Lichtstarke Kompaktkamera mit großem Multiformat-Bildsensor

Testbericht: Panasonic Lumix DC-LX100 II

2018-12-31 Lange ließ Panasonic die Fans des LX-Topmodells LX100 auf ein Nachfolgemodell warten. Geworden ist es letztlich eine Produktpflege mit höherer Auflösung und Touchscreen, zudem wurde das WLAN mit Bluetooth ergänzt. Das bewährte Konzept aus sehr "analoger" Bedienung, lichtstarkem Zoomobjektiv im kompakten, hochwertigen Gehäuse und großem Micro-Four-Thirds-Sensor, von dem für die Multiformatfunktion nur ein Teilbereich genutzt wird, wurde beibehalten. Ob sich die Bildqualität verbessert hat und welche weiteren Neuerungen sich möglicherweise in der kleinen Kamera verstecken, zeigt unser Test.  (Benjamin Kirchheim)

Ergonomie und Verarbeitung

Rein äußerlich unterscheidet sich die Panasonic Lumix DC-LX100 II kaum von ihrem Vorgängermodell DMC-LX100. Sie wiegt knapp unter 400 Gramm und das Gehäuse im Messsucherkameradesign ist mit einer Breite von gut 11,5 und einer Tiefe von 2,5 Zentimetern sowie einer Höhe von 6,5 Zentimetern recht kompakt, wobei der Sucher hinten und das Objektiv vorne deutlich herausstehen, wodurch die Kamera letztendlich stolze 6,5 Zentimeter in der Tiefe misst. Beim Einschalten werden es je nach Zoomstellung noch einmal 3,4 bis 5,2 Zentimeter mehr. Anders als bei üblichen Kompaktkameras besitzt das Objektiv keinen Lamellenvorhang, sondern einen gewöhnlichen Klemm-Objektivdeckel, den man manuell abnehmen muss, worauf einen das schwarze Livebild auf dem Monitor beziehungsweise im Sucher unmissverständlich hinweist. Der Vorteil aber liegt darin, dass man vorne beispielsweise einen 43mm-Polfilter oder einen Neutraldichtefilter oder andere Filter verwenden kann. Hinter einer Schutzabdeckung befindet sich außerdem ein Bajonettanschluss am festen Teil des Objektivs. Hier lässt sich der optionale automatische Deckel DMW-LFAC1 anbringen, ein äußerst praktisches Zubehör, muss man doch so nie wieder einen Deckel abnehmen, da das ausfahrende Objektiv den automatischen Deckel einfach aufschiebt.

Das Gehäuse besteht größtenteils aus Metall, aber auch Kunststoff kommt zum Einsatz, etwa auf der linken Gehäuseseite, denn hier sitzen die Bluetooth- und die WLAN-Antennen. Auch der zweiteilig ausfahrende Objektivtubus besteht, im Gegensatz zur Objektivfront, aus Kunststoff. Gleiches gilt für die Schnittstellenklappe sowie den Akku- und Speicherkartenfachdeckel. Dichtungen sucht man bei der kleinen Kamera leider vergeblich, ein Spritzwasserschutz war Panasonic wohl angesichts des ausfahrenden Tubus zu aufwändig. Dennoch soll die Staubdichtigkeit des Objektivs verbessert worden sein.

Für eine bessere Handlage sorgt der kleine, mit genarbtem Gummi versehene Griff auf der Vorderseite, auf der Rückseite befindet sich eine ebenso gummierte Daumenauflage für den nötigen Gegenhalt. Als Handschmeichler kann man die LX100 II jedoch nicht bezeichnen, hier steht das Design im Vordergrund. 15 Knöpfe, allesamt recht klein und mit schwachem Druckpunkt, zwei Schiebeschalter und fünf Einstellringe sowie der Einschalthebel, die Zoomwippe und der mit guten Druckpunkten versehene Auslöser sorgen dafür, dass man die LX100 II sehr direkt bedienen kann. So gibt es für die Blende, die Belichtungszeit und die Belichtungskorrektur direkte Wahlräder mit konkreten Zahlenwerten.

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Während der Blendenring und das Belichtungskorrekturrad in Drittelstufen rasten, bietet das Belichtungszeitenrad nur volle Lichtwertstufen. Eine Feinkorrektur ist über das hintere, den Vierwegewähler umgebende Drehrad möglich. Allerdings sind die Druckpunkte recht leicht, sodass man beim Einstellen der Belichtungszeit beispielsweise plötzlich den Weißabgleich verstellt, weil man zu sehr den Ring gedrückt hat. Auch das Belichtungskorrekturrad ist nicht ganz optimal. Für die exponierte Position verstellt es sich viel zu leicht. Vorsicht: Im Automatikmodus iA+ ist das Belichtungskorrekturrad aktiv, im iA-Modus hingegen nicht.

