Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Canon EOS 750D und 760D

Seite 4 von 2, vom 2015-11-10 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Was die Canon EOS 750D und 760D bei der Bildqualität leisten, mussten sie vor allem im digitalkamera.de-Labor unter Beweis stellen. Der jeweilige ausführliche Labortest, auf dem die folgenden Betrachtungen beruhen, ist gegen ein kleines Entgelt über die weiterführenden Links erreichbar. Die kostenpflichtigen Labortests enthalten viele ausführliche Diagramme und Erläuterungen dazu. Zwar weisen die Tests der beiden Modelle mit demselben Objektiv minimale Abweichungen auf, diese sind jedoch so gering, dass wir die Kameras im Folgenden gemeinsam betrachten. Der Labortest erfolgte jeweils mit dem 18-135 mm STM, das Canon auch im Set mit der EOS 750D anbietet. Die 760D hingegen wird nur ohne Objektiv verkauft.

Typisch für ein Objektiv mit größerem Zoomfaktor zeigt das 18-135mm eine hohe Verzeichnung, die am kurzen Brennweitenende mit drei Prozent stark tonnenförmig sowie bei mittlerer und langer Brennweite mit 1,5 Prozent stark kissenförmig ausfällt. Diese Verzeichnungen wirken je nach Motiv stark störend. Auch eine Randabdunklung tritt je nach Blendenöffnung und Brennweite in den Ecken sichtbar in Erscheinung. Am stärksten fällt sie jeweils bei Offenblende auf. Insbesondere im Weitwinkel ist sie etwas kräftiger und bleibt auch bei deutlichem Abblenden stärker erhalten als bei längeren Brennweiten. Unschön fallen darüber hinaus die sichtbaren Farbsäume auf. Sie sind im Weitwinkel vor allem am Bildrand sowie in Telestellung, dort auch weiter zum Bildzentrum hin, deutlich sichtbar. Nur bei mittlerer Brennweite fallen die Farbsäume etwas geringer aus, sind aber dennoch sichtbar. Die Korrektur optischer Fehler gehört also nicht zur Stärke des Objektivs. Schaltet man hingegen die elektronische Korrektur in der Kamera hinzu, die werksseitig abgeschaltet ist, verringern sich diese optischen Fehler in den JPEG-Aufnahmen. Auch die Raws lassen sich mit entsprechenden Bildbearbeitungsprogrammen korrigieren.

Bei der Auflösung bei 50 Prozent Kantenkontrast werden bis zu 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) erreicht. Das ist eine gute Auflösung, aber auch kein Rekord für einen 24-Megapixler. Canon war einst bekannt für seine aggressive Bildaufbereitung, doch die ist inzwischen viel zurückhaltender als bei anderen Herstellern geworden, die eine Auflösung von 50 lp/mm auch schon aus 16-Megapixel-Sensoren herauskitzeln. Dafür fallen die Schärfungsartefakte bei der 750D und 760D nicht so stark aus. Die höchste Auflösung erreicht das 18-135mm bei kurzer und mittlerer Brennweite, jeweils um zwei Stufen abgeblendet. Die Teleauflösung fällt insgesamt etwas geringer aus, erreicht mit maximal 45 lp/mm aber auch noch gute Werte. Beim 18-135mm muss man allerdings mit einem hohen Auflösungsverlust zum Bildrand hin leben, der vor allem im Weitwinkel stark und damit sichtbar ausfällt. Am geringsten ist der Verlust an Auflösung zum Bildrand hin bei mittlerer Brennweite, insbesondere abgeblendet ist fast kein Unterschied mehr zur Bildmitte auszumachen.

Der Signal-Rauschabstand erreicht bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten einen guten Wert von über 40 dB, sackt jedoch bereits bei ISO 400 leicht darunter. Ab ISO 1.600 wird der Messwert mit knapp unter 35 dB bereits kritisch. Ab diesem Empfindlichkeitswert wird auch Helligkeitsrauschen leicht sichtbar. Es nimmt mit jeder weiteren ISO-Stufe zu und wird ab ISO 12.800 dominant. Das Farbrauschen hat Canon dagegen gut im Griff. Trotz des zunehmenden Rauschens bei höheren Empfindlichkeiten, das auf eine nicht zu starke Rauschunterdrückung schließen lässt, nehmen die Bilddetails hier stark ab. Bei ISO 400 ist ein leichter Verlust messbar, bei ISO 1.600 wird der Detailverlust bereits leicht sichtbar, bei noch höheren Empfindlichkeiten gehen deutlich Bilddetails verloren. Auch bei der Eingangsdynamik bekleckert sich Canon nicht mit Ruhm. Zwar ist diese bis ISO 1.600 mit knapp über zehn Blendenstufen gut, sackt dann aber rapide ab. Bei ISO 6.400 sind es nur noch neun Blendenstufen und bei der höchsten Empfindlichkeit von ISO 25.600 lediglich 7,5.

