Vorstellung mit Ersteindruck

Spiegellose Profi-Systemkamera Fujifilm X-Pro2 vorgestellt

2016-01-15 Mit der X-Pro2 kündigt Fujifilm endlich das lang erwartete Nachfolgemodell der X-Pro1 an, die vor gut vier Jahren das Fujifilm-X-System begründete. Zwar bleibt Fujifilm dem Konzept mit dem Messsuchergehäusedesign und dem optisch-elektronischen Hybridsucher treu, technisch gibt es aber zahlreiche Neuerungen. Der APS-C-Sensor X-Trans CMOS III etwa löst 24 Megapixel auf und ist der erste seiner Art. Auch der Bildverarbeitungsprozessor ist nagelneu und leistungsfähiger, als die Kamera tatsächlich braucht.  (Benjamin Kirchheim)

Der X-Trans CMOS III wird von Sony gefertigt, woraus Fujifilm kein Geheimnis macht. Der Farbfilter allerdings entspricht den Fujifilm-Spezifikationen. Die spezielle Farbfilteranordnung ähnelt dem Filmkorn und minimiert ohne Tiefpassfilter Moirés und Farbartefakte und sorgt gleichzeitig für eine hohe Farbauflösung. Beim CMOS-Sensor selbst kommt Sonys neue Kupferleitungstechnologie zum Einsatz, wie sie auch in der Alpha 7R II Verwendung findet. Da Kupfer bessere Leiteigenschaften als das bisher verwendete Aluminium besitzt, kann der Sensor schneller arbeiten. Neue Signalverstärker sorgen zudem für ein reduziertes Rauschen. Es handelt sich jedoch nicht um einen rückwärtig belichteten CMOS-Sensor, die Leiterbahnen liegen weiterhin oberhalb der lichtempfindlichen Schicht. Jedenfalls handelt es sich laut Fujifilm um den ersten APS-C-Sensor, bei dem die neue Kupfertechnologie zum Einsatz kommt. Fujifilm profitiert damit von der Sensor-Weiterentwicklung seitens Sony, ohne das eigene Alleinstellungsmerkmal X-Trans-Farbfilter aufzugeben.

Der neue Sensor besitzt aber noch weitere Vorteile. Das Livebild etwa kann mit bis zu 100 fps (Bilder pro Sekunde) ausgelesen werden, die X-Pro2 macht jedoch von maximal 85 fps beim Live-View Gebrauch. Das ist nicht der einzige Punkt, bei dem Fujifilm offensichtlich Performance verschenkt, wie in den folgenden beiden Absätzen zu lesen ist. Zurück zum Sensor: Dieser bietet nun eine Empfindlichkeit von ISO 200 bis 51.200 in Raw und JPEG. Zusätzlich stellt die X-Pro2 ISO "L" alias ISO 100 zur Verfügung. Des Weiteren besitzt der neue Sensor verglichen mit dem X-Trans CMOS II einen deutlich größeren Bereich, in dem die integrierten Phasen-AF-Punkte verteilt sind. In der Breite wächst der Bereich von 40 auf 50 Prozent, in der Höhe sogar von 40 auf 75 Prozent. Der Autofokus besitzt nun 273 Messpunkte, davon 169 mit Phasenerkennung, vorher waren es 77 und 49. 40 Prozent der Gesamtsensorfläche werden nun vom Phasen-Autofokus abgedeckt.

