Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-G3

Seite 2 von 2, vom 2011-08-10 (Autor: Martin Vieten)Zur Seite 1 wechseln

Der Autofokus ist beeindruckend schnell – zumindest für eine Kamera, die mit Kontrastmessung auf dem Bildsensor arbeitet. Im Durchschnitt hat die G3 nach rund 0,3 Sekunden scharf gestellt, langsamer war die Vorgängerin indes auch nicht. Beeindrucken kann der Nachführ-AF, der an der G3 zudem im Videomodus zur Verfügung steht. Bei Filmaufnahme ist jedoch nicht zu übersehen, dass der Autofokus etwas pumpt, bis er sein Ziel gefunden hat. Ebenfalls als nicht ganz so wirksam hat sich bei Filmaufnahmen der optische Bildstabilisator erwiesen – Videoaufnahmen mit der G3 gelingen deutlich weniger schwankend vom Stativ aus. Beim Fotografieren macht der optische Bildstabilisator indes einen guten Job, das Sucherbild steht jedenfalls wie festgetackert. Für Mitzieher lässt sich der Stabilisator in einen speziellen Modus schalten, bei dem nur noch vertikale Kamerabewegungen ausgeglichen werden.

Bildqualität So sehr uns vor knapp einem Jahr die Lumix G2 begeistert hat – bei der Bildqualität konnte sie nicht ganz die in sie gesteckten Erwartungen erfüllen. Umso spannender war also jetzt die Frage, ob die G3 bessere Bildergebnisse liefert – zumal Panasonic die Sensorauflösung auf 16 Megapixel erhöht hat. Diese Frage musste die G3 auf einem harten Parcours durch das neue DIWA-Testlabor von digitalkamera.de beantworten. Das ausführliche Laborprotokoll kann wie immer gegen ein kleines Entgelt abgerufen werden (siehe weiterführende Links).

Schon ein erster Blick auf die Labordaten macht klar: Geschadet hat der G3 die Auflösungssteigerung und die damit einhergehende höhere Pixeldichte auf keinen Fall. Die Eingangsdynamik bliebt bis ISO 1.600 auf einem hohen Niveau von annähernd 10 Blendenstufen (EV) – und verfehlt damit nur ganz knapp eine Spitzenbewertung in dieser Disziplin. Jenseits der ISO 1.600 nimmt der Dynamikumfang jedoch rapide ab. Ein Blick auf die Kurve des Luminanzrauschens zeigt, warum: Bis ISO 1.600 bleibt das Helligkeitsrauschen im grünen Bereich, bei höheren Empfindlichkeitswerten steigt es indes steil an. Das wesentlich lästigere Farbrauschen bleibt hingegen stets unkritisch und hat etwas unerwartet seinen kleinen Peak bereits bei ISO 200 – ein untrügliches Zeichen dafür, dass bei höheren ISO-Zahlen die Rauschunterdrückung eingreift. Betrachtet man die Aufnahmen der G3, so kann man auch ohne entsprechende Labordaten der Rauschunterdrückung ein sehr gutes Zeugnis ausstellen: Selbst bei ISO 3.200 zeigen die Aufnahmen noch mehr Details, als die Rauschkurven vermuten ließen, bis ISO 1.600 gibt es annähernd gleich viele Details wie bei der Basisempfindlichkeit.

Dazu könnte allerdings auch das Objektiv einen großen Beitrag leisten, und zwar ganz und gar nicht im positiven Sinne: Löst die Optik schlecht auf, liefert sie auch keine Details, die die Rauschunterdrückung wegbügeln kann. In der Tat sind die MTF-Kurven des G Vario 14-42/1:3.5-5.6 an der G3 alles andere als beeindruckend: Zwar löst diese Kamera-/Objektivkombination bezogen auf einen Kleinbildsensor rund 40 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) auf, an sich ein akzeptabler Wert. Leider gilt das nur fürs Bildzentrum, zu den Bildrändern hin verschlechtert sich die Auflösung rapide. Am Bildrand werden selbst unter günstigsten Bedingungen nicht einmal 30 lp/mm erreicht – ein Wert, den auch gute Kompaktkameras schaffen. Bedingt durch die relativ kleine Sensorfläche nimmt die tatsächlich erzielbare Auflösung jenseits von Blende 8 ab, es kommt bereits zu auflösungsmindernden Beugungseffekten. Wacker schlägt sich die Optik hingegen bei der Verzeichnungsmessung, mit weniger als einem Prozent sind Verzeichnungen praktisch nicht sichtbar. Auch chromatische Aberrationen (Farbsäume an Kontrastkanten) sind allenfalls bei Offenblende ein kleines Problem – bemerkenswert für ein Objektiv dieser Preisklasse.

Bei der Farbwiedergabe gibt die G3 ein uneinheitliches Bild ab. Der manuelle Weißabgleich stimmt Farben sehr gut ab. Der automatische Weißabgleich hat dagegen das eine oder andere Mal Schwierigkeiten, die korrekte Einstellung zu finden. Insbesondere bei Motiven im Schatten oder diffusem Licht verstärkt er die vorherrschenden Farben, etwa das Grün im tiefen Wald. Überhaupt zeigen die Aufnahmen eine leicht übertriebene Vorliebe für Grün- und Magentatöne. Dass es die G3 mit der Farbtreue nicht immer so ganz genau nimmt, zeigen auch die entsprechenden Messungen im Labor. Immerhin verkneift sich die Kamera übersättigte Farben, die Farbwiedergabe ist zwar eher kräftig abgestimmt, aber keineswegs knallig. Das gilt ähnlich auch für die Tonwertkurve, die moderat Richtung "knackig" tendiert. Den Bildbearbeiter freut diese Abstimmung weniger, dafür umso mehr den Fotografen, der seine Aufnahmen ohne viel Federlesen auf Papier oder am Monitor präsentieren möchte. Für Freunde der Bildbearbeitung zeichnet die Lumix G3 auch im hochwertigen RAW-Format auf, das die kleinen Schwächen der Bildaufbereitung in der Kamera umgeht. Alles in allem liefert die Lumix G3 eine deutlich bessere Bildqualität als noch ihre Vorgängerin, ihr volles Potenzial lässt sich mit dem Set-Objektiv indes nicht mehr ganz ausschöpfen.

