Aus dem digitalkamera.de-Testlabor
Dualkamera des Sony Xperia XZ2 Premium auf Bildqualität getestet
2018-09-11 Smartphones wie das Sony Xperia XZ2 Premium richten sich an Käufer, die besonders viel Wert auf eine hohe Bildqualität legen. Denn das Smartphone ist praktisch immer dabei und nimmt aufgrund seiner flachen Bauweise kaum Platz weg. Das XZ2 Premium ist das erste Smartphone von Sony mit Dualkamera. Ein 12 Megapixel auflösender Schwarzweißsensor soll mit seinem F1,6 lichtstarken Objektiv die 19 Megapixel auflösende Hauptkamera, deren Objektiv es auf eine Lichtstärke von F1,8 bringt, unterstützen. Im digitalkamera.de-Testlabor sowie in der Praxis haben wir getestet, ob die Bildqualität tatsächlich "premium" ist. (Benjamin Kirchheim)
Das Sony Xperia XZ2 Premium besitzt eine Dualkamera mit F1,8 lichtstarker, 19 Megapixel auflösender Farbkamera und F1,6 lichtstarker, 12 Megapixel auflösender Schwarzweißkamera. [Foto: Sony]
Dualkameras sind im Prinzip keine Neuheit mehr, sondern in High-End-Smartphones schon quasi Standard, selbst Triple-Kameras gibt es inzwischen und die Höchstgrenze an Kameras scheint nach oben offen zu sein. Da Smartphones flach bauen sollen, idealerweise deutlich unter zehn Millimeter, ist einfach kein Platz für große Bildsensoren oder gar (lichtstarke) Zoomobjektive. Und so helfen die Hersteller sich mit mehreren Kameras unterschiedlicher Brennweite und/oder unterschiedlicher Lichtempfindlichkeit, um die Bildqualität in neue Sphären zu heben. Dabei darf man trotz vollmundiger Versprechen nicht erwarten, auch nur annähernd an die Pixelqualität von echten Wechselobjektivkameras mit Micro-Four-Thirds-, APS-C- oder gar Kleinbild-Vollformatsensoren heranzukommen. Aber die Dual- und Triplekameras sind durchaus in der Lage, die Bildqualität auch bei schwachen Lichtverhältnissen auf "gut genug" für die Display- und Internetdarstellung zu heben.
Sony setzt dabei auf eine zweite Kamera mit minimal höherer Lichtstärke (F1,6 statt F1,8 bei der Farbkamera), größere Pixel (12 statt den 19 Megapixeln der Farbkamera) und einen Schwarzweißsensor, bei dem keine Farbfilter einen Großteil des Licht blockieren. Ein spezieller Bildprozessor soll die Bilddaten der beiden Kameras zusammenführen. Die Kamera-App des XZ2 Premiums lässt sich wie üblich durch einen langen Druck auf den separaten Auslöser starten, aber auch über den Bildschirm ist das natürlich mit einem Antippen des Kamera-App-Symbols möglich. Die Kamera merkt sich im Gegensatz zum Xperia XZ die letzten Einstellungen und startet daher nicht immer im Automatikmodus.
Der spezielle, "Aube" getaufte Bildprozessor des Sony Xperia XZ2 Premium soll die Bilder der beiden Kameras optimal zusammenführen. [Foto: Sony]
Stellt man die Auflösung auf 19 Megapixel, so verwendet das XZ2 Premium ausschließlich die Farbkamera. Im Automatikmodus wird nicht auf die Dualkamera umgeschaltet und im manuellen Modus kommt beim Versuch eines Umschaltens ein Hinweis, dass dies bei aktueller Auflösung nicht möglich sei. Erst, wenn man die Auflösung auf 17 Megapixel (im nativen 4:3-Seitenverhältnis) reduziert, lässt sich die Dualkamera aktivieren beziehungsweise wird im Automatikmodus, wenn nötig, automatisch aktiviert. Dafür sind bestimmte Voraussetzungen nötig, so empfiehlt Sony einen Mindestabstand von einem Meter zum Motiv. Bei geringerer Distanz schaltet die Automatik nicht um, während im manuellen Modus zwar eine Umschaltung möglich ist, aber dann ein Hinweis auf dem Bildschirm eingeblendet wird, man möge sich doch weiter vom Motiv entfernen (man kann trotzdem mit Dualkamera fotografieren, es kommt jedoch zu Problemen bei der Bildüberlagerung). Dies und die etwas verringerte Auflösung haben das Ziel, die Bilder der beiden Kameras deckungsgleich aufnehmen zu können. Schließlich nehmen die im Querformat nebeneinander liegenden Kameras eine leicht unterschiedliche Perspektive auf das Motiv ein.
