Möchte man Videos aufnehmen, muss man die Kamera erst in den entsprechenden Modus versetzen, denn eine spezielle Videoaufnahmetaste gibt es nicht. Die X-T20 filmt wahlweise in 4K-Auflösung mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde oder in Full-HD sowie HD-Ready mit jeweils bis zu flüssigen 60 Bildern pro Sekunde. 24p als "Kino-look" stellt die jeweils untere Grenze dar. Dabei findet nur ein minimaler Crop in der Bildbreite statt, der kaum ins Gewicht fällt. Vertikal ist der Beschnitt aufgrund des anderen Seitenverhältnisses (3:2 Sensor, 16:9 Video) deutlich größer. Blende und Belichtungszeit lassen sich auch hier auf Wunsch manuell einstellen. Der Autofokus regelt die Schärfe flüssig, flott sowie ruckelfrei und vor allem lautlos nach. Dank des Touchscreens kann der Fokus leicht auf ein anderes Motivdetail gelegt werden, um die Schärfe automatisch zu "ziehen". Die integrierten Stereomikrofone sitzen links und rechts oben am Objektivbajonett, aber auch ein externes Stereomikrofon kann angeschlossen werden. Eine Pegelanzeige samt Aussteuermöglichkeit, allerdings nur in groben Schritten, fehlt ebenfalls nicht. Gespeichert wird im MOV-Format mit H.264-Kompression mit bis zu 100 Mbit/s Qualität (in 4K).
Der Handgriff der Fujifilm X-T20 fällt sehr flach aus, so dass vor allem die rutschfeste Gummibeklebung für den nötigen halt sorgt. [Foto: MediaNord]
Die Fujifilm X-T20 bietet drei Schnittstellen: Eine 2,5 mm Klinkenbuchse für ein Fernauslösekabel oder Stereomikrofon, eine Micro-USB-Buchse zum Aufladen und Datenaustausch sowie Micro-HDMI für das Videosignal. [Foto: MediaNord]
Sowohl bei Foto-, als auch bei Videoaufnahmen lassen sich die Fujifilm-typischen Filmsimulations-Modi aktivieren, die echte oder erdachte analoge Filme bis hin zu einer zuschaltbaren Körnung simulieren. Hier kann man sich wunderbar kreativ ausleben und den Fotos ein individuelles Aussehen verleihen, das sich von der Masse der Fotos abhebt, ohne dass man dabei Bilddetails verliert. Wer möchte, kann aber auch stärker bildverfälschende Filtereffekte wie Spielzeugkamera, Miniartureffekt etc. aktivieren.
Fast unsichtbar besitzt die X-T20 zudem einen integrierten Blitz, der weit mehr als die Standardfunktionen wie Langzeitsynchronisation oder einen Anti-Rote-Augen-Vorblitz beherrscht. Es gibt eine Blitzbelichtungskorrektur, rote Augen lassen sich wahlweise statt oder zusätzlich zum Vorblitz mit einer automatischen digitalen Retusche entfernen und auch eine manuelle Blitzleistungsregelung in sieben Stufen bis hin zu 1/64 der vollen Leistung stehen neben einer Blitzbelichtungskorrektur zur Verfügung. Die geringe Leitzahl von (gemessen) 5,8 sowie die Blitzsynchronzeit von nur 1/180 Sekunde reißen hingegen niemanden vom Hocker. Für den Blitzeinsatz muss der Fotograf zudem selbst im Automatikmodus aktiv werden und die mechanische Entriegelung betätigen. Als Steuergerät zur drahtlosen Blitzsteuerung taugt der integrierte Blitz ebenfalls nicht, dafür muss ein geeigneter externer Systemblitz auf dem TTL-Blitzschuh stecken.
