Kompaktkamera mit großem Sensor, Kompaktkamera

Testbericht: Sony Cyber-shot DSC-RX100 IV

2016-05-18, aktualisiert 2016-05-23 Zwar ist die Sony Cyber-shot DSC-RX100 IV schon eine Weile auf dem Markt, doch die geringen Unterschiede zur RX100 III bei gleichzeitig saftigem Aufpreis ließen den Test für unsere Redaktion nicht unbedingt als vorrangig erscheinen. Doch nun bekamen wir sie in die Finger und die neuen Funktionen sind durchaus beeindruckend. Auch der Labortest fehlt natürlich nicht und beweist einmal mehr, wie führend Sony bei den 1"-Sensor-Kameras ist.  (Benjamin Kirchheim)

Ergonomie und Verarbeitung

Für ihren, jedenfalls für eine Kompaktkamera, relativ großen 1"-Sensor (13,2 mal 8,8 Millimeter) und das lichtstarke Objektiv fällt die Sony DSC-RX100 IV erstaunlich klein aus. Das Gehäuse misst lediglich zehn mal sechs mal 2,5 Zentimeter; hinzu kommt das um 1,5 Zentimeter herausragende Objektiv, das beim Einschalten um weitere fast vier Zentimeter herausfährt. Interessanterweise wird das Objektiv beim Zoomen von 24 auf 70 Millimeter (Kleinbildäquivalent) wieder kürzer. Das Gehäuse ist modern und schlicht gestaltet, das schwarz eloxierte Metall fasst sich hochwertig an. Mit fast 300 Gramm ist die RX100 IV freilich kein Leichtgewicht, ob ihrer geringen Größe wirkt sie fast schwerer als sie ist, was den hochwertigen Eindruck unterstreicht. Satte 1.150 Euro (UVP) verlangt Sony für die Kompaktkamera. Trotz dieses stolzen Preises gibt es am Gehäuse allerdings keinerlei Wetterschutz. Der hohe Preis dürfte vor allem der modernen, führenden Technik im Inneren geschuldet sein, dazu später mehr.

So schön das kleine Gehäuse auch gestaltet ist und so wenig Platz die Kamera in der Tasche wegnimmt, sodass man sie fast immer dabei haben kann: Der Ergonomie tut dieser Minimalismus nicht gut. Allein schon aufgrund der Größe beziehungsweise "Kleine" weiß man kaum, wo man die Finger lassen soll. Der Daumen findet auf der Rückseite eine kleine gummierte Fläche, wo er recht sicheren Halt findet. Das gilt für die zwei, maximal drei Finger auf der Gehäusevorderseite weniger, denn die ist nicht nur glatt, sondern besitzt auch keinerlei Konturen beziehungsweise Griff. Auch die linke Hand sucht verzweifelt nach Halt, reicht das Display doch bis an den rechten Rand, ist das Objektiv zu schmal zum Festhalten und die Oberseite der Kamera beherbergt gleich zwei Pop-Up-Vorrichtungen.

Muss man bei der Ergonomie noch Kompromisse eingehen, so glänzt die RX100 IV mit ihrem Display, dem Sucher und den vielen Knöpfen. Der Bildschirm bietet mit 7,5 Zentimetern nicht nur eine große Diagonale, vor allem in Anbetracht der Kameragröße, sondern er löst mit 1,23 Millionen Bildpunkten auch sehr fein auf. Vor allem die Helligkeit ist dank der zusätzlichen "weißen" Subpixel sehr gut, auch wenn sich trotzdem Situationen finden lassen, in denen Helligkeit und Kontrast eben doch nicht mehr reichen. Darüber hinaus kann der Bildschirm um 45 Grad nach unten sowie um 180 Grad nach oben geklappt werden. Das bietet viel Flexibilität, auch wenn ein schmaler Teil des Bildschirms beim Selfie vom Gehäuse verdeckt wird. Leider fehlt eine Touchscreen-Funktionalität.

