Kompaktkamera mit großem Sensor

Testbericht: Canon PowerShot G7 X Mark II

Seite 2 von 2, vom 2016-10-18 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Vor etwas über vier Jahren trat Sony mit der RX100 eine Revolution los, wie wir inzwischen wissen. Bis dahin galt die Bildqualität von Kompaktkameras als nicht besonders gut und wer eine hohe Bildqualität wollte, musste zu einer Systemkamera greifen. Doch der für eine Kompaktkamera mit 13,2 mal 8,8 Millimetern relativ große 1"-Sensor änderte das und sorgt dafür, dass heutzutage vor allem mit solchen Kompaktkameras für die Hersteller noch gute Gewinne und sogar Wachtumsraten möglich sind. Ebenfalls mit einem lichtstarken Objektiv sowie einem 1"-Sensor ausgestattet, verspricht auch die Canon PowerShot G7 X Mark II eine ebensolche hohe Bildqualität, die fast an eine Systemkamera herankommt. Für eine genauere Untersuchung musste sich die G7 X Mark II unserem Labortest unterziehen. Die ausführlichen Ergebnisse, auf denen unsere folgenden Betrachtungen beruhen, sind wie immer kostenpflichtig über die weiterführenden Links abrufbar. Der Labortest enthält nicht nur Diagramme, sondern auch beschreibende Texte und ist als PDF herunterladbar. Der Labortest kann sowohl im Einzelabruf für 1,40 Euro als auch im Rahmen einer Prepaid-Flatrate ab umgerechnet 2,08 Euro pro Monat erworben werden. Die Flatrate bietet zudem den Zugriff auf das Testarchiv mit über 1.600 Labortests. Im Übrigens wird durch den Kauf das Projekt digitalkamera.de mit den vielen kostenlosen Inhalten, wie etwa diesem Test, unterstützt.

Bezogen auf 20 mal 30 Zentimeter große Ausdrucke bietet die Canon PowerShot G7 X Mark II bei allen gemessenen Blenden und Brennweiten eine hohe Bildschärfe vom Zentrum bis in die Ecken. Die Randabdunklung ist mit maximal 0,5 EV beziehungsweise 25 Prozent ebenso vernachlässigbar wie die Verzeichnung, die im Weitwinkel mit unter einem Prozent Tonnenform sehr gering und bei längeren Brennweiten überhaupt nicht mehr vorhanden ist. Selbst Farbsäume spielen mit weniger als einem halben Pixel im Maximum keine praktische Rolle. Schaut man sich allerdings die Auflösung des 20-Megapixel-Sensors bei 50 Prozent Kantenkontrast (MTF50) an, so offenbaren sich doch einige Schwächen. Im Bildzentrum erreicht die Canon noch bei allen Brennweiten eine sehr hohe Auflösung von 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent und mehr (56 lp/mm Maximum bei 50 mm F2,8). Am Bildrand sieht die Geschichte schon ganz anders aus. Im Weitwinkel sind gerade einmal 30 lp/mm drin. Das bedeutet nicht nur einen ziemlich hohen Randabfall von 40 Prozent, sondern auch, dass die Bildecken bei Ausdrucken größer als 20 mal 30 Zentimeter weicher werden. Bei mittlerer Brennweite von 50 Millimetern entsprechend Kleinbild werden immerhin 45 lp/mm am Bildrand erreicht, wofür man allerdings auf F4 oder F5,6 abblenden muss. Das ist auch unsere Empfehlung für hoch aufgelöste, gleichmäßig scharfe Fotos: 50 mm und F4 oder 5,6. Bei Offenblende sind es nämlich nur 36 lp/mm. Bei Telebrennweite wird ein Maximum von 41 lp/mm erreicht, und zwar erst bei F8. Eigentlich setzt bereits oberhalb von F2,8 die auflösungsreduzierende Beugung ein, die aber bei Telebrennweite erst oberhalb von F8 eine geringere Auflösung zulässt als die Auflösungssteigerung durch das Abblenden bringt. F8 und F11 sollte man bei der G7 X Mark II eigentlich eher sparsam einsetzen, da hier die Auflösung durchaus spürbar einknickt.