Die Wiedergabefunktion ermöglicht einige grundlegende Bildbearbeitungsfunktionen wie etwa den Beschnitt. Mehr Möglichkeiten bietet der integrierte Rohdatenkonverter. Interessant ist zudem die Fotobuchfunktion, die Fujifilm als Fotobuch-Dienstleister in seine Kameras integriert. Dank WLAN lässt sich die X-T20 mit einem Smartphone oder sogar Computern verbinden. Über eine dauerhafte WLAN-Verbindung kann die Kamera das GPS des Smartphones anzapfen, wobei sich die Kamera ganz normal verwenden lässt, nur, dass die Bilder eben mit Koordinaten versehen sind. Mit Hilfe der entsprechenden App ist zudem eine drahtlose Bildübertragung möglich, auch eine Fernsteuerfunktion samt Livebildübertragung bietet die App. Die Autosave-Funktion erlaubt die drahtlose Datensicherung der Bilder auf dem heimischen PC. Details zur App sind dem Fototipp in den weiterführenden Links zu entnehmen.
Bildqualität
Mit ihrem abweichenden Farbfilter X-Trans statt Bayer sind die Fujifilm-Bildsensoren etwas ganz Besonderes. Die Verteilung mit unterschiedlich großen Clustern im Grün-Kanal und der Verteilung von roten und blauen Filtern in jeder Zeile und Spalte kommt dem analogen Filmkorn näher als bei normalen Bayer-Sensoren. Auf einen Tiefpassfilter kann ohne Gefahr von Moiré verzichtet werden. Der Sensor der X-T20 löst, wie viele andere APS-C-Kameras auch, 24 Megapixel auf, was seit dem Ausstieg von Samsung die höchste Auflösung im APS-C-Bereich ist. Um der Bildqualität auf den Zahn zu fühlen, haben wir die X-T20 mit dem Setobjektiv, das zusammen mit der Kamera zu einem Preis von knapp 1.200 Euro verkauft wird, getestet. Es handelt sich dabei um ein hochwertiges, F2,8-4 lichtstarkes 18-55mm-Zoom, das einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von ca. 27 bis 83 Millimetern abdeckt. Der ausführliche Labortest mit detaillierten Diagrammen, auf denen die folgenden Betrachtungen beruhen, kann gegen eine kleine Gebühr über die weiterführenden Links abgerufen werden. Zudem bieten wir eine Prepaid-Flatrate ab umgerechnet 2,08 Euro monatlich für den zeitlich beschränkten Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv mit fast 1.700 Tests von Kameras, Objektiven sowie deren Kombinationen an. Darunter sind auch Tests fast aller für die X-T20 erhältlichen Autofokus-Objektive zu finden, was bei der Kaufentscheidung hilfreich sein kann. Auch wer diesen kostenlosen Kameratest finanziell honorieren und damit unsere redaktionelle Arbeit unterstützen möchte, kann dies über den Kauf eines Labortests tun, auch wenn dieser vielleicht für einen persönlich gar nicht im Detail von Interesse ist.
Der APS-C-Sensor der Fujifilm X-T20 löst 24 Megapixel auf. Dank des X-Trans-Farbfilters benötigt er keinen Tiefpassfilter zum Unterdrücken von Moirés. Seine Stärke liegt vor allem bei der sehr guten Farbwiedergabe. [Foto: MediaNord]
Das 18-55 zeigt an der X-T20 die gewohnt hohe Leistung, so sind Randabdunklung, Verzeichnung und Farbsäume nahezu vollständig auskorrigiert, was nicht zuletzt an Fujifilms Lens Modulation Optimizer (LMO) liegt, der die Bilder im getesteten JPEG-Modus von optischen Fehlern befreit und sogar den Beugungseffekt in Grenzen kompensieren kann. Bei der Auflösungsmessung ist diese Optimierung durchaus an den Messwerten ablesbar. So steigt bei allen Brennweiten die Auflösung beim Abblenden nach einem leichten Abfall plötzlich wieder leicht an, parallel dazu nehmen die Schärfeartefakte zu. Das Auflösungsmaximum liegt bei knapp 58 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast. Ein im Prinzip sehr guter Wert, aber für 24 Megapixel auch nicht überragend, sondern erwartbar. Vor allem bei kurzer und mittlerer Brennweite ist die Auflösung über einen großen Blendenbereich hinweg gut und bewegt sich bis hinunter zu F11 bei 48 und mehr lp/mm. Auch am Bildrand wird mit 42 bis 49 lp/mm eine hohe Auflösung erreicht, der Randabfall der Auflösung bleibt damit gering und bewegt sich auf Festbrennweitenniveau. Bei langer Brennweite schwächelt das Objektiv etwas, vor allem abgeblendet verliert es an Auflösung. So sinkt die Auflösung von 51 lp/mm bei F4 auf 38 lp/mm bei F8, erreicht bei F11 hingegen wieder 40 lp/mm. Am Bildrand bewegt sich die Auflösung bei 55 mm zwischen 43 und 32 lp/mm, womit der Randabfall zwar ebenfalls gering ist, aber die Auflösung reicht nur gerade noch für scharfe Bilder bis 20 mal 30 Zentimeter Druckformat, aber nicht viel mehr.
