Hochauflösende Vollformat-DSLM

Testbericht: Sony Alpha 7R IV / 7R IVA

2019-11-15, aktualisiert 2022-12-29 Mit 61 Megapixeln ist die Sony Alpha 7R IV die aktuell höchstauflösende Vollformat-Systemkamera am Markt. Zudem soll sie mit 567 auf dem Sensor integrierten Phasen-AF-Sensoren flott fokussieren und trotz der hohen Auflösung sogar zehn Serienbilder pro Sekunde erreichen. Sogar die Gehäuserobustheit und Ergonomie soll eine neue Qualität erreichen. Welche Bildqualität mit der Sony überhaupt zu erreichen ist, wie sie sich bei höheren ISO-Empfindlichkeiten schlägt und vieles mehr verrät unser ausführlicher Test.  (Benjamin Kirchheim)

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Sony Alpha 7R IV haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 34-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

Seit ca. Mitte 2021 hat die Sony Alpha 7R IVA die 7R IV abgelöst. Mit Ausnahme eines höher auflösenden Bildschirms (2,36 statt 1,44 Millionen Bildpunkte), einer damit einhergehenden um zehn Bilder verkürzten Akkulaufzeit und einer "Umbenennung" der USB-Version von 3.1 Gen 1 auf 3.2 Gen 2 unter Beibehaltung der Geschwindigkeit von 5 Gbps gibt es jedoch keine Änderungen, so dass wir auf einen separaten Test der 7R IVA verzichten.

Ergonomie und Verarbeitung

Zwar ist die Sony Alpha 7R IV von der Designsprache unverkennbar eine spiegellose Vollformatsystemkamera der 7er-Serie von Sony, doch das Gehäuse wurde in wichtigen Punkten überarbeitet und verbessert. Auch wenn es früher schon Verbesserungen bei neuen Generationen gab, etwa ein stabileres Bajonett, war der Sprung bisher noch nie so grundlegend wie jetzt bei der 7R IV. Sie ist die erste wirklich robuste Alpha der 7er-Reihe, die das Attribut Spritzwasser- und Staubschutz auch tatsächlich verdient. Egal ob am Speicherkarten- oder Akkufach, den Knöpfen oder Drehrädern: Überall sieht und spürt man die Dichtungen.

Das Gehäuse besteht aus robusten Leichtmetallschalen sowie teilweise Kunststoff. Betriebsbereit wiegt die Kamera knapp über 660 Gramm, was nicht gerade wenig ist und zusammen mit den nach wie vor kompakten Abmessungen das solide Anfass-Gefühl noch unterstreicht. Vorne, hinten, oben und unten kommt Leichtmetall zum Einsatz, der Handgriff hingegen besteht aus Kunststoff. Das ist geschickt gelöst, denn durch die genarbte Gummierung für die bessere Rutschfestigkeit kommt man mit dem eigentlichen Gehäusematerial an dieser Stelle sowieso nicht in Kontakt. Zudem konnte Sony dadurch die Funkantennen für NFC, Bluetooth und Dual-Band-WLAN hier unterbringen.

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Der Handgriff ist nun noch besser ausgeformt und besitzt eine deutliche Mulde für den Mittelfinger. Einschalthebel, Auslöser, vorderes Einstellrad und andere Bedienelemente wie die beiden Funktionstasten lassen sich mit dem Zeigefinger erreichen. Am schwierigsten ist die C1-Taste zu drücken, da man den Finger dafür schon sehr krumm machen muss. Mit einem ausreichend schweren Objektiv lässt sich die Kamera auch mal locker auf den Fingerkuppen der Griffhand tragen, bei leichten Objektiven hingegen stimmt die Balance dafür nicht mehr und die Kamera rutscht aus der Hand, wenn man sie nicht fest greift.

Auch für den rechten Daumen befinden sich viele Bedienelemente in Reichweite, dazu gehören neben den beiden hinteren Einstellrädern auch der Fokusjoystick, die Vierwegewippe, das Funktionsmenü und die AEL- sowie die separate AF-On-Taste. Das Belichtungskorrekturrad besitzt nun endlich eine deaktivierbare Sicherung und lässt sich damit vor versehentlichem Verstellen sichern. Die Drehsicherung des Programmwählrads ist hingegen immer aktiv, sodass das Rad nur gedreht werden kann, wenn gleichzeitig der zentrale Entsicherungsknopf gedrückt gehalten wird. Nur die Menü- sowie die C3-Funktionstaste befinden sich auf der linken Gehäuseseite außerhalb der Reichweite der rechten Hand.

