Hochauflösende Vollformat-DSLM

Testbericht: Sony Alpha 7R IV / 7R IVA

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 3 von 5, vom 2019-11-15, aktualisiert 2022-12-29 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Mit 61 Megapixeln auf einem Kleinbildsensor bietet die Sony Alpha 7R IV derzeit die höchste Auflösung im Kleinbildformat. Die Pixeldichte entspricht dabei einem 26 Megapixel auflösenden APS-C-Sensor oder dem 100 Megapixel auflösenden Mittelformatsensor der Fujifilm GFX 100. Canon erreicht mit der M6 Mark II und der 90D im APS-C-Format indes genauso wie Olympus und Panasonic mit 20 Megapixeln bei Micro Four Thirds derzeit bereits höhere Pixeldichten, sodass zukünftig auch höhere Auflösungen denkbar sind. Doch ist das überhaupt sinnvoll? Einerseits werden Objektivfehler mit zunehmender Pixeldichte immer stärker sichtbar beziehungsweise die Anforderungen an die Objektive steigen. Je größer der Bildkreis des Objektivs, desto schwieriger und teuer ist es Objektivfehler zum minimieren. Zum anderen bietet die Sony Alpha 7R III mit 42 Megapixeln eine hervorragende Balance aus hoher Auflösung und guter High-ISO-Performance. Die geht so weit, dass die 7R III bei höchster Empfindlichkeit auf zwölf Megapixel herunterskaliert immer noch mehr Details bei weniger Rauschen auf den Sensor bannt als die nativ zwölf Megapixel auflösende Alpha 7S II, die zwar darüber hinaus noch höhere Empfindlichkeiten erreicht, dabei aber keine brauchbare Bildqualität mehr abliefert (auf ein Nachfolgemodell wartet man übrigens aktuell immer noch).

Sony verkauft die Alpha 7R IV ohne Setobjektiv, also haben wir uns für das FE 24-105 mm F4 G OSS entschieden, das bisher mit einer sehr guten Performance und Auflösung punkten konnte. Außerdem hatten wir die Gelegenheit, das neue FE 35 mm F1,8 an der Alpha 7R IV zu testen. Sicher sind beides keine super hochpreisigen High-End-Objektive, das muss man im Hinterkopf behalten, andererseits wird die Alpha 7R IV gnadenlos die Grenzen vor allem des 24-105 mm aufzeigen, wie sich im Folgenden noch herausstellen wird. Wir werden in Zukunft Sony-Objektivtests mit der 7R IV durchführen und dabei wird sicherlich auch mal ein Objektiv sein, das von der Kamera nicht an die Grenzen gebracht wird.

Die höchste Auflösung erreicht die Sony Alpha 7R IV bei 50 Prozent Kontrast mit dem 35mm-Objektiv. Mit 101,6 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) bei F4 wird die Alpha 7R III spielend übertrumpft. Die 50 Megapixel auflösende Canon EOS 5DS R bleibt allerdings mit 102,4 lp/mm, die mit dem EF 35 mm 1.4 L II USM bei ebenfalls F4 erreicht wurden, weiterhin Spitzenreiter bei unseren Vollformat-Labortests. Ein Phänomen, das sich schon bei der Canon gezeigt hatte, wiederholt sich bei der Sony: Bereits bei F5,6 sinkt die Auflösung beugungsbedingt wieder, bei weniger als F4 werden aber ebenfalls keine 100 lp/mm erreicht. Das ist beim FE 24-105 mm nicht anders, nur dass es bereits bei F4 startet und beim Abblenden, außer in Telestellung, bereits an Auflösung verliert. In Telestellung liegt der "Sweet Spot" zwar bei F5,6, aber hier spielt die Musik bei unter 80 lp/mm. Das bedeutet insgesamt, dass man die Auflösung der Sony Alpha 7R IV nur bei recht geringer Schärfentiefe voll ausschöpfen kann. Wer bei Landschaftsaufnahmen gerne auf F8 oder F11 abblendet, verliert bereits zehn bis 20 Prozent an Auflösung. Das ist bei über 80 lp/mm bei F11 zwar Jammern auf hohem Niveau, aber hier zeigen sich die physikalisch-optischen Grenzen der Pixeldichte auf.

