Die zoomstärkste Travelzoomkamera

Testbericht: Canon PowerShot SX730 HS

2017-06-22 Die Canon PowerShot SX730 HS gehört mit dem handlichen Gehäuse und dem 40-fach-Zoom zu den sogenannten Travelzoom-Kameras. Um dem Fotografen das Leben möglichst einfach zu machen, hat Canon der Kamera verschiedenste Funktionen eingebaut. Dies beginnt bei der Motivautomatik und endet bei verschiedenen Präsentations- und Connectivity-Möglichkeiten. Dieser Test klärt auf, wo die Kamera ihre Stärken und wo ihre Schwächen hat.  (Harm-Diercks Gronewold)

Ergonomie und Verarbeitung

Die Canon PowerShot SX730 HS ist der direkte Nachfolger der SX720 HS und gehört zu den Kameras, die sich als Travelzoom kategorisieren lassen. Diese Kameraklasse zeichnet sich durch kleine Gehäuse und einen sehr großen Zoombereich aus. Mit Abmessungen von 110 x 64 x 40 mm (B x H x T) und einem betriebsbereiten Gewicht von 296 Gramm sowie einem optischen 40-fach Zoom, das im Weitwinkelbereich den Bildwinkel eines 24 mm Objektivs im Kleinbildformat hat und im Tele bis 960 mm entsprechend Kleinbild reicht, gehört die Kamera nicht nur eindeutig in diese Klasse, sie ist auch noch die zoomstärkste. Die physikalische Brennweite des eingebauten Objektivs beträgt 4,3 bis 172 mm. Der Experte erkennt an diesen Werten, dass der Aufnahmesensor dementsprechend klein sein muss, um den bereits erwähnten 40-fach Zoom zu erreichen. Aus diesem Grund setzt auch Canon bei der SX730 HS auf einen 1/2,3”-CMOS-Sensor, der effektive 20,3 Megapixel liefert. Das Objektiv besitzt eine Lichtstärke von F3,3 bis F6,9. Die Brennweite wird per Ringwippe am Auslöser verstellt und besitzt zwei Zoom-Geschwindigkeiten. Wie die Ringwippe und der angenehme Auslöser befinden sich auch der dedizierte Videoauslöser und der Ein- und Ausschalter auf der Oberseite.

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Das gut gefüllte Moduswahlrad ist ebenfalls auf der Oberseite zu finden. Auf der rechten Seite sind die Anschlüsse unter einer flexiblen Klappe untergebracht, hier findet der Fotograf die HDMI- und USB-Schnittstellen. Die Unterseite der Kamera beherbergt nur den 1/4" Stativanschluss, der nicht in der optischen Achse sitzt, sowie die Klappe für das Akku- und Speicherkartenfach. Als Speicherkarte akzeptiert die SX730 HS Karten mit dem SD-Formfaktor, auch mit SDHC- und SDXC-Technologie. Auf der linken Seite der Kamera sitzt ein kleiner mechanischer Schalter. Dieser sorgt dafür, dass der Blitz auf der Kameraoberseite herausploppt. Mit dieser einfachen Lösung ist das Risiko eines unbeabsichtigten Abdeckens des Blitzes deutlich reduziert, zudem wird durch den Abstand vom Blitz zum Objektiv die Gefahr von roten Augen etwas gemindert.

Die Rückseite der SX730 HS wird durch den um 180 Grad nach oben klappbaren 3-Zoll-TFT-Monitor dominiert, der mit 922.000 Bildpunkten recht hochauflösend ist und sich über fünf Stufen in der Helligkeit anpassen lässt. Leider hat Canon auf eine Touch-Bedienung verzichtet und so werden alle Einstellungen über das mit dem Omniselektor kombinierte Drehrad sowie die vier Funktionstasten getätigt. Schnellwahltasten auf dem Omniselektor helfen dem Fotografen, schnell und problemlos zu verschiedenen Funktionen zu gelangen. Die Kamera liegt dank der gefälligen Konturen und der griffigen Gummielemente überraschend gut in der Hand. Sowohl das Moduswahlrad, als auch die anderen Bedienelemente lassen sich gut bedienen. Auf einen elektronischen Sucher muss der Fotograf allerdings verzichten, da Canon bei der SX730 HS auf einen solchen, wie auch auf einen Blitzanschluss verzichtet hat.

