Bildqualität
Der optische Aufbau des Sony FE 28-70 mm F2 GM besteht aus 20 Linsen, die in 14 Gruppen angeordnet sind. Dabei kommen 3 asphärische Linsen, drei extrem-asphärische (XA) Linsen, drei Super-ED-Linsen und eine ED-Linse sowie die Nano AR II Vergütung zum Einsatz, um jegliche Bildfehler bereits optisch zu minimieren und die Auflösung bis zum Bildrand hochzuhalten.
Die kreisförmige Blende setzt sich aus elf Lamellen zusammen und soll für ein natürliches Bokeh sorgen. Das funktioniert in der Praxis insgesamt zwar sehr gut, aber beim genauen Hinsehen machen sich trotz hoher Präzision der Oberflächen der XA-Linsen sowie der Nano AR II Vergütung doch kleinere Ungleichmäßigkeiten bemerkbar. Das Bokeh ist zwar über den gesamten Brennweitenbereich weich, Strukturen wie etwa feine Äste zerfließen schön mit dem Hintergrund. Dennoch ist das Bokeh nicht perfekt. So zeigen Unschärfescheibchen von Spitzlichtern einen leicht helleren Rand sowie einen minimalen Zwiebelringeffekt, der typischerweise durch die asphärischen Linsen verursacht wird. Immerhin treten so gut wie keine Farbsäume im Unschärfebereich auf.
Schließt man die Blende hingegen stark, bildet sich bei allen Brennweiten ein Blendenstern an punktförmigen Lichtquellen. Ganz gut sichtbar wird das ab F8, beim weiteren Abblenden wird der Effekt noch definierter. Im Gegenlicht tritt kaum Kontrastverlust auf, es zeigen sich nur minimale Flares und leichte Blendenreflexe. Zaubern kann Sony bei einer so hohen Lichtstärke von den vielen Linsen auch nicht.
Im Testlabor an der Sony Alpha 1 II zeigt das FE 28-70 mm F2 GM dank digitaler Korrektur nur eine minimale Randabdunklung von maximal 0,3 Blendenstufen bei allen Brennweiten und Blenden, das sieht man in der Praxis nicht. Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen werden mit maximal 1,5 Pixel angesichts der 50 Megapixel Sensorauflösung nur minimal sichtbar, im Durchschnitt fallen sie mit einem halben Pixel aber kaum auf.
Das Sony FE 28-70 mm F2 GM (SEL2870GM) besitzt ein 86 Millimeter großes Filtergewinde und – ganz im Gegensatz zu den allermeisten Sony-Objektiven – dankenswerterweise keine weißen Beschriftungen an der Front, die sich in Motiven spiegeln könnten. [Foto: MediaNord]
Anders sieht es bei der Verzeichnung aus (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Kein Wunder, greift hier doch zumindest in der Defaulteinstellung keine elektronische Korrektur. Sie ließe sich aber auf Wunsch zuschalten. Dabei wird die Verzeichnung bei allen drei gemessenen Brennweiten deutlich sichtbar. Im Weitwinkel mit 3 Prozent Tonnenform, bei mittlerer (45 Millimeter) und langer Brennweite mit jeweils etwas über einem Prozent Kissenform. Letztere ist bei identischem Betrag subjektiv stärker sichtbar. Dennoch ist die Verzeichnung im Weitwinkel so viel stärker, dass sie mehr ins Auge sticht.
Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast ist bei allen drei Brennweiten im Bildzentrum ab Offenblende hoch, wobei die Telebrennweite mit 72 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) etwas gegenüber dem Weitwinkel mit 78 lp/mm und der mittleren Brennweite mit 80 lp/mm zurückfällt. Bereits auf F2,8 abgeblendet erreicht die Auflösung im Zentrum bei allen Brennweiten ihr Maximum, wobei die Unterschiede marginal sind. Die Telebrennweite holt nicht nur am meisten auf, sondern holt sich mit knapp 86 lp/mm sogar noch vor der mittleren Brennweite mit 85 lp/mm das Siegertreppchen bei der höchsten Maximalauflösung, wobei sich die Weitwinkelbrennweite mit 83 lp/mm auch nicht zu verstecken braucht.
Beim weiteren Abblenden fällt die Auflösung langsam ab und unterschreitet jenseits von F4 bereits wieder die 80 lp/mm. Bei F8 und F11 wird der Auflösungsverlust deutlicher, bricht jenseits von F11 jedoch noch kräftiger ein. Das ist der Tribut, den man für die hohe Sensorauflösung zahlen muss.