Der elektronische Sucher wartet nun mit der neuesten Technik auf und bringt es bei einem 0,78-fachen Vergrößerungsfaktor auf eine Auflösung von 5,76 Millionen Bildpunkten. Die Übersicht für Brillenträger ist mäßig gut, besser klappt es bei Verwendung des Dioptrienausgleichs. Empfindliche Naturen werden allerdings bemerken, dass das OLED-Panel etwas flimmert. Die Auflösung indes ist so fein, dass man kaum noch Pixel ausmachen kann. Auch insgesamt ist die Darstellung sehr gut, kontrastreich und verzögerungsfrei. Sowohl die Helligkeit, als auch die Farbe des Suchers lassen sich anpassen, wobei er letzteres genauso wie eine automatische Helligkeitsregelung dem Bildschirm voraushat, den man manuell regeln muss.

Beim Bildschirm handelt es sich um einen neigbaren Touchscreen. Um 107 Grad nach oben und 41 Grad nach unten lässt er sich kippen. Die Auflösung ist mit 1,44 Millionen Bildpunkten (2,36 Millionen bei der 7R IVA) ebenfalls recht fein, die Größe mit 7,5 Zentimetern aber für heutige Verhältnisse nicht mehr allzu üppig. Es handelt sich zudem um ein 4:3-Display, der für das native 3:2-Seitenverhältnis nötige schwarze Balken wird nur auf der Unterseite eingeblendet und für die Anzeige einiger Aufnahmeparameter genutzt. Der klappbare Rahmen würde durchaus Platz für fast neun Zentimeter Bildschirmdiagonale bieten, vielleicht ist das mit der nahezu randlosen Bildschirmtechnik, die inzwischen bei vielen Smartphones eingesetzt wird, auch irgendwann im Kamerasektor möglich. Wie bereits erwähnt, muss man die Helligkeit des Bildschirms leider manuell regeln. Immerhin erreicht er im Modus "sonnig" eine hervorragende Leuchtdichte von 1.075 cd/m² (bei der 7R IVA möglicherweise dunkler), was für sonnige Umgebungen tatsächlich völlig ausreichend ist.

Die Touchfunktionalität beschränkt sich leider auf das Setzen des Autofokuspunkts, weder die Menüs, noch die Wiedergabefunktion verstehen Berühungseingaben. Immerhin kann der Touchscreen auf Wunsch auch als Touchpanel verwendet werden, um den Autofokuspunkt beim Blick durch den Sucher alternativ zum Fokusjoystick über den Touchscreen verschieben zu können. Ein einschränkbarer Bildschirmbereich erleichtert dabei die Bedienung. Ansonsten strotzt die Alpha 7R IV nur so vor Einstellungen. Das Menü ist äußerst üppig gefüllt, die Navigation gestaltet sich aber recht einfach. Die Menüseiten sind logisch sortiert und mit entsprechenden Kategorien versehen. Dennoch ist es nicht einfach, bestimmte Funktionen zu finden, wenn man sie gezielt sucht. Praktischerweise lassen sich bevorzugte Menüpunkte aber in einem eigenen Menü zusammenstellen.

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Sony Alpha 7R IV haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 34-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).
Kommentare

1 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

Prodrejo 2020-01-20

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Ein erfreulich umfangreicher  und aufschlussreicher Bericht,  der in manchen Teilen selbst Kleinigkeiten breiten Raum gewährt und ein reales Bild der Kamera beim Leser vorstellen lässt . Es wird damit insgesamt ein  sehr guter Eindruck von der Kamera vermittelt.