Ein weiterer Unterschied liegt in er erreichbaren ISO-Empfindlichkeit. Mit der Farbkamera alleine sind nur Fotos mit ISO 50 bis 12.800 möglich, mit Dualkamera hingegen verschiebt sich der Empfindlichkeitsbereich um zwei Blendenstufen nach oben auf ISO 200 bis 51.200. Diese absurd hohen Empfindlichkeiten kann man allerdings als reine Papiertiger betrachten, die Bildqualität oberhalb von ISO 3.200 mit Single- und ISO 6.400 mit Dualkamera ist selbst bei Bildschirmdarstellung (13,3 Zoll auf auf Full-HD-Auflösung reduziert) kaum noch brauchbar, allein schon, weil sich oberhalb dieser Empfindlichkeiten ein deutlicher grüner Farbstich einstellt, aber auch, weil die Details selbst in dieser geringen Auflösung drastisch abnehmen und das Rauschen zunimmt. In der Praxis aber reichen ISO 6.400 mit Dualkamera bei Blende F1,8 aus, um handgehaltene Nachaufnahmen als Schnappschüsse einzufangen.
Handgehaltene Nachtaufnahmen mit dem Sony Xperia XZ2 Premium im Automatikmodus mit Dualkamera bei ISO 6.400. [Foto: MediaNord]
Die Stärke der Kamera-App und der Kamera des Sony Xperia XZ2 Premium liegt darin, sich so zu verhalten, wie man es als Fotograf von einer Kamera gewohnt ist. So macht die Kamera nicht einfach ohne jegliche Hinweise, was sie will (etwa wie bei Huawei P20 Pro, das im manuellen Modus das Digitalzoom statt der Telekamera verwendet), sondern gibt Hinweise, warum aktuell beispielsweise die Dualkamera nicht verwendet werden kann. Auch die Bildergebnisse entsprechen eher dem, was man mit einer normalen Digitalkamera erhält. Die Farben sind zwar gefällig verstärkt, aber nicht zu unnatürlich, auch macht die Sony bei Nachaufnahmen keine HDRs mit unnatürlich verstärkten Schatten. Möchte man natürlich genau diesen Effekt mit knalligen Farben und starkem HDR, ist das XZ2 Premium vielleicht nicht unbedingt das optimale Kamerasmartphone.
Was dem Sony XZ2 Premium wirklich fehlt, ist der optische Bildstabilisator. Dem verweigert Sony sich leider schon länger, dabei würde er doch gerade bei Nachtaufnahmen ohne Motivbewegungen helfen, schärfere Ergebnisse zu erreichen. Man muss sich allerdings auch nichts vormachen, bei den 25 Millimetern kleinbildäquivalenter Brennweite ist es kein Problem, bei 1/30 bis 1/25 Sekunde langen Belichtungszeiten scharfe Fotos aus der freien Hand aufzunehmen. Sobald Motivbewegungen im Spiel sind, braucht es ohnehin eher kürzere Belichtungszeiten, denn Motivbewegungen kann ein Bildstabilisator nicht ausgleichen.
Sony setzt ganz auf seinen starken elektronischen 5-Achsen-Bildstabilisator, der bei Videoaufnahmen greift. Bei 30 Bildern pro Sekunde in 4K-Auflösung liegt hier die längste Verschlusszeit ohnehin bei 1/30 Sekunde, sodass bei Bewegungsunschärfen etwa bei Schwenks ohnehin kein optischer Bildstabilisator etwas bringen würde. Der elektronische Bildstabilisator funktioniert bei Sony sehr gut und so kann man selbst im Gehen einigermaßen ruhige Videos aufnehmen.
Bei Tageslicht liefert die 19 Megapixel auflösende Farbkamera des Sony Xperia XZ2 Premium brillante, natürlich wirkende Ergebnisse. [Foto: MediaNord]
Im Testlabor und auch beim Blick auf die Details in der Vergrößerung wird deutlich, dass die Bilder recht stark bearbeitet werden und die Laborergebnisse nicht immer die Realität widerspiegeln. Die Laborsoftware lässt sich vor allem durch die exzessive Nachschärfung bei bestimmten Testcharts mehr Details und Auflösung vorgaukeln als tatsächlich vorhanden sind. Optische Fehler wie Randabdunklung, Verzeichnung und auch Farbsäume gleicht die Bildaufbereitung fast komplett optimal aus. Nur in den äußersten Bildecken kann es zu leichten Farbsäumen kommen. Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast erscheint mit knapp 75 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent äußerst hoch und nimmt zum Bildrand hin um gut ein Drittel ab. Tatsächlich aber zeichnet die Kamera des XZ2 Premium längst nicht so viele Details auf wie beispielsweise eine Vollformatkamera mit identischen Auflösungsmesswerten.
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