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Bereits von der RX100 III ist der geniale Pop-Up-Sucher bekannt, den Sony weiter verbessert hat. Mechanisch entriegelt schnellt der Sucher nach oben, zusätzlich muss das Okular ausgezogen werden. Der Sucher bietet nicht nur eine Dioptrienkorrektur, sondern auch einen Augsensor zur automatischen Umschaltung. Mit einer 0,6-fachen Vergrößerung im Vergleich zum Kleinbild fällt der Sucher sogar anständig groß aus. Bauartbedingt bietet das Okular jedoch keinen Schutz vor seitlich zwischen Auge und Sucher einfallendem Licht. Zudem können Brillenträger aufgrund der zu geringen Austrittspupille den Sucher nicht überblicken, er schattet seitlich deutlich ab. Die Auflösung hingegen konnte Sony von 1,44 auf nunmehr 2,36 Millionen Bildpunkte sogar deutlich steigern. Dabei kommt weiterhin ein OLED zum Einsatz, das ebenfalls in sehr hellen Bildpartien leicht flimmert.

Zwar musste Sony ob der geringen Gehäusegröße sparsam mit Bedienelementen umgehen, aber die RX100 IV bietet selbst für ambitionierte Fotografen das Nötigste. So gibt es einen Bedienring am Objektiv und ein zusätzliches Daumenrad, so dass sich zwei Funktionen unabhängig voneinander steuern lassen. Insbesondere der Objektivring kann je nach Modus verschiedenste Funktionen annehmen und beispielsweise auch alternativ zur Zoomwippe als Zoomring, auf Wunsch in Stufen, dienen. Hinzu kommen das Steuerkreuz mit mittlerer Bestätigungstaste sowie vier weitere Bedientasten, die sich teilweise individuell belegen lassen. Beim Menü bleibt Sony sich treu, so findet man sich als Kenner der Marke schnell zurecht. Beim in Registerkarten aufgeteilten Menü entfällt das lästige vertikale Scrollen, aufgrund der vielen Funktionen hält sich die Übersichtlichkeit dennoch in Grenzen.

Mit Schnittstellen ist das kleine Gehäuse hingegen äußerst sparsam ausgestattet. Es gibt lediglich eine Micro-HDMI- sowie eine Micro-USB-Schnittstelle. Letztere dient auch zum Aufladen des wechselbaren Lithium-Ionen-Akkus, der für gut 300 Fotos Saft liefert. Wer allerdings die 4K- oder HFR-Videofunktionen nutzt, wird einen deutlich erhöhten Akkuverbrauch mit einhergehender Wärmeentwicklung auf der rechten Gehäuseseite feststellen müssen, die zuweilen sogar Abkühlpausen erfordert. Jedenfalls ist die USB-Schnittstelle nicht wählerisch, ob die Energie nun aus dem Originalnetzteil oder einem Fremdgerät, etwa dem Smartphoneladegerät, stammt. Auf der Gehäuseunterseite sitzt das Stativgewinde leider außerhalb der optischen Achse und zudem direkt neben dem Akku- und Speicherkartenfach. Anfangs zeigte sich die RX 100 IV im Test äußerst wählerisch bei den Speicherkarten. Nur SDXC-Karten (ab 64 GByte erhältlich), die UHS-I und die UHS-Speed-Class 3 erfüllten, genügten der Kamera für 4K-Videoaufnahmen. Selbst mit einer entsprechenden Karte verweigerte die Kamera zuweilen Videoaufnahmen. Mit einer 16 GByte großen SDHC-Speicherkarte, die ebenfalls die UHS-Speed-Class 3 erfüllt, war die RX100 IV gar nicht zufrieden. Zum Glück änderte sich dies mit dem Firmwareupdate 1.30, das Sony während unseres Tests veröffentlicht hat. Danach waren auch mit der 16GB-Karte fünf Minuten lange 4K-Videoaufnahmen möglich. Länger filmt die RX100 IV in dieser Auflösung leider ohnehin nicht.