Während die  Querbezüge  zum Vorgängermodel anschaulich herausgearbeitet werden, vermisst man ein wenig solche zu anderen Kameras des Marktes.  Leider werden auch  einige Unvollkommenheiten nicht erwähnt, die Liebhaber universeller Kameras beim Kauf eher und lieber auf  besser ausgestattete Kameras wie etwa die Nikon Z7 oder sogar  die fast perfekte Fähigkeiten aufweisende 4/3 Kamera OM-D E- M1X von Olympus zurückgreifen lässt. Dabei würde man in der 4. Auflage der A7 RIV derartige Eigenschaften vor allem solcher fotografischer Grundbedürfnisse nun endlich auch in wenigstens einer der Sony A 7 Serie erwarten! Diese Mankos sollten daher für den umfassend interessierten Fotografen in Ihrem Beitrag nachgetragen werden:

1.      Allem voran ein potenter interner Blitz mit Master Slave und min. LZ 12 bei ISO100 und f= 50 mm, auch wenn dieses Anliegen vor allem bei selbst ernannten Profis verpönt ist, für die Praxis des universellen Berufsfotografen aber ein zwingendes muss darstellt, das nicht nur den Hobbyfotografen beglückt. Absolut unverständlich ist, warum man eine geradezu geniale Lösung als Kompromis im Hickhack der Profiallüren zum Thema mit und ohne internen Blitz in Kameras gehobener Ansprüche, die schon 2013 als Zugabe zur Erstversion der Olympus OM-D E-M1 I als kleiner Auf- bzw Einsteckblitz mit Energieversorgung über den Kameraakku vorgestellt wurde, nicht mittlerweile bei vielen sog. Profikameras Verwendung findet. Wer ihn nicht wollte, konnte ihn abziehen. Der dünkelfreie pragmatische Universalfotograf, mit Ambitionen für jede Situation optimal gerüstet zu sein, konnte ihn ständig mit sich führen, denn er passte wie jeder eingebaute Blitz auch in aufgestecktem Zustand problemlos in nahezu alle Fototaschen! Allerdings wäre eine Verstärkung der Blitzleistung auf min. LZ 12 bei ISO 100 unter Bezug auf ein Normalwinkelobjektiv zu empfehlen. Alle anderen technischen Finessen sind bis heute optimal.

Statt dessen brüstet sich Sony mit seinen Leuchtwürmchenzumutungen bei seinen APS Spiegellosen mit einem Einbaublitz der seinen Namen nicht Wert ist und mit seiner Funzelstärke und fehlender Master-Slavefunktion nicht einmal Alibifunktion erfüllt und Ruf ruinierend schon für APS-Systeme anmutet hier an der A7 RIV aber zum Glück nicht implementiert ist. In der jüngsten A 6600 wurde er hirnrissiger Weise ganz weggelassen wurde anstatt ihn zu einem brauchbaren Blitz zu verbessern! Unglaublich wie man zum Selbstmord  des Kameravertrieb beitragen kann!

2.      Die Tiefenschärfenerweiterung - vorbildlich bei Olympus M1X, gut bei Panasonics Lumixs und brauchbar auch inzwischen bei Fuji, Nikon und selbst bei auserwählten Canons in deutlich preisgünstigeren Kameras

3.      Der interne GNSS-Chip inzwischen von Galileo bis GPS mit Kompass auf dem Markt verfügbar  - gut bei Olympus  M1X und leider sonst nur in etlichen DSLRs von Pentax und Canon, dort sogar noch mit vielfältigeren  Funktionsoptionen.

4.      Eine Schnapsidee  ist schon vom Prinzip her die propagierte Standortregistrierung durch Kopplungsverfahren mittels SP-App und Kamera, weil sie in der realen Anwendung Grundprinzipien und-funktionen der  Satellitenmesstechnik von GNSS außeracht lässt!  Deshalb verdient sie mit dem Begriff „Auspuffantennennotlösung“  verhohnepiepelt zu werden; denn nur in aus Kenntnis der Funktionsmechanismen eingenommenen Konstellationen der Körperverrenkung  liefert sie vertrauenswürdige Werte ansonsten aber vieles andere mehr an Defiziten. Höchst blamabel,  dass ein Technikkonzern solch ein Verfahren ernsthaft anpreist und noch dreister, dass man zudem die Registrierung auf Horizoltalkoordinaten beschränkt und Höhenangaben völlig unter den Tisch fallen lässt ohne dies auch klar in den Gebrauchsanweisungen herauszustellen, was übrigens Panasonic und selbst Leica auch kopiert haben (und damit wie in der Schule das Abschreiben von Fehlern zur Peinlichkeit machen) und von sämtlichen Anpreisern dieses Unrates noch dazu dem Kunden verschwiegen wird.

