Ultranahdistanz-Laserprojektor mit 4K/UHD-Auflösung

Testbericht: LG HU85LS CineBeam Videoprojektor

2019-11-18 Unser Test des LG HU80KG/HU80KSW vor ein paar Monaten machte bei uns grundsätzlich Lust auf Videoprojektoren und auch das Interesse unserer Leser an dem Test war gar nicht schlecht. Wir haben uns deshalb jetzt noch einmal ein nagelneues Top-Modell von LG zum Test bestellt. Einen Ultrakurzdistanz-Projektor, der direkt vor der Projektionsfläche aufgestellt wird und aus dieser kurzen Entfernung ein spektakulär großes Bild mit 90 bis 120 Zoll Bilddiagonale projiziert.  (Jan-Markus Rupprecht)

Manchmal hat die Retargeting-Funktion von Google unerwartete Auswirkungen. Offenbar dadurch, dass ich im Rahmen des Tests des interessanten LG Beamers HU80KG im Mai dieses Jahres viel auf der LG-Website war, bekomme ich immer mal wieder LG-Werbung zu sehen, auch auf digitalkamera.de. Und so kam mir kürzlich der brandneue HU85LS per Werbung auf den Bildschirm, ein scheinbar relativ spektakuläres Gerät, satte 6.000 Euro teuer (der im Mai getestet HU80KG lag bei nur 2.000 Euro). Worin liegt der Unterschied, der den dreifachen Preis rechtfertigen soll?

Vor allem ist dies die Lichtquelle, ein 3-Kanal-Laser. Raus kommt RGB, dabei haben die Laser die Farben Rot und zweimal Blau. Wo kommt da also das Grün her? Einer der blauen Laser wird durch eine "G-Refiner"-Linse in grünes Licht umgewandelt. Was es alles gibt! Wer das genau wissen will, schaut sich am besten den am Endes dieses Tests bei den weiterführenden Links verlinkten, unterhaltsamen Artikel auf digitec.ch an (den im Gegensatz zu den Videos aus dem gleichen Hause auch Nicht-Schweizer verstehen können). Durch die Nutzung aller drei Grundfarben (statt, wie üblich, eines Monochrom-Lasers mit Farbrad) ergeben sich eine bessere Helligkeit und wesentlich lebendigere Farben, was wir im Test sofort unterschreiben können. Die Farben sind in der Tat sehr leuchtend, ohne unnatürlich übertrieben zu sein. Perfekt, würde ich sagen.

Die DLP-Projektionstechnik im Inneren besteht aus einem FullHD-Panel, das horizontal und vertikal versetzt wird und so in der Projektion auf 4K kommt. Das funktioniert tatsächlich ziemlich gut. Die einzelnen Linien eines 4K-Testbilds sind nicht ganz so sauber getrennt wie auf einem 4K-Fernseher, aber doch gerade eben einzeln identifizierbar. Dies jedenfalls in der Mitte, horizontal wie vertikal. Zu den Bildrändern hin nimmt die Schärfe und Detailauflösung ab – ganz offensichtlich ein Kompromiss, den man durch den extremen Bildwinkel bzw. die Umlenkung bei der Ultranahdistanzprojektion eingehen muss.

Aber der Reihe nach. Der erste Eindruck nach dem Auspacken: Ein ganz schön großes Ding! Schon der Karton flößt Respekt ein. Und dieser fördert einen immerhin knapp 70 x 35 x 14 Zentimeter großen und mehr als 12 Kilogramm schweren Quader zutage. Genau 3 Zentimeter der Höhe sind geschickt als Sockel zurückgesetzt und umfassen auch noch die vier höhenverstellbaren Füße. Das auf einem Sideboard aufgestellte Gerät scheint dadurch, je nach Blickwinkel, optisch zu "schweben" und das eigentliche Gehäuse ist effektiv nur 11 Zentimeter hoch. In normaler Wohnumgebung wirkt das blütenweiße Gerät deshalb gar nicht mehr schwer, sondern äußerst elegant. Dass das ganze Gehäuse aus gewöhnlichem Kunststoff besteht, stört irgendwie nicht, die gesamte Erscheinung ist absolut hochwertig. Die Front ist fast komplett mit hochwertigem Stoff bespannt. Drumherum bleibt lediglich ein ganz schmaler weißer Rahmen. Alle Kanten sind "scharf", also wirklich eckig. Für den Fall, dass man kleine Kinder im Haus hat, liegen sogar selbstklebende Eckenschützer aus hellgrauem Gummi bei, die man bei Bedarf auf die vorderen oberen Ecken kleben kann, was natürlich das tolle Design dann sehr stören würde (aber Sicherheit geht ggf. vor).