Der 1"-Sensor ist aber nicht nur für seine hohe Auflösung "berühmt", sondern auch für sein gutes Rauschverhalten selbst bei höheren Empfindlichkeiten; jedenfalls sofern der Kamerahersteller die Bildaufbereitung gut abgestimmt hat. So bietet manche 1"-Kamera selbst bei ISO 800 oder 1.600 eine noch brauchbare Bildqualität mit annehmbarer Auflösung und geringem Rauschen. Um es kurz zu machen: Die Canon PowerShot G7 X Mark II gehört nicht dazu. Der Signal-Rauschabstand startet bei ISO 125 mit noch passablen 40 dB, oberhalb von ISO 800 wird jedoch die kritische Marke von 35 dB unterschritten. Während die Canon das Farbrauschen gut im Griff hat, steigt das Helligkeitsrauschen oberhalb von ISO 400 stetig an und wird spätestens ab ISO 1.600 leicht sichtbar. Viel entscheidender ist aber die korrespondierende Texturschärfe, mit der das Auflösungsvermögen feinster Details bei allen Empfindlichkeiten gemessen wird. Oberhalb von ISO 200 sackt der Messwert steil ab. Bereits bei ISO 400 sind leichte Verluste mess- und sichtbar, aber die Bildqualität ist durchaus noch ausreichend. Spätestens ab ISO 800 sind die Bilder jedoch sichtbar weich und oberhalb von ISO 1.600 praktisch nur noch verrauschter Matsch. Damit hängt die Canon um gut zwei Blendenstufen hinter den besten 1"-Sensor-Kameras zurück, die bis ISO 1.600 eine noch annehmbare Bildqualität liefern können.

Immerhin bietet die G7 X Mark II eine sehr hohe Eingangsdynamik, die von zwölf Blendenstufen bei ISO 125 bis ISO 800 mit elf Blendenstufen nur gering abfällt und sich damit auf höchstem Niveau bewegt. Erst oberhalb von ISO 3.200 sackt der Wert unter immer noch gute zehn Blendenstufen ab. Die Tonwertkurve verläuft für eine knackige Bildwiedergabe stark angesteilt. Der Ausgangs-Tonwertumfang fällt über die Empfindlichkeiten ähnlich steil ab wie die Texturschärfe. Der kritische Wert von 160 Helligkeitsstufen wird oberhalb von ISO 800 unterschritten. Farben hingegen gibt die Canon außergewöhnlich präzise wieder. Selbst die stärksten Abweichungen sind bei niedrigen Empfindlichkeiten noch tolerierbar. Bei höheren Empfindlichkeiten wird die Farbabweichung etwas stärker, liegt aber nur knapp über dem noch tolerierbaren Wert. Der manuelle Weißabgleich arbeitet hinreichend genau und sogar die Farbtiefe ist erfreulich hoch. Bis ISO 800 werden über vier Millionen Farben differenziert, bis ISO 3.200 sind es immer noch gute über zwei Millionen Farben. Der kleine Pop-Up-Blitz führt übrigens laut Labormessung zu einem deutlichen Helligkeits-Randabfall von gut zwei Blendenstufen beziehungsweise 70 Prozent. Es empfielt sich also, für ausgeleuchtete Bildecken ein wenig am Zoom zu drehen.

Fazit

Rein äußerlich ist die Canon PowerShot G7 X Mark II eine äußerst gelungene Kamera. Sie bietet ein robustes und griffiges Gehäuse mit kompakten Abmessungen und verpackt dennoch sogar ein etwas größeres Zoom als die Konkurrenz, ohne auf Lichtstärke zu verzichten. Der Autofokus und die Kamera generell arbeiten flott, die Bedienung ist eingängig und wirklich wichtige Funktionen vermisst man eigentlich nicht, bis auf vielleicht einen Blitzschuh oder einen Sucher. Etwas enttäuschend ist hingegen die Bildqualität. Dabei stellt das vor allem im Weitwinkel nicht so randscharfe Objektiv nicht einmal das größte Problem dar, sondern vor allem die oberhalb von ISO 400 absackende Bildqualität, da erwartet man von einem 1"-Sensor einfach mehr. Trotz ansteigendem Rauschen bleibt die Detailauflösung auf der Strecke. Einzig im Raw-Format können Experten hier noch etwas herauskitzeln. Für den Alltagsfotografen, der auch bei geringem Licht mit guter Bildqualität fotografieren möchte, bleibt damit allein das lichtstarke Objektiv auf der Habenseite übrig.

