Universeller Systemblitz
Rollei HS Freeze 1s im Test
2022-12-01, aktualisiert 2023-03-22 Systemblitzgeräte kommen überall dort zum Einsatz, wo das vorhandene Licht nicht mehr ausreicht oder viel zu ungünstig positioniert ist. Das im September 2022 von Rollei vorgestellte Systemblitzgerät HS Freeze 1s ist nicht nur ein recht leistungsstarker Systemblitz, er präsentiert sich auch ausgesprochen gut ausgestattet und ist zudem zu vielen Kameras von Fujifilm, Canon, Nikon, Panasonic und Olympus gleichzeitig kompatibel. Nur für die Nutzung an Kameras von Sony war ein optionalen Adapter nötig. Wir haben den Blitz in der Praxis genauer untersucht und beleuchten in diesem Test seine Stärken und Schwächen. (Harm-Diercks Gronewold)
Rollei HS Freeze 1s. [Foto: MediaNord]
Der Blitzkopf des HS Freeze 1s ist dreh- und schwenkbar. [Foto: Rollei]
Update vom 22. März 2023: Rollei hat eine HS Freeze 1s Variante mit dediziertem Sony Multi Interface Blitzschuh vorgestellt.
Der Rollei HS Freeze 1s ist ein Multisystem-Blitz, der mit den TTL-Protokollen von Canon, Fujifilm, Nikon, Olympus und Panasonic arbeitet, ohne dass man einen jeweils spezifischen Blitz für die jeweiligen Systeme kaufen muss. Mit Sony-Kameras kann der HS Freeze 1s ebenfalls eingesetzt werden, da Sony aber die Blitzsteuerung nicht über Zusatzkontakte des Mittenkontakts erledigt, sondern über den Multi-Interface-Anschluss, wird ein zusätzlicher kleiner Adapter benötigt. Ab Ende März 2023 ist zudem eine dedizierte Sony Multi interface Variante des HS Freeze 1s erhältlich, bei der auf den Adapter verzichtet wird. Allerdings ist es dann auch vorbei mit dem Einsatz an anderen Kamerasystemen
Verarbeitung und Ergonomie
Der HS Freeze 1s hat ein betriebsbereites Gewicht von etwas mehr als 600 Gramm. Davon entfallen 130 Gramm auf den wechselbaren Lithium-Polymer-Akku und der Rest auf den etwa 21 Zentimeter hohen sowie etwa acht Zentimeter breiten und tiefen Blitz. Das Gehäuse besteht aus einem mattierten Kunststoff. An der Seite des Blitzes ist ein 1/4" Gewinde zur Befestigung des HS Freeze 1s untergebracht. Man muss also entweder damit leben, dass das Blitzgerät auf der Seite liegt, wenn man es ohne Montagewinkel auf ein Stativ schraubt, was dank der runden Abstrahlfläche aber keinen Einfluss auf die Lichtverteilung hat, oder man nutzt den mitgelieferten Blitzständer zum Aufstellen, auf dessen Unterseite sich zudem ebenfalls ein Stativgewinde befindet.
Die Kombination Sony Alpha 7R III mit Rollei HS Freeze 1s ist schon ziemlich üppig. [Foto: MediaNord]
Der Akku wird in die entsprechende Halterung auf der Vorderseite des Blitzes gesteckt. Er rastet zwar automatisch ein, allerdings muss man ihn schon recht kräftig in das Gehäuse drücken, damit er festsitzt. Dazu fasst man den Blitz aber tunlichst nur an den Seiten an und nicht auf der Rückseite, denn dort befindet sich der Touchscreen, und den möchte man ja nicht beschädigen.
Der Akku hat 11,1 Volt und 1.600 mAh, was knapp 18 Wattstunden entspricht. Geladen wird der Akku in einer Ladeschale, die per USB-C-Netzteil mit Strom versorgt wird. Die Ladeschale wird mit maximal 5 Volt und 3 Ampere betrieben, so dass theoretisch sogar eine kräftige Powerbank zum Laden eingesetzt werden kann. Um den Ladestatus im Blick zu haben, besitzt die Ladeschale vier LEDs, die jeweils 25 Prozent Ladung anzeigen. Schön zu sehen, dass es Hersteller gibt, die auf einen "Morsecode" bei der Ladestandsanzeige verzichten. Der Akku soll laut Rollei für mehr als 450 Bilder Energie liefern, was er in unserem Test jedoch trotz vollem Ladezustand nicht annähernd geschafft hat.
