Die X-E4 ist die kompakteste Systemkamera von Fujifilm. Technisch entspricht sie der X-S10 und bietet damit viel Technologie für den Preis, etwa eine 4K-Videofunktion oder einen schnellen Phasen-Autofokus. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Das Design der Fujifilm X-E4 verschmilzt das ihres Vorgängermodells X-E3 mit dem der X100V. Die silberne Version, die uns zum Test vorlag, wirkt edler und minimalistischer gestaltet als noch das Vorgängermodell. Es gibt weniger Bedienelemente, die Seiten sind besser abgerundet, der Bildschirm ist trotz der neuen Kippfunktion besser in die Gehäuserückseite eingelassen und weder eine Daumenmulde noch ein Griffsteg stören das Design. Der Ergonomie ist das nicht gerade zuträglich, hier stand also leider das Design über der Ergonomie. Obwohl die X-E4 gut einen Zentimeter flacher ausfällt als die X-E3, wiegt sie mit 363 Gramm betriebsbereit ein paar Gramm mehr, ist aber nach wie vor eine sehr leichte APS-C-Kamera. Ein Spritzwasser- und Staubschutz fehlt der X-E4 nach wie vor.
Während die silberne obere Gehäuseplatte und der silberne Kameraboden (die X-E4 ist aber auch in Schwarz erhältlich) aus einer Magnesiumlegierung bestehen, kommt beim mittleren Gehäuseteil gut verarbeiteter Kunststoff zum Einsatz, der großflächig mit einem genarbten Gummi beklebt ist. Das sieht edel aus, allerdings ist das Gummi nicht besonders rutschfest. Durch die fehlende Daumenmulde und den fehlenden Griffsteg kann man die Kamera noch weniger sicher mit einer Hand halten als die X-E3.
Wer eine Daumenmulde und einen Griffsteg haben möchte, muss bei Fujifilm nochmal Geld auf den Tisch legen. Die Daumenmulde TR-XE4 kostet knapp 70 Euro, ist in Silber und Schwarz erhältlich und wird im Blitzschuh befestigt. Der Griff MHG-XE4 kostet sogar fast 90 Euro, bringt aber immerhin eine integrierte Arca-Swiss-Stativplatte mit und löst damit das Problem des bei der X-E4 ungünstig platzierten Stativgewindes. Sogar das Akku- und Speicherkartenfach bleibt bei dieser Lösung im Gegensatz zur Verwendung einer anderen Stativ-Schnellwechselplatte zugänglich.
Die X-E4 ist auch im Set mit Daumenauflage und Griff für knapp 1.000 Euro erhältlich. Die Kamera kostet alleine 900 Euro, man spart also 60 Euro gegenüber dem Einzelkauf. Das Set der X-E4 mit dem Objektiv XF 27 F2.8 R WR (Test siehe weiterführende Links) erscheint mit 1.050 Euro dennoch attraktiver, immerhin spart man hier sogar 300 Euro gegenüber dem Einzelkauf.
Mit dem Wegfall der Daumenmulde mussten auch die dort angebrachten Tasten weichen. Die Q-Menü-Taste sitzt bei der X-E4 nun auf der Oberseite. Die AF-L-Taste wurde mit der AE-L-Taste vereint, so dass sich Fokus und Belichtung nicht mehr unabhängig voneinander speichern lassen.
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Die Wiedergabetaste sitzt nun nicht mehr rechts unten vom Display, sondern über dem Display. Dafür ist die View-Mode-Taste weggefallen, mit der man das Verhalten der Sucher-Monitor-Umschaltung beeinflussen konnte. Das ist vielleicht noch die am besten zu verschmerzende "Verschlimmbesserung". Das hintere Einstellrad ist gleich komplett verschwunden, es gibt nur noch ein vorderes Einstellrad mit Tastenfunktion. Zugegebenermaßen wirkt die Rückseite dadurch deutlich aufgeräumter, aber es entfallen auch Bedienmöglichkeiten inklusive der Individualisierbarkeit.
Weggefallen ist auch der Hebel zum Aktivieren der Vollautomatik. Stattdessen besitzt das Belichtungszeitenrad nun eine Programmautomatik-Stellung. Das ist eine pfiffige Lösung, zumal sich die X-E4 sowieso eher an ambitionierte Fotografen richtet als an Einsteiger. Letztere sind ohnehin mit der technisch ebenbürtigen X-S10 besser bedient, die im Gegensatz zur X-E4 einen ordentlichen Handgriff und sogar einen Sensor-Shift-Bildstabilisator bietet, den wir bei der X-E4 nach wie vor schmerzlich vermissen.
