Foto-Flaggschiff als Schwestermodell zum Foto-Video-Hybriden GH5
Schnelle Panasonic Lumix DC-G9 für Foto-Enthusiasten vorgestellt
2017-11-08 Mit der neuen spiegellosen Systemkamera Lumix DC-G9 präsentiert Panasonic nicht etwa das Nachfolgemodell der DMC-G81, sondern ein High-End-Schwestermodell der Lumix DC-GH5, das sich an Foto-Enthusiasten richtet, aber auch mit Videofunktionen nicht geizt. Dabei wirft Panasonic gleich mehrere Superlative in die Waagschale: Größter Sucher, schnellste Serienbildgeschwindigkeit mit und ohne AF-C, effektivster Bildstabilisator, größtes Status-LC-Display und noch einiges mehr. (Benjamin Kirchheim)
Die Panasonic Lumix DC-G9 ist nicht etwa das Nachfolgemodell der G81, sondern ein auf Foto spezialisiertes Schwester-Modell der Hybridkamera GH5 und damit das neue Foto-Flaggschiff von Panasonic. [Foto: Panasonic]
Mit der Lumix DC-G9 schöpft Panasonic das technisch aktuell Mögliche aus. Dabei spielten kleine Gehäuseabmessungen keine Rolle. Die G9 besitzt ein robustes Magnesiumgehäuse mit großem Handgriff. Mit 137 x 97 x 92 mm und knapp 660 Gramm betriebsbereitem Gewicht lässt sie eine Olympus OM-D E-M1 Mark II schon fast mickrig aussehen und ist nur minimal kleiner und leichter als die GH5. Dafür liegt das gegen Staub und Spritzwasser gut geschützte und bis -10 Grad Celsius frostsichere Gehäuse hervorragend in der Hand, wie wir in einem ersten Hands-On feststellen konnten. Der Handgriff ist sehr gut konturiert und die Bedienelemente wunderbar erreichbar. Nur, dass der Batterie/Hochformatgriff eine etwas andere, nicht ganz so ergonomische Ausformung besitzt und die Auslöser (am Gehäuse sowie am Griff) arg leicht und nervös reagieren, können wir kritisieren. Vielleicht ändert Panasonic letzeres noch bis zur Serienproduktion, denn auch andere Journalisten und sogar einige Panasonic-Mitarbeiter fanden den Auslöser zu leichtgängig. Man kann sich aber daran gewöhnen.
Das neue Gehäuse verfügt nun über einen Joystick für den Autofokus, drei Multifunktionsräder und ganze 19 individuell belegbare Funktionstasten, vier davon auf dem Touchscreen. Das mag eine sehr gute Anpassbarkeit der Kamera ermöglichen, erleichtert aber nicht gerade die Bedienbarkeit, denn man muss schon ganz genau wissen, welche Funktion man auf welche Taste gelegt hat. Die G9 ist eben eine Kamera für Enthusiasten, die viel mit ihr fotografieren, sodass die Bedienung ins Blut übergeht. Auf der Oberseite befindet sich ein großes Status-LC-Display (laut Panasonic das größte unter den spiegellosen Systemkameras, was wir nicht nachprüfen können, da wir die Größen der Status-Displays nicht erfassen), das alle nötigen Aufnahmeinformationen anzeigt und nur bei eingeschalteter Kamera aktiv ist. Um es im Dunkeln ablesen zu können, lässt es sich beleuchten. Entsprechend war kein Platz mehr für zwei Wahlräder, sodass die Einstellung der Serienbildfunktionen auf einen Schalter unter dem verriegelbaren Moduswahlrad links des Suchers gewandert ist.
