Kompaktkamera
Testbericht: Fujifilm X30
2014-11-24 Beim Generationensprung von X20 auf X30 hat Fujifilm nicht einfach nur Modellpflege betrieben, sondern das Innenleben gründlich modernisiert. Dazu gehören zum einen die WiFi-Funktionalität und zum anderen ein beschleunigter Autofokus, der je nach Situation und Licht auf Phasenvergleichsmessung oder Kontrast-Autofokus zurückgreift. Mit der X30 verabschiedet sich Fujifilm außerdem vom optischen Sucher und ersetzt diesen durch einen elektronischen der Superlative. Das Display auf der Rückseite ist nach oben und unten klappbar. Ob all diese Neuerungen zusammen mit altbewährten Ausstattungsdetails auch zu einem verbesserten Bildergebnis führen, zeigt der ausführliche Test der Redaktion. (Daniela Schmid)
Die Fujifilm X30 ist eine edle Kompaktkamera im Retrolook, die mit einer vorbildlichen Ausstattung glänzt. [Foto: MediaNord]
Das drei Zoll große Display der Fujifilm X30 kann nach oben und unten geklappt werden. Ergänzt wird es von einem hervorragenden elektronischen Sucher. [Foto: MediaNord]
Der Akku der Fujifilm X30 hat enorm zugelegt. Mit ihm schafft man laut CIPA rund 470 Aufnahmen am Stück, beinahe doppelt so viele wie noch mit der X20. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung Die Kompaktkamera Fujifilm X30 mit fest verbautem Vierfachzoomobjektiv zeigt sich im edlen Retrolook mit genarbtem Kunstleder, viel Metall und zahlreichen Bedienknöpfen, allen voran der Drehknopf zur Belichtungskorrektur. Leider hat die Bauweise der X30 auch ihre Nachteile. Mit einem Gewicht von 423 Gramm und Abmessungen von 119 x 72 x 60 Millimeter ist sie die Wuchtbrumme unter den Kompakten. Zoomen und auslösen funktioniert nicht einhändig und der Handgriff an der Kameravorderseite ist nicht besonders ausgeprägt. Dass die X30 dennoch gut in der Hand liegt, ist zum größten Teil auf die raue Beschichtung zurückzuführen, die ein Abrutschen erschwert. Überhaupt ist die X30 sehr gut verarbeitet. Lediglich die Abdeckungen zum Akkufach und den diversen Anschlüssen wirken etwas billig.
Ihr voluminöses Auftreten verdankt die X30 vor allem dem drei Zoll großen beweglichen Display, dem elektronischen Sucher und dem Systemschuh für externe Blitzgeräte, einer Ausnahme in der Kompaktklasse. Das Display lässt sich zwar nicht zur Seite schwenken, kann aber nach oben und unten geklappt werden. Die Auflösung des Bildschirms ist mit 920.000 Bildpunkten angemessen hoch. Eine Touch-Funktion gibt es nicht. Dafür kann man je nach Vorliebe oder bei ungünstigen Lichtverhältnissen auf den elektronischen Sucher wechseln. Ein Sensor erkennt auf Wunsch, wenn sich das Auge nähert und schaltet automatisch vom Display auf das Sucherbild. Vorurteilen gegen pixelige, zeitverzögerte Sucher, die noch dazu nicht den exakten Bildausschnitt darstellen, begegnet Fujifilm mit einem 2,36 Millionen Bildpunkten auflösenden OLED-Display, einem Vergrößerungsfaktor von 0,65 und einer quasi nicht mess- und spürbaren Verzögerung von 0,005 Sekunden. Das macht das Arbeiten mit dem EVF recht angenehm und stellt eine gute Alternative zum Display dar.
So retro das Bedienkonzept mit den zahlreichen Knöpfen und Drehrädern auf den ersten Blick wirken mag, so angemessen an die Bedürfnisse der modernen Digitalfotografie erweist es sich auf den zweiten. Das durch hohe Ausstattungsvolumen der X30 sehr umfangreiche Hauptmenü muss selten bemüht werden. Das Schnellmenü, das sich hinter der Q-Taste verbirgt, individuell belegbare Tasten und der Steuerring am Objektiv ermöglichen ein rasches Einstellen der Kamera. Und ein eigenes Drehrad für die Belichtungskorrektur ist eine feine Sache. Die Brennweite zwischen 28 und 112 Millimeter umgerechnet auf das Kleinbildformat wird manuell am Zoomring des Objektivs eingestellt. Mit ihm schaltet man die Kamera gleichzeitig ein. Das ist zwar etwas ungewöhnlich, spart aber Zeit, da dadurch auch das Objektiv gleich in Bereitschaft fährt. Arbeitet man mit einem Stativ, so lassen sich Akku und Speicherkarte trotzdem wechseln. Das Stativgewinde befindet sich aber nicht auf der optischen Achse des Objektivs. Bei der Energieversorgung hat Fujifilm nachgebessert und die Akkukapazität von X20 auf X30 nahezu verdoppelt. Gemäß CIPA-Standardmessverfahren sind jetzt 470 Aufnahmen möglich. Die Anwendung in der Praxis bestätigt eine sehr lange Laufzeit.