Ein Highlight der LX100 II ist das F1,7-2,8 lichtstarke 24-75mm-Zoom. Wie bereits erwähnt, steht es weit aus dem Gehäuse heraus und bietet somit Platz für alle "objektivbezogenen" Bedienelemente. Ganz vorne sitzt der Blendenring, dahinter ist ein stufenlos arbeitender Multifunktionsring untergebracht. Er arbeitet je nach Modus beispielsweise als Zoom- oder Fokusring, kann aber auch mit anderen Funktionen belegt werden. Links am Objektiv sitzt der Fokuswahlschiebeschalter, der eine Umschaltung zwischen Autofokus, Makro-Autofokus und manuellem Fokus erlaubt. Die Betriebsarten AFS, AFC und AFF hingegen werden hier nicht eingestellt. Mit deutlich unter 0,2 Sekunden fokussiert die LX100 II sehr schnell, auch die Auslöseverzögerung ist mit 0,03 Sekunden sehr flott, sodass vom Drücken des Auslösers bis zur Bildaufnahme inklusive Fokussierung von unendlich auf zwei Meter stets unter 0,2 Sekunden vergehen.

Im Weitwinkel erlaubt das Objektiv Makroaufnahmen ab drei Zentimetern Entfernung von der Frontlinse. Das erschwert die Beleuchtung, bietet im 3:2-Seitenverhältnis aber immerhin ein 5,5 mal 3,7 Zentimeter kleines Bildfeld. Der Telemakromodus mit 30 Zentimetern Mindestaufnahmedistanz haut hingegen mit seinem 15 mal 10 Zentimeter großen Minimalbildfeld niemanden vom Hocker. Beim manuellen Fokus unterstützt die LX100 II den Fotografen übrigens mit einem Entfernungsbalken, einer automatischen Lupenfunktion und dem Fokuspeaking.

Äußerst spannend und im Bereich der Digitalkameras selten zu finden ist der Multiformatsensor. Am Objektiv befindet sich ein Wahlschalter für das Bildseitenverhältnis von 3:2 über 16:9 und 1:1 bis hin zu 4:3. Mit Ausnahme von 1:1 arbeiten alle Seitenverhältnisse mit identischem Bildwinkel, das heißt bei 16:9 kommt ein breiterer, aber weniger hoher Ausschnitt des Bildsensors zum Einsatz als bei 4:3. Normalerweise beschneiden Kameras Das Bild einfach, wodurch sich jedoch die Diagonale verkürzt und damit der Bildwinkel schrumpft. Der Trick der LX100 II ist dabei ganz simpel: Vom physikalisch knapp 22 Megapixel auflösenden Micro-Four-Thirds-Sensor wird nur ein Bildausschnitt benutzt, so dass Luft bleibt für die verschiedenen Seitenverhältnisse. Der Cropfaktor entspricht dabei nicht zwei, wie bei Micro Four Thirds eigentlich üblich, sondern 2,2. Die maximale Auflösung liegt je nach Seitenverhältnis bei höchstens 17 Megapixeln, die im 4:3-Format erreicht wird. Gerade Fans des 16:9-Seitenverhältnisses dürfte das freuen, können sie so doch echte 24mm-Breitbild-Fotos aufnehmen. Im Videomodus gilt das allerdings nicht unbedingt, mehr dazu im Abschnitt "Ausstattung".

Eine Neuerung gegenüber dem Vorgängermodell ist der mit 1,23 Millionen Bildpunkten höher auflösende Bildschirm, bei dem es sich zudem nun um einen praktischen Touchscreen handelt. Eine Beweglichkeit fehlt hingegen weiterhin. Das 3:2-Seitenverhältnis ist ein guter Kompromiss, um von 1:1 bis 16:9 eine möglichst große Bildschirmfläche im Livebild nutzen zu können. Mit maximal 780 cd/m² Helligkeit lässt sich der Bildschirm problemlos auch bei Sonnenlicht noch ausreichend gut ablesen. Im Menü kann man übrigens nicht nur die Helligkeit einstellen, sondern auch eine Farbkorrektur vornehmen und zwischen 30 und 60 Bildern pro Sekunde Bildwiederholrate wählen. Ersteres schont den Akku etwas, letzteres sorgt für ein flüssigeres Livebild.

Die Touchfunktion dient nicht nur zur Wahl des Autofokusfelds und optional zum Auslösen, sondern auch zum Bedienen der Kamera. Trotz der vielen Tasten lassen sich sogar die Menüs per Berührung einstellen und zusätzlich zu den vielen konfigurierbaren Funktionstasten werden weitere, frei belegbare Touchbedienfelder auf dem Bildschirm eingeblendet. Manchmal ist es sogar einfacher, kurz etwas auf dem Bildschirm zu tippen, statt die entsprechende Taste zu suchen, deren Beschriftungen sehr klein und im Dunkeln kaum abzulesen sind.

