Rohdaten für Profis

Testbericht: Capture One 21

2020-12-17 Capture One des gleichnamigen dänischen Softwareentwicklers Capture One ist einer der Top-Rohdatenkonvertern auf dem Markt und gehört dank einer integrierten Tethering-Funktion zur ersten Wahl für professionelle Studios. In der 21. Version der Software wurden einige Funktionen hinzugefügt und verbessert. Zudem soll der Einstieg durch Tutorials und eine intuitive Hilfefunktion erleichtert werden. Was Capture One 21 kann und ob man sich als Einsteiger "überrollt" fühlt, klären wir in diesem Test.  (Harm-Diercks Gronewold)

Capture One 21 ist für Apple Mac- und Windows-Systeme erhältlich. Mit etwa 800 Megabyte Speicherbelegung (Windows) ist der Rohdatenkonverter auch recht schlank. Bei den Systemanforderungen soll Capture One 21 mit einem Zweikernprozessor beziehungsweise einem Intel i3 erster Generation auskommen. Um ein bequemes Arbeiten in 4K-Bildschirmauflösung zu ermöglichen, sollte der Rechner aber mindestens vier oder mehr Kerne, 16 Gigabyte RAM sowie eine Grafikkarte mit vier Gigabyte oder mehr Speicher besitzen. Wir haben die Software auf einem AMD Ryzen 7 1700 Achtkerner mit 12 Gigabyte RAM und einer Radeon RX480 Grafikkarte getestet, womit die Software zu jeder Zeit angenehm flüssig lief.

Die Arbeitsfläche von Capture One 21 ist sehr übersichtlich strukturiert und der Arbeitsfluss verläuft um das Bild herum. Er folgt dem Lesefluss von links nach rechts sowie von oben nach unten. So stehen die großen Funktionskomplexe auf der linken Seite sortiert zur Verfügung. Einige ausgewählte Funktionen wie der Im- und Export sowie die Tethering-Funktion können über große Icons in der Werkzeugleiste direkt aufgerufen werden.

Workflow

Am Anfang des Workflows steht der Import der Bilder in das Digital Asset Management, auch Bilderdatenbank genannt. Hier stehen dem Fotografen verschiedene Optionen zum Bildimport zur Verfügung. So lassen sich die Bilder beispielsweise in eine Datenbank-Struktur kopieren oder nur in den Katalog aufnehmen. Bei letzterem kann der Fotograf also seine eigene Ordnerstruktur nutzen und die Datenbank-Funktionalität von Capture One 21 nutzen. Zu den Organisations-Funktionen zählen Farbcodes, Sterne und auch Schlagwörter, die manuell gesetzt werden können. Zudem lassen sich eigene Sammlungen und mehrere Kataloge mit wenigen Arbeitsschritten aufbauen. Damit können Projekte zusammengefasst werden, auch wenn diese zu unterschiedlichen Zeiten importiert wurden.

Die weiteren Funktionskomplexe folgen dem üblichen und zugleich logischen Arbeitsablauf. Zunächst die Korrektur von optischen Fehlern. Bei dieser erkennt Capture One 21 das verwendete Objektiv und beseitigt automatisch Beugungsunschärfe, Randabdunklung und Farbsäume. Dem Fotografen bleibt es überlassen, ob er die Empfehlungen der Software übernimmt oder ob er diese selber verfeinert.

Danach folgen Farbeinstellungen, Belichtungseinstellung und Details. Die Einstellungen liefern genau das, was sie versprechen. Diese drei Funktionskomplexe sind mit einer Ebenenfunktion versehen. Damit lassen sich Änderungen über Masken steuern und gezielte Änderungen am Bild vornehmen. Bei der Belichtung findet sich in Capture One 21 die hervorragende neue Dehaze-Funktion, die den Kontrast beispielsweise bei Gegenlichtaufnahmen oder Dunst im Bild ausgleichen kann.

Das Bearbeitungskonzept reicht von althergebracht bis hin zu modern. Die Tonwertkorrektur ist dank durchdachter grafischer Oberfläche sehr anwenderfreundlich und verständlich. So lassen sich Schwarz- und Weißpunkt sowie das Gamma einfach durch das Verschieben von kleinen "Anfassern" verändern. Pipetten stehen zur Verfügung, um im Foto den Schwarz- und Weißpunkt manuell zu bestimmen. Darüber hinaus kann die Anpassung ebenfalls bei den einzelnen Farbkanälen durchgeführt werden.

Auch die komplexe Farbkorrektur ist einfach strukturiert und kann in zwei "Betriebsarten" eingesetzt werden. Während die Basis-Betriebsart vordefinierte Farbfelder besitzt, die geändert werden können, erlaubt die erweiterte Betriebsart eine Pipette und einen HSL-Kreis, bei dem der Bildbearbeiter einen aufgenommenen Farbbereich anpassen und erweitern beziehungsweise verkleinern kann. Danach folgt der Funktionskomplex mit Details. Darunter befinden sich die Schärfung, Rauschreduktion sowie Moiré-Entfernung.

Die Rauschreduktion in Capture One 21 ist gut, allerdings muss der Bildbearbeiter sich mit den Feinheiten der Einstellungen vertraut machen. Eine Automatik, die einem Arbeit abnimmt, gibt es hier nicht. Allerdings kann das System dem Deep-Prime-Entrauscher von DxO nicht das Wasser reichen. Denn dieser arbeitet nicht nur automatisch per Knopfdruck sondern schützt feinste Details.

Wer keine Lust oder Zeit hat, sich mit den Einstellungen der Schieberegler in den verschiedenen Funktionskomplexen zu beschäftigen, der kann die Funktion "Speed Edit" nutzen. Das einzige Hindernis ist, dass man den entsprechenden Hotkey kennen muss. Welche Hotkeys es gibt, kann man unter dem Menüpunkt "Bearbeiten" einsehen. Hier lassen sich auch neue Hotkey-Definitionen anlegen. Der Einsatz ist recht simpel. Einfach den Hotkey gedrückt halten, den Mauszeiger ins Bild klicken, gedrückt halten und die Maus nach links oder rechts schieben, um den Wert anzupassen. Maustaste oder Hotkey loslassen und schon ist der neue Wert eingestellt.

Fortsetzung auf Seite 2

Artikel-Vorschläge der Redaktion