Die Tonwertkurve verläuft angesteilt, die Bilder wirken kontrastreich. Die Messung des Ausgangs-Tonwertumfangs zeigt jedoch, dass Canon bei höheren Empfindlichkeiten rapide an feinen Helligkeitsabstufungen verliert. Während bei ISO 100 und 200 noch über 224 von 256 möglichen Abstufungen bei 8 Bit erreicht werden und auch der Wert von über 192 Stufen bei ISO 400 noch im guten Bereich liegt, sinkt der Wert darüber rasch ab. Bis ISO 1.600 sind es aber immerhin noch akzeptable 128 oder mehr Abstufungen. Bei ISO 6.400 sind es jedoch nur noch unter 96 und bei höchster Empfindlichkeit gar nur noch 64 von ursprünglich 256 Helligkeitsstufen. Bei der tatsächlichen Farbtiefe sieht es immerhin bis ISO 3.200 gut aus, aber auch hier sackt der Wert bei höheren Empfindlichkeiten stark ab. Immerhin werden die meisten Farben recht genau wiedergegeben, größere Abweichungen zeigen sich lediglich im Bereich von Rot bis Magenta. Gelb-, Grün-, Blau- und Lilatöne werden dagegen sehr exakt wiedergegeben. Auch der Weißabgleich arbeitet sehr zufriedenstellend, insbesondere manuell gesetzt, wie im Labortest, arbeitet er tadellos.

Ihre höchste Bildqualität erreichen die Canon EOS 750D und 760D bei ISO 100 und 200, aber auch bei ISO 400 sind die Einbußen gering. Bis ISO 1.600 bleibt die Bildqualität akzeptabel gut, darüber jedoch zeigen sich deutliche Einschränkungen. Insbesondere bei höheren ISO-Empfindlichkeiten erreichen die Canons nicht ganz das Niveau der DSLR-Konkurrenz sowie der spiegellosen Systemkameras mit 24 Megapixel auflösendem APS-C-Sensor.

Fazit und Kurzbewertung

Fazit

Mit der EOS 750D und 760D teilt Canon seine Hobby-DSLR-Klasse in nunmehr zwei sehr ähnliche Schwestermodelle auf, was die Kaufentscheidung nicht gerade vereinfacht. Wer gerne öfter mal manuelle Einstellungen vornimmt, ist mit der 760D aber vor allem dank der zwei Einstellräder und des Info-Displays besser beraten. Somit ist diese Kamera auch eine sinnvolle Erweiterung der dreistelligen Serie von Canon. Ansonsten glänzen die beiden Modelle eher mit ihrer Ausgewogenheit denn mit Highlights. Sie bieten von der Ausstattung, Geschwindigkeit und Verarbeitung sowie bei der Ergonomie ein gutes Gesamtpaket, ohne sich besonders aus der (verbliebenen) Masse der Hobby-DSLRs hervorzutun. Der neue 24-Megapixel-Sensor liefert eine gute Bildqualität mit hoher Auflösung, bei hohen Empfindlichkeiten jenseits von ISO 1.600 jedoch hinkt Canon der Konkurrenz in Sachen Bildqualität leicht hinterher.

Kurzbewertung

  • EOS 760D mit Infodisplay und zwei Einstellrädern
  • Geringe Auslöseverzögerung auch im Live-View
  • Gute Bildqualität mit hoher Auflösung bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten
  • Keine elektronische Wasserwaage in der 750D
  • Handgriff nicht ausgeprägt genug
  • Unglückliche Kombination des Ein-Aus-Schalters mit dem Videomodus
  • Oberhalb von ISO 1.600 etwas schlechtere Bildqualität als bei der Konkurrenz
  • Spiegelreflexsucher fällt ziemlich klein aus

Technische Daten

Modell Canon EOS 750D
Sensor CMOS APS-C 22,5 x 15,0 mm (Cropfaktor 1,6)
24,7 Megapixel (physikalisch), 24,2 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 6.000 x 4.000 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 30p
Objektivanschluss
Canon EF-S
Spiegelreflex-Sucher Spiegelsucher, 95 % Abdeckung, Vergrößerung 0,82-fach (Sensor-bezogen) bzw. 0,51-fach (KB-äquiv.), 19 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt
Sucher Vergrößerung 0,5-fach (KB-äquivalent)
Monitor 3,0" (7,7 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, beweglich, Touchscreen
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (63 Felder)
Belichtungsreihe automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-2 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Canon, Standard-Mittenkontakt
Konnektivität WLAN, NFC
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Mini (Typ C)
Mikrofoneingang
GPS extern (kabelgebunden oder Aufsteck-Empfänger)
Serienbildfunktion max. 5,0 Bilder/s und max. 940 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus Phasenvergleich, Kontrast
Akkulaufzeit 440 Aufnahmen gem. CIPA-Standard
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC, UHS I)
Empfindlichkeit automatisch ISO 100 bis 6.400, manuell ISO 100 bis 25.600
Abmessungen 133 x 100 x 79 mm (B x H x T)
Gewicht 550 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/HTF40 (mit Preisvergleich)

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