Dabei ist allen Fotografen, die voll im digitalen Zeitalter angekommen sind klar, dass damit eine sinnvolle digitale Weiterverarbeitung und Implementierung von Bildern in GIS erheblich einschränkt wird. Auch wenn sich Nikon diesen letzteren Faux Pad nicht erlaubt, wird dadurch die Methode grundsätzlich nicht brauchbarer und es bleibt augenblicklich unter den Spiegellosen nur die Olympus  M1X für nutzbar sachgerechte, zuverlässige  und vertrauenswürdige Georeferenzierung von Bildern auf dem Markt verfügbar. Aber auch da ist noch nicht das wünschenswerte Optimum für sinnvolle GNSS/GPS- Implementierung erreicht und noch einigen DSLRs mit dieser Option nachzulaufen. Immerhin bieten Nikon, Canon und Pentax (letzterer wenn auch noch immer ohne Spiegellose) für fast alle ihre anspruchsvollen Kameras eine GPS-Aufsteckmodul an. Für Nikon und Canon gibt es diese auch schon sehr preiswert  (< 100 €) von Fremdanbietern. Für alle Nikons jedoch nur mit Kabelverbindung, die ich bei einem Fremdfabrikat wegen seiner Länge neulich nicht mit ins Flugzeug nehmen durfte, weil man andere Passagiere damit strangulieren könne!

Allerdings bedürfen sie alle dringend einer Aktualisierung auf GNSS-Chips damit sie auch andere Geosatellitensysteme wie GLONASS, BEIDOU und Galileo und vieles andere mehr empfangen können. Es bleibt zu hoffen, dass damit endlich auch die neue – immerhin bereits 2 Jahre auf dem Markt  befindliche  - vereinfachte Dualbandlösung  mit fast 10-fach erhöhter Genauigkeit  Eingang in die Fotografie findet.

Vielleicht bietet sie ja Sony als Akt ausgleichender Gerechtigkeit für sein Versagen bei der Positionsbestimmung als erster in Modulform an; denn selbst solch ein GPS/GNSS Aufsteckmodul ist bei diesem Hersteller bisher Fehlanzeige!

Dass die Aufnahmerichtungseinspielung (Kompass) in EXIF bei dieser „Auspufflösung“ nicht angeboten wird, ist verzeihlich, denn nur bei sehr gezielter Handhabung  von Kamera und SP ist sie sinnvoll und müsste daher separat  für die ungewöhnlichen Aufnahmefälle der Handhabung dieser Notlösung zuschaltbar sein. Dies zeigt einen weiteren Teil des Schwachsinns dieser Methode! 

Auf der anderen Seite zieht sie bei voller Auswertung  auch anderer Kenndaten der Aufnahme unter Einbeziehung der verwendeten Objektivbrennweite in Abhängigkeit vom Aufnahmemotiv eine enorme Informationssteigerung nach sich. Wer sich diese beispielsweise für Landschaftsaufnahmen in der 1. Auswertestufe mit Geosetter in Karten- oder Luftbildkombination mit angezeigtem Blickwinkel einmal mit anderen Kameras (von Pentax, Canon oder jüngst Olympus M 1X erschließt, wird nie wieder darauf verzichten wollen.  Doch bei Leica, Panasonic und Sony, ist so etwas allenfalls  nach dem nächsten Update und nur unter großen Verrenkungen möglich. Aber wer daran glaubt wird selig und greife lieber zur Olympus M1X, die alles das aktuell bietet, ohne auf die Taube auf dem Dach einer A7 RIV warten zu lassen, die es selbst nach der 4. Auflage nicht geschafft hat Verortungsrealitätssinn unter den Füßen zu gewinnen! Wie heißt es doch so schön: Wer kein GNSS/GPS anbietet, dem fehlt die Orientierung! 

