Ausstattung
Man mag es kaum glauben, aber trotz ihres hohen Preises von 3.700 Euro (ohne Objektiv selbstverständlich) und der enormen Auflösung von 61 Megapixeln besitzt die Sony Alpha 7C R eine Vollautomatik mit Motiverkennung. Wer also viel Geld hat, eine hohe Auflösung braucht, aber sich nicht mit technischen Kameraeinstellungen herumschlagen möchte, kann durchaus zur Sony greifen. Oder die Kamera auch mal jemandem zum Fotografieren in die Hand drücken, der einfach drauflos knipsen soll. Statt der Vollautomatik steht auch eine kleine Auswahl an Motivprogrammen zur Verfügung. Die früher noch bei Sony zum Standard gehörenden digitalen Filter gibt es hingegen nicht mehr, nur ein paar Bildstile samt Sepia und Schwarzweiß lassen sich noch auswählen.
Das Sony FE 24-105 mm F4 G OSS ist den 61 Megapixeln der Alpha 7C R nicht gewachsen, was sich vor allem im teilweise heftigen Auflösungs-Randabfall zeigt. [Foto: MediaNord]
Ihre volle Leistung entfaltet die Alpha 7C R aber erst bei der gezielten Anpassung der Aufnahmeparameter an die Motivsituation, die man in der Programmautomatik, Blendenautomatik oder Zeitautomatik sowie dem manuellen Modus, auf Wunsch auch mit ISO-Automatik, vornehmen kann. Dazu gehören etwa umfangreiche Belichtungsreihenfunktionen, die sich nicht auf die reine Belichtungszeit beschränken, sondern auch Weißabgleichs- und Fokus- sowie DRO-Aufnahmereihen sind möglich. DRO ist die Dynamikoptimierung von Sony, die Schatten aufhellt und die Zeichnung in den Lichtern schützt. Die Fokus-Bracketing-Funktion nimmt bis zu 299 Bilder auf – das sollte für so ziemlich alle Motive mit noch so geringer Schärfentiefe genügen.
Normale Belichtungsreihen sind mit bis zu neun Aufnahmen mit bis zu einem EV Belichtungsunterschied zwischen den Bildern möglich, bei drei oder fünf Aufnahmen sind bis zu drei EV Belichtungsabstand möglich. Das reicht völlig für HDR-Aufnahmen aus, die allerdings genauso wie die Fokus-Reihen nicht in der Kamera zusammengesetzt werden können. Ebenfalls nicht in der Kamera zusammengerechnet werden können die Pixel-Shift-Multi-Shooting-Aufnahmen, bei denen bis zu 16 Aufnahmen am Computer zu einer schwindelerregenden Auflösung von 240 Megapixel zusammengerechnet werden können.
Dabei kommt der Sensor-Shift-Bildstabilisator zum Einsatz, der bis zu 7 EV längere Belichtungszeiten aus der freien Hand ermöglichen soll; das ist eine Stufe weniger als bei der Alpha 7R V, was vermutlich dem etwas kleineren Gehäuse geschuldet ist. Wenn man ihn für maximal fünf Blendenstufen ausnutzt, ist man auf der ziemlich sicheren Seite, darüber steigt der Ausschuss an verwackelten Aufnahmen spürbar an. Für eine Vollformatkamera mit einer großen bewegten Sensormasse funktioniert das System aber äußerst gut, schließlich darf man dabei auch die enorme Sensorauflösung nicht vergessen, die bei entsprechender Vergrößerung kleinste Verwackler sichtbar macht.
Ebenfalls nicht unkritisch ist angesichts der hohen Sensorauflösung die Fokussierung. Hier hat eine spiegellose Systemkamera den enormen Vorteil, die Messung direkt auf der Bildebene vorzunehmen. Tatsächlich saß der Autofokus bei unseren Tests stets überraschend präzise, bedenkt man die hohe Auflösung von 61 Megapixeln, die jede noch so kleine Fehlfokussierung gnadenlos sichtbar macht. Auf Wunsch kann für eine höhere Genauigkeit bei Arbeitsblende gemessen werden, was allerdings die ohnehin nicht besonders schnelle Fokusgeschwindigkeit nochmal etwas verlangsamt.
Das Stativgewinde der Sony Alpha 7C R sitzt in der optischen Achse, der Abstand zum Akkufach ist groß. [Foto: MediaNord]
Doch auch ohne diese gesteigerte Genauigkeit braucht die Alpha 7C R etwas länger als man es heutzutage gewohnt ist. 0,42 bis 0,49 Sekunden haben wir mit dem Objektiv Sony FE 24-105 mm F4 G OSS inklusive Auslöseverzögerung gemessen, während andere moderne Kameras üblicherweise um die 0,3 Sekunden benötigen oder teilweise sogar noch deutlich schneller sind. Positiv sticht immerhin die reine Auslöseverzögerung von nur 0,04 bis 0,05 Sekunden hervor. Da kommt manch andere spiegellose Systemkamera nicht mit.
