Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Sony Alpha 7 III

2022-04-20 Die Alpha 7 III ist das Arbeitstier in der spiegellosen Vollformat-Mittelklasse von Sony. Für unter 2.000 Euro bietet sie einen 24 Megapixel auflösenden Kleinbildsensor, der zehn Serienbilder pro Sekunde aufzeichnet und 693 integrierte Phasen-Autofokus-Sensoren besitzt. Außerdem verspricht der Sensor-Shift-Bildstabilisator um bis zu 5 EV längere Belichtungszeiten ohne Verwackelungsunschärfen. Auch 4K-Videoaufnahmen beherrscht die kleine Sony Alpha 7 III. Im Test muss sie zeigen, was sie als Gesamtpaket taugt und wie es um die Bildqualität bestellt ist.  (Benjamin Kirchheim)

Sony Alpha 7 III Testbericht als Premium-VersionDiesen Kameratest gibt es auch als E-Book mit erweitertem Informationsumfang. Das PDF zum Herunterladen enthält gegenüber dieser Online-Version zusätzlich eine übersichtliche Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie zwei Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar visualisiert werden. Zudem stellen wir vier andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Sony Alpha 7 III haben. mehr …

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)

In den mehr als vier Jahren seit ihrer Markteinführung hat die Sony Alpha 7 III über zahlreiche Firmware-Updates diverse neue Funktionen hinzubekommen Darunter sind weitere Belegungsmöglichkeiten für die Funktionstasten, die Kompatibilität mit neuem Zubehör wie einer Bluetooth-Fernbedienung und Objektiven samt ihren speziellen Bedienelementen, die Bedienung einiger neuer Blitzgeräte über das Kameramenü und eine Intervallaufnahmefunktion sowie eine Erweiterung der FTP-Bildübertragungsfunktion. Aber auch der Autofokus wurde mit neuen Funktionen wie einer Echtzeit-Augenverfolgung sowie einer Tieraugenerkennung versehen. Zudem können bei per LA-EA3 adaptierten Spiegelreflexobjektiven von Sony inzwischen alle AF-Bereiche verwendet werden.

Unser ursprünglicher Test zur Sony Alpha 7 III erschien am 02.10.2018. Die Kamera bietet auch heute (bei einem mittlerweile günstigeren Kaufpreis) ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und zählt nach wie vor zu den populärsten Systemkameras. Deshalb haben wir unseren ursprünglich Anfang Oktober 2018 veröffentlichten Test zur Sony Alpha 7 III im April 2022 mit aktuellem Firmwarestand (v4.01) komplett überarbeitet.

Ergonomie und Verarbeitung

Wie schon bei der Alpha 9 und der Alpha 7R III kommt auch bei der Alpha 7 III ein gegenüber der Vorgängergeneration verbessertes Gehäuse zum Einsatz. Es ist aus einer robusten Magnesiumlegierung gefertigt und gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Sony spricht zwar wie immer vorsichtigerweise nur von einer Feuchtigkeitsresistenz, aber im Gegensatz zum Vorgängermodell verfügt die Alpha 7 III beispielsweise auch am Batteriefach an der Kameraunterseite über eine Dichtung.

Trotz der recht kompakten Abmessungen liegt die Sony gut in der Hand. Der Griff ist angenehm groß, so dass man die Kamera entspannt in einer Hand halten kann. Dabei muss man keine Angst haben, dass sie einem entgleitet, selbst wenn man nicht hinten mit dem Daumen gegensichert, denn die Daumenmulde ist ebenfalls wunderbar ausgeformt.

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Zur Bedienung stehen drei Einstellräder (eines am Griff für den Zeigefinger, eines auf der Rückseite als Daumenrad und eines rund um den Vierwegewähler) zur Verfügung. Das zusätzliche Belichtungskorrekturrad hingegen hat Sony auf der Kameraoberseite recht exponiert angebracht und die nötige Sicherung vergessen, so verstellt es sich viel zu leicht versehentlich.

Zahlreiche Tasten der Alpha 7 III sind programmierbar, aber sinnvoll vorbelegt. Nachteilig ist das nur, weil die Bedienung sich nicht so leicht selbst erklärt, da die Taste beispielsweise mit C1 statt der konkreten Funktion beschriftet ist. Auch ein Fokusjoystick sowie eine AF-On-Taste sind vorhanden. Das Fn-Schnellmenü lässt sich ebenfalls individualisieren und auf dem Programmwählrad stehen zwei Benutzerspeicher zur Verfügung.

Das Kameramenü besteht aus sechs Hauptkategorien, die sich seit dem Firmwareupdate 3.00 per Fn-Taste schnell durchschalten lassen. Einer der Reiter beinhaltet das "Mein Menü", in dem sich bevorzugte Menüeinstellungen ablegen lassen. Das ist sehr praktisch, weil das Menü nicht allzu übersichtlich ist und viele Unterseiten besitzt, so dass man bevorzugte Funktionen über das Mein Menü schneller finden kann.

