Die kleinste 1"-Sensor-Kamera

Testbericht: Canon PowerShot G9 X Mark II

2017-10-10 Der Nachfolger der Canon PowerShot G9 X ist in der digitalkamera.de-Redaktion eingetroffen und wir haben die mit einem Mark II als Nachfolger kenntlich gemachte PowerShot unter die Lupe genommen. Zudem wurde ein ausführlicher Labortest der Kamera gemacht. Ob die Canon PowerShot G9 X Mark II in Sachen Bildqualität und Serienbildgeschwindigkeit zum Vorgänger zugelegt hat und ob es neues bei der Ausstattung oder dem Handling der Kamera gibt, haben wir in diesem Testbericht ermittelt.  (Harm-Diercks Gronewold, Benjamin Kirchheim)

Ende 2015 haben wir die Canon PowerShot G9 X getestet und jetzt steht der Test der Nachfolgemodels PowerShot G9 X Mark II ins Haus. Da die Kameras sich sehr ähneln haben wir Teile des ursprünglichen Testberichts verwendet und wo nötig erweitert.

Ergonomie und Verarbeitung

Eine schlichte Eleganz und edle Verarbeitung charakterisieren die Canon PowerShot G9 X Mark II. Das Design lehnt sich sowohl bei den S-Modellen an, etwa beim schlanken Metallgehäuse und dem kompakten F2-4,9 lichtstarken Dreifachzoom mit Einstellring, aber auch Designelemente der G-Serie finden sich am Gehäuse wieder, etwa bei der "Belederung". Diese ist sowohl rechts als auch links am Gehäuse zu finden und zieht sich bis auf die Vorderseite, wo sie bei der eigentlich grifflosen Kamera einen Handgriff andeutet. Auch die Daumenauflage ist mit dem Material versehen. Haptisch ist das Material schwer einzuordnen. Das Gefühl, dass es sich um Gummi oder etwas gummiähnliches handeln könnte, stellt sich allerdings nicht ein, da es viel zu hart ist. Das Material fällt viel zu glatt aus und wirkt fast eher wie Plastik und trübt den Eindruck einer edlen Retro-Kamera. Besseren Halt gibt es damit gegenüber blankem, mattem Metall leider kaum. Zum Glück drückt die G9 X Mark II wie ihr Vorgänger nur knapp 200 Gramm auf die Waage – sie ist also federleicht und lässt sich dadurch passabel festhalten. Statt in elegantem Silber mit brauner “Belederung” wie unsere Testkamera ist die PowerShot G9 X Mark II zudem in Schwarz erhältlich – damit wird die Kamera dann zu einem unauffälligen Begleiter für jeden Anlass.

Dank des leichten Gewichts und der geringen Gehäusetiefe von nur 31 Millimetern kann man die G9 X Mark II auch mal schnell in die Hemd- oder Handtasche gleiten lassen. Betriebsbereit ist sie in gut einer Sekunde, so lange dauert es, das Dreifachzoom ausfahren zu lassen. Mittels des Rings rund um den Auslöser wird das Zoom eingestellt, wahlweise übernimmt aber auch der Objektivring diese Funktion und fährt auf Wunsch auf eine von vier vorgegebenen kleinbildäquivalenten Brennweiten: 28, 35, 50 oder 84 Millimeter. Mehr hat das Objektiv nicht zu bieten, denn angesichts des 1"-Sensors hätte ein üppigerer Brennweitenumfang zwangsläufig zu einer größeren Kamera geführt – und solche hat Canon inzwischen mit 1"-Sensor ja reichlich im Angebot. Wie wir schon im Test der G9 X erwähnt haben, wäre ein 25-75 mm Objektiv eine deutlich bessere Wahl gewesen. Leider kommt auch in der Mark II das Objektiv des Vorgängers zum Einsatz, obwohl die 20 Megapixel Auflösung durchaus etwas Beschnittreserve bieten würden.

Obwohl die PowerShot der G-Serie angehört, bietet sie weder einen Sucher noch einen Blitzschuh – nicht einmal der Monitor ist beweglich. Canon setzt auf die besondere Kompaktheit eines fest verbauten Touchscreens. Dieser misst 7,5 Zentimeter in der Diagonale, löst gut eine Million Bildpunkte auf, ist mit maximal 790 cd/m² ausreichend hell und besitzt wie der Bildsensor ein Seitenverhältnis von 3:2, wodurch keine schwarzen Trauerränder entstehen. Auf der Rückseite fällt ansonsten die Tastenarmut auf. Ein Vierwegekreuz fehlt völlig. Ins Menü gelangt man dennoch per Tastendruck, auch das Quick-Menü lässt sich so aufrufen. Des Weiteren befinden sich eine Info-Taste zum Einstellen der Bildschirmeinblendungen sowie die Videoaufnahmetaste auf der Rückseite. Aber wie navigiert man durch die Menüs, stellt die Parameter ein? Dies gelingt einzig über den Touchscreen. Obwohl die Menüs aussehen wie bei einer Canon mit Navigationstasten lässt es sich komplett per Fingertipper bedienen. Das geht wie bei einem Smartphone flott von statten, man gewöhnt sich schnell daran. Nur mit den Fingerabdrücken auf dem Bildschirm und damit dem einzigen "Sucher" muss man leben.

