Etwas ungewöhnlich ist die Haptik der Plugins "Analog Efex Pro" und "Color Efex Pro". Während sich weitere Filter in Analog Efex Pro 2 beispielsweise über ein kleines "+"-Zeichen hinter dem Filternamen hinzufügen lassen, muss der Bildbearbeiter bei Color Efex Pro 4 das Plugin erst über den Klick auf eine "Hinzufügen"-Schaltfläche anweisen, dass nun ein weiterer Filter hinzukommt. Da fragt man sich schon, wieso das nicht angepasst wurde.
Mit Silver Efex Pro 2 steht dem Bildbearbeiter ein umfangreiches Werkzeug zur Verfügung, was sich exklusiv mit der Umwandlung von Farb- in Monochrom-Bilder beschäftigt. Auch Silver Efex Pro 2 bietet dem Bildbearbeiter verschiedene Voreinstellungen. Hier lassen sich viele Detaileinstellungen vornehmen, so dass jedes Bild differenziert dargestellt werden kann. Darüber hinaus stehen Filmsimulationen von klassischen analogen Filmarten und Farbfilter-Simulationen mit anpassbarer Dichte zur Verfügung. Verschiedene Spezialeffekte, die von Vignettierungen bis Rahmen reichen, bringen noch mehr Individualität in das Bild.
Das letzte Kreativ-Plugin ist HDR Efex Pro 2. Wie der Name schon verrät, dreht sich hier alles um die Verarbeitung von HDR-Aufnahmen. Neben Einzelaufnahmen können Belichtungsreihen bearbeitet werden, die automatisch ausgerichtet und von "Geisterbildern" befreit werden können. HDR Efex Pro 2 bleibt dem Workflow der Nik Collection 3 treu und bietet zunächst Voreinstellungen an, die dann über verschiedene Parametergruppen individualisiert werden können. Dabei kann der Bildbearbeiter neben der Anpassung des Tonemappings auch Farbeffekte, Kontrollpunkte und Vignetteneffekte einsetzen.
HDR Efex Pro 2 erlaubt die Verarbeitung von Belichtungsreihen und bietet individualisierbares Tonemapping an. Zudem werden die Bilder vor der Bearbeitung ausgerichtet und von Geisterbildern befreit. [Foto: MediaNord]
Auch in HDR Efex Pro 2 stehen die U-Point-Kontrollpunkte zur Verfügung und geben dem Bildbearbeiter maximale Freiheit über das Aussehen des Bildes. [Foto: MediaNord]
Der Miniatureffekt aus Perspective Efex erzeugt plausible Unschärfeneffekte mit höchster Flexibilität. [Foto: MediaNord]
Viveza 2 ist kein Werkzeug für Effekte, vielmehr stellt es eine intuitive Oberfläche für Farb- und Helligkeitskorrekturen zur Verfügung. Der Schwerpunkt liegt allerdings auf den lokalen Anpassungen über die bereits genannten U-Point-Kontrollpunkte. Bildbearbeiter, die mit PhotoLab 1-3 arbeiten, können Viveza 2 geflissentlich ignorieren, da sich die lokalen Anpassungen direkt auf der Benutzeroberfläche von PhotoLab befinden. Bildbearbeiter, die mit Photoshop, Lightroom oder Affinity Photo arbeiten, werden die Intuitivität der Korrekturmöglichkeiten sehr schnell zu schätzen wissen.
Mit Dfine 2 hat Nik Software einst ein leistungsstarkes Werkzeug geschaffen, das sich der Entrauschung von JPEG-Aufnahmen widmete. Das tut es auch heute noch ziemlich, allerdings nicht mehr spektakulär gut ohne manuellen Eingriff. Sollen Rohdaten entrauscht werden, dann greift man am Besten auf den PRIME-Entrauscher in PhotoLab 3 Elite zurück. Dfine 2 stellt sich recht selbsterklärend dar. Das liegt vor allem an den wenigen Einstellungsmöglichkeiten. Während die Automatik versucht, Bilddetails zu erhalten, bügelt die manuelle Entrauschung das Bild erstmal platt. Dabei gehen richtig viele Details verloren. Zum Glück gibt es Kontrollpunkte, mit denen sich die Entrauschung gezielt auf Bildbereiche anwenden lässt. Dabei kann Helligkeits- und Farbrauschen unabhängig voneinander behandelt werden.
Der Sharpener Pro 3 ist das ideale Werkzeug, um Bilder für die Ausgabe nachzuschärfen. Wie Sharpener Pro 3 dabei die Bilder nachschärft und welche individuellen Einstellungsoptionen angeboten werden, ist abhängig vom gewählten Verwendungszweck. Das ist ziemlich pfiffig und hilft enorm, unkomplizierte knackige Schärfe ohne Artefaktbildung zu erreichen. Auch im Sharpener Pro 3 können Kontrollpunkte gesetzt werden, um Bereiche differenzierter zu schärfen beziehungsweise, um Bereiche vor einer Nachschärfung zu schützen. Möchte man bestimmte Einstellungen öfter einsetzen, so können Voreinstellungen mit einem Mausklick erstellt werden.
