Spiegellose APS-C-Systemkamera der gehobenen Einsteigerklasse

Testbericht: Sony Alpha 6100

Inhaltsverzeichnis

  1. Unterschiede
  2. Ergonomie und Verarbeitung
  3. Ausstattung
  4. Bildqualität
  5. Fazit und Kurzbewertung
  6. Messwerte (Premium)
  7. Bewertungstabelle (Premium)
  8. Bewertungsdiagramme (Premium)
  9. Technische Daten
  10. Alternativen (Premium)
Seite 3 von 6, vom 2020-01-04 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Die Sony Alpha 6100 kostet im Set mit dem E 16-50 mm Objektiv etwa 1.000 Euro (UVP) und zielt auf Einsteiger sowie ambitionierte Hobbyfotografen ab. Entsprechend besitzt die Kamera diverse Automatikmodi, die ein schnelles und unkompliziertes Knipsen ermöglichen. Dabei kann die Kamera sogar das Motiv vor der Aufnahme analysieren und die passenden Einstellungen für die Aufnahme und die Bildverarbeitung vornehmen. Wem das zu viel "Black Box" ist, der kann auf die traditionellen Motivprogramme zurückgreifen, die manuell passend zum Motiv eingestellt werden müssen. Insgesamt besitzt die Kamera aber nur neun Motivprogramme für die häufigsten Motivsituationen.

Einen kompletten Kontrollverlust muss der Fotograf jedoch nicht befürchten, da er unter anderem die Fokussierung selber durchführen kann. Unterstützt wird er dabei tatkräftig von der Fokuslupe und der Fokuspeaking-Funktion, die die Kontrastkanten im Bild farblich hervorhebt. Die Autofokus-Funktion arbeitet mit 425 Messpunkten, die über (fast) das gesamte Bildfeld verteilt sind. Lediglich ein kleiner Bereich am linken und rechten Bildrand ist nicht abgedeckt. Beim Autofokus handelt es sich um ein Hybrid-AF-System, das schnelle Phasenvergleichssensoren und den Bildkontrast in die Ermittlung des korrekten Fokusabstandes einbezieht. Zwar erreicht die Alpha 6100 nicht die von Sony angegebenen Fokusgeschwindigkeiten, dennoch ist die Kamera sehr schnell, zumindest wenn die Werkseinstellung benutzt wird. Hier sind Einstellungen wie Vor-Autofokus sowie eine Funktion, die eine Mischung aus Schärfe- und Auslösepriorität bildet, aktiv.

Mit Schärfepriorität und ohne Vor-Autofokus konnte die Kamera im Labor den Fokus unabhängig der Brennweite in etwa 0,25 Sekunden von unendlich auf zwei Meter einstellen. Hinzu kommt eine Auslöseverzögerung von 0,05 Sekunden, die auch beim Auslösen ohne Autofokus auftritt. In Summe löst die Kamera also innerhalb von etwa 0,3 Sekunden inklusive Fokussierung aus. Die Stärke des Autofokussystems zeigt sich beim kontinuierlichen Autofokus. So ist die Kamera in der Lage, bei der höchsten Bildrate von elf Bildern pro Sekunde eine Motivverfolgung aufrecht zu erhalten. Dabei erkennt und verfolgt sie sogar Gesichter samt Augenerkennung, wahlweise lassen sich statt Menschen auch Tieraugen erkennen. Beides gleichzeitig kann die Kamera nicht, der Fotograf muss sich vorher festlegen, welche Art Augen verfolgt werden sollen.

In der Serienbildfunktion macht die Kamera laut unserer Messung bei elf Bildern pro Sekunde maximal 73 Aufnahmen bei höchster JPEG-Qualität in Folge, bei Rohdaten statt JPEG reduziert sich die Anzahl der Bilder auf 33, bevor der Pufferspeicher voll ist. Die Aufnahmefrequenz bricht dann, unabhängig vom Dateiformat, auf etwa 1,7 Bilder pro Sekunde ein. Um den Puffer zu leeren, schreibt die Kamera dann mit etwa 40,6 Megabyte pro Sekunde Daten auf die Speicherkarte und benötigt etwa 18 Sekunden bei Raw und sogar 40 Sekunden bei JPEG, um den gesamten Puffer zu leeren. Während dieser Zeit bleibt die Kamera jedoch weitgehend einsatzbereit. Somit bleibt die Alpha 6100 der Sony-Tradition treu, zwar mit einem großen Pufferspeicher ausgestattet zu sein, die Daten aber mit einer recht langsamen Speichergeschwindigkeit auf die SD-Karte zu schaufeln. Bei bis zu acht Serienbildaufnahmen pro Sekunde wird übrigens das Livebild kontinuierlich angezeigt und nur einen kurzen Moment, wenn der recht laute Verschluss zugeht, ist ein Schwarzbild zu sehen.

Neben den Automatik-Funktionen kann sich der Fotograf auch dafür entscheiden, die Alpha 6100 manuell oder halbautomatisch einzusetzen. Darüber hinaus bietet sie Belichtungsreihenfunktionen für den Weißabgleich und eine automatische Kontrastoptimierung (DRO). Hinzu kommen Belichtungsreihenfunktionen für Einzel- und Serienbilder. Der maximale Belichtungsabstand zwischen zwei Aufnahmen beträgt bei beiden drei EV bei drei Aufnahmen. Bei bis zu 0,7 EV Belichtungsabstand sind auch fünf Aufnahmen möglich. Zudem gibt es eine HDR-Funktion mit automatischer Bildzusammensetzung. Dabei werden drei unterschiedlich belichtete Fotos kombiniert, die bis zu sechs EV Belichtungsabstand haben können. Auch eine umfangreich ausgestattete Intervall-Funktion ist mit von der Partie. Bei dieser lassen sich eine Start-Verzögerung von bis zu etwa 100 Minuten, Intervalllängen von bis zu 60 Sekunden, Autofokus-Empfindlichkeiten und vieles mehr programmieren.

