Ausstattung
Das Programmwählrad der Sony Alpha 7R III verfügt über eine Vollautomatikstellung, in der nicht einmal das Belichtungskorrekturrad aktiv ist. Damit kann man wunderbar sorglos schnell zwischendurch einen Schnappschuss machen. Ihr volles Potential entfaltet die spiegellose Systemkamera freilich bei Verwendung der Kreativprogramme P, A, S und M, wo man beispielsweise halbautomatisch oder manuell belichten kann. Zudem lassen sich bevorzugte Einstellungen speichern und als Benutzerprogramm abrufen – gleich drei Stück, direkt über das Programmwählrad abrufbar, bietet die Sony davon. Die ISO-Empfindlichkeit beziehungsweise die entsprechende Automatik lässt sich im Verhalten anpassen und funktioniert auch im manuellen Belichtungsmodus. Das Belichtungskorrekturrad bleibt dabei aktiv.
Die Schnittstellenklappen der Sony Alpha 7R III sind etwas windig und der sonst sehr guten Verarbeitung nicht würdig. Es gibt sogar zwei USB-Anschlüsse und auch sonst kann man sich über die Anschlussfreudigkeit wahrlich nicht beklagen. [Foto: MediaNord]
Ein klein wenig vermissen wir die klassische Schwenkpanoramafunktion, deren Erfinder Sony quasi ist. Wer hingegen gerne Belichtungsreihen aufnimmt, kommt voll auf seine Kosten. Bis zu neun Bilder lassen sich mit bis zu einem EV Belichtungsabstand untereinander aufnehmen, bei bis zu fünf Bildern sind sogar zwei oder drei EV Belichtungsabstand möglich. Das ist eine prima Basis für am Computer generierte HDR-Fotos. Fotografen ohne HDR-Programm können einfach den HDR-Modus der 7R III nutzen, der sich in der "DRO"-Einstellung verbirgt. Die "Software"-Lösung DRO optimiert den Dynamikbereich eines Fotos. Wählt man hier HDR, so kann man sich auf eine Automatik verlassen oder aber manuell Belichtungsabstände von einem bis sechs EV wählen, wobei die Kamera immer drei Bilder aufnimmt und automatisch verrechnet.
Äußerst leistungsfähig ist der Autofokus. Die 399 auf dem Bildsensor untergebrachten Phasen-AF-Sensoren arbeiten bereits ab -3 EV und verfolgen Motive zuverlässig über einen großen Bereich des Bildfelds. Unterstützend steht ein Kontrastautofokus mit 425 Messfeldern zur Verfügung. Im Menü lässt sich zudem einstellen, wie der Autofokus bei der Motivverfolgung reagieren soll. Auch eine Gesichtserkennung samt Augen-Autofokus bietet die Sony, wobei die Gesichtserkennung auch bei teilweise verdecktem Gesicht oder beim nach unten Sehen noch arbeitet. So gelingen Porträtfotos, ohne vorher die Fokuspunkte auf das Gesicht legen zu müssen. Mit dem FE 24-105 mm Standardzoom wird innerhalb von knapp über 0,3 Sekunden von unendlich auf zwei Meter fokussiert und ausgelöst – und zwar quasi unabhängig von der gewählten Brennweite. Dabei beträgt die reine Auslöseverzögerung ohne Fokussierung lediglich 0,02 bis 0,03 Sekunden, ein hervorragender Wert.
Doch nicht nur fokussieren kann die Alpha 7R III schnell, auch der Serienbildmodus ist deutlich leistungsfähiger als noch beim Vorgängermodell. Zehn Serienbilder pro Sekunde nimmt sie auf und führt dabei den Autofokus und die Belichtung kontinuierlich nach. Der Puffer reicht für gut 80 Bilder. Die hohe Performance macht der Front-End-LSI möglich, der zwischen Sensor und Bionz X Bildprozessor geschaltet ist. Er hilft bei der Datenverarbeitung und vor allem Zwischenspeicherung. Interessanterweise geht die Sony bei vollem Puffer im Raw-Format schneller zur Sache als bei JPEG. Das liegt wahrscheinlich an der umfangreichen Bildaufbereitung inklusive der Korrektur von optischen Objektivfehlern. So nimmt die Kamera in Raw 3,7 Serienbilder pro Sekunde bei vollem Puffer auf, in JPEG hingegen nur 0,7 Bilder pro Sekunde.
