Kompaktkamera mit großem Sensor

Testbericht: Canon PowerShot G7 X Mark II

2016-10-18 Mit einem ergonomisch verbesserten Gehäuse, schnellerem Bildprozessor und damit flotterem Autofokus sowie höherer Serienbildleistung schickt Canon seit einer Weile die PowerShot G7 X Mark II ins Rennen. Die Kamera gehört zu den beliebtesten bei unseren Lesern, was aufgrund des kompakten Gehäuses, des lichtstarken Objektivs und der guten Ausstattung zu einem vernünftigen Preis nur allzu verständlich ist. Doch was leistet die G7 X Mark II wirklich? Im Test finden wir es heraus.  (Benjamin Kirchheim)

Ergonomie und Verarbeitung

Mit rund 10,5 x 6,5 x 4,2 Zentimetern fällt die Canon PowerShot G7 X Mark II angenehm kompakt aus, drückt aber mit betriebsbereiten 315 Gramm ein durchaus stattliches Gewicht auf die Waage. Zu verdanken ist das sicherlich vor allem dem robust wirkenden Metallgehäuse sowie natürlich dem lichtstarken Objektiv. Obwohl die Canon nicht dicker ausfällt als eine vergleichbare RX100 III von Sony, bietet sie doch ein zoomstärkeres Objektiv mit etwas mehr Telebrennweite (24-100 statt 24-70 mm Kleinbildäquivalent), ohne an Lichtstärke einzubüßen (F1,8-2,8). Auch ein optischer Bildstabilisator ist verbaut. Beim Vorgängermodell bemängelten wir noch das vorne zu glatte und damit wenig griffige Gehäuse, doch damit räumt das neue Design auf. Die Mark II besitzt nun einen gummierten Griff, der die Kamerahaltung wesentlich sicherer macht, ohne dass das Gehäuse dadurch gewachsen wäre. Chapeau, Canon.

Trotz des kompakten Gehäuses und damit mangelndem Platz fallen die Knöpfe auf der Rückseite überraschend groß aus und lassen sich dadurch auch von Männerhänden passabel bedienen. Etwas problematisch ist wie immer die Kombination aus Vierwegewippe mit Drehring, Grobmotoriker drücken dann schonmal versehentlich beim Drehen eine Taste. Bei der G7 X hält sich das Problem aber durchaus in Grenzen, man kann sich an das Rad, das recht griffig ausfällt, gewöhnen. Viel schöner ist aber der Objektivring. Er ist groß, griffig und rastet angenehm. Wenn man diskrete Werte damit verstellen möchte, etwa die Brennweite in Stufen, die Blende, die ISO-Empfindlichkeit oder die Belichtungszeit, gelingt dies präzise. Möchte man hingegen stufenlos zoomen, so bietet sich die ringförmig um den Auslöser angeordnete Zoomwippe an. Doch auch mit dem Objektivring geht es dank einfach abschaltbarer Rastung problemlos. Nun läuft der Ring stufen- und geräuschlos. Vor allem beim manuellen Fokussieren ist das viel angenehmer. Auch das hat Canon clever gemacht und man merkt, dass hier Praktiker beim Ergonomiedesign am Werk waren. Beim manuellen Fokussieren stehen übrigens sowohl eine Fokuslupe als auch Fokuspeaking zur Verfügung.

Das Belichtungskorrekturrad muss sich hingegen etwas Kritik gefallen lassen, denn es kann sich durchaus versehentlich verstellen. Immerhin wirkt sich das Belichtungskorrekturrad nur in den Kreativprogrammen aus, so dass Automatikknipser sich hier nicht versehentlich ihre Bilder verderben können. Wer die automatische Belichtung mit der Belichtungskorrektur kombinieren will, muss in die Programmautomatik wechseln. Oben über dem Belichtungskorrekturrad sitzt das kleinere Programmwählrad, es bietet sogar eine Custom-Position zum Anruf bevorzugter Aufnahmeeinstellungen. Zur schnellen Bedienung trägt obendrein das Quick-Menü bei, über das weitere wichtige Aufnahmeparameter, die keine eigenen Tasten besitzen, angepasst werden können. Das Hauptmenü besitzt die Canon-übliche Struktur, in die man sich gegebenenfalls etwas einarbeiten muss. Mit acht Aufnahmemenüseiten und vier Setup-Menüseiten bleibt es gerade so noch übersichtlich. Das Wiedergabemenü taucht nur im Wiedergabemodus aus, wofür dann das Aufnahmemenü verschwindet. Häufig benutzte Menüpunkte kann man sich außerdem dank des My-Menüs schneller zugänglich machen.

