Bildverwaltung mit künstlicher Intelligenz

Testbericht: Excire Foto 1.2.1

2021-07-07 Eine Bilddatenbank-Software ist heute eher selten, da immer mehr Bildbearbeitungsprogramme eigene Datenbank-Systeme integriert haben. Doch alle diese Systeme haben einen Nachteil: Der Anwender muss die Verschlagwortung der Fotos selbst übernehmen. Je umfangreicher die Schlagworte sind, desto leichter lässt sich ein Bild finden. Dank umfangreicher KI-Bildanalyse will Excire Foto das lästige Verschlagworten automatisieren und mächtige Suchfunktionen bereitstellen. Wir haben das mit etwas mehr als 10.000 Fotos auf die Probe gestellt.  (Harm-Diercks Gronewold)

Der hinter Excire Foto und Excire Search stehende Entwickler ist die Pattern Recognition Company, kurz PRC. PRC wurde 2005 in der schönen Hansestadt Lübeck gegründet. PRC setzt bei der Entwicklung der Technologie von Excire auf umfangreiches Expertenwissen rund um die künstliche Intelligenz und die eigene Pionierarbeit beim Einsatz von neuronalen Netzen und Deep Learning bei der Bildersuche.

Worin liegt der Unterschied von Excire Foto und Excire Search? Der Unterschied liegt darin, dass Excire Search ein Such-Plugin für Lightroom ist und nicht ohne die Adobe-Software lauffähig ist. Excire Foto hingegen ist eine Standalone-Bilderdatenbank-Software, die ohne eine Bildbearbeitungssoftware auskommt und in der Lage sein soll, auch große Fotosammlungen zu beherrschen.

Installation

Die Installationsdatei ist knappe 300 Megabyte groß (Windows 10 64-Bit). Die macOS-Version (ab 10.14) ist mit knapp 350 Megabyte etwas größer, nutzt aber auch die ARM-M1-Prozessoren nativ. Für den Einsatz von Excire Foto sind CPUs mit Advanced Vector Extensions (AVX) Voraussetzung, deshalb sind Systeme mit Intel Core 2 Duo und AMD Phenom II X6 und Phenom II X nicht kompatibel. Beim Arbeitsspeicher ist Excire Foto mit 8 Gigabyte genügsam, es wird aber empfohlen, 16 oder mehr Gigabyte RAM im Computer installiert zu haben.

Exire Foto erzeugt eine Datenbank sowie Vorschaubilder, die Platz auf der Festplatte benötigen. Bei 100.000 Fotos beträgt der Datenbank-Speicher etwa 250 Megabyte und die Vorschauen belegen etwa 25 Gigabyte Speicher auf der Platte. Letzteres lässt sich durch die Verwendung kleinerer Vorschauen reduzieren.

Ergonomie

Wir haben Excire Foto auf einer virtuellen Maschine mit Intel i7-8700 3,2 GHz und ausreichend Arbeitsspeicher getestet. Für den Test haben wir die erzeugten Vorschaudateien etwas höher komprimiert. Der Fotobestand, den Excire Foto verwalten sollte, umfasste mehr als 10.000 Fotos verschiedenster Art. Die erzeugten Vorschaubilder belegten bei unserer Sammlung etwa 2.164 Mebibyte (ca. 2,27 Gigabyte).

Die Arbeitsoberfläche ist klar strukturiert und sehr übersichtlich. Mit einem Klick kommt man sofort zum Hinzufügen von Bildern, Ordnern oder ganzen Verzeichnisbäumen. Seltsamerweise funktioniert das Hinzufügen von Netzwerkpfaden nicht. Diese müssen zunächst als Laufwerk eingebunden werden. Das ist ziemlich anachronistisch, denn die Zeiten, Laufwerksbuchstaben zu vergeben, sind eigentlich seit 15 Jahren vorbei.

Bevor man jedoch den Analysevorgang startet, sollte man einen Blick in die Grundeinstellungen werfen. Hier lassen sich beispielsweise die Komprimierung der Vorschaubilder und das Anzeigeverhalten einstellen. Zudem kann gewählt werden, ob Excire Foto die CPU unter maximaler Last nutzen soll, um die Indexierung zu beschleunigen.

Unser Testsystem hat für die Analyse des Testbestandes bei reduzierter Vorschauqualität etwa 50 Minuten benötigt. Der Grund dafür, dass es etwas länger dauert, ist, dass jedes Bild mit Hilfe von komplexen Algorithmen inhaltlich analysiert und entsprechend verschlagwortet wird. Ist die Analyse erledigt, kann die große Suche losgehen.

Wenn später neue Bilder zur Fotosammlung hinzugefügt werden, dann muss diese Analyse für die neuen Bilder natürlich ebenfalls ausgeführt werden. Das dauert dann aber nicht mehr so lange wie bei der ersten Analyse der gesamten Fotosammlung, es sei denn es werden erneut tausende Fotos hinzugefügt. Auch bei einem Softwareupdate ist es nicht notwendig, alle Bilder neu zu analysieren. Das wird erst notwendig, wenn ein Update die Algorithmik der Analyse verändert. Dies ist bislang bei Excire Foto allerdings noch nicht vorgekommen. Bei Exire Search, dem Plugin für Lightroom Classic, kam es hingegen schon einmal vor, was je nach Datenbestand einige Zeit gekostet hat.

Der Vorteil einer Bildverwaltung ist, dass die Fotosammlung nicht sortiert sein muss. Es ist also nicht notwendig, dass der Fotograf seine Fotos in hochkomplexen Ordnerstrukturen unterbringt. Eine einfache Struktur nach Jahr und vielleicht noch Monat reicht schon aus. Der Nachteil einer solchen Ordnerstruktur ist, dass man nie wieder ohne Datenbanksoftware auskommen wird. Aber wer will das schon bei den stetig wachsenden Datenmengen?

Die Arbeitsoberfläche ist, wie bereits erwähnt, schnörkellos und übersichtlich. Dennoch sollte man sich etwas Zeit gönnen, um sich mit der Software vertraut zu machen. Immerhin zeigt Excire Foto nach der Analyse erstmal kein Foto an. Aber das Glück liegt nicht weit entfernt, denn auf der linken Seite des Arbeitsbereichs ist die Organisationsstruktur mit der Datenbank-Übersicht inklusive der Ordneransicht zu finden.

In diesem Bereich finden sich auch die Optionen zur Erstellung von Sammlungen und Gruppen. Während Sammlungen einzelne Fotos enthalten, die über die Suchfunktionen gefunden wurden, enthalten Gruppen verschiedene Sammlungen. Möchte man zum Beispiel alle Sonnenuntergangs-Bilder haben, die in allen Urlauben gemacht wurden, dann kann man sich dazu eine Gruppe "Sonnenuntergänge" anlegen und darin dann Sammlungen, die die Sonnenuntergänge in den verschiedenen Reiseländern enthalten. So spart man sich einen erneuten Suchvorgang. Zudem lassen sich Sammlungen aus den Gruppen heraus exportieren, inklusive Bildgrößenänderung. Zusätzlich steht die Option des Teilens via Dropbox oder Google Drive zur Verfügung. Benutzerdefinierte Sammlungen lassen sich außerdem noch in Capture One oder Lightroom importieren

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