Foto-Flaggschiff als Schwestermodell zum Foto-Video-Hybriden GH5
Schnelle Panasonic Lumix DC-G9 für Foto-Enthusiasten vorgestellt
Seite 2 von 2, vom 2017-11-08 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Ebenfalls deutlich schneller geworden ist der AF-C. Zudem lässt sich steuern, wie dieser auf unterschiedliche Motive reagieren soll. Dafür gibt es zusätzlich vier Voreinstellungen. Den beschleunigten Autofokus ermöglicht der weiterentwickelte, 20 Megapixel auflösende Micro-Four-Thirds-Sensor. Er besitzt gegenüber der GH5 nicht nur ein verbessertes Daten-Interface, sondern auch eine Vergütung der Mikrolinsen zur Minimierung von Reflexen zwischen Sensor und Objektiv sowie eine in den Lichtern um eine halbe Blendenstufe verbesserte Dynamik. Dank des neuen Sensors sind 20 Serienbilder pro Sekunde mit Autofokus-Verfolgung möglich. Schaltet man diese ab, nimmt die G9 sogar 60 Serienbilder pro Sekunde auf, beides ohne Sucher-Blackout. Den beim elektronischen Verschluss auftretenden Rolling-Shutter-Effekt hatte Panasonic bereits beim Sensor der GH5 drastisch verbessert. Der Effekt tritt praktisch nicht mehr auf. So sind lautlos bis zu 1/32.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten möglich. Möchte man dennoch den bis zu 1/8.000 schnellen mechanischen Verschluss nutzen (der übrigens mit einer ausgelegten Lebensdauer von 200.000 Auslösungen ebenfalls äußerst robust ist), so sinkt die Serienbildrate auf neun Bilder pro Sekunde mit AF-C und 12 Bilder pro Sekunde ohne. Damit bietet die Panasonic Lumix G9 zusammen mit der Sony Alpha 9 die derzeit schnellste Serienbildrate mit AF-C. Mit AF-S teilt sich die Panasonic G9 mit der Olympus OM-D E-M1 Mark II das Treppchen, wobei die Lumix wie die Olympus eine Pre-Capture-Funktion bietet, um die Aufnahmen bereits vor dem Durchdrücken des Auslösers zu speichern, um den richtigen Moment nicht zu verpassen. Der Puffer der G9 fasst übrigens gut 600 JPEG- oder, je nach Serienbildrate, 50-60 Raw-Bilder.
Die Panasonic Lumix DC-G9 nimmt 20 Bilder pro Sekunde bei voller 20-Megapixel-Auflösung inklusive Autofokus-Nachführung auf, ohne sogar 60 B/s. Dabei kommt der elektronische Verschluss zum Einsatz, mit mechanischem sinken die Serienbildraten. [Foto: Panasonic]
Das sind jedoch noch nicht alle Neuheiten, die den Sensor direkt beziehungsweise indirekt betreffen. Denn auch den mechanischen 5-Achsen Sensor-Shift-Bildstabilisator konnte Panasonic verbessern. Im Verbund mit einem kompatiblen Panasonic-Objektiv arbeitet dieser als Dual IS 2 und ermöglicht so bis zu 6,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten verwackelungsfrei aufzunehmen. Dies gilt laut Panasonic bei Brennweiten bis zu 280 mm Kleinbildäquivalent, darüber nimmt die Effektivität mit zunehmender Brennweite ab. Bei Brennweiten von bis zu 120 mm entsprechend Kleinbild schafft der Sensor-Shift-Bildstabilisator die 6,5 Blendenstufen sogar ohne Unterstützung des optischen Objektiv-Bildstabilisators. Ermöglicht wird dies durch die Ergänzung des Gyro-Sensors um einen Beschleunigungssensor sowie Informationen, die der Bildsensor liefert. Darüber hinaus wird der Stabilisator mit Hilfe einer Pixel-Shift-Funktion dazu verwendet, die Auflösung eines Fotos von 20 auf gut 80 Megapixel zu steigern. Dabei werden acht Fotos mit elektronischem Verschluss aufgenommen und verrechnet. Das funktioniert nur vom Stativ aus. In unserem Hands-On war der Effekt sehr deutlich zu sehen, nicht lesbare, weil zu kleine, Beschriftungen wurden beispielsweise deutlich sichtbar (Fotos dürfen wir aufgrund des Vorserienstatus leider nur stark verkleinert zeigen, sodass der Effekt nicht sichtbar werden würde).
