Spiegellose Profi-Sportkamera

Canon EOS R3 mit rasantem Autofokus und hoher Serienbildrate enthüllt

2021-09-14 Mit der EOS R3 präsentiert Canon seine lang erwartete, erste professionelle spiegellose Systemkamera nun endlich offiziell, ab November 2021 soll sie erhältlich sein. Sie basiert auf einem eigens entwickelten Stacked-BSI-CMOS-Sensor mit 24 Megapixeln Auflösung, der 30 Serienbilder pro Sekunde mit AF- und AE-Verfolgung sowie unterbrechungsfreiem Sucherbild erlaubt. Der Autofokus soll der bisher schnellste aller R-Kameras sein und auch die Videofunktion kann sich mit 6K-Auflösung bei 60 Bildern pro Sekunde sehen lassen.  (Benjamin Kirchheim)

Der neue CMOS-Bildsensor wurde von Canon eigens entwickelt und ist nicht nur für eine höhere Lichtausbeute rückwärtig belichtet (BSI), sondern auch in der so genannten Stacked-Bauweise gefertigt, bei der ein schneller Zwischenspeicher für jeden einzelnen Pixel bereitsteht. Das erlaubt nicht nur hohe Serienbildraten bei konstanter AF- und AE-Verfolgung, sondern auch ein unterbrechungsfreies Sucherbild und eine schnelle Auslesung für einen reduzierten Rolling-Shutter-Effekt, er soll nur noch ein Viertel im Vergleich zur EOS-1D X Mark III betragen. Bis zu 1/64.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten erlaubt der elektronische Verschluss.

Der elektronische Sucher der Canon EOS R3 vergrößert 0,76-fach und löst feine 5,76 Millionen Bildpunkte auf. Er arbeitet mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde, während Serienaufnahmen sinkt die Aktualisierungsrate zwar auf 60 Bilder pro Sekunde, aber die volle Auflösung bleibt erhalten. Auch die Sucherverzögerung soll minimal sein, so dass sie kaum ins Gewicht fällt. Zudem ist die Auslöseverzögerung der Kamera bis zu 20 Millisekunden kurz und damit halb so lang wie bei DSLRs. Das Blitzen ist ebenfalls bis zur Blitzsynchronisationszeit von 1/180 Sekunde mit elektronischem Verschluss möglich, und zwar sowohl mit Blitzgeräten von Canon selbst als auch mit solchen von Drittanbietern. Die mechanische Blitzsynchronzeit liegt bei 1/250 Sekunde.

Eine echte Besonderheit des Suchers ist der Eye-Control-Autofokus. Er dient alternativ zum Fokusjoystick oder dem optisch arbeitenden Smartcontroller, der erstmals in der EOS-1D X Mark III zum Einsatz kam, zum Festlegen des Fokuspunkts. Die Verfolgung des Motivs übernimmt dann der Autofokus der Kamera. Das Eye-Control-System arbeitet mit im Sucher integrierten Infrarot-LEDs, einer Technik, die aus dem Medizinbereich stammt. Ein Sensor misst die Reflexionen und trackt anhand dessen das Auge.

Dafür ist allerdings eine Kalibrierung auf das jeweilige Auge des Fotografen nötig. Dafür bietet die EOS R3 mehrere Speicherplätze, beispielsweise um die Kamera zwischen mehreren Fotografen oder auch einem Fotografen mit und ohne Brille umschalten zu können. Das System ist aber durchaus empfindlich und so sollte man immer ähnlich durch das Okular schauen, damit es funktioniert. Sonnenbrillen, Gläser mit spezieller Beschichtung, Gleitsichtbrillen, beschlagene Brillengläser und harte Kontaktlinsen, die im Gegensatz zu weichen permanent wandern, sind für den Eye-Control-AF durchaus problematisch.

Da ist es gut, dass das System nur eine Alternative zur bisherigen Fokusfeldwahl ist. Der Eye-Control-AF ist auch nicht dazu gedacht, das Motiv ständig zu verfolgen, denn das übernehmen der Servo-AF für die Distanznachführung oder der Tracking-AF für die Motivnachführung über das Bildfeld.