Am Bildrand liegen die Auflösungen der drei Brennweiten ebenfalls sehr dicht beieinander, aber auch ein gutes Stück weit von denen im Bildzentrum entfernt. Bei Offenblende gibt es 29 bis 38 Prozent relativen Randabfall, erst bei F8 fällt dieser Wert bei allen Brennweiten unter 20 Prozent, was weniger an einer stark zunehmenden Randauflösung als vielmehr an der abnehmenden Auflösung im Bildzentrum liegt. Die höchste Randauflösung wird bei mittlerer Brennweite erst auf F11 abgeblendet mit 65 lp/mm erreicht. Im Weitwinkel sind es maximal 64 lp/mm bei F5,6 und F11 und im Tele 63 lp/mm bei F5,6.
Auch wenn wohl kaum ein Käufer vor der Auswahl Sony 28-70 F2 oder Canon 28-70 F2 stehen wird, wollen wir doch einen kurzen Vergleich wagen, um das neue Sony-Objektiv einordnen zu können – schließlich gibt es sonst keine Erfahrungswerte eines derart lichtstarken Standardzooms. So zeigt sich, dass das Canon zwar im Bildzentrum absolut etwas geringer auflöst, was bei dem mit 45 Megapixel etwas niedriger auflösenden Sensor aber auch erwartbar ist, am Bildrand löst das Canon bei kurzer und langer Brennweite ebenfalls geringer auf als das Sony, auch wenn der relative Randabfall geringer ist.
Im Vergleich zur Sony Alpha 1 II sieht man, was für ein großes Objektiv das FE 28-70 mm F2 GM (SEL2870GM) ist. Bildqualitätstechnisch gesehen ist diese 11.000-Euro-Kombi ein Traum – wenn auch nicht perfekt. [Foto: MediaNord]
Insgesamt spielen die Objektive in einer ähnlichen Liga und so kann man von keinem der beiden behaupten, deutlich schlechter oder besser als das andere zu sein. Teilweise zeigen sich sogar erstaunliche Ähnlichkeiten, etwa der etwas zurückfallenden Auflösung bei Offenblende im Bildzentrum bei Telebrennweite, die beim Abblenden dann die Auflösung der anderen Brennweiten minimal überflügelt.
Auch vor einem Sony FE 24-70 mm F2.8 GM II braucht sich das 28-70 F2 GM nicht zu verstecken. Das 24-70 ist zwar bei mittlerer Brennweite am Bildrand klar besser, dafür aber bei kürzester und längster Brennweite am Bildrand etwas schlechter. Man bekommt beim 28-70 unter Verzicht auf etwas Bildwinkel bei kürzester Brennweite eine qualitativ gut nutzbare, höhere Lichtstärke.
Im Vergleich zu lichtstarken Festbrennweiten wie dem 24 mm F1.4 GM, 35 mm F1.4 GM, 50 mm F1.2 und F1.4 GM sowie 85 mm F1.4 GM II können sich auf F2 abgeblendet nur das 35er und 85er aufgrund höherer Randauflösung vom 28-70 F2 absetzen, das 85er sogar deutlich. Die anderen Festbrennweiten behalten vor allem wegen ihrer höheren Lichtstärke ihre Daseinsberechtigung. Wenn F2 reicht, kann man aber im Vergleich zu den anderen Festbrennweiten (sofern auch der Bildwinkel passt) bedenkenlos zum Zoom greifen.
Fazit
Das Sony FE 28-70 mm F2 GM ist definitiv ein Traumobjektiv, das aber auch einen entsprechend saftigen Preis hat. Man bekommt ein solide verarbeitetes Objektiv, dessen Gehäuse aber auch keine Begeisterungsstürme auslöst. Vielmehr legt man das viele Geld für ein technisch einwandfreies Objektiv mit schnellem Autofokus und allem nötigen Ausstattungskomfort auf den Tisch, das mit seiner Kombination aus 2,5-fachem Zoombereich und hoher Lichtstärke bei guter Bildqualität überzeugt. Wenn F2 zum Freistellen reicht, man aber die Flexibilität eines Zoomobjektivs bevorzugt, kann man zugreifen, zumal sich das Bokeh des 28-70 GM sehen lassen kann.