Digitaler Bilderrahmen

Testbericht: Netgear Meural Canvas II 27" MC327

Seite 2 von 2, vom 2021-03-22 (Autor: Harm-Diercks Gronewold, Jens Scheppler)Zur Seite 1 wechseln

Bedienung

Während die Gestensteuerung am Gerät für die alltägliche Bedienung durchaus ausreicht, ist die Meural App beziehungsweise die Web-Applikation (Web-App) die eigentliche Schalt- und Verwaltungszentrale. Mit beiden Optionen lässt sich das Verhalten des Meural Canvas II 27" MC327 individuell anpassen. So kann unter anderem die automatische Helligkeit aktiviert oder deaktiviert werden. In der App lassen sich bequem die Bilder eines Ordners neu sortieren. Diese Verwaltungsfunktionen funktionieren ebenso zuverlässig wie die Möglichkeit, einzelne Bilder, Alben oder Wiedergabelisten an einen mit den Apps verbundenen Canvas (Rahmen) zu übertragen.

Wir haben diesen Testbericht über einen recht langen Zeitraum verfasst und noch im zweiten Quartal 2020 waren die App und die Webapplikation zeitweise zickig. Nachdem Netgear ein großes Update für den Rahmen, die App und die Weboberfläche durchgeführt hat, sind diese Probleme verschwunden. Jetzt zeigt sich die Verbindung in alle Richtungen sehr stabil und Verbindungs- beziehungsweise Synchronisationsprobleme gab es zu keiner Zeit mehr. Bislang (Stand März 2021) hat Netgear aber vergessen, den Bedienungskomfort an das Jahr 2021 anzupassen.

Hauptsächlich ist es die Web-App, die wichtige Verwaltungsaufgaben unnötig verkompliziert. Das beste Beispiel ist der Bildupload. Um zu diesem zu gelangen, muss zunächst ein Kontextmenü geöffnet werden. Dieses Menü hat viele verschiedene Einträge, unter anderem auch die Konteneinstellung, die später noch wichtig wird. In dem Menü sind folgende Einträge zu finden: "Upload", "Leinwände", "Favoriten" und "Alben". Dem Anwender wird nun suggeriert, dass der erste Arbeitsschritt die Auswahl "Upload" ist, um seine eigenen Bilder in die Meural-Cloud zu laden. Das ist zwar korrekt, allerdings nur für einzelne Bilder oder eine Gruppe von Bildern sinnvoll, die manuell in eine Wiedergabeliste oder Alben sortiert werden sollen. Bei einem ganzen Stapel Bilder eines Themas ist es alles andere als sinnvoll, über den Upload-Menüeintrag zu navigieren. Doch dazu später etwas mehr.

Der Uploads-Bereich der my.meural-Cloud enthält alle vom Anwender hochgeladenen Bilder. Von hier aus können einzelne Bilder an einen oder mehrere verbundene Rahmen geschickt werden. Um das zu erledigen, gibt es ein Icon (drei Punkte). Diese Punkte öffnen ein Kontext-Menü, mit dem sich das Bild verwalten lässt. Hier kann das Bild einem Album oder einer Wiedergabeliste zugeordnet sowie favorisiert werden. Zudem können die Bildinformationen wie Beschreibung und Titel editiert werden. Die Möglichkeit, Bilder zu markieren und im Bulk zu einer Wiedergabeliste oder Album zuzuordnen beziehungsweise zu Favorisieren, ist nicht möglich. Immerhin gibt es eine vergrößerte Ansicht, bei der sich Bilder per Pfeiltasten durchschalten lassen. In dieser Ansicht sind dann auch plötzlich kleine Icons zu finden, mit denen sich Bilder schnell favorisieren und in Wiedergabelisten sortieren lassen. Alle anderen Funktionen müssen wieder über das Drei-Punkte-Menü geöffnet werden. Eine Möglichkeit, die Bildbeschreibung per Doppelklick zu öffnen und zu editieren, ist nicht gegeben. Wenn man also vorhat, eine Vielzahl Bilder eines Themas in eine Wiedergabeliste oder Album zu sortieren, dann braucht man viel Geduld.