Auf der Rückseite der Panasonic Lumix DC-G9 gibt es einen dreh- und schwenkbaren Touchscreen, einen Fokus-Joystick und einen mit 0,83-facher Vergrößerung sehr großen und mit 3,7 Millionen Bildpunkten äußerst fein auflösenden Sucher. [Foto: Panasonic]
Ein weiteres Highlight ist der elektronische Sucher. Sein OLED löst 3,7 Millionen Bildpunkte auf und ist mit einer Bildwiederholrate von wahlweise 60 oder 120 Bildern pro Sekunde äußerst flüssig. Auch die Anzeige-Verzögerung konnte Panasonic verringern, sie beträgt nun weniger als 0,005 Sekunden. Die 0,83-fache Vergrößerung (im Kleinbildäquivalent) übertrifft mit Ausnahme der spiegellosen Mittelformatkamera Fujifilm GFX 50S alle anderen spiegellosen Systemkameras und sogar alle Spiegelreflexkameras bis hin zum Vollformat. Der Sucher ist wirklich fantastisch, für Brillenträger allerdings nicht bis in die Ecken überschaubar. Seine Vergrößerung lässt sich jedoch (rein elektronisch) auf 0,77 oder sogar 0,7-fach verkleinern, was den Überblick mit Brille verbessert. Optional gibt es zudem eine größere, weichere Suchermuschel DMW-EC4, die Seitenlicht noch besser abschirmt. Im portugiesischen Lissabon, wo wir auf Einladung von Panasonic eine seriennahe Vorserienversion der neuen G9 zwei Tage lang ausprobieren konnten, hatten wir uns angesichts des intensiven Sonnenscheins diese größere Augenmuschel in mancher Situation gewünscht.
Der rückwärtige Touchscreen misst wie gewohnt 7,5 Zentimeter in der Diagonale, löst eine knappe Million Bildpunkte auf und lässt sich zur Seite schwenken und um 270 Grad drehen. Das ermöglicht Aufnahmen auch aus Perspektiven, bei denen die Verwendung des Suchers unbequem oder gar unmöglich ist. Das 3:2-Format des Monitors sorgt jedoch für schwarze Ränder (der Sensor besitzt ein 4:3-Seitenverhältnis). Dennoch ist es ein guter Kompromiss, denn so schrumpfen die schwarzen Ränder im 16:9-Format gegenüber einen 4:3-Monitor. Zudem kann der Touchscreen als AF-Touchpad benutzt werden, während man durch den Sucher blickt. Fast ebenso bequem funktioniert dies jedoch auch mit dem neuen Fokus-Joystick.
Auf der Oberseite besitzt die Panasonic Lumix DC-G9 ein großes, beleuchtbares Status-LC-Display. Der Pop-Up-Blitz ist dem großen Sucher sowie dem neuen Design zum Opfer gefallen. [Foto: Panasonic]
Apropos Fokus: Der DFD-Autofokus ist nochmals schneller geworden und fokussiert nun innerhalb von 0,04 Sekunden, was laut Panasonic aktuell Weltrekord ist. Es handelt sich dabei um einen Kontrast-Autofokus mit spezieller Technologie. Er arbeitet mit 480 Bildern pro Sekunde Sensorauslesung und 240 fps Fokusverstellung im Objektiv. Dabei nimmt der DFD-AF blitzschnell zwei leicht unterschiedlich fokussierte Bilder auf und berechnet daraus mit Hilfe der Objektiv-Charakteristik die ungefähre Entfernung, um den Fokus blitzschnell auf diese einzustellen und mit Hilfe des klassischen Kontrast-Autofokus feinzujustieren. Das System funktioniert also fast wie ein Phasen-Autofokus. Es arbeitet auf dem gesamten Sensor, entsprechend erstrecken sich die 225 einzeln oder in Gruppen ansteuerbaren Fokuspunkte fast bis an den Bildrand. Die Gesichtserkennung samt Augen-Autofokus konnte Panasonic ebenfalls verbessern. Neu ist die Erkennung der menschlichen Gestalt, sodass auch Personen fokussiert werden können, deren Gesicht beispielsweise durch Haare verborgen ist. Der Autofokus arbeitet weiterhin bereits ab -4 EV und damit selbst in äußerst dunklen Umgebungen.
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