Die universelle Einsetzbarkeit des HS Freeze 1s hört sich für jeden Fotografen mit mehr als einem Kamerasystem wie ein wahrer Traum an. Ein Blitz für alle – nicht ganz, denn Sony nutzt den Multi-Interface-Blitzschuh für erweiterte Blitzfunktionen. Deshalb kann der HS Freeze 1s nur mit Adapter auf einer Sony-Kamera benutzt werden. Der Adapter besteht aus Kunststoff und in Kombination mit dem Blitz wirkt das Ganze ziemlich wackelig, funktioniert aber ohne Probleme.
Der Blitzschuh des HS Freeze 1s ist mit verschiedenen TTL-Pins ausgestattet, so dass er auch mechanisch mit den unterschiedlichen Systemen kompatibel ist. [Foto: Rollei]
Mit dem Sony MI-Adapter werden die notwendigen Kontakte an den Multi-Interfache-Schuh der Sony-Kamera übertragen. [Foto: MediaNord]
In der Praxis ist die Inbetriebnahme einfach. HS Freeze 1s auf die Kamera stecken, Kamera und Blitz einschalten, dann auf dem Touchscreen auf den Anschluss tippen und mit den Pfeil-Icons zum entsprechenden Anschluss navigieren. Der HS Freeze 1s zeigt dann sogar mit einem grün unterlegten Herstellernamen an, dass der korrekte Blitzanschluss gefunden wurde.
Das funktioniert auch tadellos auf der Sony Alpha 7R III, Alpha 7 III und Fujifilm X-H2. Möchte man aber eine ältere Olympus oder Panasonic mit dem HS Freeze 1s ausstatten, dann sollte man vor dem Kauf einen Blick in das aktuelle Kompatibilitäts-Dokument von Rollei werfen, um keine bösen Überraschungen zu erleben (siehe weiterführende Links). Nicht kompatible Kameras können allerdings den Blitz als manuelles Blitzgerät nutzen, das über den Mittenkontakt gezündet wird.
Der runde Blitzkopf des HS Freeze 1s hat einen Anstellwinkel von bis zu 90 Grad. Er besitzt Markierungen für 45, 60, 75 sowie 90 Grad, rastet aber nicht nur dazu passend ein, sondern auch bei 0, 15 und 30 Grad, die allerdings ohne Markierung auskommen müssen. Zudem gibt es eine negative Stellung ohne Einrasten. Die fehlende Markierung der unteren Raststufen ist schade, insbesondere kann man nur taktil ermitteln, ob der Blitzkopf auf 0 Grad oder darunter positioniert ist. Die negative Position ist für Nahaufnahmen und den Einsatz der LED-Dauerbeleuchtung des HS Freeze 1s als Portraitlicht sehr wichtig.
Der Akku des HS Freeze 1s soll bis zu 450 Aufnahmen durchhalten, im Test machte er aber schon deutlich früher schlapp. [Foto: Rollei]
Geladen wird der Akku in einer per USB-Netzteil betriebener Ladeschale. [Foto: Rollei]
Auch horizontal lässt sich der Kopf des HS Freeze 1s nach links und rechts um bis zu 180 Grad drehen. Leider ist der Blitzkopf sehr straff montiert, so dass man die Einrastungen beim Drehen fühlen kann, aber nicht nutzen, da das Drehen mehr Kraft benötigt als die Rastmechanik entgegensetzen kann. Man dreht also grundsätzlich zu weit.
Im knapp acht Zentimeter durchmessenden, runden Blitzkopf ist eine elektrisch verstellbare Streuscheibe eingebaut. Diese deckt Brennweiten von 28 bis 105 Millimeter ab. Leider zeigt das Menü des HS Freeze 1s das nicht an. Vielmehr werden Brennweiten in sechs Stufen von 0 bis 5 angezeigt. 5 entspricht laut Hersteller der 105 Millimeter-Position und bei dieser Einstellung erreicht der Blitz auch seine maximale Leistung von Leitzahl 60. Bei einer Streuscheibenposition von 35 Millimetern hat der Blitz eine Leitzahl von etwa 45.
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