Umschau Reisen und Fotografieren

"Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen ...". Dass es nicht nur beim reinen Erzählen bleibt, sondern auch ein Augenschmaus wird, dafür könnte dieses Buch sorgen. Der weltgereiste Fotograf Helfried Weyer öffnet sein Schatzkästchen versorgt den Leser mit vielen professionellen Tipps, Tricks und Wissen rund um das Thema Reisefotografie. Teile des Buches wurden aus dem mittlerweile vergriffenen Buch "Hohe Schule der Reisefotografie" übernommen und mit einer Vielzahl an Neuem und Aktuellem verbunden. Dieses Buch ist zwar eigentlich eher auf analoge Fotografen ausgerichtet, aber auch Anhänger der Digitalfotografie können hier aus einer Fülle von Informationen schöpfen. "Reisen und Fotografieren" ist nämlich mehr als nur ein Lehrbuch, es ist Bildband, Tagebuch, Lexikon und Lehrbuch in einem. Die grundliegende Aussage des Buches ist das ein Foto mehr sein soll als ein plattes Abbild der Natur. Es soll auch die Atmosphäre und die Gefühle der Menschen widerspiegeln und dem Betrachter den Eindruck vermitteln, live dabei zu sein. Mehr als 30 verschiedene Themen – immer mit wunderschönen Fotos dokumentiert – werden von dem Autor aufgegriffen und dem angehenden Reisefotografen gut verständlich erklärt. Man erfährt einiges über grundlegende Techniken wie die fotografische Grundschule, die Basiswissen anhand vieler Skizzen verdeutlicht und erhält Tipps zu Ausrüstung. Chronologisch geordnet folgen dann die Themenabschnitte.

Es geht los mit dem "Foto aus dem Flugzeugfenster", dann folgt eine Fülle von Kapiteln, die das Fotografieren im Reiseland behandeln, wie in "Fremdes Land, unbekannte Landschaft", in dem es darum geht, den geeigneten Standpunkt und die richtige Uhrzeit für ein gutes Foto zu finden. Weyer hat dabei die Erfahrung gemacht, dass es selten etwas bringt, Hotelrezeptionisten, Taxifahrer und Reiseführer danach zu fragen, da sie ja meist keine Fotografen sind und ihnen daher das Wissen um den richtigen Standpunkt und ein atmosphärisches Licht fehlt. Daher rät er, angesichts der begrenzten Zeit, die ein Fotoamateur meist nur hat, zu einer groben Auswahl der Motive bereits im Vorfeld von zu Hause aus und einer schnellen und strukturierten Recherche vor Ort. Dabei geizt der Autor nicht mit wertvollen Tipps wie sich in Ägypten nicht neben die anderen Touristenscharen zu gesellen, um die Pyramiden fotografieren zu können, sondern am frühen Vormittag oder späten Nachmittag zu einem Punkt 1.000 Meter südlich der Chephren-Pyramide zu fahren.

Seitlich der einzelnen Kapitel findet sich eine Vielzahl von sehr nützlichen Profitipps sowie Zitate von berühmten Fotografen. Nach den Kapiteln über Länder und Menschen, Hitze, Kälte, Extremlandschaften usw., geht es nun zurück in die Heimat mit Berichten über den Transport der Kamera, der Sortierung der Dias und der Vorbereitung von Lichtbildvorträgen. Auch hier lassen sich viele Tipps für die Digitalfotografie anwenden. Geht es doch auch um die Spielmöglichkeiten, die man als Vortragender hat. Fragen wie: Was möchte ich erzählen? Wen will ich erreichen? Hab ich eine gute und interessante Geschichte zu erzählen? müssen bereits im Vorfeld geklärt werden. Aufbau, Showeffekte und nicht zuletzt der Hinweis auf ein gut gestaltetes Plakat sind ebenfalls wichtige Instrumente, die es zu beachten gilt, ganz egal, ob der Vortrag nun mit einem Diaprojektor oder einem Beamer gehalten wird. Dieses Buch hat nur einen einzigen, kleinen Nachteil: es ist etwas zu schwer und zu groß, um es mit auf Reisen zu nehmen. Wenn man das Buch aber erst einmal zur Hand genommen hat, mag man es gar nicht wieder weg legen, und so hat man es wahrscheinlich sowieso schon "intus" bevor man auf die Reise geht. (Kirsten Hudelist)