Der APS-C-Bildsensor weist mit seiner Auflösung von 24 Megapixeln ungefähr einen Pixelabstand von 3,9 µm auf, was nicht heißt, dass die Pixel ebenso groß sind. Es handelt sich um einen üblichen CMOS-Sensor ohne BSI-Architektur, das heißt die Leiterbahnen verdecken einen gewissen Teil der lichtempfindlichen Fläche. Die X-T20 erreicht bis ISO 400 einen guten Signal-Rauschabstand von über 40 dB, bis ISO 3.200 bleibt der Wert im akzeptablen Bereich von über 35 dB. Das Rauschen weist ein äußerst feines Korn auf, sichtbar wird das Helligkeitsrauschen jedoch erst oberhalb von ISO 3.200, Farbrauschen spielt praktisch keine Rolle. Die Rauschunterdrückung wirkt sich ab etwa ISO 800 auf die Details aus, bis ISO 1.600 sind aber noch mehr als ausreichend davon übrig. Bei ISO 3.200 zeigt sich bereits ein leichter Verlust feinster Bilddetails, aber selbst ISO 6.400 ist noch mit durchaus akzeptabler Bildqualität verwendbar. Es schadet auch nicht, die Rauschunterdrückung in der Kamera etwas zurückzunehmen und lieber etwas mehr vom "Korn" zuzulassen, das tut den Bildern bei ISO 3.200 und 6.400 gut. Höher sollte man die Empfindlichkeit nur im Notfall drehen oder muss dann mit entsprechenden Bildqualitätsverlusten leben.
Akku und SD-Speicherkarte werden bei der Fujifilm X-T20 an der Unterseite entnommen. Man sollte auf eine schnelle UHS-I-Speicherkarte achten, um die bis zu 60 MB/s schnelle Kamera nicht unnötig auszubremsen. [Foto: MediaNord]
Sehr ungünstig platziert hat Fujifilm das Stativgewinde der X-T20. Ab besten holt man sich den passenden griff mit Arca-Swiss-Aufnahme, der zudem die Handhabung der Kamera verbessert. [Foto: MediaNord]
Die Eingangsdynamik ist bei Fujifilm in JPEG nicht besonders gut, die X-T20 stellt keine Ausnahme davon dar. Sie erreicht nur gut neun bis 9,5 Blendenstufen Dynamikumfang, hält diesen aber über einen großen Empfindlichkeitsbereich bis hinauf zu ISO 12.800. Die Tonwertkurve verläuft leicht angesteilt für knackigere Mittenkontraste, wobei der Tonwertumfang von sehr guten über 224 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen bei ISO 100 und 200 über gute mehr als 192 Stufen bis ISO 800 auf akzeptable über 160 Stufen bei ISO 3.200 abfällt. Dabei fällt jedoch auf, dass der Rot- und vor allem der Blaukanal etwas schwächer ausfallen – kein Wunder, stehen hier doch deutlich weniger Pixel als im Grünkanal zur Verfügung. Das führt jedoch dazu, dass bei leicht höheren ISO-Empfindlichkeiten bereits sichtbare Abstufungen in Helligkeitsverläufen auftreten können. Vor allem bei Landschaftsaufnahmen mit viel blauem Himmel sollte man also tunlichst bei ISO 200 bleiben und keinesfalls mehr als ISO 800 einstellen, denn dann gäbe es nur noch 128 und weniger Helligkeitsstufen.