Doch wie kann man nun einfacher thematisch sortierte Bilder hochladen, ohne dass man sich mit dem mühseligen einzelnen Zuordnen von Bildern in Wiedergabelisten oder Alben beschäftigen zu müssen? Um das zu bewerkstelligen, muss entweder der Menü-Eintrag Alben oder Wiedergabelisten ausgewählt werden. Dann landen die Bilder automatisch zugeordnet im korrekten Bereich. Möchte man die Option nuten, für seine Bildwerke Bildbeschreibungen anzeigen zu lassen, kann man dies für jedes Bild individuell tun. Diese Informationen können dann mit einer Wischgeste am Canvas angezeigt werden. Aus einer Wiedergabeliste heraus ist es nicht möglich, die eigene Upload-Galerie zu durchsuchen und Bilder hinzuzufügen. Man muss sich also gut überlegen, wohin die Bilder hochgeladen werden sollen.

Doch was ist der Unterschied zwischen Wiedergabelisten und Alben? Hier ist sich die Meural Community nicht ganz einig und eine echte Dokumentation gibt es nicht. Der einzige Unterschied scheint zu sein, dass sich Wiedergabelisten mit anderen Meural-Accounts teilen lassen, während ein Album mit einem Smartgerät verbunden und synchronisiert werden kann (Ordnerüberwachung). Wiedergabelisten können aber auch auf dem Smartgerät editiert und befüllt werden, allerdings gibt es keine Synchronisation mit dem Rahmen.

Die Smartphone-App besitzt grundsätzlich die gleiche Funktionalität wie die Web-App, allerdings kann hier die bereits erwähnte Ordnerüberwachung aktiviert werden. Damit werden Bilder eines Ordners automatisch in die Meural-Cloud hochgeladen. Zudem kann aus der App fotografiert werden, die Aufnahmen landen direkt im entsprechenden Album.

Auch der Einsatz einer SD-Karte muss zuerst verinnerlicht werden. Denn ein fliegender Speicherkartenwechsel ist nicht möglich. Der Meural Canvas II muss vor dem Einlegen und dem Wechsel einer Speicherkarte ausgeschaltet werden. Damit der Meural Canvas II Bilder von einer Speicherkarte lesen kann, dürfen die Bilder in maximal vier Ordnern sortiert sein. Diese Ordner müssen zudem den Namen "meural1" bis "meural4" tragen, ansonsten werden sie nicht angezeigt.

Meural-Membership

Um die Online-Features des Meural Canvas II nutzen zu können, muss man sich einen kostenlosen Account auf my.Meural.netgear.com anlegen. Ist das erledigt, hat man eine Auswahl aus 100 Kunstwerken, die man sich auf dem eigenen Meural Canvas II anzeigen lassen kann. 42 Kunstwerke sind dabei schon auf dem Meural Canvas II vorinstalliert. Zudem bekommt jeder Kunde einen Cloud-Speicherplatz von vier Gigabyte für seine Fotos und Videos.

Möchte man aus mehr als 30.000 Kunstwerken auswählen, wird eine jährliche Mitgliedschafts-Gebühr von 79 Euro oder wahlweise etwa 10 Euro im Monat fällig. Dafür bekommt man zusätzlich 16 Gigabyte Cloudspeicher, so dass einem insgesamt 20 GB zur Verfügung stehen. Zudem kann mehr als ein Rahmen mit Bildmaterial versorgt werden. Außerdem spart man 60 Prozent beim Kauf von Premium-Inhalten. Bei Premium-Inhalten handelt es sich um Fotografien und Kunstwerke mehr oder weniger bekannter Fotografen, Maler und Grafiker. Diese Inhalte lassen sich entweder einzeln oder als Sammlungen kaufen und werden mit nur wenigen Klicks an eigene Rahmen geschickt. Der Abschluss des Abos berechtigt auch zur Anzeige vieler Werke, dies ohne zusätzliche Kosten. Andere Werke bekommt man zu den vergünstigten Konditionen.

