Spiegellose (obere) Mittelklasse-Systemkamera
Testbericht: Fujifilm X-T3
Seite 3 von 5, vom 2018-11-05 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Herzstück der Fujifilm X-T3 ist neben dem Vierkernprozessor der neue, 26 Megapixel auflösende APS-C-Sensor. Das ist eigentlich nur minimal mehr als die bisherigen 24-Megapixel-Sensoren bieten, insofern erscheint das Versprechen Fujifilms, der Signal-Rauschabstand sei identisch geblieben, bei entsprechenden technologischen Fortschritten durchaus glaubhaft. Immerhin handelt es sich um einen BSI-Sensor, der durch die rückwärtige Belichtung etwas mehr lichtempfindliche Fläche bietet als herkömmliche Bildsensoren. Um die Bildqualität zu ermitteln, haben wir sie in unserem Testlabor mit dem Fujifilm-Mittelklassezoom Fujinon XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS durchgemessen. Die Ergebnisse, auf denen die folgenden Betrachtungen beruhen, sind wie immer über die weiterführenden Links gegen eine kleine Gebühr abrufbar. Außerdem bieten wir neben dem Einzelabruf auch eine zeitlich begrenzte Prepaid-Flatrate für den Zugriff auf das gesamte Labortestarchiv mit über 1.800 Tests an, darunter zahlreiche Tests von zur X-T3 passenden Objektiven. Mit einem Kauf wird übrigens auch unsere Arbeit an kostenlosen Tests wie diesem unterstützt.
Die effektive Auflösung der X-T3 ist laut Labormessung praktisch nicht höher als bei der X-T2, was bei dem marginalen Sprung von 24 auf 26 Megapixel (das sind je vier Prozent mehr Pixel in der Breite und Höhe) nicht anders zu erwarten war. Knapp 63 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent werden bei 50 Prozent Kontrast im Bildzentrum bei kurzer und mittlerer Brennweite erreicht, wenn man auf F5,6 abblendet. Fujifilm setzt eine digitale Optimierung ein, die die Auflösung im Bildzentrum und auch an den Bildrändern blendenabhängig durch unterschiedlich starke Kontrastanhebung (Nachschärfung) anhebt. Das führt zu leichten "Wellen" in der Auflösungsmessung und auch bei der Ermittlung der Schärfeartefakte, denn jedes Exemplar eines Objektivs verhält sich individuell, während die Bildqualitätsoptimierung einen guten Mittelweg für das jeweilige Modell gehen muss. In der Praxis bietet das 18-55 eine hohe Auflösung von der Bildmitte bis zum Bildrand auch schon bei Offenblende, die einzige Ausnahme ist die Randauflösung bei mittlerer Brennweite und Offenblende, die etwas hinter den anderen Messwerten zurückbleibt. Insgesamt kann sich das Objektiv, das man für etwa 400 Euro Aufpreis bei der knapp 1.500 Euro teuren X-T3 miterwerben kann, aber sehen lassen. Optische Fehler wie Verzeichnung, Randabdunklung und Farbsäume treten in der Kombination praktisch gar nicht auf.
Der Akku der Fujifilm X-T3 reicht für fast 400 Aufnahmen und lässt sich wahlweise in der Kamera via USB-C oder extern im mitgelieferten Ladegerät aufladen. [Foto: MediaNord]
Den versprochenen, trotz höherer Auflösung identischen Signal-Rauschabstand bestätigt unsere Labormessung. Gute 42 dB sind es bei ISO 80 und bis ISO 400 bleibt die X-T3 im guten Bereich von über 40 dB. Erst oberhalb von ISO 1.600 fällt sie unter die kritische Marke von 35 dB, bei ISO 3.200 aber nur ganz leicht. Dabei zeigt sich das Rauschen über den gesamten Empfindlichkeitsbereich feinkörnig und frei von Farbrauschanteilen. Das leichte Helligkeitsrauschen wird mit steigender Empfindlichkeit langsam stärker und oberhalb von ISO 3.200 langsam sichtbar, bei den beiden höchsten Empfindlichkeiten von ISO 25.600 und 51.200 stärker. Diese zählt Fujifilm jedoch zur ISO-Erweiterung, man sollte also mit Bildqualitätseinbußen rechnen. Gleiches gilt für ISO 80 und 100, dazu gleich mehr.