Immerhin 350 Watt verbraucht der LG CineBeam HU85LS trotz relativ stromsparender Laser-Lichtquelle. Und der Teil der Energie, der nicht direkt in Licht umgewandelt wird, muss halt irgendwie raus aus dem Gehäuse. Die linke und rechte Seite besteht deshalb jeweils komplett aus Lamellen zur Belüftung. Links geht die Luft hinein, rechts wird die warme Luft hinausgeblasen. Die Lüftung ist durchaus hörbar, aber nicht wirklich störend.

Designmäßig aus einer völlig anderen Welt kommt die Fernbedienung. Nicht, dass sie hässlich wäre oder billig wirken würde. Aber während der CineBeam HU85LS völlig gradlinig designt ist, gibt es an der Fernbedienung nicht eine einzige gerade Kante. Technisch gibt es hingegen nichts zu meckern. Die Fernbedienung hat sogar beleuchtete Tasten (da wurden die Marketing-Leute gleich wieder richtig kreativ und haben das "Magic Lighting" getauft), wirkt sogar als virtuelle Maus und besitzt ein Mikrofon für den Sprachassistenten.

Das Einrichten des LG CineBeam HU85LS geht so einfach, wie es nur sein kann. Stromkabel in den Beamer und in die Steckdose. Einschalten. Dann durchläuft man den Setup-Assistenten, bei dem im Wesentlichen das WLAN-Passwort einzugeben ist, sofern man den Beamer nicht per LAN-Kabel mit seinem Netzwerk verbunden hat. Das war es dann eigentlich schon. Alle Einstellungen kann man getrost so lassen, wie sie ab Werk sind. Die sind perfekt.

SmartTV ist eingebaut, für Netflix und Amazon Prime Video gibt es eigene Tasten auf der Fernbedienung. Im Grunde bin ich kein Freund von eingebauten Smart-Lösungen. Für den "Hausgebrauch" reicht die LG-eigene Smart-TV-Lösung webOS, hier in der Version 4.5, aber völlig aus (solange die Apps dann auch aktualisiert werden). Sie reagiert hinreichend schnell und die meisten gängigen Apps lassen sich aus dem LG-App-Store schnell installieren. Die Mediatheken-Apps von ARD, ZDF, Arte usw. sind dort vorhanden, die relativ neue Joyn-App (von ProSieben, Sat1 usw.) aber beispielsweise noch nicht. Grundsätzlich ist es aber natürlich schön, dass man den HU85LS komplett ohne externes Zubehör betreiben kann – Stromanschluss reicht.

Voraussetzung für den Standalone-Betrieb ist auch, dass der Ton was taugt. Obwohl der HU85LS mit seiner Stoff-Front auf den ersten Blick eher wie ein Lautsprecher als wie ein Beamer aussieht – mit einer Soundbar kann er nicht konkurrieren. Hinter der Front befinden sich zwei "5W-Lautsprecher", die sind gar nicht mal schlecht. Wer keinen wirklichen Bass oder wahrnehmbare Stereo-Effekte erwartet, wird mit den eingebauten Lautsprechern vielleicht zufrieden sein. Und wer mehr Sound will, kann zusätzliche Lautsprecher bzw. Verstärker per optischem Ausgang, per HDMI, drahtlos per Bluetooth oder auch schlicht per Klinkenanschluss (eigentlich für Kopfhörer gedacht) anschließen. Bei den meisten Kombinationen kann man dann einstellen, ob die internen Lautsprecher stumm sein sollen oder den Ton zusätzlich wiedergeben. So lassen sich beispielsweise sehr unkompliziert die internen Lautsprecher durch einen Subwoofer ergänzen.

Kein eingebauter Fernseh-Tuner Wenn ich schreibe, dass sich der HU85LS ohne weiteres Zubehör betreiben lässt, dann meint dies: Mit Inhalten aus dem Internet oder von im lokalen Netzwerk befindlichen Quellen (z. B. DLNA-Server). Der Beamer hat, anders als Fernsehgeräte, keine eingebauten Fernseh-Tuner und keine Anschlüsse für Satelliten-Antennen oder terrestrischen DVB-T2-Empfang. Dies gilt jedenfalls für die in Europa angebotene Version. Auf den Fotos auf der LG-Website sieht man ein Anschlussfeld, das zwei zusätzliche Antennenanschlüsse besitzt. Diese sind nur in einer Version für andere Teile der Erde enthalten, die auf den Namen HU85LA hört. Beispielsweise in der in den USA verkauften Version sind tatsächlich Digital-TV-Empfangsteile eingebaut, daher die Antennenanschlüsse – einer für Kabel-TV und einer für terrestrisches TV. Bei der Europa-Ausführung ist dies aber nicht der Fall. Wer Live-TV nicht aus dem Internet, sondern über eine Antenne empfangen möchte, kommt also nicht um eine externe Lösung (Set-Top-Box oder Receiver) herum.

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