Dem neuen Sensor steht auch ein neuer Bildverarbeitungsprozessor zur Seite, der X-Prozessor Pro mit einer viermal höheren Rechenleistung als der EXR-Prozessor II. So können nun 480 Megapixel pro Sekunde verarbeitet werden statt bisher 120. 20 Bilder mit 24 Megapixeln Auflösung können pro Sekunde verarbeitet werden, beim alten Prozessor waren es 7,5 Bilder mit 16 Megapixeln. Endlich macht ein Hersteller auch einmal Angaben zu den verwendeten Prozessorkernen: Beim X-Prozessor Pro kommt ein Dual Cortex A7 mit 500 MHz zum Einsatz, während es beim EXR-Prozessor II noch ein Dual Cortex A4 mit 312 MHz war. Dem Cortex A7 steht zudem ein DSP (digitaler Signalprozessor) zur Seite, der bestimmte Aufgaben mit einem besonders hohen Datendurchsatz (quasi in Echtzeit) erledigen kann. Im alten EXR-Prozessor II kam nur ein rekonfigurierbarer Zusatzprozessor zum Einsatz. Der neue Prozessor ist in der Lage, einen elektronischen Sucher mit 120 fps bei XGA-Auflösung zu versorgen. Wir erinnern uns: Der Sensor kann "nur" 100 fps, genutzt werden lediglich 85 fps (was aber immer noch schneller ist als die meisten Konkurrenzmodelle mit ihren 60 fps).

Der neue Prozessor unterstützt sogar 4K-Videos mit 30 fps, was aber ebenfalls nicht genutzt wird. Die lapidare Begründung: Die X-Pro2 ist für Fotos ausgelegt, die 4K-Videofunktion spart man sich für ein mehr auf Multimedia ausgelegtes Modell auf. Des Weiteren unterstützt der Prozessor USB 3.0, die X-Pro2 nutzt aber auch dies nicht und begnügt sich mit USB 2.0. Genutzt wird hingegen die Möglichkeit, Raw-Dateien mit 14 Bit verlustfrei komprimieren zu können. Auch wenn Fujifilm mit der X-Pro2 also noch Potential des Sensors und vor allem des Prozessors liegen lässt, so macht sie doch in anderen Bereichen Gebrauch davon, wie nachfolgend immer wieder zu lesen ist.

Ein Highlight der X-Pro1 war und ist der Hybridsucher, wie er auch in der X-Pro2 zum Einsatz kommt. Hier handelt es sich nun um die verbesserte Technologie auf der X100T, die das Einblenden des elektronischen Suchers in der Ecke des optischen Suchers erlaubt, etwa um den Fokus, die Belichtung oder den Weißabgleich zu kontrollieren. Bei dem Hybridsucher handelt es sich um einen optischen Sucher, in den ein elektronisches Sucherbild eingespiegelt beziehungsweise überlagert wird. Dadurch können nicht nur Anzeigen wie Leuchtrahmen für den Brennweitenausschnitt und die Parallaxkorrektur eingeblendet werden, sondern mit Umschaltung lässt sich auch ein rein elektronisches Sucherbild anzeigen. Gerade im Makrobereich, wo der Parallaxausgleich nicht mehr greift oder bei großen Objektiven, die in das Blickfeld des optischen Suchers hineinragen sowie bei extremen Weitwinkel- und Telebrennweiten ist der elektronische Sucher von unschätzbarem Vorteil. In allen anderen Situationen liefert der optische Sucher das natürlichere, klarere Bild. Neu ist dabei die Möglichkeit, Leuchtrahmen für verschiedene Brennweiten einzublenden, um das passende Festbrennweitenobjektiv ansetzen zu können.

Beim elektronischen Sucher kommt ein 2,36 Millionen Bildpunkte auflösendes LC-Display zum Einsatz. Die Suchervergrößerung ist nur 0,6-fach, womit der Sucher deutlich kleiner als beispielsweise bei der X-T1 ausfällt. Dank des schnellen Prozessors beträgt die Dunkelzeit des elektronischen Sucher bei einer Aufnahme nur 150 Millisekunden. Neu gegenüber der X-Pro1 ist die einstellbare Dioptrienkorrektur, der Augenpunkt von nur 16 Millimetern fällt jedoch weiterhin recht klein aus; nichts für Brillenträger. Im optischen Betrieb bietet der Sucher eine Vergrößerung von 0,36-fach und 0,6-fach. Die Vergrößerung wird je nach Objektiv automatisch angepasst, um einen größeren Brennweitenbereich abzudecken (im Telebereich nun bis 140 statt bis 60 Millimeter).

Fortsetzung auf Seite 2

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