Wie bereits eingangs vorweggenommen, bringt der hochauflösende Sensor das FE 24-105 mm an seine Grenzen. Die Maximalauflösung beträgt knapp über 97 lp/mm bei 24 mm und F4 in der Bildmitte. Egal ob man abblendet, zoomt oder Richtung Bildrand geht, die Auflösung fällt ab. Bis F8 sind es in er Bildmitte immerhin noch gut 90 lp/mm, darüber schlägt die Beugung stärker zu. Der Randabfall der Auflösung ist bei 24 mm und Offenblende enorm, nicht einmal die Hälfte der Auflösung im Bildzentrum werden erreicht. Immerhin steigert sich die Randauflösung beim Abblenden von 46 lp/mm bei F4 auf maximal 67 lp/mm bei F8 und F11, damit liegt der Randabfall bei F11 unter 20 Prozent, immerhin das ist gut. Bei mittlerer Brennweite ist die Auflösung mit maximal 75 lp/mm im Bildzentrum deutlich geringer und sie kennt beim Abblenden nur eine Richtung: nach unten. Immerhin bleibt sie von F5,6 bis F11 mit rund 68 bis 70 lp/mm sehr konstant. Am Bildrand sieht es dagegen anders aus, hier ist der Randabfall bei Offenblende hoch (rund 40 Prozent) und die Randauflösung gering (45 lp/mm), sie steigert sich aber sogar bis F16 auf 64 lp/mm, ab F8 beträgt der Randabfall weniger als 20 Prozent. In Telestellung ist die Auflösung im Bildzentrum wieder etwas besser und erreicht von F4 bis F8 über 70 lp/mm, bei F5,6 sind es sogar 78 lp/mm. Dafür ist die Randauflösung noch etwas geringer, sie steigert sich von 45 lp/mm bei Offenblende auf nur 59 lp/mm bei F16. Unter 20 Prozent Auflösungsabfall zum Bildrand gibt es in Telestellung erst ab F11. Immerhin sind die Farbsäume, die Verzeichnung und die Randabdunklung gering, hier greift Sonys digitale Korrektur, die zu den weiter oben erwähnten langen JPEG-Bildverarbeitungszeiten führen, sehr gut.

Man braucht für die Sony Alpha 7R IV aber nicht nur ein sehr gutes Objektiv, sondern auch viel Licht. Oberhalb von ISO 800 kippen zahlreiche Messparameter aus dem guten bis befriedigenden in den ausreichenden oder teilweise sogar bis in den mangelhaften Bereich. Der Signal-Rauschabstand etwa ist nur bei ISO 50 und ISO 100 mit über 40 dB gut, bei ISO 800 liegt er bei gerade noch akzeptablen 35 dB. Der Messwert des Helligkeitsrauschens steigt oberhalb von ISO 400 an, ab ISO 1.600 wird es spätestens sichtbar, oberhalb von ISO 12.800 sehr stark und störend sichtbar. Nur das Farbrauschen hat Sony besser im Griff, es steigt erst oberhalb von ISO 12.800 an und wird nur bei den beiden höchsten Empfindlichkeiten von ISO 51.200 und 102.400 leicht sichtbar. Immerhin ist das Rauschen stets sehr feinkörnig und bildet keine Cluster mit benachbarten Pixeln.

Die Eingangsdynamik erreicht nur bei ISO 50 über zwölf Blendenstufen und sinkt oberhalb von ISO 800 unter elf Blendenstufen. Immerhin bleibt die Dynamik bis ISO 6.400 mit rund zehn Blendenstufen aber durchaus noch im grünen Bereich. Die Tonwertkurve verläuft stark angesteilt für knackigere Mittenkontraste und lebendigere Bilder. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bei ISO 50 und 100 sehr gut mit über 224 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen, sinkt aber stetig und verlässt bei ISO 800 mit unter 160 Stufen bereits den guten Bereich und kratzt bei ISO 6.400 mit 100 Stufen sogar am schlechten Bereich, in dem sich alle höheren ISO-Empfindlichkeiten bewegen. Die Farbabweichung ist im Mittel zwar gut, aber die stärksten Abweichungen sind durchaus mittelstark, wobei vor allem der Bereich von Orange über Rot bis Magenta durch seine gesteigerte Sättigung auffällt. Auch hier setzt Sony also auf subjektiv schön aussehende statt neutrale Bilder. Das ist ab dieser Stelle aber nicht negativ gemeint, denn ein JPEG soll unserer Meinung nach ohne Bildbearbeitung knackig und schön aussehen, für alles andere ist ohnehin das Rohdatenformat besser.

Außer Acht gelassen haben wir bisher die Texturschärfe, also den Wert, der angibt, wie viele Details bei höheren Empfindlichkeiten durch das Rauschen oder – noch schlimmer – durch die Rauschunterdrückung verloren gehen. Hier schlägt sich die Sony angesichts der anderen Messwerte, die wir über das ISO-Empfindlichkeitsspektrum ermitteln, durchaus beachtlich gut. Bis ISO 3.200 werden feine Details gut, wenn auch nicht 100-prozentig differenziert. Ab ISO 6.400 sinkt dann allerdings auch der Detailgrad ab. Im Prinzip verläuft die Kurve identisch zur Alpha 7R III, aber mit einem wichtigen Unterschied: Das Niveau der IIIer ist durchgängig deutlich höher. Der Unterschied liegt bei gut zwei ISO-Stufen. Das zeigt deutlich, dass Sony hier bei aktueller Technik mit 61 Megapixeln an die Grenzen des Machbaren stößt. Rein visuell betrachtet sind die Bilder der Alpha 7R IV bei ISO 6.400 noch ganz gut brauchbar, bei ISO 12.800 ist sie bereits merklich schlechter. Bei der 7R III geschieht dieser Sprung aber erst von ISO 12.800 auf 51.200 mit einem feinen Zwischenschritt bei ISO 25.600.

Fortsetzung auf Seite 4

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