Spiegellose Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Canon EOS R6

2020-10-05 Mit der EOS R6 (und R5) verbaut Canon erstmals einen Sensor-Shift-Bildstabilisator, der in Kombination mit einem Objektiv-Stabilisator sogar bis zu acht Blendenstufen längere Belichtungszeiten erlauben soll. Auch sonst lesen sich die technischen Daten der Canon EOS R6 großartig: 20 Megapixel auflösender Kleinbildsensor, der wie die Autofokusalgorithmen eng mit der Profi-Sport-DSLR EOS-1D X Mark III verwandt ist, schnelle 12 oder 20 Serienbilder pro Sekunde (natürlich mit Servo-AF), Doppel-SD-Kartenslot und 4K60-Videofunktion. Im Test haben wir herausgefunden, wie gut die schnelle DSLM wirklich ist.  (Benjamin Kirchheim)

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Canon EOS R6 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 35-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)

Ergonomie und Verarbeitung

Auch wenn man beim ersten Anfassen mit der großzügigen Belederung und dem angenehm ergonomisch geformten Griff in Kontakt kommt, merkt man doch, dass man eine Kamera mit Kunststoffgehäuse in der Hand hält. Die Spaltmaße sind minimal, wenn auch nicht ganz gleichmäßig und das Gehäuse gibt auch beim Versuch, es zu verwinden, nicht nach. Im Inneren kommt nämlich ein Metallchassis zum Einsatz, das der Kamera die nötige Stabilität gibt.

Zudem ist das Gehäuse gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, das schließt die Klappen am Akku- sowie dem Speicherkartenfach mit ein, die entsprechende Dichtungen besitzen. Die Schnittstellen sind mit Kapillardichtungen versehen, die durch die Nuten um die Schnittstellen herum im Kunststoff und entsprechende Gegenstücke an den Gummi-Abdeckungen gebildet werden. Unterstrichen wird die Robustheit beim mechanischen Verschluss, der für 300.000 Auslösungen ausgelegt ist.

Betriebsbereit wiegt die Canon EOS R6 675 Gramm und ist damit trotz des Kunststoffgehäuses etwas schwerer als die EOS R mit ihrem Magnesiumgehäuse. Auch wenn es noch einige andere Unterschiede gibt, so bietet die EOS R6 etwa ein Programmwählrad statt des Statusdisplays auf der Oberseite und einen Fokusjoystick statt der kontrovers diskutieren Touchbar, ist ihre Verwandtschaft mit der EOS R ist unübersehbar.

Die EOS R6 bietet aber nicht nur einen Fokusjoystick und ein Programmwählrad, sondern gleich drei Einstellräder (eins hinter dem Auslöser, eines auf der Oberseite hinten und eines auf der Rückseite), womit sie sich hervorragend bedienen lässt. Selbst in der Defaultbelegung werden alle drei Räder konsequent genutzt, um etwa ISO-Empfindlichkeit, Belichtungszeit und Blende gleichzeitig einstellen zu können.

Im Menü navigiert ein Rad durch die Hauptkategorien, eines durch die Unterkategorien und das dritte scrollt durch die Menüpunkte. Hat man sich erstmal daran gewöhnt, gelingt die Menünavigation flüssig und in rasender Geschwindigkeit. Zählt man übrigens das Objektiv-Einstellrad mit, sind es sogar vier Einstellräder, mit denen sich schnell und direkt Aufnahmeparameter anpassen lassen.

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Der Einstellring an den Objektiven sitzt ganz vorne und ist mit der Belichtungskorrektur vorbelegt. Der Ring rastet zwar ein, das aber butterweich und verstellt sich damit an dieser exponierten Position gerne mal unbeabsichtigt. Vielleicht hätte Canon den Ring lieber ganz hinten platzieren sollen, zumal das schlüssiger in der Hinsicht wäre, dass es einen EF-Bajonettadapter mit eben diesem Einstellring gibt, der dann aber hinten statt vorne am Objektiv sitzt. Den Ring an den nativen Objektiven an dieselbe Position zu verfrachten, wäre also durchaus schlüssig gewesen.

Apropos Adapter: Sehr pfiffig ist der EF-Adapter mit integriertem Filtereinschub. So wird der ansonsten leere Platz sinnvoll genutzt. Die verschiedenen EF-Adapter funktionieren gut und bringen auch einen Spritzwasserschutz mit. Man muss aber das "Kleingedruckte" beachten, je nach Alter des Objektivs gibt es Einschränkungen bei der Serienbildfrequenz und je nach Objektiv können die AF-Felder am Randbereich nicht genutzt werden, weil es dafür besonders senkrechte Randstrahlen benötigt, die nicht jedes alte Objektiv bietet. Bei der Autofokus-Performance gibt es hingegen keine Einschränkungen. Auch ein Sigma-Objektiv von 2018 funktionierte bei uns einwandfrei.