Das neueste Plugin in der Collection nennt sich Perspective Efex. Damit lassen sich verschiedene Dinge bewerkstelligen. Zum einen kann das Plugin stürzende Linien beseitigen. Stürzende Linien treten auf, wenn die Kamera bei der Aufnahme von hohen Motiven stark nach oben beziehungsweise unten geneigt wird. Dies ist besonders bei Architekturaufnahmen störend. Um stürzende Linien zu beseitigen, muss der Bildbearbeiter nicht einmal tätig werden. Ein Klick auf die Auto-Schaltfläche genügt und schon sind die stürzenden Linien im Bild Geschichte – und ein Teil des Bildes gleich mit.
Kann die Automatik keine Linien finden, so muss der Bildbearbeiter tätig werden und über Hilfslinien vertikale Linien im Bild markieren, die parallel verlaufen sollen. Ist das erledigt, wird auf "anwenden" geklickt und schon erzwingt Perspective Efex die Parallelität der markierten Linien und die stürzenden Linien sind verschwunden. Beim Ausrichten wird das Bild zum Teil stark beschnitten. Es ist daher immer ratsam, bei der Aufnahme Platz zu den Seiten zu lassen, so dass das Plugin genug Spielraum hat.
Der zweite Aufgabenkomplex von Perspective Efex ist die Eliminierung von Volumendeformaton. Als Volumendeformation wird der Effekt bezeichnet, der bei Weitwinkelaufnahmen auftritt und Objekte zum Bildrand voluminöser erscheinen lässt. Gerade bei Aufnahmen mit Menschen ist eine Volumendeformation sehr unvorteilhaft. Dieses Plugin nutzt die massive Korrekturprofil-Datenbank von DxO, so dass die Korrektur der Deformation auf das Objektiv angepasst ist. Auch diese Korrektur arbeitet vollautomatisch. Der Bildbearbeiter muss sie nur aktivieren.
Die Entrauschungs-Leistung von Dfine 2 ist nicht auf dem Schreenshot sichtbar. Dafür zeigt sich, dass das Plugin sehr aufgeräumt ist und fast spartanisch wirkt. [Foto: MediaNord]
Dfine 2 arbeitet im automatischen Modus recht zurückhaltend und priorisiert Details vor der Rauschentfernung. [Foto: Medianord]
Wird der Bereich manuell gesetzt, werden Details im Bild weniger geschont. Allerdings kann der Bildbearbeiter mit Kontrollpunkten die Entrauschung recht genau positionieren. [Foto: Medianord]
Bei feinen Bilddetails bleibt bei einer manuell unangepassten Entrauschung nicht mehr viel von den Details übrig. Alles wirkt "glattgebügelt". [Foto: Medianord]
Die dritte Aufgabe des Plugins ist der Miniatur-Effekt. Fotografisch entsteht dieser durch den Einsatz eines verschwenkten Tilt-Shift-Objektivs beziehungsweise bei Makro-Aufnahmen. Der Effekt zeichnet sich durch einen schmalen scharfen Bereich im Bild aus, während der Vorder- und Hintergrund im Bokeh versinken. Das Werkzeug in Perspective Efex ist intuitiv gestaltet und erlaubt eine freie Positionierung, Drehungen sowie Anpassungen der Blendensimulation und Übergangsstärke. Die Ergebnisse sind überraschend plausibel und das Bokeh wirkt realistisch.
Während Perspective Efex mit elegantem Design der Benutzeroberfläche überzeugen kann, zeigen alle anderen Plugins deutliche Unterschiede. So bietet Viveza 2 beispielsweise keine Schaltfläche für den Vollbildmodus oder die Minimierung an, Color Efex Pro 4 hingegen schon. Das mag vielleicht Erbsenzählerei sein, aber eine durchgängige Identität würde der Software durchaus gut stehen.
Der Funktionsumfang von Perspective Efex entspricht dem des PhotoLab-Plugins ViewPoint 3.
Fazit
Wenn die Nik Collection bislang ein prall gefüllter Werkzeugkasten für Bildbearbeiter war, dann ist die Nik Collection 3 von DxO zum bersten gefüllt worden. Die Erweiterung durch das Plugin Perspective Efex bringt noch mehr Tiefe in die Plugin-Sammlung. Auch wenn die Option der nicht destruktiven Arbeit auf Lightroom beschränkt ist und das Selective Tool nur Photoshop-Anwendern zu Gute kommt, sind beides sinnvolle Erweiterungen der Nik Collection. Schade ist allerdings, wie die unterschiedlichen Designs der Plugin-Oberflächen kein einheitliches Bild vermitteln, was dank unterschiedlicher Bedienarten auch noch verstärkt wird. Hier besteht Handlungsbedarf von DxO, damit sich die Bedienung wie aus einem Guss anfühlt. Ansonsten ist die Nik Collection 3 ein echter "must have" für ambitionierte Bildbearbeiter, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist phänomenal gut und die Bildergebnisse sprechen einfach für sich.
Die Nik Collection 3 ist für Windows- sowie Mac-iOS-Systeme erhältlich und kostet etwa 150 Euro direkt beim Entwickler. Wer sich zunächst von der Collection überzeugen möchte, der kann auf die 30 Tage laufende Demoversion zurückgreifen, die im Testzeitraum ohne Funktionseinschränkungen nutzbar ist.