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Neben den bereits erwähnten HDMI- und USB-Anschlüssen kann die SX730 HS per WLAN mit verschiedensten Geräten und auch Cloud-Services verbunden werden. Die Verbindungseinstelllungen gehen dank guter Benutzerführung angenehm von der Hand und auch die Steuerung der Kamera per App ist einwandfrei. Zu diesem Thema haben wir einen Fototipp geschrieben, der unter den weiterführenden Links zu finden ist. Neben dem WLAN besitzt die PowerShot SX730 HS auch die Möglichkeit, die Kamera per Bluetooth mit einem Smartphone zu koppeln. Durch diese dauerhafte Verbindung kann die Kamera auf die Ortsdaten des Smartgerätes zugreifen und in den Metadaten der Bilder speichern.

Ausstattung

Das Moduswahlrad ist recht vollgepackt, neben den “üblichen Verdächtigen” wie Programm- und Halbautomaten sind auch der manuelle sowie der Filmmodus hier zu finden. Ebenfalls einem dedizierten Platz auf dem Moduswahlrad hat der Modus “Kreative Effekte” bekommen. In diesem kann der Fotograf die grundsätzliche Kategorie der Effekte wählen. Die Kamera macht dann beim Auslösen mehrere Aufnahmen in Folge. Jede dieser Aufnahmen wird unterschiedlich gestylt, allerdings hat der Fotograf keine Möglichkeit, einen Bildstil direkt zu auszuwählen, so dass jeder Einsatz ein wenig kreatives Glücksspiel ist.

Etwas kontrollierter kann der Fotograf in der Programmautomatik, den Halbautomaten und dem manuellen Modus mit den sogenannten “MyColor”-Effekten arbeiten. Einer dieser My-Color-Effekte kann auch nach eigenem Geschmack mit verschiedenen Parametern angepasst werden. Echte Spezialeffekte wie Fischaugen- oder Minitaturansicht lassen sich hingegen nur im Szenenmodus auswählen. Diese Betriebsart darf allerdings nicht mit der Motivautomatik verwechselt werden, denn diese ist nur im “Automodus” aktiv.

Leider verzichtete Canon auch darauf, der Kamera eine Funktion für Belichtungsreihen und eine HDR-Funktion zu implementieren. Auch auf eine Panoramafunktion muss der Fotograf bei der SX730 HS leider verzichten. Ebenfalls nicht möglich ist die Aufzeichnung im Raw-Format. Dabei könnte der Fotograf mit Rohdaten und leistungsfähigen Entrauschungstools, wie zum Beispiel dem DxO Optics Pro "Prime" Entrauscher, Bildrauschen deutlich besser entgegentreten, als nur mit der kamerainternen Entrauschungsfunktion. 

Neben dem recht flotten Autofokus im Weitwinkelbereich kann der Fotograf die Fokussierung auch manuell übernehmen. Dabei helfen eine Fokuspeaking-Funktion sowie eine 4-fach Fokuslupe. Zudem zeigt ein Balkendiagramm an, in welcher Entfernung der Fokus gerade liegt. Während diese Funktion im Weitwinkel und im mittleren Telebereich sehr schnell arbeitet, "kurbelt" der Fotograf in der Telebrennweite deutlich länger, um den Fokus auf die richtige Stelle zu legen. In dunklen Situationen sorgt ein grünes Autofokus-Hilfslicht dafür, dass die Kamera die richtige Schärfe auch finden kann. Die Auslöseverzögerung beträgt im Weitwinkel und im Telebereich äußerst kurze 0,03 Sekunden. Zusammen mit dem Autofokus verlängert sich die Auslöseverzögerung auf immer noch flotte 0,16 Sekunden im Weitwinkelbereich. Bei der maximalen Brennweite steigt diese Zeit hingegen auf insgesamt deutlich längere 0,63 Sekunden an.