Die Canon EOS R bietet außer den Bedienrädern auch viele Tasten an. Die sinnvollen Vorbelegungen lassen sich zudem weitreichend an die Bedürfnisse des Fotografen anpassen. Vermisst haben wir hingegen ein Bedienelement, das zwischen manuellem und den verschiedenen Autofokusmodi umschaltet. Während man die Fokusfeldwahl bequem mit einer Taste erreicht und dort auch die Gesichtserkennung aktivieren kann, wird zwischen One-Shot- und Servo-AF im Quick-Menü umgeschaltet. Bei der AF-MF-Umschaltung hingegen scheint sich Canon auf einen Objektiv-Schalter zu verlassen, den aber ausgerechnet das Setobjektiv RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM nicht bietet, so dass man zur AF-MF-Umschaltung ins Menü muss oder die Tastenbelegung anpassen muss.

Apropos Setobjektiv: Weggespart hat Canon auch den Funktionsring, stattdessen lässt sich der Fokusring per Schiebeschalter auf Funktionsring umschalten. Der Bildstabilisator kann hingegen immerhin direkt am Objektiv an- und abgeschaltet werden. Ohnehin ist das Objektiv ziemlich lichtschwach, bis 52 Millimeter Brennweite fällt die Lichtstärke um eine Blendenstufe auf F5,6, ab 80 Millimeter beträgt die Maximalöffnung nur noch F7,1.

Die Verarbeitung des Kunststoffobjektivs geht indes in Ordnung, eine Abdichtung passend zur Kamera fehlt allerdings. Angesichts des 4,4-fachen Zoomfaktors ist es dafür durchaus kompakt, auch wenn der Unterschied zum zugegebenermaßen deutlich teureren RF 24-105 mm 4L IS USM nicht allzu groß ist. Auch wenn die Qualität des RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM okay ist, würden wir trotz des deutlich höheren Preises definitiv die durchgehend F4 lichtstarke L-Variante als Standardzoom empfehlen.

Canon setzt beim Sucher auf ein 3,69 Millionen Bildpunkte auflösendes OLED und ein äußerst großes Sucherbild (0,76-fache Vergrößerung). Dank der Dioptrienkorrektur kann man ihn mit nicht zu starker Fehlsichtigkeit gut ohne Brille verwenden. Mit Brille auf der Nase kann man nämlich das Sucherbild nicht vollends überblicken. Notfalls kann man das Sucherbild kleiner schalten.

Das Sucherokular steht ein gutes Stück nach hinten über, sodass man nicht gleich mit der Nase am Touchscreen klebt und diesen noch bequem mit dem Auge am Sucher bedienen kann. Durch die feine Auflösung vergisst man zuweilen, dass man durch einen Videosucher blickt. Seine Stärken spielt er beispielsweise dann aus, wenn das Umgebungslicht schwindet und man quasi eine Nachtsichtgerät-Kamera vor der Nase hat. Man erkennt mehr Details als mit dem bloßen Auge.

Auch bei der Bedienung hilft der elektronische Sucher. So kann man nach Betätigung der M-Fn-Taste mit dem vorderen Einstellrad durch verschiedene Einstellungen scrollen und diese mit dem hinteren Rad anpassen. Durch die Einblendungen verliert man sein Motiv dabei nicht aus dem Auge und kann je nach Option die Auswirkungen, beispielsweise beim Weißabgleich, direkt im Sucherbild beobachten.

Der rückwärtige, 7,5 Zentimeter große Touchscreen lässt sich schwenken und drehen, sodass er für Aufnahmen aus allen erdenklichen Blickwinkeln inklusive Selfies taugt. Er arbeitet mit LCD-Technik und löst feine 1,6 Millionen Bildpunkte auf. Seine maximale Helligkeit ist mit einer Leuchtdichte von gut 535 cd/m² nicht besonders hoch, was die Ablesbarkeit bei Sonnenlicht nicht gerade fördert.

Die Touchbedienung setzt Canon löblicherweise konsequent um, wobei man auch komplett darauf verzichten kann, denn alle Funktionen lassen sich auch mit physischen Bedienelementen verwenden. Statt des Fokusjoysticks kann der Touchscreen zur Platzierung des beziehungsweise der Autofokusfelder benutzt werden, von denen die Kamera über 6.000 bis an den Randbereich verteilt besitzt.

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Canon EOS R6 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 35-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

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