Der Autofokus der Sony Alpha 7C R kann aber auch ganz anders, wenn es sein muss. Im Verfolgungsmodus ist er nämlich rasend schnell und erkennt nicht nur Gesichter und Augen von Menschen, Tieren und Vögeln, sondern auch Körper und viele Körperteile. Dazu gehören beispielweise Nase, Kinn, Arme, Beine usw. Selbst die Pose soll die künstliche Intelligenz erkennen können, für die ein eigener Prozessor zuständig ist. Auf Köpfe wird auch von hinten fokussiert, auf Gesichter und Augen auch seitlich. Sind die Augen aufgrund einer Sonnenbrille nicht zu erkennen, wird auf die Brille fokussiert. Tiere wie etwa Hunde werden auch seitlich oder von hinten erkannt. Neben den genannten Motiven werden zudem Insekten, Autos, Züge und Flugzeuge erkannt.
Sogar bei acht Serienbildern pro Sekunde – das ist weniger als die zehn Bilder pro Sekunde der Alpha 7R V – wird der Autofokus unterbrechungsfrei nachgeführt. Entsprechend der Leistungsfähigkeit stehen zudem diverse Parameter zur Konfiguration zur Verfügung, um beispielsweise einige AF-Punkte zu einer Gruppe zusammenzufassen. Überhaupt bietet der Autofokus mit 693 auf dem Sensor integrierten Phasen-Messpunkten eine üppige AF-Messdichte auf 79 Prozent der Fläche des Bildsensors. Zudem kann je nach Motiv getrennt eingestellt werden, wie sich der Autofokus verhalten soll. Doch auch bei unspezifischen Motiven bleibt die Motivverfolgung auf einem Bilddetail, wenn man es einmal als zu verfolgendes Motiv festgelegt hat, egal ob es eine Blüte, eine Beere oder etwas anderes ist.
Die versprochenen acht Serienbilder pro Sekunde erreicht die Sony Alpha 7C R zwar problemlos, hält sie aber trotz der gegenüber der Alpha 7R V geringeren Frequenz nicht lange durch. In Raw sind sogar nur sechs Bilder pro Sekunde möglich. Die Alpha 7C R bleibt aber nicht nur bei der Frequenz deutlich gegenüber der 7R V zurück, sondern auch bei der Ausdauer, denn ihr Puffer ist viel kleiner. In der Premium-Version des Tests gehen wir noch genauer auf die Messwerte ein.
Das Gegenteil von Serienbild-Actionaufnahmen stellt die Intervallfunktion dar. Mit einstellbarer Startzeit und Intervall sind bis zu 9.999 Aufnahmen möglich. Praktischerweise wird die Gesamtaufnahmedauer bereits im Vorwege berechnet, so dass man auch ohne Taschenrechner abschätzen kann, ob die gewünschte Aufnahmezeit erreicht wird. Mit einem Drei-Sekunden-Intervall kann man beispielsweise bis zu acht Stunden und 20 Minuten die Intervallaufnahme laufen lassen, etwa für die Aufnahme des Sternenhimmels.
Um die 61 Megapixel des Vollformatsensors der Sony Alpha 7C R optimal auszunutzen, bedarf es nicht nur eines High-End-Objektivs, sondern auch Aufnahmen mit maximal Blende F5,6 und ISO 100. [Foto: MediaNord]
Bei 24 Bildern pro Sekunde ergäbe sich daraus ein sieben Minuten langer Film, den man angesichts der hohen Auflösung von 9.504 Pixeln Bildbreite problemlos in 8K oder höher rendern könnte. Weitere Einstellungen erlauben eine langsame Anpassung der Belichtungszeit und eine wählbare Priorisierung von Belichtungszeit oder Intervallzeit, falls diese sich überschneiden. Auch eine lautlose Aufnahme mit elektronischem Verschluss ist möglich.
Apropos Verschluss: Dieser bietet einen Einstellbereich von 30 Sekunden bis 1/8.000 Sekunde, egal ob elektronisch oder mechanisch. Dabei klingt der Verschluss angenehm dezent. Die Bulb-Funktion steht allerdings nur bei mechanischem Verschluss zur Verfügung. Zudem ist die mechanische Arbeit des Verschlusses durchaus spürbar.
Die Videofunktion der Sony Alpha 7C R kann sich durchaus sehen lassen, auch wenn es hier ebenfalls gegenüber der 7R V Abstriche gibt. So fehlt die 8K-Auflösung bei 25 Bildern pro Sekunde. 4K-Videos sind dagegen wie bei der großen 7R V mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde möglich und Full-HD-Videos sogar mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde.