Schließlich ist bei der propagierten  Auspuff-Methode noch ein viel gravierender Gesichtspunkt zu beklagen, nämlich das Einfallstor  für Schädlinge über EXIF bei der Kopplung über infizierte Smartphones! Jeder Experte weiß, dass die EXIF-Datei die empfindlichste Stelle für das Einschleusen von Schadviren in Bildbestände ist und es ist in meinen Augen empörend, dass auf derartige Gefahren von solchen Konzernen bei der Anpreisung  dieser Transfermethoden nicht hingewiesen wird. Schließlich können damit im schlimmsten Fall ganze Bildbestände zerstört werden. Aber was stört dies die Kamerahersteller? Sie haben mit dem Angebot der Smartphonekopplung  für den unbedarften Fotografen ja ein höchst plausibles, vermeintliches Allheilmittel für die Kamerastandortbestimmung angeboten und sind damit befreit von der Verantwortung für alle Funktionsfragwürdigkeiten und –mängel, die sie nach außen  vermeintlich elegant,  in Wirklichkeit aber hinterpförzig dem Anwender aufgebürdet haben! 

Schließlich durchschauen doch nur wenige Sachkenner die reale Lage dieser Schnapsidee  und bis sie ans Tageslicht kommt, hat man tausende von Kameras verkauft und die firmeneigenen Kameraberater sowie der eigene Support hält durch ausweichende und flapsige Bemerkungen mit Halbwahrheiten bis hin zur Beschimpfung der Kritiker (so erlebt) die Ente in Schach und  in einer Epoche der „Fake News“ ist das augenscheinlich sogar hoffähig,  um des guten „Deals“ wegen die Kunden mit schwachsinnigen Lösungen zufrieden zu stellen! 

Umso begrüßenswerter ist es, dass bei der Markteinführung der Nikon Z-Kameras dankenswerter Weise der Chefredakteur dieses Hauses, Jan Markus Rupprecht, eine Gesamtschau der Positionsbestimmungsmöglichkeiten mit Nikonausrüstung  vorgestellt hat und damit sogar digitalkamera.de zum Vorreiter über Informationen von GPS/GNSS Ausrüstung und Funktion in Kameras auf dem digitalen Medienmarkt  macht. Es ist dabei verständlich, dass mit Nikon das Bildpositionierungsthema in Kameras  eröffnet  wurde, da Nikon als erster Kamerahersteller vor inzwischen fast 20 Jahren durch Schnittstellen zu damals noch firmenfremden externen reinen GPS-Empfängern  mit Kabelverbindung diese Möglichkeit anbot.  Äußerst lobenswert  und mutig, weil für eine Verkaufsförderungsinstitution  des Fotobedarfs ungewöhnlich, wurden dabei auch die rein technischen Defizite der verschiedenen GPS/GNSS Übertragungsverfahren angesprochen, obwohl Nikon  bei der SP-Kopplung noch die zumindest technisch ausgereifteste Verbindung bereit stellt, allerdings in allen anderen Verfahren am weitesten hinter dem Mond gelandet ist und Pentax und Canon inzwischen erheblich nachhinkt. Jedoch sind  auch diese Firmen weit davon entfernt, das hohe Niveau der Bildverortung zu bieten, dass inzwischen die Smartphonefotografie mit ihren gehobeneren Modellen allen Fotografen ermöglicht und auch im Preissektor unter 500,- € weit verbreitet zu haben ist - man achte allerdings auch hier auf die Feinheiten! Doch dieses Niveau lässt sich nicht durch Dummenfängerei  mit der bisherigen App-Kopplungsempfehlung auf Systemkameras übertragen, denn das  A und O für die GNSS-Daten-Qualität  und -Zuverlässigkeit sind die Positionierung und Qualität der Empfängerantenne, die Störfaktoren jeglicher Art zu miniminieren und besser noch zu eliminieren hat!  

Die neuen Technologien mit Bluetooth und Dualband GNSS bieten dafür ideale Lösungsansätze unter Nutzung bereits in den Markt  eingeführter Produkte. Bei dem kleinen Markt weniger aufgeschlossener Interessenten unter den Fotografen wären fabrikatsübergreifende Lösungen empfehlenswert  bei denen desinteressierte Kamerahersteller auch gern außen vor bleiben dürfen; denn der kleine aber anspruchsvolle Anwenderkreis der Kamerabildverortung  braucht Engagement für einen ausbaufähigen Sachkomplex einschließlich Folgesoftware und den  Einsatz seinen Sinn und Wert  mit voller Komplexität auch lernbegierigen Fotografen zu vermitteln aber keine reinen kommerziellen Profiteure.

