmen bei der R1 und 8K60 Raw bei der EOS R5 Mark II verstehen sich beide als Hybridkameras.  (Benjamin Kirchheim)

Auch wenn sich die Canon EOS R1 und EOR R5 Mark II in ihrer Erscheinung sowie beim Bildsensor, Sucher und wenigen Ausstattungsdetails unterscheiden, haben die beiden Kameras doch unglaublich viele Gemeinsamkeiten. Das fängt beim neuen Digic Accelerator an, der dem Bildprozessor Digic X vorgeschaltet ist. Sony-Kennern dürfte das bekannt vorkommen, führte Sony doch diese Technologie bereits 2016 mit dem Front-End-LSI ein (siehe weiterführende Links). Nichtsdestotrotz bietet die Kombination von Canon ein ganz anderes Performanceniveau als noch 2016 und auch andere Canon-Kameras, die "nur" einen Digic X (und keinen Digic-Accelerator) haben, werden deutlich übertrumpft.

Das System bietet zahlreiche Deep-Learning-basierte Funktionen. Neben dem Autofokus, auf den wir gleich noch genauer eingehen, betrifft das auch eine neue Deep-Learning-Rauschunterdrückung, die bei der kamerainternen Raw-Entwicklung aktiviert werden kann. Sie reduziert das Rauschen um etwa zwei ISO-Stufen. Bisher war eine solche Rauschunterdrückung nur mit Computerprogrammen möglich. Des Weiteren bieten beide Kameras ein Deep-Learning-Upscaling für eine Vervierfachung der Auflösung – bei der EOS R1 auf 96 Megapixel und bei der R5 Mark II sogar auf knapp 180 Megapixel.

Auch die Autofokus-Algorithmen, die auf Deep-Learning-KI-Technologie basieren, sind bei beiden Kameras identisch, auch wenn die Sensorhardware sich bezüglich der Messfelder unterscheidet: die R1 hat leistungsfähige Kreuzsensoren, die R5 Mark II die üblichen Liniensensoren. So ist der neue Autofokus in der Lage, erkannte Motive noch besser zu fokussieren und zu verfolgen. Erkannt werden Menschen und Tiere sowie Vögel, allesamt inklusive Gesichter und Augen. Zudem werden Fahrzeuge (etwa Motorräder und Autos) sowie Flugzeuge erkannt. Neu ist eine Action-Priorisierung für die Sportarten Fußball, Basketball und Volleyball. Hierbei erkennt die Kamera den Ball und fokussiert auf die Person, die als nächstes damit interagiert. Dabei wird auch die Pose der Person erkannt, etwa ein Sprung. Zudem stört es die Kamera nicht, wenn das Motiv zeitweise verdeckt wird. Doch das ist noch nicht alles. Man kann Gesichter in der Kamera registrieren und priorisieren, so dass die Kamera auf diese fokussiert; auch das ist im Prinzip ein alter Hut und wurde schon vor vielen Jahren beispielsweise bei Panasonic eingeführt.

Um den Autofokus aktiv steuern zu können, kommt in beiden Kameras eine verbesserte Version der aus der EOS R3 bekannten Autofokus-Augensteuerung zum Einsatz. Im Sucher sitzen nun mehr Sensoren auf einer größeren Fläche, zudem wurden die Algorithmen verbessert. Das soll zu einer präziseren, schnelleren Reaktion und einem größeren Erkennungsfeld führen. Der EOS R1 vorbehalten ist zudem eine zweistufige AF-On-Taste, die eine Aktivierung von zwei verschiedenen AF-Konfigurationen ermöglicht.

Auch wenn beide Kameras über die verbesserte Autofokus-Augensteuerung im Sucher verfügen, unterscheiden sich ihre elektronischen Sucher deutlich. Die EOS R5 Mark II bietet dieselbe 0,76-fache Vergrößerung und 5,76 Millionen Bildpunkte Auflösung wie ihr Vorgängermodell, aber der Sucher ist nun doppelt so hell. Die EOS R1 hingegen setzt mit ihrem 0,9-fach vergrößernden, 9,44 Millionen Bildpunkte auflösenden, 120 Bilder pro Sekunde schnellen Sucher neue Maßstäbe im EOS-R-System. Optional lässt sich die Suchervergrößerung auf 0,8- oder 0,7-fach verringern, was Brillenträgern zugutekommt.

Identisch bei beiden Kameras sind die Bildschirme. Hier gibt es das übliche Schwenk-Drehgelenk für alle Freiheitsgrade. Der Touchscreen löst jeweils 2,1 Millionen Bildpunkte auf acht Zentimeter Diagonale auf. Das Livebild ist übrigens sowohl auf dem Touchscreen als auch im Sucher bei Serienbildaufnahmen unterbrechungsfrei.

Ein großer technischer Unterschied der beiden Kameras ist die Sensorauflösung. Beide verwenden einen Stacked-BSI-CMOS, der sich besonders schnell auslesen lässt. Canon hält daher sogar einen Global Shutter, wie ihn Sony bei der Alpha 9 III bietet, für verzichtbar. Der Sensor der Canon EOS R1 löst 24 Megapixel auf und bietet eine ISO-Empfindlichkeit von bis zu 102.400. 40 Serienbilder pro Sekunde können mit voller Auflösung und Raw-Farbtiefe von 14 Bit aufgenommen werden. Eine neue Pre-Capture-Funktion nimmt 20 Bilder vor dem Drücken des Auslösers auf. Dabei kommt ein bis zu 1/64.000 Sekunde schneller elektronischer Verschluss zum Einsatz, der Rolling-Shutter-Effekt soll gegenüber der EOS R3 um 40 Prozent geringer sein. Die Blitzsynchronzeit von 1/400 Sekunde mit elektronischem Verschluss kann sich ebenfalls sehen lassen, ein mechanischer Verschluss ist aber dennoch vorhanden. Ein spezieller Aufbau des Sensors sorgt für um 90 Grad gedrehte Pixel für den integrierten Phasen-Autofokus mit Kreuzsensoren, der auf dem Dual Pixel CMOS AF II basiert.

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