Sehr gut zeigt sich die X-T20 wiederum bei der Farbtreue, Farbtöne werden überwiegend sehr genau und nur bei einzelnen Fabtönen mit leichten Abweichungen wiedergegeben, die aber alle im geringen Rahmen bleiben. Die stärkste Abweichung ist bei Lila zu verzeichnen, das Richtung Magenta "abrutscht". Ebenfalls sehr gut ist die tatsächliche Farbtiefe mit über vier Millionen Farben bis hin zu hohen ISO 3.200, bei niedrigsten Empfindlichkeiten sind es sogar an die acht Millionen Farbnuancen. Hier macht der Fujifilm so leicht keiner etwas vor.
Fazit
Auch wenn die Fujifilm X-T20 mit 900 Euro gut 200 Euro teurer ist als ihr Vorgängermodell, bietet sie weiterhin ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Verarbeitung ist auf sehr guten Niveau, auch die Bedienung ist sehr gut gelöst. Etwas Federn lassen muss die kompakte Systemkamera nur beim etwas zu kleinen Griff und den etwas zu rutschigen Daumen- und Zeigefinger-Bedienrädern. Die Individualisierungsmöglichkeiten in der Bedienung jedenfalls lassen kaum Wünsche offen. Das Klappdisplay erlaubt neben dem hochauflösenden Sucher eine flexible Fotografie. Der Autofokus ist vor allem beim Verfolgen bewegter Motive schnell, erreicht im Einzelsprint jedoch keine Bestwerte. Die gute Serienbildleistung eignet sich auch für Action-Fotografie. Videografen kommen mit der 4K-Auflösung und dem Mikrofonanschluss ebenfalls auf ihre Kosten. Die Bildqualität der X-T20 ist insgesamt sehr gut. Die Auflösung ist hoch, die Farbwiedergabe sehr genau. Etwas einschränkend wirken höchstens der Dynamikumfang und die Helligkeitsverläufe im Blaukanal. Gegenüber der nicht mehr erhältlichen X-T10 bietet die X-T20 jedenfalls einen nennenswerten Mehrwert und für Fotografen, denen die X-T2 zu teuer ist, ein hohes Leistungsniveau zum Kaufpreis. Nicht unerwähnt bleiben sollte die große Auswahl wirklich hervorragender XF-Objektive.
Kurzbewertung
- Hochwertiges Gehäuse
- Sehr gute Bildqualität bis ISO 1.600
- Hochauflösender Sucher und flexibel klappbarer Touchscreen
- Umfangreiche Ausstattung
- Direktes Bedieninterface mit vielen anpassbaren Tastenfunktionen
- Multifunktions-Bedienräder etwas rutschig
- Ungünstig platziertes Stativgewinde
- Magerer Dynamikumfang (in JPEG)
Technische Daten
Modell |
Fujifilm X-T20 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 24,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
6.000 x 4.000 (3:2) |
Video (max.) |
3.840 x 2.160 30p |
Objektivanschluss |
|
Sucher |
2,36 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 0,6-fach (KB-äquivalent), Vergrößerung 0,9-fach (Sensor-bezogen) |
Monitor |
3,0" (7,6 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, beweglich, Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (256 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-2 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Fujifilm, Standard-Mittenkontakt |
Konnektivität |
WLAN |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) Mikrofoneingang |
GPS |
extern (Smartphone-Verbindung) |
Serienbildfunktion |
max. 8,0 Bilder/s und max. 62 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich, Kontrast (77 Sensor(en)) |
Akkulaufzeit |
350 Aufnahmen gem. CIPA-Standard (USB-Ladefunktion vorhanden) |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC, UHS I) |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 200 bis 12.800, manuell ISO 100 bis 51.200 |
Abmessungen |
118 x 83 x 41 mm (B x H x T) |
Gewicht |
380 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/CD3OS (mit Preisvergleich) |