Das grundsätzliche Bedienkonzept der Fujifilm X-E4 ist sehr klassisch. Am besten verwendet man ein XF-Objektiv mit Blendenring. Dann wird die Blende über den Blendenring eingestellt, die Belichtungszeit über das große Rad auf der Kameraoberseite und die ISO-Empfindlichkeit lässt sich mit dem vorderen Einstellrad regeln. Da das Belichtungszeitenrad im Gegensatz zum Blendenring keine Drittelstufen bietet, lassen sich diese ebenfalls über das vordere Einstellrad ändern. Genau hier ist die X-E4 gegenüber der X-E3 im Nachteil, denn man muss das vordere Einstellrad erst drücken, um die per Drehung einstellbare Funktion zu wechseln, statt mit zwei Rädern zwei Funktionen regeln zu können.
Bei Objektiven ohne Blendenring (das sind bei Fujifilm aber nur sehr wenige) wird die Blende als dritte Belichtungseinstellung mit dem vorderen Multifunktionsrad geregelt. Dabei muss man auf eine ziemlich kleine Einblendung im Livebild auf dem Bildschirm oder im Sucher achten, um zu sehen, welcher Wert aktuell mit dem Einstellrad geregelt wird. Blendenring und Belichtungszeitenrad besitzen eine Automatikstellung, so dass man immer frei entscheiden kann, welchen Belichtungsparameter man manuell regeln möchte.
Als weiteres Einstellrad bietet die Fujifilm X-E4 ein Belichtungskorrekturrad. Es liegt sehr exponiert hinten rechts auf der Oberseite der Kamera. Dieses Rad ist im Gegensatz zum Vorgängermodell deutlich leichtgängiger. Weil es auch keine Sicherung besitzt, verstellt man die Belichtungskorrektur viel zu leicht versehentlich, vor allem, wenn man die Kamera in die Tasche steckt oder hervorholt. Man sollte vor dem Fotografieren immer kontrollieren, auf welchem Wert dieses Rad steht, denn oft ist es nicht der Wert, den man zuletzt eingestellt hatte.
Das Design der X-E4 erinnert an eine Messsucherkamera: Statt in einem Buckel sitzt der Sucher links oben in der Ecke, was wir als durchaus angenehm empfinden. Wer linksäugig durch den Sucher blickt, hat so die Kamera mittig vor dem Gesicht, wer mit dem rechten Auge hindurchblickt, hat für das linke Auge ein ziemlich freies Sichtfeld, drückt die Nase nicht auf den Bildschirm und kommt gut an die Tasten heran.
Beim rückwärtigen Bildschirm der Fujifilm X-E4 handelt es sich um einen Touchscreen, der sich erstmals in dieser Kameraserie nach unten und nach oben (sogar um 180 Grad für Selfies oder als Kontrollmonitor) klappen lässt. [Foto: MediaNord]
Der Sucher selbst ist bekannte Kost: Die 2,36 Millionen Bildpunkte sind ausreichend fein auflösend, hauen aber heutzutage niemanden mehr vom Hocker. Die im Kleinbildäquivalent 0,62-fache Vergrößerung entspricht ungefähr der von üblichen Mittelklasse-DSLRs, aber auch hier gibt es heutzutage, auch von Fujifilm selbst, wesentlich größere Sucher.
Wer nun hofft, dafür umso besser mit Brille den Sucher überblicken zu können, wird enttäuscht. Wer kann, sollte daher die Brille auf die Stirn schieben und den Dioptrienausgleich von -4 bis +2 Dioptrien verwenden. Das sorgt auch für weniger Streulicht im Sucherbild. Dank des Näherungssensors aktiviert sich der Sucher automatisch, sobald man die Kamera ans Auge nimmt. Auch an der Bildqualität und Reaktionsgeschwindigkeit gibt es nichts zu auszusetzen. Es ist ein guter Standardsucher, ohne besonders aufzufallen.
Erstmals in der X-E-Serie ist der Bildschirm nicht mehr fest verbaut, sondern nach unten und oben neigbar, so dass Querformat-Aufnahmen aus der Froschperspektive oder über Menschenmengen hinweg kein Problem mehr darstellen. Der Bildschirm lässt sich sogar um 180 Grad nach oben klappen und für Selfies oder als Kontrollmonitor bei Videoaufnahmen verwenden. Allerdings hat Fujifilm auch hier unnötig den Rotstift angesetzt. Zunächst mag es clever klingen, die Drehung des Bildschirminhalts um 180 Grad über den Augsensor des Suchers zu lösen, wenn man den Bildschirm nach oben klappt.