In der Praxis geht die Kalibrierung schnell vonstatten, man muss nur den Anweisungen im Sucher folgen und nacheinander in die Mitte sowie die vier Randbereiche schauen. Danach wird das Auge als zwei gelbe Kreise im Sucher dargestellt. Sobald man den Auslöser antippt oder die AF-On-Taste drückt, wird der Fokus dort fixiert und man hat das Auge wieder frei, um den Bildausschnitt zu kontrollieren oder auf neue Motive zu lauern, die ins Bildfeld kommen. Ein erneuter Druck auf die AF-On-taste fixiert bei Bedarf den Autofokus neu, denn der Doppelkreis des Eye-Control-AF ist stets im Sucher zu sehen. Das Eye-Control-System steht übrigens nur während Fotoaufnahmen zur Verfügung.

Der Autofokus selbst arbeitet mit dem Dual Pixel CMOS AF II auf dem gesamten Bildsensor. Es kommen Deep-Learning-Algorithmen zum Einsatz und der Autofokus erkennt Menschen und Tiere (Hunde, Vögel, Katzen und alles, was diesen Tierarten ähnlich ist). Dabei werden Körper, Köpfe, Gesichter und Augen erkannt. Zudem gibt es eine neue Fahrzeugerkennung für Motorräder und Autos. Zudem kann wahlweise auf das Fahrzeug oder den Helm des Fahrers fokussiert werden beziehungsweise der Tracking-Autofokus schaltet um, sobald beispielsweise nicht nur das Motorrad, sondern der Helm erkannt wird, sobald es näher kommt. Dieses System arbeitet übrigens auch bei Videoaufnahmen. Zwischen den verschiedenen Erkennungssystemen lassen sich Prioritäten festlegen. Mit nur 0,03 Sekunden soll der Autofokus der schnellste aller R-Kameras sein. Zudem arbeitet der Autofokus bei bis zu -7,5 EV (mit entsprechend lichtstarkem F1,2-Objektiv), kann aber genauso bei F22 noch fokussieren.

Der Bildsensor erlaubt einen Standard-Empfindlichkeitsbereich von ISO 100 bis 102.400, mit Erweiterung sogar ISO 50 bis 204.800. Er ist zur Bildstabilisierung beweglich gelagert und erlaubt in Kombination mit einem optischen Bildstabilisator eines Objektivs bis zu acht Blendenstufen längere Belichtungszeiten. Wie bereits eingangs erwähnt, können 30 Serienbilder pro Sekunde mit elektronischem Verschluss aufgenommen werden. Mit mechanischem Verschluss sind es hingegen "nur" zwölf Bilder pro Sekunde. Der elektronische Verschluss lässt sich aber auch auf 15 oder zwei Bilder pro Sekunde herunterschalten.

Die Serienbildaufnahmen erfolgen jeweils mit maximal 14 Bit Farbtiefe im Rohdatenformat, JPEG und HEIF stehen ebenfalls zur Verfügung. Um auch bei elektronischem Verschluss eine akustische Rückkopplung zu haben, lässt sich ein elektronisches Auslösegeräusch hinzuschalten, das wahlweise nur auf dem Kopfhörerausgang liegt, um in ruhigen Umgebungen akustisch nicht aufzufallen. Auch andere Funktionen profitieren von der hohen Serienbildrate, beispielsweise erlaubt die HDR-Funktion Aufnahmen innerhalb von 0,02 Sekunden, womit sich auch bewegte Motive als HDR fotografieren lassen.

Auch beim Blitzen sind hohe Serienbildraten möglich, und zwar 30 Bilder pro Sekunde mit entsprechend schnellen Studioblitzgeräten und maximal 15 Bilder pro Sekunde mit E-TTL-Blitzgeräten. Beim Blitzschuh gibt es eine kleine, aber entscheidende Neuerung. Dieser bietet zusätzlich zu den normalen TTL-Kontakten 21 zusätzliche Kontakte zur Stromversorgung und Datenübertragung. Dieser Zubehörschuh kam erstmals im Camcorder XF605 zum Einsatz. Alle alten Blitzgeräte und anderes Zubehör lässt sich zwar weiterhin verwenden, um aber den Spritzwasserschutz sicherzustellen, ist der 50 Euro teure Blitzschuhadapter AD-E1 notwendig.

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