Christian Verlag Nah- und Makrofotografie

Wenn Ameisen zu Monstern mutieren und Schmetterlingsflügel aussehen wie ein Wandteppich aus 1001 Nacht, kann es sich eigentlich nur um "Nah- und Makrofotografie" handeln. So lautet denn auch der Titel des gleichnamigen Buches von Paul Harcourt Davies. Was die Makrofotografie so interessant macht ist die Tatsache, dass man alltägliche Dinge plötzlich mit ganz anderen Augen sieht. Man muss sich auch auf keine große Reise begeben, sondern kann in der unmittelbaren Umgebung eine Vielzahl von Fotomotiven finden – sei es Draußen oder innerhalb der eigenen vier Wände. Paul Harcourt Davies Schwerpunkt liegt in der Natur, obwohl er auch einige gute Tipps zu Aufnahmen von Münzen oder Uhren parat hat. Was Naturliebhaber zu schätzen wissen ist der Umstand, dass der Autor als Kennzeichnung seiner floralen und faunistischen Motive die deutschen und die lateinischen Bezeichnungen nennt.

Das Buch ist in drei große Kapitel aufgeteilt. Im ersten Kapitel geht es um die Ausrüstung und die Grundlagen der Makrofotografie. Hier rät der Makroprofi davon ab, sich zu einer kostspieligen Anschaffung hinreißen zu lassen, nur weil die besten Naturfotografen der Welt damit ausgestattet sind. Man sollte sich nicht von Topmarken und deren Angebot entmutigen lassen, sondern lediglich das Beste kaufen, was man sich auch wirklich leisten kann und auf das eigene Können vertrauen. Im nächsten großen Kapitel geht es um Licht und Belichtung. Filme, Filter, Belichtung und künstliche Beleuchtung sind die dort besprochenen Themen. So bewirkt ein Polfilter nicht nur die Intensivierung eines blauen Himmels, sondern beseitigt auch unerwünschte Reflexionen auf Blättern. Auf metallischen Flächen zeigt der Filter jedoch keine Wirkung. Im dritten und letzten Kapitel geht es um das Bild an sich, um die Bildgestaltung, Aufnahmen im Freien und in Innenräumen, und um das fertige Bild. Paul Harcourt Davies gibt hier Tipps zur Organisation der Bildersammlung und schöpft dabei aus seinem eigenen Erfahrungsreichtum. Er rät jedem Fotografen zu der frühzeitigen Erstellung einer Datenbank, um sich später lästige und zeitraubende Arbeit zu ersparen. Dabei ist zu beachten, dass man die Daten exportieren kann, falls man irgendwann einmal mit einer anderen Datenbank arbeiten möchte. Eine Vorsortierung der Fotos in verschiedene Kategorien wie Tiere, Blumen, Landschaften hat sich für den Makroprofi als nützlich erwiesen. Zudem gibt er jedem Bild innerhalb seiner Sparte eine Kategorie- und Kennnummer. So wird ein schneller Zugriff auf die Datenbank ermöglicht, der es auch Mitarbeitern erlaubt, einen schnellen Durchblick in das Archiv zu erhalten. Im Anhang des Buches sind wichtige Berechnungsbeispiele und Tabellen zu Schärfentiefe und Lichtwerte dargestellt. Durch seine liebevoll gestaltete Art, die vielen faszinierenden Fotografien und die praxisnahen Informationen und Erläuterungen hat sich dieses Lehrbuch mit Recht zu einem Standardwerk gemausert. (Kirsten Hudelist)