Dank WLAN und Bluetooth verbindet sich die Sony Alpha 7R III auch drahtlos, beispielsweise mit einem Smartphone. Dies ermöglicht eine GPS-Signalübertragung, das Versenden von Bildern und die Fernsteuerung der Kamera. [Foto: MediaNord]
Den vollen Puffer zu leeren dauert in Raw lediglich 20 Sekunden, in JPEG hingegen satte 90 Sekunden. Zum Glück kann die Kamera währenddessen fast komplett weiter bedient werden. Ein Livebild gibt es leider bei der höchsten Serienbildgeschwindigkeit, anders als bei der Alpha 9, nicht, stattdessen wird immer das zuletzt aufgenommene Foto angezeigt. Schaltet man jedoch auf acht Serienbilder pro Sekunde herunter, kann auch ein Livebild während der Aufnahme erzeugt werden. Das ist insbesondere dann nützlich, wenn man die Kamera mit dem Motiv mitschwenken muss, was schwierig ist, wenn man quasi nur die Vergangenheit sieht. Es entstehen nur noch kurze Dunkelphasen, die man mehr als Flackern wahrnimmt. Trotz der hohen Auflösung eignet sich die Alpha 7R III also sehr gut für Action-Aufnahmen, was ein echter Fortschritt ist.
Der Verschluss ist ebenfalls neu und wurde speziell gedämpft, um Erschütterungen zu minimieren. Der Verschluss ist jedoch durchaus nicht gerade leise, mit einer kürzesten Belichtungszeit von 1/8.000 Sekunde dafür schnell. Die Blitzsynchronzeit beträgt hingegen nur 1/250 Sekunde (einen integrierten Blitz bietet die Alpha 7R III übrigens leider nicht). Zu empfehlen ist in jedem Fall die Verwendung des elektronischen ersten Verschlussvorhangs, weil dies Erschütterungen weiter reduziert. Wer möchte, kann auch vollelektronisch und damit völlig lautlos auslösen, die kürzeste Verschlusszeit bleibt indes auch dann bei 1/8.000 Sekunde.
Den Bildstabilisator mittels beweglich gelagerten Bildsensors hat Sony auch verbessert. Dieser gleicht weiterhin Verwackelungen auf fünf Achsen aus (darunter auch Drehbewegungen) und soll nun bis zu 5,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten als ohne Stabilisator ermöglichen. In der Tat ist der Bildstabilisator sehr effektiv, wir konnten deutlich längere Belichtungszeiten freihändig halten. Dabei sollte man jedoch beachten, dass bei voller Vergrößerung bei 42 Megapixeln auch kleinste Verwackelungen schon sichtbar werden können, sodass die alte Faustregel, dass die Belichtungszeit nicht länger als der Kehrwert der Brennweite sein sollte, nicht mehr gilt, sondern man deutlich kürzer belichten sollte. Gerade hier hilft der Stabilisator, auch wenn man es vielleicht nicht so offensichtlich bemerkt.
Eine weitere neue Funktion, die mit dem Stabilisator zusammenhängt, ist die Pixel Shift Multi-Aufnahmefunktion. Wir hätten deren Auflösungsgewinn gerne im Labor getestet, jedoch funktioniert sie leider nur mit Rohdatenaufnahmen und der Verarbeitung mit einer speziellen Software von Sony, sodass kein direkter Vergleich zu unseren normalen Labor-Messungen in JPEG möglich war. Auf jeden Fall sollte man bei dieser Funktion mit einem Stativ und einer Kamerafernbedienung arbeiten, um Verwackelungen zu minimieren. Rein visuell ist dann jedenfalls ein Gewinn an Details bei statischen Motiven erkennbar. Die Funktion nimmt vier Bilder auf und kommt damit theoretisch auf knapp 170 Megapixel. Praktisch werden durch das Pixel-Shift bei jedem Bildpunkt die vollen Farbinformationen erfasst, so dass diese nicht mehr wie beim Bayer-Sensor sonst üblich aus den Informationen der umliegenden Pixel interpoliert werden müssen.
