Spiegellose Mittelklasse-Systemkamera

Testbericht: Canon EOS M50

Seite 2 von 5, vom 2018-06-20 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Die Canon EOS M50 bietet sowohl Funktionen für Einsteiger als auch für fortgeschrittene Fotografen. Im Automatikmodus stellt sie alle wichtigen Aufnahmeparameter alleine ein und erkennt sowohl das Motiv als auch Gesichter. Der Autofokus ist sogar in der Lage, auf die Augen zu fokussieren. Wer gerne ein spezielles Motivprogramm für die aktuelle Aufnahmesituation verwenden möchte, findet ebenfalls entsprechende Auswahlmöglichkeiten. Sinnvoll ist hier etwa der Leise-Modus mit elektronischem Verschluss, der leider in den anderen Programmen nicht gewählt werden kann. Darüber hinaus bietet die Canon Kreativfilter, bei denen es sich nicht immer um reine Bildbearbeitungseffekte handelt. Der HDR-Modus beispielsweise nimmt tatsächlich drei unterschiedlich belichtete Fotos auf und verarbeitet diese zu einem Bild mit höherem Kontrastumfang. Die Stärke des Tonemappings kann dabei eingestellt werden. Auch hier gilt: Leider steht der HDR-Modus in anderen Programmen, mit Ausnahme des Gegenlichtprogramms bei den Motivprogrammen, nicht zur Verfügung.

Zum eigentlichen kreativen Austoben dienen die Programme P, Av, Tv und M, in denen der Fotograf je nach Wunsch die Kontrolle über die Belichtungsparameter Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit erhält. Sogar im manuellen Aufnahmemodus arbeitet auf Wunsch die ISO-Automatik, selbst die Kombination mit einer Belichtungskorrektur ist möglich. Die Belichtungsreihenfunktion arbeitet mit maximal drei Bildern, die einen Abstand von bis zu zwei Blendenstufen zueinander haben können. Auch hier ist wieder eine Kombination mit der Belichtungskorrektur möglich. Für manuelle HDR-Aufnahmen ist der Bereich jedoch etwas knapp.

Der Autofokus der Canon EOS M50 arbeitet mit Hilfe der Dual-Pixel-Technologie, die sich nun über einen noch größeren Bildbereich erstreckt. Er arbeitet horizontal mit einer 88-prozentigen Abdeckung und vertikal sogar mit einer 100-prozentigen – allerdings aktuell nur mit drei der sieben erhältlichen EF-M-Objektive: dem 18-150mm, 28mm und dem 55-200mm. Hinzu kommt eine ganze Reihe von EF- und EF-S-Objektiven, die relativ einfach adaptiert werden können, aber die Kompaktheit der M50 ad absurdum führen, da sie für DSLRs, teilweise im Kleinbildformat, gebaut sind. Immerhin unterstützt insgesamt die Mehrheit der Objektive die große Abdeckung. Allerdings gibt es auch über 30 Objektive, die "nur" jeweils 80 Prozent der Bildhöhe beziehungsweise Bildbreite beim Dual-Pixel-CMOS-AF nutzen können. Im Prinzip sollte dies jedoch eher weniger Probleme verursachen, denn dermaßen weit am Rand sitzt das Hauptmotiv doch eher selten.

Immerhin löst die M50 innerhalb von 0,3 Sekunden inklusive Fokussierung aus. Das kommt zwar nicht an die schnellsten spiegellosen Systemkameras heran, ist aber dennoch sehr schnell. Die reine Auslöseverzögerung ohne Fokussierung liegt etwa bei 0,05 Sekunden – ebenfalls schnell, aber nicht rekordverdächtig. Möchte man manuell fokussieren, so steht neben der Fokuslupe auch ein Fokuspeaking zur Verfügung. Dabei werden scharfe Kontrastkanten farblich hervorgehoben, was eine sehr gute Fokussierhilfe darstellt.

Der integrierte Pop-Up-Blitz fällt nicht nur mit der Leitzahl von 5,6 etwas mickrig aus. Er muss manuell aufgeklappt werden und bietet nur dann eine Automatik. Immerhin lässt sich auch am Ende der Belichtung blitzen und eine Langzeitsynchronisation sowie eine Blitzbelichtungskorrektur bietet er ebenfalls. Die Ausleuchtung in Bildecken ist bei den 24 Millimetern Kleinbildäquivalent des Setobjektivs nicht besonders gut, die Ränder dunkeln sehr deutlich ab. Dank des Systemblitzschuhs kann man seine M50 jedoch mit TTL-Blitzgeräten von Canon aufrüsten und profitiert nicht nur von einer höheren Leistung und besserer Ausleuchtung sowie indirekten Blitzmöglichkeiten, sondern bei der Anschaffung mehrerer Blitzgeräte sogar von einer Drahtlossteuerfunktion für kreative Lichtsetups. 