Ausstattung Wen die zahlreichen Bedienelemente der X30 überfordern, der kann sie auch ohne weiteres als Schnappschusskamera einsetzen. Zusätzlich zum regulären Automatikmodus hat Fujifilm das Programm SR+ auf dem Moduswahlrad untergebracht. Es leistet hinsichtlich Blende und Verschlusszeit das Gleiche wie die Vollautomatik, analysiert aber zusätzlich das Motiv auf weitere Komponenten wie Beleuchtung, Porträt oder Landschaft und wählt aus 17 passenden Motivprogrammen. Mit einer Auswahl an diversen Filtern von Lochkamera über High Tone bis zu partiellen Farbtönen kann man sich kreativ austoben. Das Besondere an einer Fujifilm-Kamera ist die Filmsimulation. Ganze elf Optionen erweitern hier den kreativen Rahmen des Fotografen, darunter Schwarz-Weiß-Filme mit zusätzlichem Farbfilter für verstärkte Kontraste zum Beispiel beim Fotografieren des Himmels. Die Filmsimulation kann auch in den zahlreichen Reihenaufnahmen ausgewählt werden. Welche Filme die Kamera simuliert, lässt sich dabei genau festlegen. Selbstverständlich können auch zu den Klassikern wie Belichtung, ISO, Dynamikbereich und Weißabgleich Belichtungsreihen angefertigt werden – ein Bonus, den nicht jede Edelkompakte bietet. Auch die Einstellungsvielfalt und die Möglichkeit beinahe sämtliche Knöpfe völlig frei nach den eigenen Vorstellungen zu konfigurieren, zeichnen die X30 aus.
Mit 423 Gewicht und Abmessungen von 119 x 72 x 60 Millimetern ist die Fujifilm X30 für eine Kompaktkamera sehr groß und schwer. [Foto: MediaNord]
Die Fujifilm X30 besitzt zahlreiche Drehräder und Tasten, wovon viele individuell belegbar sind. Insgesamt ermöglicht das Bedienkonzept ein flüssiges und unkompliziertes Arbeiten mit der X30. [Foto: MediaNord]
Der neue Prozessor der X30 hebt die Serienbildrate auf zwölf Bilder pro Sekunde, was ein sehr guter Wert ist. Die höchste Geschwindigkeit in der superschnellen Serie hält die X30 zwar nur für knapp drei Sekunden durch, sie schießt aber weiter kontinuierlich Fotos, wenn auch etwas langsamer. Insgesamt stehen vier Geschwindigkeiten plus Autofokusnachführung zur Wahl. Auch die HighSpeed-Serie gibt es, wo bereits vor dem eigentlichen Auslösen und danach Bilder gespeichert werden. Wie viele, ist jeweils im gleich daneben liegenden Setup zu bestimmen. Beschleunigt wurden nicht nur die Serien sondern auch der Autofokus. Durch die Kombination aus Kontrast- und Phasenvergleichs-Autofokus steht der Kamera in jeder Situation die passende Technik zur Verfügung. In der Praxis kann man die X30 durchaus als schnelle Schnappschusskamera empfehlen mit Einschränkungen in diffusen Lichtsituationen. Auf Partys mit schummriger Beleuchtung konnte der Autofokus nicht überzeugen.
Bei den Filmaufnahmen profitiert die X30 ebenfalls vom schnellen Autofokus. Zwar ist das manuelle Verstellen des Zoomrings zum Filmen nicht besonders gut geeignet, die Autofokusnachführung arbeitet aber zuverlässig und ohne lästiges Fokuspumpen. Nutzt man den manuellen Modus oder die Halbautomatiken, so verwendet die Kamera zum Filmen die vorher im Fotomodus gewählten Einstellungen. Schön ist, dass man den Ton einpegeln und damit Übersteuerung vorbeugen kann. Ein externes Mikrofon lässt sich über den Systemschuh oder einen Klinkenstecker nutzen, wenn der Ton perfekt sein soll. Die X30 bietet keine Zeitraffer- oder Zeitlupenaufnahmen, dafür kann man die ISO-Zahl speziell fürs Filmen festlegen und eine Foto- oder Videopriorität einrichten. Fotografiert man während einer Filmaufnahme, unterbricht die Kamera auf Wunsch für das Foto die Filmaufnahme oder filmt unterbrechungsfrei weiter. Im Vergleich zu ihrer Vorgängerin kann die X30 nun auch mit 60 Bildern pro Sekunde arbeiten – selbstverständlich in voller HD-Auflösung mit 1.920 x 1.080 Pixeln.
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