Das Stativgewinde sitzt bei der Sony Alpha 7R III in der optischen Achse. Außerdem ist es ausreichend weit vom Akkufach entfernt. [Foto: MediaNord]
Videografen kommen mit der Sony Alpha 7R III ebenfalls auf ihre Kosten. So filmt die Sony in 4K-Auflösung bei bis zu 30 Bildern pro Sekunde und in Full-HD bei bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Ein großer Nachteil ist allerdings der kräftige Bildbeschnitt. Im Videomodus wird nämlich auf das Super35mm-Format umgeschaltet. Hier erfolgt die Abtastung übrigens in 5K, das für eine bessere Bildqualität auf 4K heruntergerechnet wird. Die Alpha 7R III bietet ein integriertes Stereomikrofon, eine Pegelaussteuerung, einen externen Mikrofonanschluss sowie eine Kopfhörerbuchse zur Beurteilung des Filmtons. Die HDMI-Schnittstelle kann für einen externen Kontrollmonitor oder auch zur externen Videoaufzeichnung verwendet werden. Intern nimmt die Sony wahlweise in MP4, AVCHD oder XAVC S auf, wobei letzteres die höchste Videoqualität bietet. Außerdem gibt es eine Timecode-Funktion, eine Gamma-Aussteuerung, S-Log etc. Die HLG-Funktion ermöglicht wie S-Log 4K-HDR-Videoaufnahmen, erfordert jedoch im Gegensatz zu S-Log keinen Farbabgleich im Postprocessing. Der Autofokus und die Bildstabilisierung bleiben übrigens auf Wunsch aktiv. Zudem kann die Empfindlichkeit des Autofokus wie bei der Serienbildfunktion eingestellt werden.
Wie bei allen neueren Kameras verzichtet Sony bei der Alpha 7R III auf Funktionserweiterungen mittels PlayMemories Apps. Entsprechend spartanisch sind die Bildnachbearbeitungsmöglichkeiten: Es gibt keine, nicht einmal eine Funktion, um Raw-Bilder zu entwickeln. Nur eine Drehung der Bilder ist möglich. Dafür gibt es eine Bewertungsfunktion, was die spätere Bildauswahl am Rechner vereinfacht.
Die Drahtlos-Konnektivität ist hingegen gut, es muss dafür auch keine extra App mehr auf der Kamera installiert werden, auf dem Smartphone hingegen schon. Dank NFC und QR-Code kann die Verbindung äußerst einfach eingerichtet werden. Dank Bluetooth kann diese zudem dauerhaft energiesparend bestehen bleiben. Dies ist vor allem nützlich, da die GPS-Daten vom Smartphone auf die Kamera übertragen und während der Aufnahme direkt in den Bildern gespeichert werden können.
Im Testlabor erreicht die Sony Alpha 7R III tatsächlich einen höheren Dynamikumfang als die Alpha 7R II und auch die Bildqualität bei hohen ISO-Empfindlichkeiten ist minimal besser. [Foto: MediaNord]
Etwas kurios ist die Tatsache, dass wir die Sony Alpha 7R III nicht mit einem Sony Xperia XZ Smartphone fernbedienen konnten, denn die App ist aktuell noch nicht kompatibel zu Android Oreo, dem aktuellen Betriebssystem auf dem Sony-Smartphone. Hier weiß die linke Hand des Sony-Konzerns offensichtlich nicht, was die rechte tut, denn das Oreo-Update erfolgte bereits vor gut einem Monat. Mit anderen Smartphones, ob von Apple oder mit älteren Android-Betriebssystemen, klappt die Verbindung hingegen problemlos. Praktisch ist die Livebildübertragung und die Tatsache, dass man die Kamera auch weiterhin bedienen kann und dies nicht per App machen muss. Wichtige Belichtungsparameter wie ISO-Empfindlichkeit, Blende und Belichtungszeit lassen sich zudem auch von der App steuern, sofern die Kamera im richtigen Programm dafür ist.