Aus dem digitalkamera.de-Testlabor
Mittelformat-DSLR Pentax 645Z mit 50 Megapixeln im Bildqualitätstest
2017-01-11 "Größer ist besser" ist das Mantra von so manchem Vollformat-Knipser. Dabei ist das Vollformat nicht das Ende der Fahnenstange. Es gibt auch noch das Mittelformat, das es preislich sogar mit mancher Profi-Vollformatkamera aufnehmen kann. Vor allem in jüngster Zeit hat sich das Mittelformat von den modularen, großen, schweren Kameras hin zu relativ kompakten Kameras mit fest verbautem Sensor gewandelt, sogar spiegellose Modelle gibt es inzwischen. Die Pentax 645Z ist als Mittelformat-DSLR ein eher klassischer Vertreter, dafür aber preislich attraktiv. Im Testlabor haben wir nun ihre Bildqualität getestet und ziehen einen Vergleich zur Canon EOS 5DS R, die ebenfalls 50 Megapixel auflöst. (Benjamin Kirchheim)
Anders als viele andere Mittelformat-DSLRs ist die Pentax 645Z nicht als Baukasten aufgebaut, sondern der Sensor sitzt fest im Gehäuse. Zudem ist die 645Z verglichen mit einer Profi-Vollformat-DSLR gar nicht mal so teuer. [Foto: Pentax]
50 Megapixel löst der 44 mal 33 Millimeter große Mittelformatsensor der Pentax 645Z auf. [Foto: Pentax]
Grundsätzliches
Als Objektiv für den Test kam das Pentax DFA 645 55 mm F2.8 AL IF SDM WR zum Einsatz. Das Objektiv besitzt einen Ultraschallautofokus und ist, wie die 645Z, spritzwassergeschützt. Die Brennweite beträgt nominell zwar 55 Millimeter, durch den gegenüber dem Vollformat um den Faktor 1,27 größeren Sensor muss man die Brennweite jedoch mit 0,79 multiplizieren oder durch 1,27 teilen, um die kleinbildäquivalente Brennweite zu erhalten. Der Bildwinkel entspricht also einem Kleinbildobjektiv mit 43 Millimetern Brennweite. Und weil Vollformatfotografen auch gerne die kleinbildäquivalente Blende berechnen: Die beträgt F2,2. Diese Umrechnung dient selbstverständlich nur dem Vergleich der Schärfentiefe, denn für die korrekte Belichtung muss man die Blenden nicht umrechnen.
Tatsächlich wächst die Kamera selbst im Mittelformat gegenüber dem Vollformat nochmals an, was der Ergonomie aber keinen Abbruch tut, die 645Z liegt hervorragend in der Hand. Der Spiegelkasten ist indes enorm groß, was auch auf den Sucher zutrifft, der eine wahre Augenweide ist. Die Objektivauswahl ist im Mittelformat jedoch wieder etwas eingeschränkter. Weder bekommt man hochlichtstarke Objektive, noch lange Telebrennweiten, denn beides wäre schlicht zu schwer und teuer, da sehr große Linsendurchmesser erforderlich wären. Außerdem handelt es sich beim digitalen Mittelformat um ein relativ kleines Mittelformat, wenn man so will, um ein Crop-Mittelformat. Denn wie der Name 645 schon vermuten lässt, waren die Filme früher 6 mal 4,5 Zentimeter groß (es gab sogar ein 6 mal 7 Zentimeter großes Mittelformat). Die 645Z begnügt sich hingegen mit einem 4,4 mal 3,3 Zentimeter kleinen Sensor. Das ist übrigens wie bei Micro Four Thirds ein Seitenverhältnis von 4:3. Das ist aber immer noch deutlich größer als die 3,6 mal 2,4 Zentimeter des Kleinbild-Vollformats.
Die Pentax 645Z löst 50 Megapixel auf, besitzt aber aufgrund des großen Bildsensors dennoch große Pixel. Interessanterweise bietet Canon mit der EOS 5DS (R) eine Vollformatkamera mit identischer Auflösung an, sodass neben der reinen Betrachtung der Bildqualität der Pentax 645Z ein vergleichender Blick zur Canon naheliegend ist. Die Canon EOS 5DS R testeten wir vor knapp über einem Jahr ebenfalls in unserem Labor (siehe weiterführende Links), als Objektiv kam das EF 35 mm F1.4 L II USM zum Einsatz, der Bildwinkel ist praktischerweise nur ein wenig weitwinkliger als das 43mm-Kleinbildäquivalent der 645Z mit 55 mm.