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Dank des Einstellrads am Objektiv lassen sich aber doch viele Parameter, etwa Blende, Belichtungskorrektur oder Verschlusszeit, mit einem hörbar rastenden Klicken einstellen. So wie die Canon G9 X vereint auch die Mark II klassische und moderne Bedienung nahezu perfekt miteinander. Das Aufnahmeprogramm wird zum Glück per Programmwählrad ganz klassisch eingestellt. Ganz G-Like gibt es sogar eine Custom-Einstellung, wo man sich ein bevorzugtes Aufnahmeprogramm ablegen kann. Mangels Tasten gibt es keine individuelle Belegung eben jener, dafür kann ein eigenes Menü im Hauptmenü mit favorisierten Einstellungen gefüllt werden, auch das Quick-Menü lässt sich den eigenen Wünschen anpassen.

Aus Kunststoff, aber mit Metallscharnier, besteht die Klappe an der Kameraunterseite. Hinter ihr verbergen sich der kleine Lithium-Ionen-Akku, der für nur 220 Aufnahmen Saft bietet sowie der Steckplatz für die SD-Speicherkarte. Auch SDHC- und SDXC-Karten lassen sich einsetzen. Für den Akku wird eine externe Ladeschale mitgeliefert. Alternativ kann ein Dummy mit Netzkabelanschluss ins Akkufach eingesetzt werden. Das Metallstativgewinde sitzt sogar in der optischen Achse, allerdings blockiert es beim Stativeinsatz ob der Kompaktheit der Kamera zwangsläufig der Zugang zum Akku- und Speicherkartenfach. Allenfalls kleinste Stativkupplungssysteme wie etwa die runde Miniconnect von Novoflex erlauben den schnellen Akkuwechsel. Schnittstellen bietet die G9 X Mark II wie auch der Vorgänger lediglich zwei: Neben Micro-HDMI gibt es einen Micro-USB-Anschluss, wie er bei Smartphones üblich ist. Ein AV-Kabel lässt sich also nicht mehr verwenden.Der USB-Anschluss ist standardisiert und ermöglicht ein Laden darüber. Dies funktionierte in unserem Test auch problemlos, allerdings kann die Kamera während des Ladens nur im Wiedergabemodus genutzt werden. Soll die Mark II mit Dauerstorm versorgt und genutzt werden, so bleibt nur der Kauf eines externen Netzteils (ACK-DC110) von Canon.

Ausstattung

Die Canon PowerShot G9 X bietet vieles, was man im Fotoalltag braucht, lässt aber durchaus auch ein paar moderne Funktionen vermissen. So gibt es etwa einen vollautomatischen Modus, der auch das Motivprogramm selbstständig wählt. Dabei ist seine Auswahl mit 58 Programmen sehr groß. Möchte der Fotograf das Motivprogramm hingegen selbst wählen, so gibt es nur eine deutlich abgespeckte Auswahl. Ambitionierte Fotografen kommen in den Programmen P, A, S und M auf ihre Kosten, können hier doch praktisch alle Fotoparameter auf Wunsch manuell festgelegt werden. Neben der Blende, die bis auf F11 geschlossen werden kann, gibt es einen aktivierbaren Graufilter, der drei Blendenwerte Licht schluckt. Sehr praktisch, wenn man beispielsweise Beugung vermeiden möchte. Auch Belichtungsreihen mit drei Aufnahmen und bis zu 2 EV Belichtungsabstand zwischen den Aufnahmen lassen sich erstellen. HDR-Aufnahmen mit automatischer Zusammensetzung gibt es hingegen nur als Motivprogramm. Ein Panoramamodus fehlt der Canon gänzlich.

