Vorstellung mit Ersteindruck

Spiegellose Profi-Systemkamera Fujifilm X-Pro2 vorgestellt

Seite 2 von 2, vom 2016-01-15 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Das Metallgehäuse der X-Pro2 sieht dem der X-Pro1 zwar ähnlich, es ist jedoch etwas gewachsen, wurde ergonomisch verbessert und bietet dank 61 Dichtungen nun einen Spritzwasser- und Staubschutz wie die X-T1. Somit kann beispielsweise bei Regen oder in staubigen Umgebungen mit entsprechend geschütztem Objektiv sorglos fotografiert werden. Auch gegen Frost bis -10 Grad Celsius soll die X-Pro2 immun sein. Zur verbesserten Ergonomie trägt das neue Griffgummi bei. Zwar besitzt die X-Pro2 nach wie vor ein "Ziegelsteingehäuse", aber sie lässt sich aufgrund ihrer schieren Größe dennoch gut und ermüdungsfrei festhalten, wie wir bereits austesten konnten.

Neu ist das ins Belichtungszeitenrad eingebaute ISO-Rad. Drückt man den Knopf in der Mitte des Rads, so lässt sich wie gewohnt die Belichtungszeit einstellen (die Blende wird bei den meisten Objektiven über den Blendenring eingestellt). Zieht man dagegen den Rand des Einstellrads nach oben, so kann die Empfindlichkeit eingestellt werden. Beides erfordert etwas Fingerakrobatik, lässt das Herz eines Liebhabers der feinen Mechanik aber höher schlagen. Die eingestellten Werte lassen sich auch bei ausgeschalteter Kamera ablesen. Am Belichtungskorrekturrad gibt es nun eine neue Custom-Position, bei der sich die Belichtungskorrektur im Bereich von +/-5 EV über das zusätzliche vordere Einstellrad wählen lässt. Hinten gibt es ebenfalls ein weiteres Einstellrad. Beide lassen sich zudem wie ein Knopf drücken, was die Handhabung laut Fujifilm weiter verbessert. Hinzu kommen sechs konfigurierbare Funktionstasten.

Eine der Funktionstasten ist standardmäßig mit der Videofunktion belegt, ohne dass man dies erkennen könnte, da die Taste keinen roten Punkt besitzt wie sonst bei Videoaufnahmetasten üblich. Die Videofunktion behandelt Fujifilm also nach wie vor bei der X-Pro-Serie etwas stiefmütterlich, die Kamera ist für Fotografen ausgelegt. Das bewusste Weglassen der 4K-Videofunktion ist nur ein weiterer Beleg dafür. Konfiguriert man die Funktionstaste um, lassen sich keine Videos mehr aufnehmen. Ansonsten lassen sich mit der X-Pro2 gute Full-HD-Videos mit 24 bis 60 fps aufnehmen, auch eine manuelle Einstellung der Belichtung und die Wahl von Filmsimulationsmodi ist möglich.

Auch der verbesserte Autofokus arbeitet in der Praxis wirklich flott, war in dunklen Innenräumen aber teilweise etwas Widerspenstig und fand nicht immer zuverlässig sein Ziel. Da es sich um ein seriennahes Vorserienmodell handelt, kann sich das aber noch verbessern. 0,06 Sekunden soll der Autofokus zum Scharfstellen benötigen, hinzu kommen 0,05 Sekunden Auslöseverzögerung. Das Aufnahmeintervall liegt laut Fujifilm bei lediglich 0,25 Sekunden (doppelt so schnell wie etwa bei der ebenfalls heute vorgestellten X-E2S), die Einschaltzeit liegt bei 0,4 Sekunden. Die bewährten manuellen Fokussierhilfen wie Fokuslupe, Fokus-Peaking und digitales Schnittbild sind ebenfalls vorhanden. Bei Serienbildern ist eine kontinuierliche Fokussierung bei bis zu 8 fps möglich. Der Kontrastautofokus als Teil des Hybridautofokussystems soll sogar doppelt so schnell wie bei bisherigen X-Systemkameras arbeiten, womit sich in Summe der bisher schnellste Autofokus aller X-Systemkameras ergeben soll. Zudem bietet die X-Pro2 erstmals einen Joystick zur schnellen Wahl des Fokuspunkts beziehungsweise des Fokusbereichs.