Videoaufnahmen werden maximal in Full-HD (1080p) mit 60 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet, wenn der Fotograf das Wahlrad auf das Pictogramm mit der Videokamera einstellt. Auch in diesem Modus bleibt die Konfiguration der beiden Auslöser gleich, das heißt Videoaufnahmen werden mit dem kleineren der beiden Auslöser gestartet und beendet. In allen anderen Betriebs-Modi kann auch gefilmt werden, dann beträgt die maximale Bildwechselfrequenz allerdings nur 30 Bilder pro Sekunde. Während der Videoaufnahme stehen dem Fotografen bis auf My-Color-Effekte keine weiteren Spezialeffekte zur Verfügung. Der optische Zoom arbeitet während der Videoaufzeichnung sichtbar langsamer und vor allen leiser als sonst. Damit werden Zoomfahrten weniger hektisch und die Geräuschkulisse reduziert. Auf Änderungen in der Helligkeit während der Videoaufzeichnung reagiert die SX730 HS recht schnell und auch der Autofokus kommt in den meisten Situationen ohne viel "Pumpen" aus. Lediglich bei schlechteren Lichtverhältnissen und statischen Aufnahmesituationen sollte der Fotograf besser auf die manuelle Fokussierung zurückgreifen.

Der Ton einer Aufnahme wird mit einem eingebauten Stereo-Mikrofon auf der Oberseite der Kamera aufgezeichnet. Der Stereo-Effekt ist dem Abstand der Mikrofone zueinander angemessen und erzeugen einen durchaus plausiblen Richtungseffekt. Im Auslieferungszustand sind zwei Ton-Funktionen aktiviert, die die Tonaufzeichnung bei Videos verbessern sollen. Die erste Funktion unterdrückt elektronisch Windgeräusche, was bis zu einem gewissen Grad auch gut funktioniert. Bei starkem Wind kommt aber auch diese Funktion an ihre Grenzen. Die zweite Funktion limitiert extrem laute Geräusche, so dass es nicht zu Verzerrungen kommt. Die Aussteuerung des Tons übernimmt die Kamera, der Fotograf hat keine Möglichkeit, einzugreifen. Das Zoomgeräusch der SX730 HS ist recht gering, aber nicht unhörbar. Gerade wenn in stillen Umgebungen gefilmt wird, ist das Zoomgeräusch deutlicher zu hören, da die automatische Aussteuerung den Tonpegel der Aufnahme heraufsetzt. Die automatische Tonaussteuerung lässt sich leider nicht deaktivieren.

Ein interessanter Modus auf dem Wahlrad ist “Hybrid-Auto”. In diesem nimmt der Fotograf mit der Betätigung des Auslösers nicht nur ein Foto auf, sondern die Kamera erstellt auch ein zwei bis vier Sekunden langes Video. Die Kamera fügt die über den Tag so erstellen Videos und Fotos zu einem "Tagebuch" zusammen, das als ganze Einheit am Stück abgespielt werden kann. Eine 4K-Videofunktion bietet die SX730 HS hingegen leider nicht an.

In den Wiedergabefunktionen der PowerShot SX730 HS zeigen sich interessante Dinge, wie beispielsweise eine interne Suchfunktion. Diese Suchfunktion kann Bilder anhand verschiedener Kriterien, beispielsweise Gesichtern, Favoritenmarkierungen oder Aufnahmedatum, finden. Zudem lässt sich ein Bild auswählen, zu dem die Kamera vier ähnliche heraussucht. Richtig interessant wird es aber in der Albumfunktion: Diese erlaubt dem Fotografen, Bilder zu Alben zusammenzustellen, mit Musik zu hinterlegen und optional Filtereffekte auf die Aufnahmen zu legen. Der Fotograf kann das so erstellte Album aufrufen und auf dem Kameradisplay anzeigen. Wird die Kamera per HDMI an einen Fernseher angeschlossen, so kann auch dieser zur Wiedergabe des Albums und natürlich auch von Einzelbildern genutzt werden.

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