Allein das Aufnahmemenü gliedert sich in zwei Hauptkategorien mit 14 und neun Menüseiten, die ihrerseits bis zu sechs Menüpunkte umfassen. Beispielsweise enthalten die Autofokuseinstellungen vier Menüseiten, die Filmaufnahmeeinstellungen drei. Dass Sony im deutschen Menü viele unverständliche Abkürzungen verwendet erschwert die Nutzung des Menüs genauso wie die teilweise nichtssagenden Hilfetexte, die mehr Fragen aufwerfen als sie beantworten.

Beim Sucher hat sich Sony für Altbewährtes entschieden: Es kommt ein XGA-OLED mit 2,36 Millionen Bildpunkten Auflösung zum Einsatz, das selbstverständlich 100 Prozent des Bildfelds abdeckt und mit einem 0,78-fachen Faktor sehr anständig vergrößert. Der Sucher ist solide, aber heutzutage vor allem angesichts der Auflösung auch nicht mehr atemberaubend.

Dank des Näherungssensors aktiviert sich der Sucher automatisch, sobald man die Kamera ans Auge nimmt. Wie so oft können Brillenträger das Sucherbild nicht komplett überblicken, weil sie nicht nah genug ans Okular kommen. Hier hilft zumindest bei nicht zu starker Fehlsichtigkeit die Dioptrienkorrektur.

Der rückwärtige Bildschirm misst 7,5 Zentimeter in der Diagonale. Dabei handelt es sich um einen Touchscreen, der auch bei Verwendung des Suchers alternativ zum Fokusjoystick als Touchpad zum Verschieben des Autofokuspunkts verwendet werden kann. Zudem lässt sich der Bildschirm um über 90 Grad nach oben und gut 40 Grad nach unten neigen. Damit ermöglicht er bodennahe Aufnahmen sowie solche über die Köpfe von Menschenmengen hinweg, jedoch nur im Querformat. Mit einer Auflösung von 921.600 Bildpunkten bietet der Bildschirm allerdings auch nur "Hausmannskost". Immerhin leuchtet er im Modus "sonnig" mit einer Leuchtdichte von 660 cd/m² einigermaßen hell und bleibt damit auch bei direkter Sonneneinstrahlung ablesbar.

Das Schnittstelleninterface auf der linken Kameraseite ist üppig ausgestattet, die drei Abdeckungen allerdings wirken etwas flimsig. Maximal zwei Schnittstellen stecken unter einer Abdeckung. Vorne oben sitzt einzig der 3,5 mm Stereoklinken-Mikrofonanschluss. Unter der anderen oberen Abdeckung stecken sowohl der Kopfhöreranschluss (ebenfalls 3,5 mm) als auch die 4K-fähige Micro-HDMI-Schnittstelle. Die Wahl dieses wackligen, kleinen Steckers ist nicht unbedingt günstig, wenn man per HDMI extern Videos aufzeichnen möchte, was dank des Clean-HDMI-Ausgangs grundsätzlich möglich ist.

Die untere Abdeckung beherbergt gleich zwei USB-Schnittstellen, was auf den ersten Blick verwundern mag. Bei der oberen Buchse handelt es sich um den modernen Typ-C. Über diese Schnittstelle kann nicht nur die Speicherkarte mit etwa 80 bis 100 MB/s ausgelesen werden (was für USB 3 "Superspeed" eigentlich lächerlich langsam ist), sondern auch die Kamera dauerhaft mit Strom versorgt und der Akku geladen werden. Dadurch lässt sich die Alpha 7 III mobil äußerst gut mit Strom versorgen, beispielsweise mit einer leistungsfähigen Powerbank. Damit ist die Sony nach wie vor eine der wenigen Kameras, die sich dauerhaft im eingeschalteten Zustand über USB mit Strom versorgen lassen.

Die untere USB-Schnittstelle ist ein normaler Micro-Anschluss. Auch hierüber kann der Akku geladen werden. Doch viel wichtiger ist die Möglichkeit, hier die Kabelfernbedienungen von Sony anschließen zu können, und zwar parallel zur Stromversorgung über die USB-3-Schnittstelle. Seit dem Firmwareupdate 3.00 ist es aber auch möglich, die Alpha 7 III drahtlos mit der Bluetooth-Fernbedienung RMT-P1BT auszulösen.

Mit dem neuen Gehäuse kommt auch der größere Akku NP-FZ100 zum Einsatz, womit über 700 Aufnahmen nach CIPA-Standard möglich sind. Das ist eine glatte Verdoppelung gegenüber der Alpha 7 II. Damit wird die Alpha 7 III das Manko spiegelloser Systemkameras los, dass der Akku vielen nicht lang genug hält. Allerdings erweist sich der elektronische Sucher gegenüber dem Touchscreen als echter Stromfresser: Mit EVF statt Bildschirm sinkt die Ausdauer um 100 Aufnahmen nach CIPA-Standard.

Das Akkufach sitzt übrigens ausreichend weit weg vom in der optischen Achse angeordneten Stativgewinde. Die Alpha 7 III ist außerdem mit dem Hochformatgriff VG-C3EM kompatibel. Das Speicherkartenfach auf der Handgriffseite besitzt gleich zwei Steckplätze, wobei einer der SD-Schächte den schnellen UHS-II-Standard unterstützt, während der andere zu SD/SDHC/SDXC UHS I und den "guten" alten MemorySticks kompatibel ist.

Fortsetzung auf Seite 2

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