Der X-Pro2 vorbehalten ist der neue Schwarzweiß-Filmsimulationsmodus "Acros" mit sehr fein abgestimmten Tonwertabstufungen, tiefem Schwarz und ausgezeichneter Detailwiedergabe. Er soll bisherigen Schwarzweißmodi weit überlegen sein. Bestandteil ist ein Filmkorneffekt in drei Stärkestufen, der für sein natürliches Aussehen die Rechenleistung des neuen Prozessors ausschöpft. Eben deswegen gibt es diesen Modus auch nicht in anderen Kameras. Für Schwarzweißfans dürfte das sicher ein Highlight sein. Zudem gibt es wie gewohnt ein paar Kreativ-Filtereffekte wie "Lochkamera" oder "Miniatur", auch die anderen Filmsimulationsmodi inklusive "Classic Chrome" sind vorhanden.

Verbessert wurde der mechanische Verschluss. Er bietet eine kürzeste Verschlusszeit von 1/8.000 Sekunde, die kürzeste Blitzsynchronzeit beträgt 1/250 Sekunde. Der Verschluss arbeitet besonders Geräusch- und Vibrationsarm. Gänzlich lautlos arbeitet hingegen der elektronische Verschluss, der sogar bis zu 1/32.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten ermöglicht. Ebenfalls neu ist der mit 1,62 Millionen Bildpunkten besonders fein auflösende 7,6-cm-Bildschirm. Das mit zahlreichen Funktionen nahezu überladene Menü hat Fujifilm versucht, etwas übersichtlicher zu gestalten. Ob dies gelungen ist, mag sicher Ansichts- beziehungsweise Gewohnheitssache sein. Jedenfalls gesellt sich zum Quick-Menü mit seinen 16 wählbaren Funktionen nun auch noch ein "My Menü" mit ebenfalls 16 Funktionen.

Praktisch ist zudem die Intervallaufnahmefunktion. Des Weiteren verfügt die X-Pro2 über eingebautes WLAN, das die drahtlose Bildübertragung auf Smartphones, Tablets und PCs erlaubt. Mit Hilfe der entsprechenden kostenlosen Fujifilm-App lässt sich die X-Pro2 zudem inklusive Livebildübertragung fernsteuern. Die neue, erweiterte App Camera Remote 2.0 soll heute in den entsprechenden App-Stores erscheinen. Nicht unerwähnt bleiben soll der neue duale SD-Kartenslot. Slot 1 ist sogar mit UHS-II-Karten für eine besonders schnelle Bildspeicherung kompatibel, Slot 2 funktioniert als normaler UHS-I-Slot. Zu SD, SDHC und SDXC sind beide Slots kompatibel. Durch die Verwendung zweier Speicherkarten lässt sich alternativ der Speicher erweitern oder per Simultanspeicherung ein Backup anlegen.

Zu einem Preis von knapp 1.800 Euro soll die Fujifilm X-Pro2 bereits ab Februar 2016 erhältlich sein. Als Zubehör speziell für die Kamera bietet Fujifilm den rein mechanischen Zusatzgriff MHG-XPRO2 für besseren Halt an. Der knapp 130 Euro teure Griff funktioniert zudem als Arca-Swiss-kompatible Schnellwechselplatte. Die Ledertasche BLC-XPRO2 wiederum schützt die Kamera auch bei Benutzung. Zum Lieferumfang der 100 Euro teuren Tasche gehört ein Einschlagtuch zum Schutz der Kamera beim Verstauen.


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