Die Rauschunterdrückung greift erst oberhalb von ISO 800 messbar ein, sorgt dann bei steigender Empfindlichkeit aber schnell für sichtbare Detailverluste. Bei ISO 1.600 halten sie sich noch im Rahmen, werden bei ISO 3.200 aber schon erheblich stärker, sodass man schnell kleine Detailverluste in feinen Strukturen bemerkt. Ein High-ISO-Monster ist die X-T3 also nicht unbedingt. Als Ausgleich dafür bietet das Fujifilm-X-System viele lichtstarke Objektive, die bereits bei Offenblende eine hohe Auflösung erreichen, was hier am Rande angemerkt sei.
Die Eingangsdynamik war, zumindest in JPEG, in dem unsere Labormessungen erfolgen, bisher nicht gerade eine Stärke von Fujifilm. Das hat sich mit der jüngsten Kamerageneration gebessert und auch die X-T3 profitiert davon. Im Bereich von ISO 160 bis 12.800 liegt dieser bei über zehn Blendenstufen und erreicht teilweise fast elf Blendenstufen. Interessanterweise liegt das Maximum bei ISO 1.600, was durch die hier stärker einsetzende Rauschunterdrückung zu erklären ist, die hellere Rauschpixel aus dunklen Bereichen herausfiltert und damit als Nebeneffekt die Dynamik etwas verbessert. Bei ISO 80 und 100 beträgt der Dynamikumfang weniger als zehn Blendenstufen. Das ist ein Resultat der Signaldämpfung, die zum Erreichen einer niedrigeren Empfindlichkeit als der Grundempfindlichkeit von ISO 160 des Bildsensors erforderlich ist. Auch an der Tonwertkurve lässt sich das ablesen: Sie verläuft bei ISO 80 und 100 flacher als ab ISO 160, wo eine deutliche Ansteilung der Mittenkontraste für knackigere Bildergebnisse zu beobachten ist.
Der Ausgangs-Tonwertumfang ist im Bereich von ISO 80 bis 400 mit über 224 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen sehr gut und sinkt bis ISO 1.600 kontinuierlich herab auf einen akzeptablen Wert von kapp unter 128 Abstufungen. Feine Helligkeitsverläufe zeigen sich also immer schlechter differenziert, je höher man die Empfindlichkeit schraubt. Kritisch wird es oberhalb von ISO 6.400 mit weniger als 96 Abstufungen.
Der VPB-XT3 Batteriegriff verbessert nicht nur die Ergonomie, sondern bietet auch zwei zusätzlichen Akkus für eine längere Laufzeit Platz. [Foto: Fujifilm]
Die Farben sind seit jeher eine Stärke der Fujifilm-Sensoren, was nicht zuletzt an der abweichenden Farbfiltermatrix liegt, die in jeder Zeile und Spalte alle drei Grundfarben abdeckt. Entsprechend ist die mittlere Farbabweichung gering, selbst die größeren Abweichungen fallen nicht allzu extrem aus. Das sorgt für ausgewogene, subjektiv schöne Farben, etwa ein leicht Richtung Blau verschobenes Cyan oder leuchtendere warme Farbtöne im Rotbereich. Die Genauigkeit des manuellen Weißabgleichs ist (objektiv) laut Messung nahezu perfekt, aber auch die Automatik arbeitet (subjektiv) gut. Die tatsächliche Farbtiefe ist sehr hoch, bei niedrigen Empfindlichkeiten unterscheidet die Fujifilm X-T3 nahezu acht Millionen Farbnuancen. Sogar bis hinauf zu ISO 3.200 sind es noch über vier Millionen, was sich wirklich sehen lassen kann.
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