Zwar positioniert Panasonic die Lumix DC-G9 als Foto-Flaggschiff, was aber nicht heißt, dass sie keine gute Videofunktion bieten würde. Sie steht der GH5, mit Ausnahme sehr spezieller Anforderungen (beispielsweise einer unbeschränkt langen Videoaufnahme, V LogL, Hybrid Log Gamma (4K HDR) und 10 Bit HDMI-Output) kaum nach. 4K-Videos gelangen mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde auf die Speicherkarte, auch Full-HD-Videos werden so flüssig aufgezeichnet. Für Zeitlupen stehen sogar 180 Bilder pro Sekunde in Full-HD zur Verfügung. Für Videos wird die volle Sensorbreite genutzt. Gespeichert wird im MP4-Format mit einer Datenrate von 150 Mbps bei 4K und 100 Mbps bei Full-HD. Auch das AVCDH-Format steht zur Auswahl, es arbeitet aber nur bei Full-HD-Auflösung mit maximal 28 Mbps. Die Autofokusnachführung steht bei Videoaufnahmen ebenso zur Verfügung wie die Belichtungssteuerung, Filtereffekte, der Bildstabilisator (wahlweise mit elektronischer Unterstützung), die Zebra-Funktion, das Fokus-Peaking oder das eingebaute Stereomikrofon. Zudem lassen sich sowohl ein externes Mikrofon als auch ein Kopfhörer anschließen.
Der weiterentwickelte Sensor-Shift-Bildstabilisator der Panasonic Lumix DC-G9 kompensiert im Weitwinkel Verwackelungen für bis zu 6,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten, bis 280 mm (KB) benötigt er dazu unterstützend den Objektiv-Bilstabilisator. [Foto: Panasonic]
Apropos Anschlüsse: Zwar bietet die G9 einen USB-3-Anschluss, es handelt sich jedoch im Gegensatz zur GH5 um einen erweiterten Micro-USB-Anschluss und nicht um USB Typ C. Dennoch kann die G9 nicht nur per USB aufgeladen werden (ein externes Ladegerät gehört dennoch zum Lieferumfang), sondern mit entsprechend starkem Netzteil beziehungsweise Powerbank, die höhere Spannungen als 5 Volt unterstützt, ist eine Dauerstromversorgung möglich. Einen Netzteilanschluss via Akku-Dummy bietet die G9 dennoch weiterhin. Der wechselbare Lithium-Ionen-Akku Akku ermöglicht bis zu 400 Aufnahmen nach CIPA-Standard. Das Speicherkartenfach bietet gleich zwei zu SDHC und SDXC kompatible SD-Steckplätze, die das schnelle UHS II unterstützen. Sinnvoll ist das vor allem bei Serienbildaufnahmen, während für die 4K-Videoaufzeichnung bereits eine UHS-I-Karte mit der Geschwindigkeitsklasse U 3 genügt. Als weitere neue Schnittstelle gesellt sich Bluetooth zum WLAN. Dies ermöglicht eine stromsparende Dauer-Datenverbindung, was den WLAN-Verbindungsaufbau zur Bildübertragung oder Kamerafernsteuerung beschleunigt. Auch ein dauerhaftes Geotagging ist damit möglich. zudem lassen sich die Kameraeinstellungen kabellos kopieren und auf eine andere G9 übertragen. Das WLAN arbeitet nun übrigens nicht nur auf der Frequenz von 2,4 GHz, sondern auch mit 5 GHz, was eine schnellere Bildübertragung ermöglicht.
Übrigens ist dem schönen, neu designten Gehäuse und größeren Sucher leider der integrierte Bordblitz zum Opfer gefallen. Aber es gibt einen ISO-kompatiblen TTL-Systemblitzschuh sowie eine Blitzsynchronbuchse. Als weitere Funktionen sind Post-Focus- und Fokus-Stacking sowie die 4K- und 6K-Serienbildfunktionen mit 60/30 Bildern pro Sekunde an Bord. Ab Januar 2018 soll die Panasonic Lumix DC-G9 zu einem Preis von 1.699 Euro erhältlich sein. Vorbesteller sollen zudem einen Akkugriff DMW-BGG9 im Wert von 349 Euro gratis erhalten. Unter der Hand war zu vernehmen, dass die ersten Kameras jedoch, sollte alles klappen, bereits ab 18. Dezember ausgeliefert werden sollen. Es könnte für schnelle Vorbesteller also sogar klappen, die Kamera unter den Weihnachtsbaum legen zu können. Zudem will Panasonic die G9 auch in zwei verschiedenen Sets anbieten. Zusammen mit dem Lumix G Vario 12-60 mm 3.5-5.6 Asph. Power OIS soll die G9 knapp 1.900 Euro kosten, für das Set mit dem höherwertigen Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 ASPH. Power O.I.S. empfiehlt Panasonic einen Preis von knapp 2.300 Euro.