Kurzbewertung

  • Trotz der Kompaktheit einigermaßen ergonomisches Gehäuse
  • Um bis zu 180 Grad klappbarer Touchscreen
  • Lichtstarkes Objektiv mit mehr Zoomumfang als bei der Konkurrenz
  • Hoher Dynamikumfang
  • Im Bildzentrum hoch auflösendes Objektiv
  • Bei höheren ISO-Empfindlichkeiten wenig Details und trotzdem sichtbares Rauschen
  • Hoher Randabfall der Auflösung
  • Weder Blitzschuh noch Sucher

Technische Daten

Modell Canon PowerShot G7 X Mark II
Sensor CMOS-Sensor 1" 13,2 x 8,8 mm (Cropfaktor 2,7)
20,9 Megapixel (physikalisch), 20,1 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 5.472 x 3.648 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv 24-100 mm / F1,8-2,8 (4,2-fach Zoom)
Monitor 3,0" (7,5 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, beweglich, Touchscreen
Belichtungsmessung Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung, AF-AE-Kopplung
Belichtungsreihe automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-2 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Lens-Shift (optisch)
Eingebauter Blitz ja
Blitzschuh
Drahtlos WLAN, NFC
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
GPS extern (Smartphone als GPS-Logger)
Serienaufnahmen max. 8 Bilder/s und max. 30 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/2.000 s
Autofokus Kontrast
Akkulaufzeit 265 Aufnahmen gem. CIPA-Standard
Speicher
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
Empfindlichkeit Automatisch ISO 125 bis 12.800, manuell ISO 125 bis 12.800
Abmessungen 103 x 60 x 40 mm (B x H x T)
Gewicht 315 g (betriebsbereit)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/PL11W (mit Preisvergleich)
Kommentare

10 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

juergen13 2016-10-18

Ich werde nie begreifen warum Tester keine RAW Bilder testen num die wahre Bildqualität zu beurteilen, bzw im jpg Modus Modus die Möglichkeiten wie Rausxhreduzierung nutzt und so das beste aus der cam rausholt..so ist der Test eigentlich total nutzlos. In Stndardeinstellungen hat Canon noch nie was getaugt ind RAw ist die  cam auf dem  Nibeveau der anderen 1 Zool Kameras ausser etwas mgrößere Randunschärfe im Weitwinkel

Benjamin Kirchheim 2016-10-18

Einerseits unterstützt die Laborsoftware, gerade bei neueren Kameras, das Raw-Format nicht. Zudem sind Raw-Bilder nicht so unbearbeitet, wie man glaubt. Aber sie sind unbearbeitet genug, um bspw. eine viel geringere Auflösung und höheres Rauschen zu haben. Man müsste die Raw-Bilder also entwickeln. Mit standardisierten Einstellungen wird man den einzelnen Kameras dann sicherlich wieder nicht gerecht, mit individualisierten hat man aber auch keine Vergleichsbasis mehr, dann testet man letztlich den Raw-Konverter mit.

JPEG ist ein gemeinsamer Nenner aller Kameras, zumal über 90 % der Käufer in JPEG fotografieren. Außerdem sollte ein Hersteller verdammt nochmal in der Lage sein, eine vernünftige Bildqualität in JPEG abzuliefern. Schließlich will man auch wissen, was die Bildaufbereitung der Kamera taugt. Dass man an Raws rumschrauben kann und ggf. mehr rausholen kann, wissen dann die Experten auch und es ist im Testbericht durchaus erwähnt.

Übrigens gehörte Canon vor Jahren mal zu den besten Herstellern, was die JPEG-Aufbereitung angeht. Inzwischen sind aber Olympus, Fujifilm und Sony vorne.