Allerdings löst man diese Drehung während der Bedienung des Touchscreens auch mit der Hand aus. Selbst wenn die Kamera mit abgeklapptem Bildschirm für unauffällige Schnappschüsse vor dem Bauch hängt, dreht sich der Bildschirminhalt auf den Kopf, weil der Näherungssensor bereits ab einem Abstand von fünf bis sechs Zentimeter reagiert. Abschalten lässt sich dieses Verhalten nicht. Vielleicht wird Fujifilm hier in Zukunft mit einem Firmwareupdate Abhilfe schaffen, aber ob überhaupt andere Sensoren zur Verfügung stehen, um die Bildschirmlage zu erkennen, kann bezweifelt werden.
Mit einer Diagonalen von 7,5 Zentimetern ist der Touchscreen zwar nicht sonderlich groß, aber immerhin handelt es sich um ein 3:2-Display, so dass beim Fotografieren keine schwarzen Balken das Livebild verkleinern. Mit 1,62 Millionen Bildpunkten löst der TFT-Bildschirm für seine Größe fein genug und sogar höher auf als noch bei der X-E3. Ebenfalls besser geworden ist die maximale Helligkeit. Mit einer Leuchtdichte von knapp 800 cd/m² lässt sich der Bildschirm auch in sehr hellen Umgebungen gut ablesen. Allerdings muss man die Helligkeit manuell heraufregeln, es gibt keine automatische Anpassung.
Sowohl auf dem Bildschirm als auch im Sucher lassen sich zahlreiche nützliche Anzeigen im Livebild aktivieren. Neben einem Gitter gibt es auch eine 3D-Wasserwaage für die horizontale und vertikale Ausrichtung, um einen schiefen Horizont und stürzende Linien zu verhindern. Auch eine Belichtungsvorschau sowie ein Livehistogramm gibt es. Selbstverständlich zeigt das Livebild auch den eingestellten Weißabgleich und aktivierte Filterfunktionen beziehungsweise Filmsimulationsmodi an.
Pfiffig, aber auch gewöhnungsbedürftig, ist der Einsatz von Gesten auf dem Touchscreen. Streicht man von links nach rechts, von rechts nach links, von oben nach unten oder von unten nach oben über den Touchscreen, werden verschiedene Einstellungen aufgerufen, deren Wert man wiederum mit Streichen über den Bildschirm einstellen kann.
Die Fujifilm X-E4 bietet klassische Einstellräder, wobei sich über das Belichtungszeitenrad auch die Programmautomatik aktivieren lässt. [Foto: MediaNord]
Defaultmäßig sind diese Funktionen aber deaktiviert. Das ist auch gut so, denn die Gestensteuerung kommt mit der Wahl des Autofokusfeldes oder mit dem Auslösen per Touchscreen ins Gehege. Es scheint dem Zufall überlassen zu sein, ob die Kamera eher eine Geste oder ein Tippen erkennt. Zuverlässiger funktioniert es, wenn man die Touch-AF- und Auslösesteuerung abschaltet, was über eine einfache Bildschirm-Schaltfläche per Fingertipper möglich ist.
Einsteiger stellt die Gestensteuerung genauso vor Herausforderungen wie Personen, die ihre Kamera nur selten verwenden. Wer kommt schon ohne den Blick ins Handbuch auf die Idee, über das Display zu streichen, um den Weißabgleich einzustellen? Wer kann sich merken, welche der vier Wischgesten welche Funktion aufruft? Denn angezeigt wird dies nicht. So wird vielleicht mancher eher das umfangreiche Schnellmenü aufrufen oder die Fn-Taste auf der Kameraoberseite entsprechend mit der ihm wichtigsten Funktion programmieren.
Im Menü und Quick-Menü hingegen gibt es nach wie vor keine Touchbedienung, hier kommt man nur mit dem Drehrad oder dem Joystick weiter. Das Quick-Menü blendet auf Tastendruck bis zu zwölf Einstellungen im Livebild ein. Wie viele und welche das sind, kann individuell eingestellt werden.