Das hört sich für Kunstfreunde sehr gut an und ist vom Preis vertretbar. Übrigens kann man sich auch als Anbieter registrieren und die eigenen Bilder der Meural Community zum Kauf anbieten. Dabei sollen laut Netgear 60 Prozent des Erlöses an den Künstler ausgeschüttet werden.

Ein ebenfalls interessantes Feature sind kurierte Playlists, die Kunstwerke ohne viel Aufwand auf dem eigenen Meural Canvas II abspielen. Dabei können Playlists nach Genre, Künstler, Stimmung und passend zum Wohnungsdekor abgespielt werden. Außerdem stehen Videos von Sharecare Windows zur Verfügung, die Stress reduzieren und für Entspannung sorgen sollen.

Hinweis: Die Kunstwerke werden nicht tatsächlich gekauft, sondern nur die Lizenz, die Kunstwerke auf einem Meural Bilderrahmen darzustellen. Sollte sich Netgear irgendwann in der Zukunft dazu entschließen, diesen Service einzustellen, dann ist davon auszugehen, dass diese Lizenzen erlöschen werden. Außerdem besteht die Gefahr, dass dann auch die Meural Bilderrahmen nicht mehr einsetzbar sind – zumindest die, die keinen eingebauten Kartenleser besitzen. Dies mag sicherlich etwas pessimistisch klingen, aber die Smart-Home-Welle hat gezeigt, dass immer wieder auch große Hersteller von Cloud-basierten Geräten ihren Service einfach deaktivieren, ohne alternative Steuerungsoptionen für die Käufer der Produkte anzubieten.

Fazit

Digitale Bilderrahmen sind dank Cloud-Anbindung und App-Steuerung sowie der Möglichkeit, Bilder zu teilen, echte Alleskönner geworden. Da macht der Meural Canvas II 27" MC327 keine Ausnahme. Die Bildqualität ist gut und die Auflösung ist ausreichend, zumindest bei einem normalen Betrachtungsabstand. Der Rahmen sieht elegant aus und passt auch in ein geschäftliches Umfeld. Über das Abo-Modell für Kunstwerke kann man sich zwar streiten, dennoch kann man mit den Kunstwerken seinem Zuhause etwas mehr Kultur und Abwechslung verleihen. Auch die "kostenlosen" Ausstattungsmerkmale mit dem Cloud-Speicher und den Community-Möglichkeiten sind leicht verständlich und gut implementiert. Die besonders wichtige Verbindungsstabilität zur Meural Cloud ist sehr gut. Die Bedienungsfreundlichkeit der Weboberfläche bietet allerdings Verbesserungspotenzial, insbesondere beim Upload seiner Bilder.

Der Netgear Meural Canvas II 27" MC327 ist mit einem Straßenpreis von über 850 Euro nicht gerade günstig, bietet aber die Möglichkeit, Bilder auf der ganzen Welt zu teilen und sich kurierte Kunst in das heimische Wohnzimmer zu holen. Der Meural Canvas II ist außerdem in einer 21" Variante (MC321) mit den gleichen Rahmenvariationen und der gleichen technischen Ausstattung erhältlich. Preislich liegt die kleinere Version etwa 100 Euro unter dem des Canvas II 27" MC327.

Kurzbewertung

  • Gute visuelle Bildqualität
  • Einfache Einrichtung und leichte Befüllung mit Kunstwerken
  • SD-Kartenleser
  • Einfache Wiedergabelisten-Sortierung
  • Schlechte Bild-Verwaltungsfunktionen in der Web-App
  • Suboptimale Stromversorgung bei Wandmontage
  • Teilweise nicht lokalisierte Websites

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