MNeuhaus 2016-10-18

Ich sehe das auch so. Wenn nicht mal der Hersteller es schafft spitzenmäßige JPGs abzuliefern - wie soll ich als Laie das dann aus dem RAW rausbekommen? Und ich wette, das 90% der Käufer solcher Kameras niemals RAW nutzen werden. Ist doch schon bei DSLRs die Ausnahme.

 

 

juergen13 2016-10-18

Das ist ein Wunschtraum, das die Hersteller standard Einstellungen mit guter Bildqualität liefern...,leider ist das bei keinem Herateller der Fall..aber Rauschunterdrückung so weit runter wie es geht hilft immens, gerade bei den 1 Zoll Kameras, ansonsten zeigt   der Test leider nicht das Potential der Kamera

Benjamin Kirchheim 2016-10-19

Einfach die Rauschunterdrückung rauszunehmen ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss, denn dann rauscht es wie Sau.

Karsten Meyer 2016-10-21

Danke für den ausführlichen Test. Leider kann ich mir unter "Eingangsdynamik" nichts vorstellen. Worauf bezieht sich denn "Eingang"? Ist das evtl. irgendwo auf digitalkamera.de erklärt? Falls ja, wäre es schön, das wäre verlinkt (nicht nur bei diesem Test). Falls nein ...

Benjamin Kirchheim 2016-10-21

Die Eingangsdynamik ist nicht anderes als das, was gemeinhin als Dynamikumfang bezeichnet wird. Das heißt, wie große Helligkeitsunterschiede die Kamera aufnehmen kann, ohne dass in hellen oder dunklen Bereichen keine Zeichnung mehr ist. Wir bezeichnen das deswegen als Eingangsdynamik, weil es auch eine Ausgangsdynamik gibt. Das bezeichnet dann, wie viele der 256 Helligkeitsstufen der 8-Bit-JPEGs tatsächlich genutzt werden.

frank.ebert 2016-10-22

Ich habe mich gerade intensiv mit dieser Kameraklasse beschäftigt und bin bei der PowerShot G7 X Mark II hängen geblieben. Zum Kauf kann ich mich aber trotzdem nicht durchringen.

Möchte mich zuk. auf eine möglichst kompakte Kamera beschränken. DSLR, Wechselobjektive, RAW-Workflow - soll alles entfallen.

Die Bildqualität scheint mir in der Praxis völlg ausreichend, habe mir eine ganze Reihe "real world" Fotos von diesem Modell angesehen. Mir persönlich gefallen auch die JPGs von Canon ganz gut.

Was ich aber schmerzlich vermisse ist zum einen der fehlende Schutz (Spritzwasser, Staub etc). Ich brauche eine robuste Kamera für "immer dabei" und kann knapp 600€ nicht mal eben abschreiben.

Und dann fehlt es mir auch etwas am langen Ende der Brennweite. Der echte Tele-Effekt, der Details ranholt und Ansichten verdichtet, setzt mMn erst bei so 200mm KB-Equivalent ein.

Benjamin Kirchheim 2016-10-22

200 mm in kompakt und mit hoher Lichtstärke ist nicht zu realisieren. Da wird es entweder so groß wie bei einer Sony RX10 oder so lichtschwach wie bei einer Panasonic Lumix DMC-TZ101. Einen Staub- und Spritzwasserschutz bietet in dieser Klasse ohnehin niemand, es wäre bei den ausfahrenden Objektiven auch nicht so einfach zu realisieren.

frank.ebert 2016-10-22

Richtig, Lichtstärke kann man da nicht mehr verlangen (Mind. durchmesser war Brennweite geteilt durch Blende? Ich kuck' das jetzt nicht nach:-) Aber das würde ich sofort akzeptieren. Canon muss sich ja schon die Frage gefallen lassen, wo der Mehrwert gegenüber z.B. Sony sein soll. Die Lumix ist vom Papier her eine interessante Alternative, bei mir aber praktisch komplett durchgefallen, nachdem ich mir Tele-Fotos angesehen und die Kamera mal in der Hand hatte.

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