Das Hauptmenü gliedert sich in sieben Hauptbereiche inklusive einem My-Menü, das man mit bevorzugten Funktionen füllen kann, um sie schneller zu finden. Die restlichen Menüs bieten bis zu drei Bildschirmseiten, insgesamt sind es zwölf. Je Bildschirmseite werden bis zu acht Einstellungen eingeblendet. Dabei gibt es einen bunten Mix an Schriftbreiten und Abkürzungen, die dem schönen Design der Kamera entgegenstehen und die Bedienung nicht gerade vereinfachen. Das Einrichtungsmenü wiederum besteht aus sieben Kategorien, die sich ihrerseits auf bis zu drei Seiten erstrecken. Hier lassen sich die Kamera und ihre Bedienung zwar sehr umfangreich konfigurieren, aber übersichtlich und einfach bedienbar ist auch das nicht.
Der Auslöser der Fujifilm X-E4 verfügt über zwei gut fühlbare Druckpunkte. Ganz dem Konzept der klassischen Kamera folgend ist ein Gewinde für einen Drahtauslöser vorhanden. Es kann jedoch genauso gut ein Kabelfernauslöser verwendet werden, der hinter der Schnittstellenklappe auf der linken Seite eingesteckt werden kann. An dem 3,5mm-Klinkenanschluss lässt sich alternativ ein Stereomikrofon anschließen.
Des Weiteren sind hier eine Micro-HDMI-Buchse sowie eine moderne USB-C-Schnittstelle zu finden. Die Universalität dieser Schnittstelle macht sich Fujifilm gut zunutze. Über einen mitgelieferten Adapter kann ein Kopfhörer angeschlossen werden. Ebenfalls im Lieferumfang befindet sich ein USB-C- auf USB-A-Kabel. Damit kann die X-E4 an einen Computer oder eine USB-Stromquelle (Netzteil, Powerbank o.ä.) angeschlossen werden, um den Akku zu laden, Daten zu übertragen oder die Kamera mit Strom zu versorgen. Allerdings hat sich Fujifilm Apple zum Vorbild genommen und legt der X-E4 weder ein externes Akkuladegerät noch ein USB-Netzteil bei. Immerhin ist die Kamera nicht wählerisch bei der Stromquelle, so dass auch ein einfaches 5V-USB-Netzteil reicht, um den Akku zu laden.
Sehr ungünstig platziert hat Fujifilm das Stativgewinde der X-E4. Am besten holt man sich den passenden Griff mit Arca-Swiss-Aufnahme, der zudem die Handhabung der Kamera verbessert. [Foto: MediaNord]
Der 90 Euro teure Griff Fujifilm MHG-XE4 für die X-E4 bietet eine Griffwulst, die bei der Kamera völlig fehlt. [Foto: Fujifilm]
Auch die Daumenmulde hat Fujifilm bei der X-E4 eingespart. Die TR-XE4 gibt es ebenfalls nur optional, sie kostet 70 Euro. [Foto: Fujifilm]
Die Daumenauflage Fujifilm TR-XE4 gibt es auch in Silber. Für 100 Euro Aufpreis gibt es die X-E4 auch im Set mit Griff und Daumenauflage. [Foto: Fujifilm]
Mit dem NP-126S kommt der altbekannte Lithium-Ionen-Akku in der X-E4 zum Einsatz. Er soll nach CIPA-Standard für eine sehr ordentliche Laufzeit von 460 Bildern reichen. Der Akku kann auf der Unterseite der Kamera entnommen und gewechselt werden. Alternativ kann hier ein Akku-Dummy mit Stromanschluss eingesetzt werden, um die Kamera mit Dauerstrom zu versorgen. Die Speicherkarte wird ebenfalls in dieses Fach auf der Unterseite eingesetzt, wobei jedoch nur SD-, SDHC- und SDXC-Karten mit UHS I unterstützt werden, nicht UHS II. Immerhin haben wir eine gute Schreibrate von fast 70 MB/s ermittelt.
Wie bereits erwähnt, ist das Stativgewinde der Fujifilm X-E4 äußerst ungünstig platziert. Womöglich ist es dem kompakten Gehäuse geschuldet, dass es nicht in der optischen Achse sitzt. Warum es dann aber direkt neben dem Akku- und Speicherkartenfach angebracht ist, so dass selbst die kleinste Schnellwechselplatte den Zugang blockiert, bleibt uns ein Rätsel. Abhilfe schafft der 90 Euro teure Griff MHG-XE4, der eine Schwalbenschwanz-Aufnahme (Arca Swiss) mitbringt und dank eines "Lochs" den Zugang zum Akku- und Speicherkartenfach freilässt.