Die Serienbildfunktion erlaubt etwa zehn Bilder pro Sekunde – bei bester JPEG-Qualität und das für 36 Aufnahmen am Stück. Danach reduziert sich die Serienbildgeschwindigkeit deutlich, schreibt aber solange Bilder auf die Karte bis diese voll ist. Die Serienbildgeschwindigkeit bei Rohdatenaufnahmen ist, im Vergleich zum Vorgänger, signifikant schneller geworden. Anstelle einer Serienbildgeschwindigkeit von 1,4 Sekunden pro Bild speichert die G9 X Mark II Rohdaten nun mit etwa zehn Bildern pro Sekunde. Diese Geschwindigkeit hält die Kamera bis der Puffer bei circa 20 Bildern gefüllt ist. Danach sinkt auch hier die Serienbildgeschwindigkeit signifikant, dennoch läuft die Serienaufnahme weiter. Diese Messung wurde mit einer schnellen SDHC UHS-II Speicherkarte von Fujifilm durchgeführt. Bei langsameren Speicherkarten kann und wird das Ergebnis anders ausfallen. Der Autofokus arbeitet hingegen mit unter 0,2 Sekunden ordentlich schnell. Für Sportaufnahmen oder auch Schnappschüsse in schneller Folge taugt die G9 X Mark II also durchaus.

Eine interessante Fokus-Funktion hält die G9 X Mark II bereit. Die ermöglicht es, eine Fokusreihe zu erstellen. Bei dieser fokussiert der Fotograf auf eine Schärfenebene und die Kamera erstellt bei Auslösung zwei weitere Aufnahmen mit einer Fokussierung vor und hinter der zuvor gewählten Fokussierung. Besonders für Nahaufnahmen kann diese Funktion sehr hilfreich sein. Eine richtige Fokussreihe für die Funktion des Fokusstackings gibt es leider nicht.

Der Miniaturblitz schnellt nach mechanischer Entriegelung nach oben, kann also nicht automatisch von der Kamera ausgefahren werden. Auf die Notwenigkeit eines Blitzeinsatzes weist die Automatik nur mit einem kleinen blinkenden Blitzsymbol hin. Die Leitzahl fällt mit 5,8 auch nicht gerade üppig aus. Immerhin beherrscht der Blitz eine Langzeitsynchronisation, kann wahlweise am Anfang oder am Ende der Belichtung zünden und lässt sich in seiner Leistungsabgabe korrigieren. Bei halbautomatischer und manueller Belichtung gibt es sogar eine manuelle Blitzmöglichkeit, allerdings nur in drei Leistungsstufen. Dabei entfällt der manchmal lästige TTL-Mess-Vorblitz und taugt somit zur Auslösung einfachster Slave-Blitze oder Studioblitzanlagen. Dank des Zentralverschlusses ist die kürzeste Blitzsynchronzeit genauso kurz wie die kürzeste Verschlusszeit: 1/2.000 Sekunde.

Bei der Videofunktion gibt es erweiterte Standardkost. Die Auflösung erreicht maximal Full-HD. Etwas ärgerlich ist die Tatsache, dass 50 und 60 Bilder pro Sekunde erst nach Einstellung des Videomodus auf dem Programmwählrad zur Verfügung stehen, in den anderen Programmen wird mit maximal 30 Bildern pro Sekunde gefilmt. Immerhin erlaubt der "richtige" Videoaufnahmemodus auch eine manuelle Einstellung von Blende, ISO und Belichtungszeit. Auch ein manueller Fokus steht wie für Fotos zur Verfügung. Der Fokus wird während der Aufnahme sanft und lautlos nachgeführt. Der optische Bildstabilisator verrichtet klaglos seinen Dienst. Auch das optische Zoom kann eingesetzt werden. Es arbeitet während der Aufnahme äußerst langsam, dafür hört man den Zoommotor kaum.

Die G9 X Mark II verfügt über WLAN und NFC sowie eine Bluetooth-Verbindung. Trotzdem dauert der Verbindungsaufbau mit dem Smartphone eine Weile und auch die Bedienung ist trotz der neuen App "Canon Camera Connect" etwas holprig. So lassen sich die Kamerabedienelemente während der Fernsteuerung nicht verwenden – auch nicht der Zoomhebel oder der Auslöser. Bedient wird die Kamera ausschließlich per App. Will man das Aufnahmeprogramm wechseln, so muss man erst die Fernsteuerung in der App beenden und mit richtiger Stellung des Programmwählrads erneut starten. Immerhin lassen sich beispielsweise Autofokus, Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit beeinflussen. Auf zahlreiche Einstellungen hat man allerdings keinen Zugriff. Die App verhindert auch nicht den Standbymodus des Smartphones, sodass die Verbindung auch mal abbrechen kann. Es lassen sich nur JPEGs übertragen, keine Raws. Da ein Raw nicht in der Kamera in ein JPEG gewandelt werden kann, kommt man an diese Bilder unterwegs ohne Laptop mit Raw-Konverter nicht heran. Videos werden für die Übertragung zusätzlich komprimiert, die Originalqualität landet somit nicht auf dem Smartgerät.

Fortsetzung auf Seite 2

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