Beim Verschluss setzt die Alpha 6100 auf einen traditionellen mechanischen Schlitzverschluss, dessen minimale Belichtungszeit bei 1/4.000 Sekunde liegt. Zwar besitzt die Kamera die Möglichkeit, den ersten Verschlussvorhang elektronisch zu simulieren und auch eine "lautlose" Aufnahme nur mit elektronischem Verschluss anzufertigen, allerdings ändert sich die kürzest mögliche Verschlusszeit dadurch nicht. Einen elektronischen Verschluss mit 1/16.000 oder 1/32.000 Sekunde Verschlusszeit wie bei anderen Herstellern gibt es nicht.

Auch die Blitzsynchronzeit ist mit 1/160 Sekunde nicht sonderlich flott. Der integrierte Pop-Up-Blitz hat eine gemessene Leitzahl von 5,6 und liegt damit etwas unter der Angabe, die Sony im Datenblatt macht. Das integrierte Blitzgerät kann leider nicht zum Steuern von externen Systemblitzen eingesetzt werden. Zum Glück besitzt die Kamera einen Sony Multi-Interface-Anschluss, an dem sich kompatible Systemblitzgeräte befestigen lassen. Der mechanische Schalter zum Ausklappen des Blitzgeräts ist etwas ungünstig positioniert. Der Schalter wird nämlich vom Monitor verdeckt, wenn dieser um mehr als 90 Grad nach oben geklappt wird.

Mit einer maximalen Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixeln und einer Bildwechselfrequenz von bis zu 30 Bildern pro Sekunde zeichnet die Alpha 6100 4K Videos mit einer Bitrate von bis zu 100 Mbit/s auf. Das ist ganz ordentlich und vor allem nicht das Ende der Videofunktions-Fahnenstange. Die Alpha 6100 liest den kompletten Sensor für die Videoaufzeichnung aus, was einer 6K-Signalquelle mit einer 2,4-fachen Überabtastung entspricht – zumindest, wenn die Bildwechselfrequenz 25 Bilder pro Sekunde beträgt. Bei 30p findet "nur" noch eine 1,6-fache Überabtastung des Sensors statt, der statt komplett mit einem 1,2-fachen Crop ausgelesen wird. Sehr umständlich ist die Umschaltung von 25 auf 30p ohnehin, denn dafür muss im Einstellungsmenü von PAL auf NTSC gewechselt werden, was eigentlich nicht mehr zeitgemäß ist.

Das eingebaute Stereomikrofon lässt sich automatisch oder manuell aussteuern. Wer lieber ein externes Mikrofon anschließen möchte, der kann dies über einen 3,5 mm Stereo-Klinkenstecker tun. Der HDMI-Anschluss kann dazu genutzt werden, die Sensordaten an einen externen Rekorder zu übertragen und diesen die Aufnahme durchführen zu lassen. Zeitlupenaufnahmen mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde sind maximal in Full-HD-Auflösung möglich und eine Proxy-Funktion mit einem 720p-Video gibt es auch.

Auch der Autofokus arbeitet während einer Videoaufnahme hervorragend, erkennt allerdings "nur" Gesichter und keine Augen. Dank verschiedener Einstellungsmöglichkeiten kann der Videograf die Empfindlichkeit und die Reaktionsfreudigkeit des Autofokussystems einstellen. So lässt sich das Verhalten des Autofokus immer genau auf die vorhandene Motivsituation anpassen. In den verschiedenen Aufnahmesituationen hat sich der Autofokus als sehr präzise und schnell erwiesen.

Da die Alpha 6100 keinen Stabilisator im Gehäuse besitzt, muss sie sich auf Stabilisations-Systeme verlassen, die im Objektiv untergebracht sind. Da wir die Kamera mit dem Sony E 16-50 mm 3,5-5,6 PZ OSS getestet haben, konnten wir den Stabilisator im Objektiv beurteilen. Bei diesem hat sich gezeigt, dass er rund drei Blendenstufen problemlos ausgleichen kann.

Die Konnektivität der Kamera ist umfangreich. So stehen eine stromsparende Bluetooth-Verbindung und die weniger sparsame, aber dafür performantere WLAN-Verbindung zur Verfügung. Um diese einzusetzen, muss eine kostenlose App auf dem zu verbindenden Smartgerät installiert sein. Die "Imaging Edge Mobile" App steht für iOS und Android im jeweiligen Shop kostenlos zum Download bereit. Bei der App handelt es sich um den direkten Nachfolger der PlayMemories Mobile App.

Das Koppeln von Gerät und App ist recht einfach und die Kamera führt den Fotografen auf Wunsch durch diesen Prozess. Neben einem einfachen Fernauslöser kann auch eine umfangreiche Fernbedienung mit Live-View aktiviert werden. Selbstverständlich können Bilddaten von der Kamera ebenfalls zur App übertragen werden. Auch die dauerhafte Verbindung mit dem Smartgerät für die Übertragung von Positionsdaten ist problemlos via Bluetooth möglich. Darüber hinaus kann die Kamera in ein Drahtlosnetzwerk integriert werden, woraufhin sie sich mit der "Imaging Edge" Desktop App steuern lässt, Bilder überträgt und Rohdaten konvertiert. Die Fernbedienungsfunktion der App geht in Ordnung, könnte aber umfangreicher in den Einstellungsmöglichkeiten sein. Die Kamera selbst ist eher spärlich mit Bildbearbeitungsfunktionen ausgestattet. Nicht einmal Raw-Bilder lassen sich im Wiedergabemodus in ein JPEG verwandeln.

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