Nicht nur der Teufel, sondern auch wirklich interessante Dinge stecken oft im Detail. Da lohnt es sich schon, den Objekten näher auf die "Pelle" zu rücken (zumal fast alle Digitalkameras über eine Makrofunktion verfügen.) Weite Reisen braucht man ebenfalls nicht zu machen, schon im eigenen Garten lässt sich ein völlig neuer Mikrokosmos entdecken. Doch wie anfangen? Was ist zu beachten, wenn es um die Ausrüstung oder Aufnahmetechniken geht? Und worin liegt das Besondere in richtig guten Makrofotografien? Antworten auf diese und noch mehr Fragen gibt das Buch "Makro Fotografie" von Ronan Loaec und Gilles Martin, der die Fotos beisteuerte.
Im Gegensatz zur Naturfotografie, die sich vorrangig mit den größeren Tierarten und Pflanzen beschäftigt, widmet sich die Makrofotografie eher den kleinen Dingen des Lebens wie Insekten, Blüten oder auch Moosen. Ein entscheidender Vorteil liegt dabei in dem geringeren Aufwand, den man betreiben muss (keine weiten Anfahrten, Errichtung von Hochsitzen etc.). Freilich werden auch in der "Makro" die Ansprüche des Fotografen mit der Zeit höher. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, sich sein eigenes kleines Studio zu bauen, inklusive Terrarium oder Aquarium. Auch darauf geht der Autor ein. Zu Anfang sorgt er allerdings für das grundlegende Wissen um die Nahaufnahmen. Das wichtigste ist dabei zunächst die richtige Ausrüstung. Hier wird auf die verschiedenen Kameratypen (analog und digital) eingegangen, auf Objektive, Blitzgeräte und Zubehör. Nach dem Studium dieser Seiten sollte sich eigentlich jeder potentielle Interessent für das am Besten zu ihm passende Werkzeug entscheiden können. Die darauf folgenden Kapitel befassen sich eingehend mit der Technik von Kamera und Aufnahme, sowie dem Fotografieren in freier Natur und im Studio. Der Mikro- und Elektronenmikrofotografie, bei der Vergrößerungen bis zu Hunderttausendfacher Vergrößerung möglich sind, ist ebenfalls ein ganzes Kapitel gewidmet.
Allen Kapiteln sind mehrere Dinge gemein: eine durchgehend verständliche Sprache und ein klares, angenehmes Layout. Ronan Loaec gelingt es, auch scheinbar komplizierte Themen wie die Funktionsweise eines Rasterelektronenmikroskops anschaulich zu erklären. Dabei helfen ihm auch immer wieder Illustrationen, Querschnitte und Skizzen. Selbstverständlich nehmen die Fotografien auch ihren gebührenden Platz ein. Zu jedem dieser wundervollen Bilder gehört eine kleine Bildbeschreibung, die stets an den Seitenrändern positioniert ist und deren Inhalt aus dem jeweiligen Gattungsnamen des Objektes, sowie aus Angaben zu kamerarelevanten Daten besteht. Die einzelnen Kapitel des Buches folgen ebenfalls der logischen Struktur von der anfänglichen Vermittlung der Grundlagen und sich stets weiter darauf aufbauendem Wissen. Das Papier des Buches ist dick und glänzend, was die Brillanz der Fotos noch verstärkt. Zwar liegt dadurch das Buch etwas schwer in der Hand, andererseits verstärkt das hohe Gewicht den wertvollen Gesamteindruck. Das Buch ist eine hervorragende Mischung aus Lehrbuch und Bildband und lädt gleichermaßen zum Studium und Schmökern ein. Aufgrund der Vielfältigkeit des Themengebietes ist das Werk sowohl für Anfänger, als auch für bereits erfahrene Makrofotografen geeignet. Die Bilder sind hervorragend und faszinierend – eben so wie die Makrofotografie auch. (Kirsten Hudelist)