Dabei kommt je nach Auflösung und Bildfrequenz ein unterschiedlicher Cropfaktor zum Einsatz. Bei 4K bis 30p wird die gesamte Sensorbreite benutzt. Bei 4K mit höheren Bildraten kommt ein 1,2-facher Cropfaktor zum Tragen. Aber auch im Super35mm-Format (1,5-facher Crop) können Videos aufgezeichnet werden. Bei 4K bis 30p kommt dann sogar 6K-Oversampling zum Einsatz.
Aufgezeichnet werden die Videos mit bis zu 10 Bit Farbtiefe mit einem Farbsubsampling von 4:2:2. All-Intra, S-Log3, HLG, S-Cinetone und Log mit LUTs stehen für die Gradation zur Verfügung. Die Alpha 7C R bietet zudem einen HDMI-Raw-Ausgang mit 16 Bit Farbtiefe. Die recht junge Auto-Framing-Videofunktion ist genauso an Bord wie AF-Assist, Fokus Map und eine In-Camera-Timelapse-Funktion, die Intervallfotos direkt zu einem Film zusammensetzt. Das ist praktisch, wenn man die Einzelbilder der Intervallfunktion sowieso nicht benötigt.
Dem Akkufach der Sony Alpha 7C R fehlt eine Dichtung zum Spritzwasser- und Staubschutz. Der große Akku NP-FZ100 ermöglicht 530 Aufnahmen mit Monitor oder 490 bei Nutzung des Suchers (jeweils gemäß CIPA-Standard). [Foto: MediaNord]
Selbstverständlich arbeiten die AF-Erkennungsfunktionen auch bei Videoaufnahmen, nur die Feineinstellungen für verschiedene Motivarten stehen im Videomodus nicht zur Verfügung. Eine Fokus-Breathing-Korrektur bietet die Alpha 7C R ebenfalls, sofern das Objektiv kompatibel ist. Auch die Focus-Map ist mit an Bord.
Etwas lästig ist die Beschränkung der Bildwiederholfrequenzen, die an die Vorauswahl des PAL- und NTSC-Formats gebunden ist. In PAL sind nur Aufnahmen mit 25, 50 oder 100 Bildern pro Sekunde möglich, in NTSC hingegen 24, 30, 60 und 120 Bilder pro Sekunde je nach Auflösung. Angesichts der sonst so freien Programmierbarkeit der Funktionen erscheint das geradezu grotesk.
Der mechanische Sensor-Shift- sowie der optische Bildstabilisator des Objektivs sind bei der Videoaufnahme aktiv, auch einen elektronischen Bildstabilisator, der die genutzte Aufnahmefläche weiter beschränkt, gibt es. Für die Tonaufnahme steht eine Pegelanzeige zur Verfügung, statt des internen Stereomikrofons lassen sich analoge und digitale extern anschließen, eine Tonkontrolle per Kopfhörer fehlt auch nicht. Außerdem lässt sich das Signal über die HDMI-Schnittstelle extern aufzeichnen.
Die Drahtloskonnektivität der Sony Alpha 7C R gibt alles her, was heutzutage technisch möglich und sinnvoll ist. Neben Bluetooth-LE gehört dazu auch Dual-Band-WLAN mit 2,4 und 5 GHz sowie alle aktuellen WLAN-Übertragungsgeschwindigkeiten wie etwa N oder AC. Damit lässt sich die Alpha 7C R via Bluetooth oder WLAN fernauslösen, auch mit Livebildübertragung zum Smartphone und Konfiguration der Aufnahmeparameter.
Auch mit angesetztem Handgriff GP-X2 kommt man bei der Sony Alpha 7C R noch gut an den Akku. [Foto: MediaNord]
Eine Bluetooth-Fernbedienung bietet Sony ebenfalls an. Auch die Geotagging-Funktion wird per Bluetooth realisiert, dabei wird das GPS (beziehungsweise alle gebotenen Ortungssysteme) des verbundenen Smartphones genutzt. Zudem unterstützt die 7C R Hintergrund-FTP-Datenübertragungen per WLAN sowie per USB-LAN-Adapter auch an kabelgebundene Netzwerke. Natürlich ist eine Fernsteuerung vom Computer aus möglich, ebenfalls drahtlos per WLAN oder per USB-Kabel.
Weniger üppig ist hingegen die Wiedergabefunktion. Eine Bild- oder Videobearbeitung ist hier nicht möglich, selbst ein integrierter Rohdatenkonverter fehlt. Immerhin lässt sich eine Diashow abspielen, via HDMI auch auf einem Fernseher inklusive Steuerung über die Fernseher-Fernbedienung. Direktdruckfunktionen bietet die Sony auch. Nützlich ist zudem die Bildbewertungsfunktion, so dass man bereits in der Kamera seine Favoriten markieren kann.