Objektive und Auflösung
Das 55er-Objektiv macht als Festbrennweite einen guten Eindruck im Testlabor. Die Verzeichnung ist mit weniger als einem Prozent Tonnenform gering, die maximale Randabdunklung liegt trotz des großen Sensors in den Bildecken bei lediglich 0,8 Blendenstufen bei Offenblende. Bereits um eine Stufe abgeblendet nimmt die Randabschattung auf nur noch 0,3 Blendenstufen ab. Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen spielen praktisch keine Rolle. Das Canon EF 35 mm II liefert eine vergleichbare Bildqualität mit sogar noch weniger Verzeichnung ab. Hier schenken sich die Objektive also praktisch nichts.
Muss sich dem Vergleich mit der Mittelformat-DSLR Pentax 645Z stellen: Die 50 Megapixel auflösende Vollformat-DSLR Canon EOS 5DS R mit 35 mm 1.4 L II USM. [Foto: MediaNord]
Interessant wird es beim Blick auf die Auflösungsleistung bei 50 Prozent Kontrast (MTF50). Die Pentax 645Z erreicht mit dem 55 mm im Bildzentrum bis zu 71 Linienpaare pro Millimeter (dieser Wert ist zur Vergleichbarkeit auf das Kleinbildäquivalent umgerechnet). Dabei hat die verwendete Blende nur geringen Einfluss auf die Auflösung, bereits bei F2,8 liegen 66 Linienpaare pro Millimeter (im Folgenden lp/mm) an. Bis F11 steigt die Auflösung, darüber sinkt sie wieder. Da die Pixel groß und die kleinste Blendenöffnung mit F22 nicht zu klein ausfällt, schlägt die Beugung kaum zu Buche, immerhin 60 lp/mm bleiben noch übrig. Am Bildrand sieht es freilich etwas anders aus. Hier reicht die Auflösung von 48 lp/mm bei Offenblende über 66 lp/mm (bei F11) bis hin zu 57 lp/mm bei F22. Bei Offenblende gibt es also 28 Prozent Auflösungsverlust zum Bildrand, bei F11 nur noch sieben Prozent, was gut akzeptabel bis sehr gut ist. Trotz der kompakten Abmessungen liefert das Objektiv also eine sehr gute Leistung ab.
Das trifft aber durchaus auch auf das Canon 35 mm II zu. Das erreicht im Bildzentrum eine Maximalauflösung von unglaublichen 102 lp/mm. Hierbei handelt es sich jedoch um einen recht spitzen Berg bei F4,0. Bei Offenblende liegen 66 lp/mm an, bei F22 sogar nur 48 lp/mm. Am Bildrand zeigt sich zudem ein sehr deutlicher Auflösungsabfall. Bei Offenblende liegen lediglich 42 lp/mm an (37 % weniger als im Zentrum), bei F4 51 lp/mm (51 Prozent Auflösungsabfall) und das Maximum wird bei F11 mit 64 lp/mm erreicht (nur elf Prozent Auflösungsabfall aufgrund der hohen Beugung im Bildzentrum). Bis F22 sinkt die Randauflösung auf 40 lp/mm (zwölf Prozent Randabfall).
Wodurch kommen denn nun diese doch sehr unterschiedlichen Ergebnisse der beiden 50-Megapixel-Boliden zustande? Dies hat mehrere Gründe. Zunächst einmal sei erwähnt, dass unsere Labortests in JPEG erfolgen, schließlich wollen wir die Bildqualität einer Kamera und nicht irgendeines irgendwie eingestellten Raw-Konverters testen. Hier kommen bei Canon und Pentax jedoch unterschiedliche Philosophien zum Tragen. Die Canon schärft deutlich stärker nach (bei entsprechend stärkeren Schärfeartefakten in den Bildern) und besitzt eine steilere Kontrastkurve, was ihr zu einem besseren Auflösungsmessergebnis verhilft, schließlich wird dieses bei 50 Prozent Kontrast ermittelt. Dass die Canon bei F4 einen so großen "Peak" bei der Auflösung besitzt, liegt zudem am für 50 Megapixel relativ kleinen Sensor. Die Beugung schlägt hier viel früher zu als bei dem Mittelformatsensor der Pentax, und der Sensor reagiert empfindlicher auf Probleme am Bildrand. Man kann also festhalten, dass man mit der Canon zwar die höhere Auflösung bekommt, das aber nur in einem klitzekleinen Blenden-Arbeitsbereich, während man bei der Mittelformatkamera viel flexibler mit der Blende arbeiten kann und dabei gleichmäßige Ergebnisse erhält.
Im Vergleich zur Pentax 645Z mit ihrem riesigen Spiegelkasten fällt das 55mm-Objektiv schon fast zierlich aus. [Foto: Pentax]
Die Pentax 645Z besitzt nicht nur an der Unterseite ein Stativgewinde, sondern für Hochformataufnahmen auch an der Seite. [Foto: Pentax]
Fortsetzung auf Seite 2
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