Es wäre daher äußerst wünschenswert,  wenn digitalkamera.de  diesen Aspekt unter kameraspezifischen Gesichtspunkten für das gehobene Kamerasortiment  aller Hersteller erneut aufgreifen würde und die stereotypische Anpreisung der Kopplungsmethode durch eine detaillierte und qualifizierte Funktionsprüfung und –beschreibung  ersetzte und dem  guten Beispiel von Herrn Ruppert für die Nikon Z Kameras folgend für alle Kameratests zur Anwendung  brächte. 

Dabei treten dann nicht nur die von Herrn Ruppert erwähnten Schwierigkeiten als Einzelphänomene zutage, sondern es wären längst das Fehlen der Höhenregistrierung bei erwähnten Kameras und viele andere Unzulänglichkeiten entdeckt worden, die den Einsatz der Kopplung zwar für den Einzelfall als möglich bis kameraspezifisch brauchbar macht, aber als ständiges Begleitinstrument für Dauerregistrierung als ungeeignet erweist, oder haben Sie ein Rezept dafür, wie Sie Ihr SP ständig auf Augenhöhe oder dem Kopf zu tragen?

Denn jeder Festkörper zwischen Satellit und Empfängerchip im SP - vom Tuch der Kleidung bis hin zum eigenen Körper stört, verfälscht oder absorbiert und damit eliminiert je nach seiner Dicke das ausgestrahlte Signal der Geosatelliten und durch die eigene Körperbewegung  kommen sich ständig ändernde Signalintensitäten und Qualitäten am Empfänger SP an, damit entsprechend zur Verrechnung und dann zur Einspielung in die EXIF Ihrer Bilddatei, so dass Sie in ständigem Wechsel brauchbare bis unbrauchbare Positionen registrieren und nur unter kontrollierten Bedingungen vertrauenswürdige Daten erfassen. Wer aber will sich diese ständige Kontrolle antun  oder mit solch einem Datenchaos leben, der andernfalls und mit Sicherheit von der großen Mehrheit der bisherigen Nutzer erfasst wurde? – Sicher nur Ihr Kamerahersteller mit ohnehin konfuser Vorstellung von dieser Kameraausstattung! Oder ist diese Kombinationsempfehlung ein bewusster Marketinggag  am Rande des Betrugs, um mit dummen, einfältigen Fotografen den schnellen Yen zu machen?

Zu guter Letzt  empfehle ich einmal bei einer Feier sämtliche SPs Ihrer Gäste auf einen Cocktailtisch (also erhöhter Position) zentral auf der Rasenfläche im Garten (zur Reduzierung von Horizontalabschattung) auszulegen und mit der gleichen GNSS/GPS App ausgestattet nach 5 Min Betriebsdauer zu beobachten.

Sollten Sie sich nicht nur in feiner Gesellschaft mit ausschließlich ausgelegten Statussymbolen des gleichen Herstellers befinden sondern ein buntes Muster verschiedene SP Marken vereinen, werden Sie bei den empfangenen Koordinaten und sachkompetent interpretierter Vernetzung aller beobachteten Komponenten Ihr blaues Wunder erleben! Auch das also ein Grund standardisierte GNSS-Chips kameraintern oder in Aufsteckmodulen der Ortung  auf der Kamera zu propagieren und zu verwenden, die bisherigen Artikel zum Thema von Herrn Rupprecht  aufmerksam aber auch kritisch zu lesen sowie ein wenig Hirnschmals in die Materie zu investieren, denn der 0815 Fotograf wird noch Jahrzehnte benötigen den Wert dieser Information in Bildern zu begreifen und damit sinnvoll umzugehen zumal er durch solche Tricksereien der Kamerafabrikanten davon abgehalten wird, sich dieser Zusatzoption in der Fotografie zu nähern geschweige denn sich ihrer zu bedienen. 

Mit bestem Empfehlungen für korrekte Standortbestimmung  Ihrer Fotos

Prodrejo - Stand 20.1.2020

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.