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Der rückwärtige Bildschirm bietet im 3:2-Seitenverhältnis eine gute Platzausnutzung, da der Bildsensor dasselbe Seitenverhältnis besitzt. Mit einer Diagonale von 7,5 Zentimetern und einer Auflösung von 1,04 Millionen Bildpunkten bietet es übliche Eckwerte und eine gute Bildqualität. Es handelt sich dabei um einen Touchscreen, den man verwenden kann, aber nicht muss. Bei einigen Funktionen, etwa dem Fokussieren auf ein bestimmtes Motivdetail mittels Fingertipper, ist das aber sehr praktisch. Zudem werden bei manchen Funktionen Bildschirmwahlflächen angeboten, was die Bedienung zusätzlich vereinfacht. Wer gerne aus bodennahen ober Über-Kopf-Perspektiven fotografiert, kann den Bildschirm entsprechend nach oben oder unten klappen, letzteres ging beim Vorgängermodell noch nicht. Auch ein schnelles Selfie lässt sich dank des 180 Grad nach oben klappbaren Bildschirms einfach erstellen.

Einen Sucher hat die Canon hingegen nicht zu bieten. Auch ein Blitzschuh fehlt, so dass sich auch kein externer Sucher anschließen lässt. Für einen Pop-Up-Blitz hat Canon hingegen noch Platz im Gehäuse gefunden. Mit einer Micro-HDMI- sowie einer Micro-USB-Buchse halten sich die Schnittstellen ebenfalls in Grenzen, die USB-Buchse taugt leider nicht einmal zum schnellen Zwischendurch-Nachladen des herausnehmbaren Lithium-Ionen-Akkus. Mit knapp über 250 Aufnahmen bietet er eine nicht allzu üppige Laufzeit. Geladen wird er extern in einer mitgelieferten Ladeschale. Der Akku sitzt gemeinsam mit der SD-Speicherkarte in einem Fach am Kameraboden, das sich direkt neben dem außerhalb der optischen Achse angeordneten Stativgewinde befindet. Praktisch ist das für den Stativbetrieb nicht. Der Speicherkartenschacht schluckt problemlos auch große SDHC- oder SDXC-Karten.

Ausstattung

Die Canon PowerShot G7 X Mark II bietet sowohl einen Vollautomatikmodus, der inklusive Motiverkennung wirklich alles automatisch steuert, als auch auswählbare Motivprogramme, so dass der Fotograf bestimmen kann, welcher Automatikmodus greifen soll. Somit ist es auch jenen möglich, Fotos zu schießen, die sich nicht mit der "technischen" Seite der Fotografie beschäftigen mögen. Aber auch geübte Fotografen, die mal schnell einen Schnappschuss machen wollen, fahren mit dem Vollautomatikmodus gut. Zwischen den Motivprogrammen ist auch der HDR-Modus versteckt, den man vom Stativ aus verwenden sollte. Er nimmt kontrastreiche Szenen mit drei unterschiedlichen Belichtungen auf und setzt diese so zusammen, dass sowohl in den hellsten als auch dunkelsten Bereichen noch Details zu erkennen sind. Leider lässt sich der HDR-Modus nicht in den Kreativprogrammen P, Av, Tv und M verwenden, so dass erfahrene Fotografen auf die Belichtungsreihe zurückgreifen müssen. Hier sind allerdings maximal drei Aufnahmen mit jeweils zwei EV Belichtungsunterschied möglich, die man mit entsprechender Software am PC zusammensetzen muss.

Dank der zwei Bedienräder lassen sich die Aufnahmeparameter in den Kreativprogrammen schnell und einfach einstellen. Zudem sorgen eine Live-Belichtungsvorschau sowie ein Livehistogramm dafür, dass man schon vor der Aufnahme die Belichtung beurteilen kann. Wer gerne bei viel Licht mit offener Blende für eine geringe Schärfentiefe arbeiten möchte, stößt mit der kürzesten Verschlusszeit von 1/2.000 Sekunde schnell an Grenzen. Canon hat daran gedacht und dem Objektiv einen einschwenkbaren Neutraldichtefilter spendiert. Er verringert das Licht um drei Blendenstufen. Auch Fließeffekte, beispielsweise von Wasser, lassen sich damit durchaus realisieren, wenn man die bis F11 schließbare Blende mitbenutzt. Auf Wunsch schwenkt die G7 X den Filter zudem automatisch ein. Der Filter hilft übrigens auch, um etwa Beugungsunschärfe zu verringern, weil man beispielsweise mit F4 statt F11 arbeiten kann.