Neben den vielen Tasten bietet die LX100 II das übliche Quick-Menü für weitere Aufnahmeeinstellungen. Das Hauptmenü gliedert sich je nach Aufnahmemodus in bis zu sieben Kategorien mit bis zu acht Menüpunkten pro Bildschirmseite, von denen es bis zu sieben gibt. So lassen sich jede Menge Einstellungen vornehmen, worunter jedoch die Übersichtlichkeit leidet. Um diese etwas zu verbessern, bietet die LX100 II nun auch ein "Mein Menü", in dem sich bevorzugte Menüpunkte individuell zusammenstellen lassen. Auch drei Benutzerspeicher für Aufnahmevoreinstellungen sind in den Menüs versteckt.

Der elektronische Sucher ist gegenüber dem Vorgängermodell unverändert und zählt sicher nicht mehr zu den besten Suchern am Markt, besitzt aber grundsolide Eckdaten, vor allem, wenn man die beengten Platzverhältnisse berücksichtigt. So liegt die Auflösung immerhin bei 2,7 Millionen Bildpunkten, die 0,7-fache Vergrößerung im Kleinbildäquivalent sorgt für eine gute Größe. Sogar an eine weitreichende Dioptrienkorrektur hat Panasonic gedacht, zumal sich der Sucher mit Brille knapp nicht mehr komplett überblicken lässt. Der Touchscreen bleibt beim Blick durch den Sucher für die Wahl des AF-Felds aktiv, was für "Linksäuger" etwas unglücklich ist. Zwar steht der Sucher für einen besseren Blickkomfort hinten etwas hervor, aber die Nase berührt trotzdem den Bildschirm und bedient damit ungewollt die Touchfunktion. Sehr praktisch ist der Augensensor, der den Sucher automatisch aktiviert, wenn man die Kamera vor das Auge nimmt.

Sowohl auf dem Bildschirm als auch im Sucher lassen sich eine 3D-Wasserwaage, ein Livehistogramm und Gitterlinien zur besseren Bildkomposition einblenden. Auch eine Belichtungsvorschau bietet die LX100 II, allerdings erst, wenn der Auslöser halb gedrückt wird. Auch die Blende schließt sich dabei auf den eingestellten Wert, sodass man einen Eindruck der Schärfentiefe direkt im Livebild bekommt.

Äußerst spärlich fällt die Schnittstellenausstattung aus. Hinter einer Kunststoffklappe verbergen sich lediglich eine Micro-HDMI- sowie eine Micro-USB-Buchse. Immerhin taugt letztere zum Aufladen des wechselbaren Lithium-Ionen-Akkus, wobei die LX100 II im Gegensatz zu manch anderer Kamera erfreulicherweise wenig wählerisch bei der Stromquelle ist. Ein USB-Ladegerät liegt der Kamera bei, eine externe Ladeschale gibt es hingegen nur noch optional. Am Ärgerlichsten ist aber sicher das Fehlen eines Mikrofonanschlusses für Videoaufnahmen.

Der Lithium-Ionen-Akku wird, wie die SD-Speicherkarte, auf der Kameraunterseite entnommen. Gut 300 Aufnahmen sind mit dem Akku nach CIPA-Standard möglich, geht man etwas sparsamer mit der Energie um, sind auch 400 Bilder kein Problem. Das SD-Speicherkartenfach unterstützt die Standards SDHC, SDXC und UHS I. Trotz schneller Speicherkarte blieb die Schreibgeschwindigkeit mit unter 40 MB/s jedoch deutlich hinter unseren Erwartungen an eine moderne Kamera zurück. Der UHS-I-Standard erlaubt fast dreimal so schnelle Speichergeschwindigkeiten, wie die LX100 II erreicht. Dennoch fühlt sich die Kamera zu keinem Zeitpunkt langsam oder träge an, denn der Serienbildpuffer ist groß genug (mehr dazu im nächsten Abschnitt) und die Kamera blockiert während des Speicherns keinerlei Funktionen, bleibt also voll bedienbar.

Etwas ungünstig platziert hat Panasonic übrigens das Metallstativgewinde, denn es sitzt nicht nur außerhalb der optischen Achse, sondern auch noch direkt neben dem Akku- und Speicherkartenfach, wodurch selbst kleinste Stativschnellwechselplatten den Zugang blockieren. Eine USB-Dauerstromversorgung ist übrigens nicht möglich, für den Netzbetrieb (etwa für die Intervallfunktion) muss ein entsprechender Adapter für das Akkufach erworben werden, die Kabeldurchführung ist bereits vorgesehen.

Fortsetzung auf Seite 2

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