Rauschen, Dynamik und Farben
Die Unterschiede der Sensoren zeigen sich aber vor allem bei den Messreihen, die sich mit den Sensoreigenschaften beschäftigen. Die Eingangsdynamik und High-ISO-Fähigkeit sind ganz entscheidende Unterschiede, wie die weiteren Messungen zeigen. So bietet die 645Z bei ISO 100 einen sehr guten Signal-Rauschabstand von über 45 dB, bis hoch zu ISO 800 bleibt er im guten Bereich von über 40 dB und bis ISO 3.200 im akzeptablen Bereich von über 35 dB. Die Canon hingegen erreicht die 45 dB gar nicht, kann aber bis ISO 3.200 durchaus mit einem nur wenig schlechteren Signal-Rauschabstand mithalten. Dabei sei anzumerken, dass ISO 12.800 das Maximum der Canon ist, wohingegen die Pentax bis zu ISO 204.800 bietet, auch wenn das der Bildqualität alles andere als zuträglich ist. Die Canon fällt bei ISO 12.800 unter 30 dB Signal-Rauschabstand, während das bei der Pentax erst bei ISO 51.200 der Fall ist. Gerade im Grenzbereich werden die Unterschiede also doch deutlich größer. Helligkeitsrauschen wird bei der Canon ab ISO 3.200 leicht sichtbar, bei der Pentax ab ISO 6.400, jedoch steigt es erst oberhalb von ISO 25.600 merklich an. Farbrauschen spielt bei keiner der beiden Kameras eine Rolle. Die Texturschärfe der Canon ist bis ISO 1.600 im grünen Bereich, bis zu ISO 6.400 bleibt die Detailrate dennoch hoch. Hier schneidet die Pentax ganz ähnlich ab, oberhalb von ISO 1.600 geht die Detailrate ebenfalls langsam nach unten und unterschreitet oberhalb von ISO 6.400 einen kritischen Wert. Die Messkurve fällt jedoch auch im weiteren Verlauf nur langsam ab, sodass durchaus noch etwas Bildinhalt übrigbleibt.
Die Eingangsdynamik der Pentax erreicht bei ISO 100 phänomenale 13 Blendenstufen, sinkt aber schon bei ISO 200 auf "nur" noch elf Blendenstufen ab, was immer noch ein sehr guter Wert ist (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Vor allem bei ISO 100 erhält man also eine unglaublichen Dynamikumfang in den Tiefen und Lichtern. Bis ISO 3.200 sind über zehn Blendenstufen gar kein Problem. Von ISO 200 bis 6.400 kann die Canon der Pentax bezüglich der Eingangsdynamik Paroli bieten. Weder bei ISO 100 und erst recht nicht ISO 50 sowie ISO 12.800 kann die Canon mithalten. Der Ausgangs-Tonwertumfang der Pentax ist bis ISO 800 mit über 224 von 256 möglichen Abstufungen sehr gut, sinkt dann aber recht steil ab. Bis ISO 3.200 bleibt der Tonwertumfang mit über 160 Stufen aber im guten Bereich, die kritische Marke von 96 Helligkeitsstufen wird oberhalb von ISO 25.600 unterschritten. Die Canon ist bis kurz vor ISO 800 sehr gut, bis ISO 1.600 gut und bis ISO 6.400 akzeptabel.
Bei der Farbtreue ist die Pentax 645Z hervorragend und die wohl beste Kamera, die wir bisher im Labor hatten. Sie ist auf sehr neutrale Farben abgestimmt und weist keine großen Ausreißer bei bestimmten Farbtönen auf, wie sie bei "Konsumer-" Kameras üblich sind. Die Farbabweichung wird jedoch bei steigender Empfindlichkeit etwas größer. Die Canon hat im Schnitt auch genaue Farben, weist aber die typischen deutlichen Ausreißer bei bestimmten Farbtönen auf, die die Bilder subjektiv "schöner" machen sollen. So gibt es bei Rottönen eine auffällige Übersättigung und Lila tendiert deutlich Richtung Magenta. Die tatsächliche Farbtiefe der Pentax ist ebenfalls sehr hoch. Bei ISO 100 und 200 werden knapp acht Millionen Farbnuancen differenziert, bis ISO 3.200 sind es über vier Millionen und bis ISO 51.200 über zwei Millionen. Bis ISO 1.600 kann die Canon gut mithalten, fällt dann aber doch etwas ab. Von ISO 1.600 bis 6.400 sind aber immerhin auch noch gute über zwei Millionen Farbnuancen drin.