Fazit: Das Gute bewahren, nötige Verbesserungen wagen – das sollte Entwicklungsziel bei jedem neuen Kameramodell sein. Leider – man muss es so deutlich sagen – hat sich Panasonic bei der G3 nur halbherzig an dieser Zielvorgabe orientiert und sich vor allem an nötige Verbesserungen gewagt. So macht die Bildqualität im Vergleich zur Vorgängerin einen deutlichen Sprung nach vorn. Trotz der gesteigerten Sensorauflösung hat Panasonic das Rauschproblem mit der G3 derart gut in den Griff bekommen, dass sie ohne Reue bis ISO 1.600 eingesetzt werden kann. Auch mit ihrer Videofähigkeit ist die G3 auf der Höhe der Zeit, Filmaufnahmen mit der Kamera können sich sehen (und hören) lassen. Im Gegenzug ist leider viel Gutes der Vorgängerin bei der G3 auf der Strecke geblieben. Durch den Wegfall der meisten dedizierter Schalter und Knöpfe und vor allem des Augensensors leidet die Ergonomie der Kamera, wenngleich sie sich dank des formidablen Touchscreens immer noch recht einfach und zügig bedienen lässt. Das Display lässt sich in nahezu jede Lage drehen und schwenken, seine Auflösung ist allerdings bestenfalls durchschnittlich. Das verschlankte Gehäuse der G3 bringt beim Transport keine nennenswerte Vorteile, liegt aber längst nicht mehr so gut in der Hand wie die G2 mit ihrem ausgeprägten Handgriff. Trotz Verbesserung ist die Serienbildgeschwindigkeit weiterhin niedrig. Unterm Strich ist die G3 eine gute Systemkamera, die ihr volles Potential mit dem Set-Objektiv allerdings nicht ganz entfalten kann. Noch besser wäre die G3 geraten, hätte Panasonic sie im Vergleich zur Vorgängerin nicht so sehr kastriert.

Kurzbewertung

  • Dank Touchscreen noch guter Bedienkomfort
  • Großer, reaktionsschneller Video-Sucher
  • Sehr schneller, exakter Kontrast-AF
  • Hervorragende Video-Funktionen inklusive Nachführ-AF und Stereo-Ton
  • Bis ISO 800 sehr gute Bildqualität, bis ISO 1.600 noch gut
  • Schwächen bei der Farbwiedergabe
  • Set-Objektiv schöpft Potential des Sensors nicht aus
  • Im Vergleich zur Vorgängerin Einschränkungen bei Handling und Funktionsumfang

Technische Daten

Modell Panasonic Lumix DMC-G3
Sensor CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0)
16,6 Megapixel (physikalisch), 16,0 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.592 x 3.448 (4:3)
Video (max.) 1.920 x 1.080 25p
Objektivanschluss
Micro Four Thirds
Sucher 1,44 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 0,7-fach (KB-äquivalent), Vergrößerung 1,4-fach (Sensor-bezogen)
Monitor 3,0", 0,460 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (144 Felder)
Belichtungsreihe automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-2/3 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienbildfunktion max. 4,0 Bilder/s
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus ja
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD
Empfindlichkeit manuell ISO 160 bis 6.400
Abmessungen 115 x 83 x 47 mm (B x H x T)
Gewicht 340 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/OJWTG (mit Preisvergleich)
Kommentare

1 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

esdeebee 2011-08-10

Danke für den ausführlichen Test.

Ich schätze normalerweise die kritische Herangehensweise von Digitalkamera.de bei Tests, die sie von anderen Seiten positiv abhebt. Aber hier wird IMO etwas über das Zeil hnaus geschossen.

Ich kann die Kritik am Handling nicht ganz nachvollziehen, da sie an eingen Stellen doch recht unpräzise bleibt. Sie erwähnen den Wegfall einiger Einstlelräder und Tasten und meinen, dass diese Funktionen nur noch über das Schnellmenü zu finden sind. Sie sagen aber nicht exakt, welche Funktionen das sind. Zudem ist das nicht so. Das Steuerkreuz hat eine neue Belegung. Die beiden hinteren Tasten sind programmierbar (z.B. auf AEL und Abblendf.) und das Einstellrad bietet insgesamt 4 Custom-Modi. Leider bleibt dies unerwähnt.

Auch wenn ich nachvollziehen kann, dass Sie die G3 gegenüber der hochgelobten G2 abgrenzen, so finde ich die Kritik doch überzogen. Ich habe mit der G3 meine erste mft-Kamera. Und ich finde das Bedienkonzept schlüssig und einfach.

Manch ein Leser könnte jedoch den Eindruck gewinnen, die G3 würde bei der Bedienung große Rätsel aufstellen, was nicht so ist.

Etwas ist mir noch aufgefallen. Sie schreiben von einem 25p-Modus bei Full HD. Den gibt es nicht. Oder hab ich da was falsch verstanden?

Viele Grüße

Dirk B.

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