Die Serienbildfunktion kann sich mit knapp zehn Bildern pro Sekunde sehen lassen. Allerdings funktioniert die Autofokusnachführung nur bei bis zu 7,4 Bildern pro Sekunde. Jedoch ist der Pufferspeicher äußerst knapp bemessen. Während in JPEG nach immerhin erst 24 Bildern am Stück die Geschwindigkeit einbricht, sind es im Raw-Format nur acht Fotos in schneller Folge. Immerhin speichert die Canon die Daten mit rund 70 MB/s auf eine UHS-I-SDHC- oder SDXC-Karte, sofern diese schnell genug speichern kann. Außerdem blockiert die Kamera die Funktionen nicht während des Speicherns, sodass man trotz des kleinen Puffers stets den Eindruck hat, eine performante Kamera in den Händen zu halten.

Als erste spiegellose Systemkamera von Canon und als überhaupt erste APS-C-Kamera von Canon in diesem Preisbereich zeichnet die M50 Videos in 4K-Auflösung auf. Allerdings gibt es dabei einige Einschränkungen. Einerseits arbeitet lediglich der Kontrast-AF – der Dual-Pixel-CMOS-AF ist nur bis Full-HD-Auflösung aktiv. Zum anderen ist der Crop-Faktor mit 1,56 gegenüber Fotos enorm. Man verliert also deutlich an Weitwinkel, gewinnt dafür aber an Tele. Das ist technisch gesehen auf dem Niveau der ersten 4K-fähigen spiegellosen Systemkameras von vor vier Jahren.

Weitere Einschränkungen ergeben sich, wenn man zusätzlich zum optischen den digitalen Bildstabilisator verwenden möchte, was immerhin geht, wenn auch von der Effektivität mit leichten Einschränkungen gegenüber Full-HD-Videoaufnahmen. Dabei steigt der Crop-Faktor je nach Stabilisatormodus sogar auf 1,75- bis 2,2-fach. Die Krönung ist, dass man zur Aufnahme von 4K-Videos in den Videomodus wechseln muss, im Fotomodus arbeitet die Videoaufnahme, die auch dann auf Knopfdruck funktioniert, nur in Full-HD-Auflösung. Zugutehalten kann man der M50 den externen Mikrofonanschluss samt Pegelanzeige und der Möglichkeit einer manuellen Aussteuerung (auch für das interne Stereomikrofon), zudem ist eine Funktion zur Extraktion von Standbildern vorhanden.

Weitere Spezialfunktionen umfassen die Zeitrafferfunktion, die aus Fotos automatisch ein 4K-Video erstellen kann sowie die Highspeed-Videofunktion mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde, allerdings nur in HD-Auflösung (720p) und ohne Ton. Die Zeitrafferfunktion bietet sogar eine Auswahl an verschiedenen Szenarien, sodass man sich nur dann mit den Feineinstellungen wie etwa dem Aufnahmeintervall beschäftigen muss, wenn man es möchte. Dadurch gelangt man ohne viel Ausprobieren zu beeindruckenden Zeitraffervideos. Wer jetzt gehofft hat, mit der M50 könne man auch Intervallaufnahmen mit Einzelfotos anfertigen, der hat sich leider geirrt.

Wer gerne im Rohdatenformat fotografiert, die M50 hat da übrigens ein neues Format, das sich mit älterer Software nicht öffnen lässt, kann dieses auf Wunsch direkt in der Kamera konvertieren. Das neue CR3-Format bietet immerhin 14 Bit Farbtiefe und lässt sich mit der Canon Digital Photo Professional Software (DPP) bearbeiten. M-Raw und S-Raw wiederum werden durch C-Raw ersetzt, das für 30 bis 40 Prozent kleinere Bilddateien sorgt. Aber auch JPEGs lassen sich direkt in der Kamera bearbeiten. Neben Standardfunktionen wie dem Schützen, Bewerten, Beschneiden, Drehen und Reduktion der Auflösung lassen sich auch Kreativfilter wie ein Weichzeichner, ein körniger SW-Effekt und andere anwenden.

Sehr gut gibt sich die Canon EOS M50 auch bei der drahtlosen Konnektivität. Sie bietet neben WLAN auch Bluetooth und NFC. Über Letzteres lässt sich die WLAN-Verbindung besonders einfach herstellen. Die Bluetooth-Funktion bietet hingegen die Möglichkeit, die Standortdaten des Smartphones (beispielsweise per GPS) direkt an die Kamera zu übertragen. Zudem ist eine Fernauslösung per Bluetooth möglich. Über WLAN gibt es hingegen eine richtige Fernsteuerung mit Livebildübertragung auf das Smartphone und umfangreiche Steuermöglichkeiten. Auch das Übertragen von Bildern auf das Smartphone ist kein Problem. Das kann auf Wunsch sogar automatisch direkt nach der Aufnahme erfolgen. Wenn die Canon-Software auf dem PC läuft, ist zudem ein automatisches drahtloses Versenden der Bilder per WLAN zum PC möglich.

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