Vier Hochzeiten und ein Trauerfall – es soll schon Familienfeste gegeben haben, die tragisch endeten, weil Onkel Willi (mancherorts auch Tante Bärbel) sich falsch einschätzte und seine neue Kamera wohl doch nicht so im Griff hatte, wie er und die Verwandten es erhofft hatten. Eine Kamera sollte man nicht nur besitzen, man sollte sie auch beherrschen können, insbesondere wenn es sich dabei um eine digitale Spiegelreflexkamera wie die Canon EOS 20D handelt. Sonst kann es leicht passieren, dass alle Augen erwartungsvoll auf einen gerichtet werden und man – statt etwa fröhlich die Hochzeitsgesellschaft zu fotografieren – nur nervös auf alle Knöpfchen drückt, und am Ende alle ein dummes Gesicht machen.
Derartigen Fiaskos möchte Jürgen U. Philipp mit seinem Buch " Fotos digital mit Canon EOS 20D" entgegenwirken. Dabei ist dieses Buch mehr als eine Bedienungsanleitung, es eignet sich auch als Nachschlagewerk und gibt viele wertvolle Tipps für die Praxis. In den beiden ersten Kapiteln – die in etwa eine Hälfte des Buches beanspruchen – stellt der Autor die Eigenschaften und Highlights der EOS 20D vor. Viele Produktaufnahmen und Beispielbilder begleiten die zweispaltig gesetzten Texte und verstärken die Inhalte. Auch Wertetabellen und Screenshots diverser Menüs lassen sich im gesamten Buch finden. Die Fotobeispiele (Porzellankätzchen und Steinwichtel etwa gehören zu den ausgesuchten Motiven) sind nicht gerade schöpferischer Natur, aber durchaus zweckmäßig, um bestimmte Aufnahmeverhältnisse zu verdeutlichen. Zusätzliche Tipps heben sich durch farbliche Unterlegung vom Rest des Textes ab und sind so auf den ersten Blick erkennbar. Während das erste Kapitel kurz die Vorteile der Canon aufzählt, widmet sich das zweite Kapitel ausgiebig der EOS-Technik. In alphabetischer Reihenfolge sind kameraspezifische Bezeichnungen aufgelistet, von Abblendtaste bis Zugriffsleuchte. Die Erklärungen sind mal knapp und präzise, mal etwas ausführlicher gehalten. Bei aufgeführten Funktionsdefinitionen lassen sich zusätzliche Piktogramme finden. Diese sollen der Orientierung auf der Kamera dienen, sind aber manchmal kaum hilfreich, da der Bildausschnitt zu klein gewählt ist (etwa bei der Rote-Augen-Definition). Der doch recht kompakte Menübereich der EOS wird, passend zu den tatsächlichen Farben im Kameramenü, separat beschrieben. Dementsprechend lassen sich im roten Bereich aufnahmespezifische Einstelloptionen finden, im blauen Bereich Punkte zur Bildwiedergabe und im gelborange Bereich der "Werkzeugkasten der Kameratechnik" einstellen.
Auch die verschiedenen Programmautomatiken werden erläutert. Kurz und bündig werden die diversen Kreativprogramme definiert, wie beispielsweise die Porträt- und Nachtaufnahmefunktion. Besonders schön ist die Auflistung von Filtereffekten bei Schwarzweißaufnahmen. Hier wird erkennbar, wie sich die Anwendung verschiedener Digitalfilter auf das Bildergebnis auswirkt. Das darauf folgende Kapitel beschäftigt sich flüchtig mit Digitalem in Theorie und Praxis. Etwas länger ist der Abschnitt über Objektive, in dem die Eigenschaften von Festbrennweiten und Zoomobjektiven hervorgehoben werden. Auch passendes Zubehör wie der "Novoflex Retro-Ring" findet Beachtung. Das letzte Kapitel hat schließlich die Praxis für sich gepachtet. Unterschiedlichste Beispiele verdeutlichen dabei den praktikablen Einsatz der Kamera etwa bei Panorama- oder Astrologieaufnahmen. "Fotos digital mit Canon EOS 20D" ist ein praktischer kleiner Begleiter für den Alltag mit der Kamera und gibt gerade Anfängern die nötige Sicherheit im Umgang mit der eigenen Kamera. (Kirsten Hudelist)