Ausstattung

Die Sony RX100 IV bietet für sämtliche Nutzergruppen den nötigen Funktionsumfang. Soll die Kamera alle Einstellungen automatisch übernehmen, so tut sie das im Automodus klaglos. Man kann sogar wählen, ob sie dabei nur normale Modi oder auch beispielsweise solche auswählt werden, die durch Mehrfachaufnahmen das Rauschen oder Verwackeln verringern sollen. Im Schwenkpanoramamodus gelingen Breitbildaufnahmen genauso wie solche im Hochformat und die Motivprogramme erlauben dem Anwender, der Kamera das Motiv vorzugeben. Trotz Automatikmodus bietet die RX100 IV einige Eingriffsmöglichkeiten, so kann etwa der Serienbildmodus verwendet oder manuell fokussiert werden. Zudem erlaubt eine einfache Optionswahl beispielsweise den Einfluss auf Hintergrundunschärfe oder Farben, auch Filtereffekte wie Monochrom oder Spielzeugkamera stehen zur Verfügung.

Ambitionierte Anwender werden sich über die klassischen Kreativprogramme freuen, in denen sie mittels Blende und Belichtungszeit Einfluss auf die Bildwirkung nehmen können. Sogar einen einschwenkbaren Neutraldichtefilter bietet die Sony. Die Abdunklung um etwas mehr als zwei Blendenstufen erlaubt die Verwendung einer weit geöffneten Blende auch in hellerer Umgebung. Neben den klassischen Belichtungsprogrammen P, A, S und M stehen auch drei individuell belegbare Speicherplätze für bevorzugte Aufnahmeeinstellungen bereit.

Als Kompaktkamera arbeitet die Sony RX100 IV mit einem Zentralverschluss, der lediglich bis zu 1/2.000 Sekunde kurze Verschlusszeiten erlaubt. Diese stehen auch für die Blitzsynchronisation bereit. Allerdings ist der integrierte Blitz mit einer Leitzahl von etwa 3,5 selbst für eine Kompaktkamera ziemlich schwachbrüstig. Sony setzt voll und ganz auf die hohe Lichtstärke und gute Bildqualität selbst bei höheren Empfindlichkeiten, wodurch trotzdem anständige Blitzreichweiten entstehen. Die nötigen Blitzprogramme wie eine Langzeitsynchronisation, das Blitzen am Ende der Belichtung oder eine Blitzbelichtungskorrektur bietet die Sony, externe Blitze werden allerdings weder per Blitzschuh – der fehlt – noch per Drahtlos-TTL unterstützt. Für Blitzfreunde ist die RX100 IV also definitiv die falsche Wahl.

Wer 1/2.000 Sekunde für seine Fotos zu lang belichtet findet, kann auf den elektronischen Verschluss zurückgreifen, den die IV erstmals innerhalb der RX100er-Reihe bietet. Bis zu 1/32.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten werden damit ermöglicht. Statt des leisen Klackerns ist dabei gar kein Verschlussgeräusch mehr zu hören. Im Gegensatz zu manch anderer Kamera erlaubt die Sony auch längere Belichtungszeiten – bis zu 30 Sekunden – mit elektronischem Verschluss. Vor allem bei Schwenks oder schnellen Motiven ist jedoch der Rolling-Shutter-Effekt zu berücksichtigen, der bei der Sony dank des neuen Sensors zwar geringer ausfällt, aber nicht ganz ausbleibt.

Im Serienbildmodus verspricht Sony bis zu 16 Bilder pro Sekunde, die wir allerdings bei weitem nicht erreichen konnten. In JPEG maßen wir maximal knapp zehn Bilder pro Sekunde, bei Raw waren es sogar nur 7,6. Beides sind keine schlechten Werte, aber eben weit weg vom Versprechen. Immerhin halten die Aufnahmeserien dank des großen Zwischenspeichers recht lange durch. Danach muss man allerdings einige Sekunden auf das Speichern warten. Leider zeigt die Sony dies nicht aktiv an, sondern beim Druck auf den Menüknopf öffnet dieses schlicht nicht beziehungsweise beim Versuch der Bildwiedergabe gibt es eine Fehlermeldung. Öffnet man das Speicherkartenfach, so entdeckt man doch eine kleine rote Schreibleuchte. Warum Sony diese so gut versteckt hat, ist uns aber ein Rätsel, zumal die Kamera während des Schreibvorgangs einige Funktionen sperrt. Immerhin sind weitere Aufnahmen möglich, solange Platz im Zwischenspeicher frei ist.

Fortsetzung auf Seite 2

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