Wer gerne blitzt, kommt hingegen nicht so sehr auf seine Kosten. Wie bereits eingangs erwähnt, bietet die G7 X Mark II keinen Blitzschuh. Zudem verfügt der integrierte Pop-Up-Blitz mit einer Leitzahl von fünf nicht gerade über eine üppige Leistung. An eine Drahtlosblitzsteuerung braucht man nicht einmal zu denken. Standardkost wie das Blitzen am Ende der Belichtung statt am Anfang, eine Langzeitsynchronisation sowie eine Blitzbelichtungskorrektur gibt es aber selbstverständlich. Sogar eine manuelle Blitzleistungsregelung, allerdings nur in drei nicht näher spezifizierten Stufen, gibt es. Aber auch hier stört eine Einschränkung, denn das funktioniert nur im manuellen Belichtungsmodus. Theoretisch wäre es damit möglich, Slave-Blitzgeräte auszulösen, da der Mess-Vorblitz ausbleibt. Man muss Canon die magere Blitzausstattung aber nicht unbedingt übelnehmen, denn die Kamera ist in erster Linie auf Kompaktheit getrimmt, daher müssen Kompromisse gemacht werden. Zudem verfügt sie über ein lichtstarkes Objektiv. Wer trotz der geringen Leistung versuchen möchte, eine Szene indirekt ein wenig aufzuhellen, kann den Blitz übrigens mit dem Finger ein wenig nach hinten ziehen, wodurch er Richtung Decke feuert.

Eine der Verbesserungen der G7 X Mark II betrifft den schnelleren Prozessor Digic 7, der unter anderem für einen flotteren Autofokus sorgen soll. In unserer Labormessung war davon nichts zu spüren. Wie beim Vorgängermodell vergeht etwas mehr als eine viertel Sekunde vom Drücken des Auslösers bis zur eigentlichen Aufnahme. Genau genommen ist der Autofokus sogar einige Millisekunden langsamer, was aber die verkürzte Auslöseverzögerung wieder wettmacht. Damit gelingen nach erfolgter Fokussierung Schnappschüsse ein wenig besser. Nur 0,05 Sekunden vergehen dann bis zum Auslösen.

Bei der Videofunktion hinkt Canon der Konkurrenz ein wenig hinterher. An 4K ist nicht zu denken. In Full-HD-Auflösung gibt es dafür flüssige 60 Bilder pro Sekunde, wer möchte, kann aber auch mit 50, 30, 25 oder 24 Bildern pro Sekunde filmen. Allerdings sind die Bildwiederholraten an das im Setupmenü ausgewählte Videosystem gebunden. Bei PAL gibt es 50 oder 25 Bilder pro Sekunde, in NTSC wahlweise 60, 30 oder 24 Bilder pro Sekunde. Die PowerShot führt während der Videoaufnahme den Autofokus sowie die Belichtung nach. Dank des Videoaufnahmeknopfes ist die G7 X jederzeit filmbereit, dreht man das Programmwählrad auf den Videomodus, eröffnen sich mehr Möglichkeiten, beispielsweise eine manuelle Belichtungskontrolle für Filmaufnahmen oder eine Zeitrafferfunktion. Der Ton gelangt übrigens über das integrierte Stereomikrofon auf die Videospur. Das Nachfokussieren erfolgt so leise, dass man es praktisch nicht hört. Das Zoom läuft deutlich verlangsamt, macht aber (sehr leise) Geräusche. Ebenfalls gut arbeitet der Bildstabilisator.

Im Wiedergabemodus stehen einige Bearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung. Bilder lassen sich nicht nur drehen oder beschneiden, auch Filter lassen sich darüberlegen. Wer Raw-Aufnahmen angefertigt hat, kann diese zudem in der Kamera in ein JPEG verwandeln. Dabei können auf Wunsch eigene Einstellungen vorgenommen werden, etwa um die Helligkeit, den Weißabgleich, die Rauschunterdrückung und andere Parameter anzupassen. Dank des eingebauten WLANs sowie des aktiven NFC-Tags, das sogar bei ausgeschalteter Kamera funktioniert, lassen sich die Aufnahmen auf Smartphones oder Tablets überspielen. Mit Hilfe der App von Canon kann zudem die Kamera inklusive Livebildübertragung ferngesteuert werden. Mehr Details dazu sind unserem Fototipp in den weiterführenden Links zu entnehmen.

Fortsetzung auf Seite 2

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