Trotzt ihrer stolzen Größe und des nicht unerheblichen Gewichts lässt sich die Pentax 645Z dank des gut geformten Handgriffs hervorragend halten. [Foto: Pentax]
Der rückwärtige Bildschirm der Pentax 645Z lässt sich sogar nach oben und unten klappen. [Foto: Pentax]
Wer also zum Mittelformat greift, weil er eine neutrale und differenzierte sowie nuancenreiche Farb- und Tonwertwiedergabe erwartet, liegt mit der Pentax 645Z goldrichtig, selbst wenn es mal etwas schneller gehen soll und keine Zeit für die Bildbearbeitung ist. Die JPEG-Bilder sind sehr natürlich und objektiv, wie man es bei Kameras für Amateure und selbst Profis mit kleineren Sensoren nicht findet. Eine überragende Eingangsdynamik gibt es aber nur bei ISO 100.
Autofokus
Interessant ist aber noch eine andere praxisrelevante Messung: Der Autofokus. Pentax betonte bei der 645Z, einen für das Mittelformat wirklich schnellen Autofokus gebaut zu haben. Dabei ist die Geschwindigkeit relativ, wie die Messungen zeigen. Dazu sei zunächst erwähnt – je größer die Sensoren sind, desto größer sind die Objektive beziehungsweise Linsendurchmesser, womit auch die zu bewegenden Massen steigen. So erreichen Kameras im Micro-Four-Thirds-Format Fokusgeschwindigkeiten von unter 0,2 Sekunden, die teilweise schon an die 0,1 Sekunden heranreichen. APS-C-Kameras stehen dem praktisch kaum nach. Dass DSLRs grundsätzlich einen schnelleren Autofokus als spiegellose Systemkameras besitzen, ist ohnehin längst Geschichte. Nur bei Sportaufnahmen können zumindest die Profi-DSLRs noch einen gewissen Vorsprung für sich beanspruchen, wenn es um den AF-C mit Motivverfolgung geht, auch wenn die jüngsten spiegellosen Systemkameras auch hier immer besser werden.
Doch zurück zur 645Z, die ja so schnell sein soll: Tatsächlich benötigt sie knapp über 0,9 Sekunden zum Fokussieren (von unendlich auf zwei Meter) und Auslösen. Das mag zwar ein Wert sein, mit dem man leben kann und bei dem vielleicht eingefleischte Mittelformatfotografen staunen, aber verglichen mit anderen modernen Kameras ist das nicht wirklich schnell. Die Canon EOS 5DS R jedenfalls ist mit dem 35 mm locker doppelt so schnell.
Mit Live-View, den beide Kameras beherrschen, schrumpft der Vorsprung der Canon aber deutlich zusammen. Beide Kameras sind mit Live-View etwa eine halbe Sekunde langsamer, die Canon genaugenommen sogar rund 0,7 Sekunden. Die Pentax braucht 1,4 Sekunden, die Canon 1,1 zum Fokussieren und Auslösen. Mit beiden Geschwindigkeiten kann man bei statischen Motiven gut arbeiten, mehr aber auch nicht.
Fazit
Wie der Labortest zeigt, liefert die Mittelformat-DSLR Pentax 645Z eine hervorragende Bildqualität ab. Vor allem aber kann die Kamera über einen großen Blenden- und Empfindlichkeitsbereich eingesetzt werden. Dabei liefert sie sehr gute bis hervorragende Ergebnisse ab, die denen einer Vollformatkamera teilweise nur knapp, aber insgesamt doch überlegen sind. Dennoch erreicht auch die Vollformat-DSLR Canon EOS 5DS R beachtliche Ergebnisse und muss sich zwar knapp geschlagen geben, aber eigentlich hat der Vergleich zwei Sieger, denn beide Kameras liefern eine Bildqualität auf höchstem Niveau. Die Frage lautet immer, wie der Einsatzzweck ist und ab welcher Qualität die Ergebnisse "gut genug" für die eigenen Ansprüche (oder die des Kunden) sind. Außerdem gilt, dass die technische Qualität nicht alles ist, sondern auch das handwerkliche und kreative Können des Fotografen. Auch wenn die Pentax bei der Bildqualität nicht ganz so empfindlich etwa auf eine Änderung der Blende wie die Canon reagiert und auch einen etwas größeren Empfindlichkeits-Spielraum bietet, erhält man das letzte Quäntchen Bildqualität nur in einem sehr schmalen Band, sprich: bei ISO 100 und im Fall des 55mm F2.8 auf F11 abgeblendet. Bei ISO 100 reicht die Canon definitiv nicht an die Pentax heran, kann aber in diesem Test, zumindest bei F4 mit dem EF 35 mm F1.4 L II USM, einen Vorsprung bei der Auflösung einfahren, an dem die aggressivere JPEG-Aufbereitung der Canon und die herausragend neutrale der Pentax aber ihren nicht unerheblichen Anteil haben.